Kriegskorrespondenten entmystifizieren: eine integrative Heuristik zur Beschreibung der journalistischen Inaugenscheinnahme von Kriegen
In: Kriegskorrespondenten: Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft, S. 39-58
Abstract
Der Beitrag entwickelt ein integratives Modell der Kriegsberichterstattung, das die Wirkmächtigkeit systemischer Faktoren gegenüber der Selbstbestimmtheit der journalistischen Akteure betont. Entgegen der gängigen Auffassung von Journalisten als unabhängig operierenden Personen argumentiert der Autor, dass Kriegsreporter vielfältigen internen und externen Einflüssen und Zwängen ausgesetzt sind, die ihre Arbeit in jedem Fall entscheidend beeinflussen und die daher bei jeder Analyse mit bedacht werden müssen. Die theoretischen Grundlagen des Modells bilden (1) systemtheoretische Ansätze der Konzeption von Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und öffentlicher Kommunikation, (2) die Akteur-Struktur-Dynamiken von Uwe Schimank, sowie (3) feldtheoretische Überlegungen von Pierre Bourdieu. Eine hinreichende Beschreibung von Kriegsberichterstattung muss alle vorgenannten Elemente enthalten: Öffentlichkeit bzw. öffentliche Kommunikation mit den beiden Leistungssystemen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit; das sicherheitspolitische System; die drei Beschreibungsebenen der individuellen Akteure (Mikro), Strukturen (Meso) und Orientierungshorizonte (Makro); die innersystemischen Beziehungen innerhalb von Funktions- bzw. Leistungssystemen sowie die innersystemischen Beziehungen zwischen Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Sicherheitspolitik. "Auf diese Weise kann das Forschungsfeld zu einem Indikatorenmodell für die komparative Beschreibung von Kriegsberichterstattung - sowohl zeitlich (historisch) als auch kulturvergleichend (räumlich) gelangen." (RG)
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