Befristete Arbeitsverträge haben im Jahr 2017 mit 8,3 Prozent der Beschäftigten einen neuen Höchststand erreicht. Zugleich sind die Übernahmechancen in unbefristete Beschäftigung seit 2009 kontinuierlich gestiegen. Die Bundesregierung plant nun eine Reform, um Zahl und Dauer der Befristungen zu beschränken. Es ist jedoch offen, ob die im Koalitionsvertrag geplanten Vorhaben im Hinblick auf die Beschäftigungsmöglichkeiten der Betroffenen zielführend sind. Daher sollten mögliche Alternativen geprüft werden.
"In den letzten Jahren ist der Ruf nach einer Eindämmung befristeter Arbeitsverträge im öffentlichen Dienst lauter geworden. Nicht zu Unrecht: Befristungen sind häufig mit Beschäftigungsunsicherheit verbunden und erschweren die individuelle Lebensplanung. Vor allem junge Menschen im Familiengründungsalter sind davon betroffen. Eine Studie des ifo-Instituts hat jüngst ergeben, dass sich Befristungen negativ sowohl auf Familiengründungen an sich als auch auf die Anzahl der Kinder auswirken. Im Hinblick auf den demografischen Wandel ist das kein wünschenswerter Effekt. Die fehlende Kontrolle über die eigenen Handlungsmöglichkeiten, der permanent nagende Zweifel, ob man in einigen Monaten noch beschäftigt ist, können zudem die Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
"Die Studie untersucht die Entwicklung und Determinanten des Churnings als Maß für den Grad der 'Offenheit' von Beschäftigungssystemen. Churning misst den Teil der Personalfluktuation, der nicht zu einer Beschäftigungsänderung im Betrieb führt. Anhand der Entwicklung der Churningrate zwischen 1993 bis 2010 wird zunächst deskriptiv dargelegt, inwieweit sich Hinweise auf einen Zuwachs an offenen Beschäftigungssystemen finden lassen. Vor dem Hintergrund personalpolitischer Bezugsprobleme werden zudem in linearen Regressionsanalysen die betrieblichen Determinanten des Churnings untersucht. Schließlich wird mittels Fixed-Effects-Panelmodellen der Zusammenhang zwischen Churning und Beschäftigungswachstum analysiert. Datenbasis ist das IAB-Betriebspanel 1997 bis 2010. Im Ergebnis zeigt sich, dass Churning in den letzten Jahren abgenommen hat. Zudem lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Churningrate und dem innerbetrieblichen Beschäftigungswachstum identifizieren." (Autorenreferat)
"Zwischen 1996 und 2010 stieg der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Angaben des IAB-Betriebspanels von unter fünf auf etwa neun Prozent. Weit über zwei Millionen Arbeitskräfte sind heute auf Basis eines befristeten Vertrags tätig. Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Bedeutung befristeter Verträge bei Neueinstellungen: Zwischen 2001 und 2010 sind die befristeten Neueinstellungen von 32 auf 46 Prozent angestiegen." (Textauszug, IAB-Doku)
"Fazit: Letztlich hat der Gesetzgeber die nicht einfache Aufgabe, die Begrenzung des Flexibilitätsspielraums für Arbeitgeber im Vergleich zu den gesellschaftlichen Folgen einer zunehmenden Verbreitung befristeter Arbeitsverträge abzuwägen. Einerseits gibt es eine Reihe von Anhaltspunkten dafür, dass die Möglichkeit befristete Verträge abzuschließen in Verbindung mit dem allgemeinen Kündigungsschutz zu kontraproduktiven Effekten führen kann. Für den Arbeitgeber bestehen zum Teil Anreize, eher eine neue Arbeitskraft wiederum befristet einzustellen, als sich dauerhaft an eine Arbeitskraft zu binden. Andererseits bestünde bei Abschaffung der sachgrundlosen Befristung möglicherweise das Risiko, dass sich Arbeitgeber bei Einstellungen zurückhalten und ihr Flexibilitätsspielraum eingeschränkt wird. Aus diesem Grund muss sich der Gesetzgeber die Frage stellen, ob die Abschaffung sachgrundloser Befristungen vordringlich ist, da sich gerade Branchen mit hohen Anteilen sachgrundloser Befristungen eher durch eine unterproportionale Nutzung von befristeten Arbeitsverträgen insgesamt auszeichnen und zugleich höhere Übernahmequoten in unbefristete Arbeitsverhältnisse aufweisen." (Textauszug, IAB-Doku)
In dieser Stellungnahme äußert sich das IAB zu Anträgen der Fraktionen der SPD, Der Linken und Bündnis 90/Die Grünen zur sogenannten sachgrundlosen Befristung bei Arbeitsverhältnissen auf Zeit. Arbeitgeber können derzeit Mitarbeiter bis zu zwei Jahre lang ohne Angabe von Gründen befristet beschäftigen. Die SPD-Fraktion spricht sich in ihrem Antrag (Drucksache 17/1769) dafür aus, diese Möglichkeit zu streichen. Auch die Fraktion der Linken (Drucksache 18/1968) und die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen (17/2922) schließen sich dieser Forderung an. Die Anträge der beiden Fraktionen sehen darüber hinaus vor, die gesetzliche Möglichkeit einer Befristung zur Erprobung für neue Mitarbeiter abzuschaffen. Gesellschaftspolitisch ist eine weitere Zunahme von befristeten Arbeitsverträgen aus den in den Anträgen der drei Fraktionen genannten Gründen problematisch und eine Begrenzung grundsätzlich wünschenswert. Der Gesetzgeber sollte allerdings prüfen, ob eine weitgehende Abschaffung sachgrundloser Befristungen tatsächlich zu einer Verringerung befristeter Arbeitsverträge beitragen kann, inwieweit die Einschränkung des Flexibilitätsspielraumes für Arbeitgeber vertretbar ist, und ob mit einer Abschaffung Beschäftigungsverluste einhergehen können. ; In this statement, the IAB comments on petitions filed by the Social Democrat (SPD), Left (Die Linke) and Green (Bündnis 90/Die Grünen) parliamentary parties on the so-called ungrounded limitation of employment relationships. Employers currently can hire personnel for a limited period of up to two years, without specifying reasons for limitation. The SPD faction proposes in its petition (document/Drucksache 17/1769) to abolish this possibility. The Left (Drucksache 18/1968) and Green (17/2922) factions join in this proposal. The two latter factions' petitions furthermore envision the abolishment of the legal possibility of limitation for screening purposes for newly hired employees. From a social political point of view, a further increase in the number of temporary employment contracts is indeed problematic, for the reasons given in the cited three petitions, and limiting their number is generally desirable. The legislator should, however, verify whether an abolishment of ungrounded limitations can actually contribute to reducing the number of temporary employment relationships, in how far restricting employers' freedom of contracting is legitimate, and if abolishment could induce decline in employment.
Das Ziel von Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung ('Ein-Euro-Jobs') ist es, schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose wieder an eine Erwerbstätigkeit heranzuführen. Dabei besteht ein gewisses Risiko, dass Betriebe ihre ungeförderten Beschäftigungsverhältnisse durch Arbeitsgelegenheiten ersetzen ('Substitution') oder dass aufgrund von Wettbewerbsnachteilen und Auftragseinbußen Beschäftigungsverluste bei Betrieben ohne Arbeitsgelegenheiten zu verzeichnen sind ('Verdrängung'). Ziel der Studie ist es, potenzielle Substitutionseffekte bei Einrichtungen zu identifizieren, die Arbeitsgelegenheiten einsetzen. Dazu werden zunächst deskriptive Befunde der Sondererhebung des IAB-Betriebspanels 'Erfahrungen mit Ein-Euro-Jobs' präsentiert. Im Anschluss wird eine ökonometrische Analyse von potenziellen Substitutionseffekten auf Basis des IAB-Betriebspanels 2004 bis 2007 durchgeführt. Selektionsprobleme werden mit Hilfe eines bedingten Differenz-von-Differenzen-Ansatzes berücksichtigt. Dabei wird mittels Propensity Score Matching eine passende Vergleichsgruppe für den Differenzenvergleich gebildet. Im Ergebnis lassen sich weder in Ost- noch in Westdeutschland Substitutionseffekte sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in den Betrieben mit Arbeitsgelegenheiten nachweisen. ; One-Euro-Jobs were introduced with the intention of improving the employment prospects of hard-to-place unemployed. However, there is a certain risk of within-firm substitution and between-firm displacement of regular employment by One-Euro-Jobs. The aim of the study is to identify potential substitution effects in estab-lishments that participate in this job creation program. For this purpose I present some descriptive results from the survey 'Experience with One-Euro-Jobs' which was part of the IAB Establishment Panel in 2006 and 2007. In a further step I use data from the IAB Establishment Panel 2004 to 2007 to identify within-firm substitu-tion effects. To account for selectivity, I apply a conditional difference-in-difference approach and propensity score matching. The empirical results indicate that regular employment relationships are not substituted by One-Euro-Jobs, which is true for both West Germany and East Germany.
We examined the impact of a German workfare programme for hard‐to‐place welfare recipients, the so‐called '€1‐jobs', on staff in public and non‐profit establishments. We applied static and dynamic panel models using IAB Establishment Panel data from 2005 to 2013. To account for regional influences, we linked the establishment data to indicators at the district level. We identified a positive complementary effect on high‐skilled workers and a negative substitution effect on low‐skilled workers. We interpreted these findings as follows: In that €1‐jobs require highly skilled staff for management, instruction, qualification and support, this indicates that the programme generates jobs for skilled workers within the welfare‐to‐work industry. The negative effect that we found for low‐skilled workers suggests substitution effects between the programme participants and regular low‐skilled workers; although in this study, both effects were relatively small.
"Interview: Befristungen im öffentlichen Dienst sind keine Seltenheit. Christian Hohendanner erläutert, welche Gründe das hat und was Personalräte tun können." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss der Ein-Euro-Jobs auf die Entwicklung und Struktur der Beschäftigung in öffentlichen, gemeinnützigen und privaten Betrieben. Datengrundlage ist das IAB-Betriebspanel 2005 bis 2013, das mit regionalen Indikatoren auf Kreisebene (Arbeitslosenquote, Anteil der Ein-Euro-Jobs an der Bevölkerung, kommunale Schulden pro Einwohner, Bevölkerungsdichte, kommunale Personalservicedichte) verknüpft wird. Als Methode werden lineare und nicht-lineare statische sowie dynamische Panelanalysen verwendet. Bezogen auf die Gesamtbeschäftigung zeigt sich kein Beschäftigungseffekt des Einsatzes von Ein-Euro-Jobs. Die getrennte Betrachtung unterschiedlicher Qualifikationsgruppen deckt jedoch gegenläufige Effekte auf: einen positiven Effekt bei den Hochqualifizierten und einen negativen Effekt bei den Geringqualifizierten. Wir interpretieren die Ergebnisse vor dem Hintergrund des kontinuierlichen Rückgangs der Ein-Euro- Jobs folgendermaßen: Der Bedarf an qualifiziertem Personal für Verwaltung, Anleitung und Betreuung im Rahmen der Durchführung der Maßnahme dürfte zurückgegangen sein, während zugleich Beschäftigungsverhältnisse im Bereich regulärer Einfachtätigkeiten geschaffen wurden. Beide Effekte sind in ihrer quantitativen Bedeutung als klein einzuschätzen. ; This study examines the impact of One-Euro-Jobs on the employment development and staff structure in public, non-profit and private establishments. The data source is the IAB Establishment Panel 2005 to 2013, which is linked to regional indicators at district level (unemployment rate, share of One-Euro-Jobs in the total population, local debts per inhabitant, population density, regional density of public employment). We use linear and non-linear static panel models as well as dynamic panel methods. The results do not reveal an overall effect of One-Euro-Jobs on total employment. However, we identify a positive - complementary - effect on high skilled workers and a negative - substitutive - effect on low-skilled workers. Our interpretation is as follows: The implementation of measures like One-Euro-Jobs partly requires high skilled staff for management, instruction, qualification and support. The decline of One-Euro-Jobs during the past years led to a decreasing demand for these positions. In contrast, the substitutive relationship between One-Euro-Jobs and low-skilled workers indicates that the decrease of One-Euro-Jobs in recent years led to an increasing demand for low-skilled workers.
"Vollzeitnahe, unbefristete Beschäftigungsverhältnisse ohne Zwischenschaltung einer Zeitarbeitsagentur haben zugunsten sogenannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit, Befristungen oder Minijobs relativ an Bedeutung verloren. In unserem hauptsächlich auf Sekundärquellen basierenden Beitrag betrachten wir wesentliche Arbeitsmarkteffekte von befristeter Beschäftigung, Leih-/Zeitarbeit und geringfügig entlohnter Beschäftigung (Minijobs). Dabei stehen individuelle Effekte und Makrowirkungen atypischer Beschäftigung im Vordergrund. Im Einzelnen geht es um Wege aus der Arbeitslosigkeit und in reguläre Beschäftigung, Veränderungen der Funktionsweise des Arbeitsmarktes und indirekte, über die Lohnentwicklung vermittelte Wirkungen der Beschäftigungsformen auf den Arbeitsmarkt. Im Fazit werden die Ergebnisse zusammengefasst und Forschungslücken aufgezeigt." (Autorenreferat, IAB-Doku)