Sorgeökonomie als allgemeine Wirtschaftstheorie
In: Olympe: feministische Arbeitshefte zur Politik, Heft 30, S. 27-36
ISSN: 1420-0392
Der Beitrag versucht eine Sorgeökonomie (care economics) als allgemeine Wirtschaftstheorie "anzudenken", die sich mit bezahlter Sorgearbeit in den verschiedenen Sektoren der Erwerbswirtschaft (Unternehmen, Staat, Non-Profit-Sektor) ebenso wie mit unbezahlter Sorgearbeit in der Haus- und Versorgungswirtschaft auseinandersetzt. Einleitend wird der eigene Zugang der Autorin zu einer Sorgeökonomie skizziert. Die Ausgangsthese lautet, dass die Sorgeökonomie kein Randgebiet ökonomischer Theoriebildung ist, sondern ein allgemeiner Theoriebereich, der vielen anderen Wirtschaftsbereichen als Grundlage dient. Ansatzpunkte der Sorgeökonomie als allgemeine Wirtschaftstheorie, auf die im Beitrag näher eingegangen wird, sind (1) eine Methode jenseits des in der Mainstream-Ökonomie verbreiteten methodologischen Individualismus, der von einzelnen Wirtschaftssubjekten ausgeht, ohne sich für deren soziale und institutionelle Einbettung zu interessieren; (2) die Bestimmung eines ökonomischen Gegenstandsbereichs, also dessen, was unter Ökonomie zu verstehen ist, und seine Erweiterung über den Marktbereich hinaus sowie (3) ein Handlungsmodell jenseits des am eigenen Nutzen orientierten Handelns voneinander unabhängiger Wirtschaftssubjekte. (ICA2)