Hauptbeschreibung: Was hat die Hamas mit Martin Hohmann zu tun, was Said Qutb mit Martin Walser? Wie unterscheiden sich deren Motive von den Beweggründen der in Europa lebenden Neonazis oder der antisemitischen Straftäter aus Migrantenfamilien?Warum stimmt die Hälfte der Deutschen darin überein, Israel mache im Prinzip nichts anderes mit den Palästinensern als das, was die Nazis im »Dritten Reich« mit den Juden gemacht haben? Die Formen des Antisemitismus, die sich gegenwärtig in Europa ebenso verstärkt manifestieren wie im arabischen Raum, habensich strukturell und weltanschaulich angenähert.Ei
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Klappentext: Der Band untersucht die politische In- und Exklusion von Individuen aus einer differenzierungstheoretischen Perspektive. Mit der funktionalen, segmentären und stratifikatorischen Differenzierung der modernen Gesellschaft entsteht ein komplexes Geflecht sozialer Partizipationen, das die Individuen nicht mehr in einer Grundposition umfassend integriert. In der gegenwärtigen Diskussion dagegen erscheint citizenship häufig als ein "Super-Begriff", der von (post-)nationaler Identität über Minderheitenrechte bis zu bürgerlichen Freiheitsrechten reicht. Ob und wie die Staatsbürgerschaft diese Vielfalt sozialer In- und Exklusionen integrieren kann, läßt sich nur beurteilen, wenn die Differenzierungsformen der modernen Gesellschaft systematisch berücksichtigt werden. In dieser Perspektive analysiert der Band citizenship im Kontext des Politischen, einschließlich des Nationalismus, der civil society und der Sozialpolitik.
Es gibt zwei Anhaltspunkte, die für die These sprechen, dass sich derzeit ein neuartiger Antisemitismus entfaltet: Erstens ist zu klären, inwiefern der islamistische Antisemitismus eine neue Form darstellt. Zweitens richten sich die diversen Spielarten des Antisemitismus insbesondere gegen Israel und stellen sich deshalb als Antizionismus dar. Der antizionistische Antisemitismus ist den verschiedensten politischen Lagern gemeinsam und gestattet es, deren große Unterschiede wenigstens ideologisch zu überbrücken. Die These des Autors lautet hingegen, dass nicht von einem neuartigen Antisemitismus gesprochen werden kann, sondern dass sich nur die hergebrachten Strukturen des Antisemitismus an die veränderte weltgeschichtliche Lage angepasst haben. Der Mauerfall und die Auflösung der Sowjetunion bedeuteten das Ende der bipolaren Nachkriegsordnung und die politischen, ökonomischen und militärischen Konsequenzen dieser Zäsur stellen hergebrachte Identitäten, Selbst-, Freund- und Fremdbilder in Frage. Der Antiamerikanismus scheint so begründet wie noch nie zu sein und das antikommunistische Feindbild hat ausgedient, während der Islamismus zum Hauptfeind emporstieg. Im Zuge dieses Umbruches wurde der Antisemitismus neu justiert, wobei aber ein fundamentaler Umbau nicht notwendig war, damit er seine zentrale weltanschauliche Funktion in der seit 1989 und seit dem 11. September veränderten Welt erfüllen kann. (ICI2)
Bislang wurde die Frage, wie und welche Differenzierungsformen in der Konstruktion einer Gesellschaft zusammenwirken und welche Semantik dies herausstellt, (nicht nur) in der Systemtheorie vernachlässigt. Die gegenwärtige Dominanz des Theorems funktionaler Differenzierung in der Beschreibung der modernen Gesellschaft führt dazu, die Gemengelage an Differenzierungsformen im einzelnen zugunsten einer primär funktionalen Beschreibungsfigur zu unterschätzen. Das gilt zum Beispiel für die Beschreibung der modernen Ordnung von Inklusionen und Exklusionen. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die systemtheoretische Differenzierungstheorie in der Lage ist, sich diesem "entweder-oder" zu entziehen, wenn sie sich des Zusammenspiels funktionaler und segmentärer Differenzierung vergewissert. Denn die funktionale Ausdifferenzierung des Weltpolitiksystems stabilisiert sich durch die Differenzierung in Segmente, das heißt in Staaten und Staatenbünde. Globalisierung und Segmentierung schließen sich nicht aus. Es gibt ein globales politisches Funktionssystem - als Staatensystem. Diese Vielzahl an Grenzen durchkreuzt den vermeintlich klaren funktionalen Grundriss der modernen Gesellschaft. (ICA2)
Der Verfasser plädiert für eine Umstellung des Konzepts "citizenship" vom Einheitskonzept "full membership" auf eine differenzierungstheoretische Perspektive der sozialen Positionierung von Menschen in der modernen Gesellschaft. Ausgehend von der funktionalen wie segmentären Differenzierung der modernen Gesellschaft konzipiert er citizenship einerseits als spezifisch politische Mitgliedschaft (Staatsangehörigkeit) und andererseits als citizenship rights. Diese citizenship rights erfüllen innerhalb eines Staatsterritoriums die Funktion, diverse soziale Partizipationen zu ermöglichen oder zu fördern. Anknüpfend an Marshall werden hier bürgerliche Freiheitsrechte, politische Souveränitätsrechte und soziale Teilhaberechte unterschieden. (ICE2)
Der Verfasser setzt sich zunächst mit der integrationstheoretischen Ausrichtung der citizenship-Theorie auseinander und zeigt, dass diese Perspektive zur Ausblendung differenzierungstheoretischer Annahmen und damit zu einer gewissen Schieflage in der Theoriebildung neigt. Auf dieser Kritik aufbauend werden im Folgenden gesellschaftliche Differenzierungsformen in ihrer Relevanz für die Staatsbürgerschaft diskutiert. Dabei erweisen sich vor allem die funktionale, die segmentäre und die stratifikatorische Differenzierung der Gesellschaft für die Konstruktion von Staatsbürgerschaft als wesentlich. Der Verfasser schließt mit einem Überblick über die Beiträge des Sammelbandes, die citizenship im Kontext des Politischen, einschließlich des Nationalismus, der civil society und der Sozialpolitik analysieren und dazu unterschiedliche Konzepte von sozialer Differenzierung, Integration, Inklusion und Exklusion entwickeln. (ICE2)
Ist der Ideologiebegriff angesichts heutiger Theorien und gesellschaftlicher Wirklichkeiten noch brauchbar? Poststrukturalistische Ansätze erklären die mit ihm verbundenen Wahrheits- und Geltungsansprüche zunehmend für obsolet. Der Beitrag versucht, die Leistungsfähigkeit des Ideologiekonzepts am Beispiel des Antisemitismus zu überprüfen. Ziel ist es, zu untersuchen, ob es eine kognitive und affektive Struktur antisemitischen Bewußtseins gibt, aus der sich diese Stereotypen als umfassendes Bild der Gesellschaft und des antisemitischen Subjekts erklären. Am Beispiel des Buches "Wenn ich der Kaiser wär" von Heinrich Class (1912) wird die Struktur des Antisemitismus entlang der drei Begriffe Personifikation, Identität und Manichäismus herausgearbeitet. Im Anschluß daran wird untersucht, warum und wie antisemitisches Bewußtsein entsteht. Welche gesellschaftlichen Bedingungen erlauben Subjekten, ein antisemitisches Weltbild zu entwickeln? Mit seinen Überlegungen über die Relation zwischen modernen Subjekten und posttraditionaler Gesellschaft versucht der Autor abschließend auch den Ideologiebegriff neu zu überdenken. (ICH)