"Von den meisten Kriegen würden wir keine Notiz nehmen, wären da nicht die Journalisten, die über sie berichten, und die Medien, die ihre Korrespondenten zum Ort des Geschehens schicken. Gleichzeitig geht die Vorliebe der Medien für Kriege und Konflikte häufig zu Lasten eines positiven Beitrags zur Friedenschaffung. Das Konzept des Friedensjournalismus wird deshalb als eine Alternative zur traditionellen Kriegsberichterstattung verstanden. Der vorliegende Aufsatz macht jedoch deutlich, dass die Idee des Friedensjournalismus nur alter Wein in neuen Schläuchen ist, auch wenn mit einem durchaus noblen Ziel. Viele Protagonisten des Friedensjournalismus übersehen häufig die mannigfaltigen Nuancen im Journalismus und heben das Außergewöhnliche, Spektakuläre und Negative der Kriegsberichterstattung hervor. Sie überschätzen den Einfluss der Journalisten und Medien auf die politische Entscheidungsfindung, und sie begreifen das Publikum als eine passive Masse, die mit den Mitteln des Friedensjournalismus aufgeklärt werden muss. Darüber hinaus basiert die Idee des Friedensjournalismus weitgehend auf einer übermäßig individualistischen Sicht, wobei die strukturellen Zwänge im Journalismus aus dem Blick geraten: Hierzu zählen ungenügende personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen, redaktionelle Prozesse und Hierarchien, Zwänge der Nachrichtenformate, die Verfügbarkeit von Quellen sowie der Zugang zum Geschehen und generell zu Informationen. All dies deutet darauf hin, dass die Praxis des Friedensjournalismus keine Frage der persönlichen Freiheit ist. Medienstrukturen und professionelle Routinen können wohl kaum aus der Position des individuellen Journalisten heraus verändert werden. Moderner Journalismus manifestiert sich in Prozessen der organisierten Nachrichtenproduktion, wobei den organisationalen und institutionellen Faktoren Priorität eingeräumt wird, ebenso wie Prozessen der beruflichen Sozialisation. Um einen ernstzunehmenden Beitrag für die Kriegsberichterstattung und ihre kritische Reflexion leisten zu können, muss auch Friedensjournalismus die strukturellen Bedingungen im Journalismus berücksichtigen. Die Debatte um den Friedensjournalismus - und insbesondere um die praktischen Implikationen - muss an die Journalismusforschung angeschlossen werden, wo ähnliche Anstrengungen zur journalistischen Qualitätssicherung unternommen werden." (Autorenreferat)
Der Beitrag entwickelt ein integratives Modell der Kriegsberichterstattung, das die Wirkmächtigkeit systemischer Faktoren gegenüber der Selbstbestimmtheit der journalistischen Akteure betont. Entgegen der gängigen Auffassung von Journalisten als unabhängig operierenden Personen argumentiert der Autor, dass Kriegsreporter vielfältigen internen und externen Einflüssen und Zwängen ausgesetzt sind, die ihre Arbeit in jedem Fall entscheidend beeinflussen und die daher bei jeder Analyse mit bedacht werden müssen. Die theoretischen Grundlagen des Modells bilden (1) systemtheoretische Ansätze der Konzeption von Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und öffentlicher Kommunikation, (2) die Akteur-Struktur-Dynamiken von Uwe Schimank, sowie (3) feldtheoretische Überlegungen von Pierre Bourdieu. Eine hinreichende Beschreibung von Kriegsberichterstattung muss alle vorgenannten Elemente enthalten: Öffentlichkeit bzw. öffentliche Kommunikation mit den beiden Leistungssystemen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit; das sicherheitspolitische System; die drei Beschreibungsebenen der individuellen Akteure (Mikro), Strukturen (Meso) und Orientierungshorizonte (Makro); die innersystemischen Beziehungen innerhalb von Funktions- bzw. Leistungssystemen sowie die innersystemischen Beziehungen zwischen Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Sicherheitspolitik. "Auf diese Weise kann das Forschungsfeld zu einem Indikatorenmodell für die komparative Beschreibung von Kriegsberichterstattung - sowohl zeitlich (historisch) als auch kulturvergleichend (räumlich) gelangen." (RG)
Given the persistent variation in the ways journalism works across cultural boundaries, researchers are often quick to speak of 'journalistic' or ' professional cultures' without conceptual clarity. Consequently, 'journalism culture' has become an increasingly vague concept, inviting misunderstanding and theoretical ambiguity. This paper, therefore, introduces a taxonomy of journalism cultures, consisting of the territorial, essentialist, value-centered, milieu-specific, organizational and professional journalism cultures. Empirical evidence is provided for three of these cultures, drawing on data from a survey of 385 professional journalists in Indonesia. The results suggest that if culture has some kind of severe impact on journalism, it is not likely to appear on the level of the individual (micro) and organization (meso), but rather on the societal level (macro). (Asian J Commun/NIAS)
Im Vielvölkerstaat Indonesien haben der Sturz der Suharto-Diktatur und die demokratischen Reformen zu einer beispiellosen Transformation des Mediensystems geführt. Die Journalisten des südostasiatischen Inselreiches zählen zu jenen gesellschaftlichen Akteuren, die vom Wandel der politischen Gegebenheiten sehr schnell profitieren konnten. Für die kommunikations- und medienwissenschaftliche Forschung ist die bevölkerungsreichste islamische Nation aber auch deshalb interessant, weil sie sich in einem grundlegendender gesellschaftliche und kulturelle Transformationsprozess befindetin einem rasanten Tempo vollzieht. - Gestützt auf Interviews mit 385 professionellen Journalisten vermittelt die Arbeit ein umfassendes Bild von Akteuren, Strukturen und beruflichen Orientierungshorizonten im Journalismus. Damit verfügt die Wissenschaft erstmalig über umfassende Daten zu einem Journalismussystem in ganz Südostasien. Darüber hinaus geht die Arbeit der Frage nach, welche Rolle die kulturelle Praxis Faktoren bei der Herstellung journalistischer Medienaussagen spielent. Es wirdDie vorliegenden Befunde machen deutlich, dass sich der Journalismus Indonesiens wenig von dem anderer Regionen der Welt unterscheidet und dass seine Strukturen relativ robust auf kulturelle Einflüsse reagieren.
The Handbook of Comparative Communication Research aims to provide a comprehensive understanding of comparative communication research. It fills an obvious gap in the literature and offers an extensive and interdisciplinary discussion of the general approach of comparative research, its prospect and problems as well as its applications in crucial sub-fields of communications. The first part of the volume charts the state of the art in the field; the second section introduces relevant areas of communication studies where the comparative approach has been successfully applied in recent years; th
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