Wie viel Markt verträgt das Gesundheitswesen?: Chancen, Grenzen u. Risiken d. Ökonomisierung von klinischer Tätigkeit
In: Ethik in der Medizin 23.2011,4
In: Themenheft
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In: Ethik in der Medizin 23.2011,4
In: Themenheft
In: Lebenswissenschaften im Dialog 7
Sind wir moralisch dazu verpflichtet, unsere Körpersubstanzen und Organe kranken Menschen zur Verfügung zu stellen? Dürfen wir unsere Nieren verkaufen oder sollten wir sie unentgeltlich im Sinne einer altruistischen Spende abgeben? Im Unterschied zu äußeren Gütern sind der eigene Körper und seine Teile traditionell nicht Gegenstand von Forderungen der Solidarität oder gar der Verteilungsgerechtigkeit. Vielmehr wurde der menschliche Körper sowohl als Medium der Person wie auch als deren Grenze zur Außenwelt betrachtet. Gegenüber schädigenden Zugriffen Dritter wie auch seitens der eigenen Person erklärten Moral und Recht den menschlichen lebenden Körper als weitgehend unverfügbar. Im Zuge der zunehmenden Fremdverwertbarkeit von Körperteilen wird mit der faktischen Verfügbarkeit des menschlichen Körpers auch dessen normative Unverfügbarkeit in Frage gestellt. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, inwieweit die traditionellen autonomie- und persontheoretischen Begründungen der Unverfügbarkeit des eigenen Körpers unter den neuen Verhältnissen Bestand haben, und entwirft eine systematische Theorie der Bestimmungsbefugnis über den eigenen Körper.
Die 'Ressource Mensch' wird zunehmend Gegenstand wirtschaftlicher Interessen, obwohl doch der Körper nicht als Ware verfügbar sein soll. Welche Gründe stehen hinter dem Kommerzialisierungsverbot des menschlichen Körpers und welchen Bestand haben diese Gründe angesichts der Hoffnungen und Heilserwartungen, die sich mit der Nutzung von Körpersubstanzen und Organen verbinden? Im Spektrum von Begründungen, Grenzen und Reichweiten des Kommerzialisierungsverbots verknüpfen sich Aspekte der Philosophie, hier insbesondere der Anthropologie und der Ethik, der Rechtswissenschaft sowie kultur- und medizinhistorische und soziologische Fragestellungen. Der Band dokumentiert Beiträge von VertreterInnen aus diesen Fachdisziplinen, die die genannten Fragen gemeinsam sowohl in ihren wissenschaftlich theoretischen Aspekten als auch in ihrer gesellschaftlichen Relevanz und Brisanz erarbeitet und diskutiert haben. Die Aufsätze betreffen die philosophischen Grundlagen der Verfügung über den Körper, systematische und historische Aspekte des kommerzialisierten weiblichen Körpers, aktuelle Normbildungsprozesse und Modalitäten der Körperkommerzialisierung und als konkrete Praxisfelder rechtliche und ethische Probleme der postmortalen und der Lebendorganspende sowie der Verwertung und Lagerung von Körpersubstanzen in Biobanken. Dabei wird ein Spektrum von Positionen deutlich, zugleich aber auch klar, welche relevanten Aspekte in der aktuellen und künftigen biopolitischen Debatte um die Körperkommerzialisierung zu berücksichtigen sind. Mit Beiträgen von R. Beck, G. Böhme, M. Braig, D. Busch, A. Buyx, D. Dickenson, B. S. Dörr, B. Herrmann, K. T. Kanz, R. Lutz, U. Müller, T. Potthast, S. Romagnoli, K. Sabisch, M. Saborowski, I. Schneider, E. Schnorrenberg, J. Simon und J. Robienski, C. Ullrich, U. Winkler und S. Wöhlke
In: Angewandte Ethik Band 19