Verfahrenstechnik ist, wie bereits ausgeführt, die Technik der Stoffveredlung durch Stoffwandlung mittels physikalischer, chemischer und biologischer Verfahren. Die Betonung liegt hierbei auf dem Wort "Technik". Denn die Bedingungen der Technik, unter denen die Wandlungsprozesse verlaufen müssen, sind mit den Bedingungen der Laboratorien, in denen der Physiker, der Chemiker und der Biologe arbeiten, nicht identisch. Die vom Physiker, Chemiker und Biologen erarbeiteten Erkenntnisse müssen durch technikwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt werden, um eine wissenschaftlich genügend gesicherte Grundlage zur Realisierung technischer Ziele zu haben. Des Verfahrensingenieurs Aufgaben bestehen also darin, die technikwissenschaftlichen Grundlagen der Wandlungsprozesse zu erarbeiten und die technischen Ziele zu realisieren. Technik ist in diesem Sinne ein Synonym für Systeme mit im allgemeinen hohem Komplexitätsgrad. Das System faßt Elemente verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und Erfahrungen zusammen. Es wird von den Regeln der Systemtechnik beherrscht, deren sich der Verfahrensingenieur bedienen muß. Dieses System begründet aber auch eine für die Verfahrenstechnik charakteristische Eigenschaft: das Arbeiten in Partnerschaften. Bei all seinen Aufgaben zur Realisierung technischer Ziele ist der Verfahrensingenieur partnerschaftlich verbunden mit dem Physiker, dem Chemiker und dem Biologen. Das Arbeiten in Partnerschaften hat der Verfahrenstechnik einen sehr dynamischen Wandel verliehen. Wandel ist des Lebens Merkmal. Wenn ich hier von der "Verfahrenstechnik im Wandel" spreche, dann heißt das also, daß ich von einer lebendigen, einer sehr lebendigen und wandlungsfähigen Ingenieurdisziplin spreche. Wandel der Verfahrenstechnik wird durch neue Ziele herausgefordert, die durch die Natur- und Technikwissenschaften angeregt werden können oder gesellschaftspolitisch erzwungen wurden. Die Akzeptanz dieser neuen Ziele muß durch die Gesellschaft in jedem Falle gewährleistet sein. Die Realisierung neuer Ziele erfordert die volle Innovationskraft aller an diesem Prozeß beteiligten Menschen, erfordert den Einsatz ihrer Kreativität.
Zur Einführung: Wandel oder "Epochenbruch"? Vermutlich werden die achtziger Jahre unseres Jahrhunderts auch in späteren Jahrzehnten noch Gegenstand interessierter Betrachtungen und intensiver Untersuchungen sein. Möglicherweise wird es aus größerer zeitlicher Distanz dann einfacher fallen, eine Antwort auf die Frage zu geben, ob die tiefgreifenden Wandlungsprozesse und Umbrüche, die sich in diesem Jahrzehnt ereigneten, so etwas wie einen "Epochenbruch" darstellen. Mancher, der heute den unglaublich raschen und dramatischen Niedergang des kommunistischen Herrschaftssystems zu verstehen und auf den Begriff zu bringen versucht, neigt durchaus dazu, von einem "Epochenbruch" oder von einer "Revolution in Europa" zu sprechen. Der Eindruck eines Epochenbruchs stellt sich zunächst angesichts des politischen "Umbruchs" in Osteuropa, mit seinen vielschichtigen Konsequenzen in den einzelnen Staaten, mit seinen weitreichenden Folgen für die zwischenstaatlichen Verhältnisse in Europa und mit seinen unübersehbaren Auswirkungen auf die globalen politischen Verhältnisse, ein. Doch in den achtziger Jahren sind auch im Westen deutliche Konturen eines tiefgreifenden Wandels, der sich schon in den siebziger Jahren abzuzeichnen begann, sichtbar geworden. Es handelt sich um einen mit der "elektronischen Revolution" einsetzenden, in den achtziger Jahren zum Durchbruch gelangenden, hauptsächlich technologisch bedingten Strukturwandel mit weitreichenden Auswirkungen auf das Wirtschaftsgeschehen, das gesellschaftliche Leben, die zwischenmenschlichen Beziehungen und das kulturelle Universum. Die Sozialwissenschaften und die zeitdiagnostische intellektuelle Reflexion haben die Symptome, Erscheinungsformen und Zwischenergebnisse dieser Wandlungsprozesse mit folgenden Begriffen und Konzepten zu erfassen und prägnant auf den Punkt zu bringen versucht: "Postindustrialismus", "Informationsgesellschaft", Individualisierung, Pluralisierung der Lebensstile, "Risikogesellschaft", "Postmaterialismus", "Postmoderne" usw. Der politische Umbruch in Osteuropa und der Strukturwandel im Westen sind gegenwärtig nicht nur dabei, sich in ihren vielfältigen Folgewirkungen immer stärker und komplizierter zu durchdringen. Beide Entwicklungen schufen auch eine durchaus ähnliche Situation für die Menschen: Nach Jahrzehnten der Erstarrung und der Stagnation im Osten und im Ost-West-Verhältnis und nach einer relativ stabilen Periode der kleinen Fortschritte für nahezu alle Bevölkerungsgruppen in den westeuropäischen Gesellschaften zeigen sich plötzlich ganz neue Perspektiven und Möglichkeiten, ganz neue Chancen und Risiken für die weitere Zukunft. Eine solche Situation erscheint nicht nur offen und komplex, sie wirft für die Menschen in ihren ganz unterschiedlichen Betroffenheiten, Perzeptionen und Realitätsdeutungen natürlich auch neue Orientierungsprobleme und Sinnfragen auf, die in nahezu alle Richtungen hin nach Anhaltspunkten und Vergewisserungsmöglichkeiten suchen. Dabei geht es sowohl um kollektive Identitätsfragen und Vergewisserungsanliegen, wie auch um die erneute Auslotung individueller Bedürfnisse und nicht zuletzt um neue Erwartungen und Ansprüche an die zwischenmenschlichen Beziehungen. Im folgenden Aufsatz: "Zum "Wiedererwachen der Geschichte"" wird es um das massive Wiederaufleben des historischen Denkens und Bewußtseins nach der Überwindung des kommunistischen Ideologie- und Machtmonopols in den ehemals sozialistischen Gesellschaften Südosteuropas gehen. Dabei wird in einem Rückblick zu zeigen sein, welche Rolle die Geschichtsschreibung und welche Bedeutung Geschichtsmythen und historische Legenden bei der "nationalen Wiedergeburt" der größtenteils unter Fremdherrschaft lebenden Völker Südosteuropas im 19. Jahrhundert gespielt haben. Sodann wird, vor allem mit dem Blick auf die Zwischenkriegszeit, darzustellen sein, wie das erwachte nationale Geschichtsbewußtsein die komplizierten und konfliktreichen Prozesse der Staaten-und Nationenbildung begleitet hat. Und wie massiv die oftmals politischen Wunschvorstellungen folgenden Geschichtskonstruktionen in ihrer vornehmlich nationalistischen Ideologiegestalt auf die Politik eingewirkt haben. Ebenso soll gezeigt werden, in welcher Form sich die kommunistische und nationalkommunistische Ideologie der Instrumentalisierung der Geschichte zum Zwecke ihrer Machterhaltung bediente. Schließlich bleibt zu diskutieren, welche problematischen Auswirkungen das "Wiedererwachen der Geschichte" auf die heute angestrebten Modernisierungs- und Demokratisierungsprozesse, und insbesondere auf die Ausformung der Parteiensysteme und die politische Kultur, haben könnte.Ob man in retrospektiven Analysen den politischen Umbruch in Osteuropa, mit all seinen noch kaum absehbaren Konsequenzen, oder den Strukturwandel im Westen, der nicht nur als technologischer Fortschritt, sondern auch als ein tiefgreifender Wandel der Bedürfnisse, Werte und sozialen Beziehungen in Erscheinung tritt, als "Epochenbruch" betrachten wird, ist heute noch offen und kann aus der Gegenwartsperspektive auch nur schwerlich beantwortet werden. Dies nicht nur, weil jedes Zeitalter dazu neigt, den ihm gegenwärtigen besonderen Ereignissen eine epochale historische Schlüsselbedeutung zuzuschreiben. Mit Max Weber wissen wir auch: "Endlos wälzt sich der Strom des unermeßlichen Geschehens der Ewigkeit entgegen. Immer neu und anders gefärbt bilden sich die Kulturprobleme, welche die Menschen bewegen, flüssig bleibt, damit der Umkreis dessen, was aus jenem stets gleich unendlichen Strome des Individuellen Sinn und Bedeutung für uns erhält, "historisches Individuum" wird. Es wechseln die Gedankenzusammenhänge, unter denen es betrachtet und wissenschaftlich erfaßt wird."16 Es bleibt also nicht zuletzt vom Verständnis ihrer eigenen Kulturprobleme abhängig, inwiefern zukünftige Generationen die achtziger Jahre unseres Jahrhunderts als "Epochenbruch" interpretieren werden oder nicht. Allerdings erscheint es mir durchaus nicht vermessen, mit einigen guten Gründen anzunehmen, daß die Entwicklungen und Wandlungsprozesse, die in den achtziger Jahren zum Durchbruch gekommen sind, in der einen oder anderen Hinsicht einen weitreichenden Einfluß auf die Einfärbungen und Lagerungen der zukünftigen Kulturprobleme haben könnten.
Beitrag in der Broschürenreihe "Demographie und Erwerbsarbeit". Die vorliegende Broschüre fasst Chancen und Probleme des demographischen Wandels für die Arbeitswelt zusammen. Der demographische Wandel wird - darüber besteht mittlerweile weitestgehende Einigkeit - zu massiven Auswirkungen in allen Bereichen unserer Gesellschaft führen. Das gilt nicht zuletzt auch für die Arbeitswelt. Die vorgelegte Broschüre wurde im Rahmen des Transferprojektes "Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demographischer Wandel" erarbeitet. Die Broschüre fasst die wichtigsten Ergebnisse dieses Projekts zusammen und gibt einen Überblick über das komplexe Thema. Es werden folgende thematischen Schwerpunkte behandelt: - Darstellung von Grundzügen der Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Arbeitswelt - Ausgewogene Altersstrukturen und betriebliche Innovationsfähigkeit - Alternsgerechte Arbeits- und Personalpolitik - Beschäftigung, Arbeitsmarkt und neue Tätigkeitsfelder für Ältere Zusätzlich zu den beschriebenen Lösungsansätzen (best practices) auf der einzelbetrieblichen Ebene werden auch Wechselwirkungen mit dem gesellschaftlichen Umfeld thematisiert und die dafür maßgeblichen Rahmenbedingungen skizziert.
This dissertation is concerned with the European security politics since the end of World War II. It concentrates on the security situation and the changes being pursued within a European political context. In particular, it analyses the evolution of the present security environment and evaluates the changing security architecture. The formation of a political structure for security within the EU is also given special attention. For a better understanding of the security challenges, the work commences with a review of the European security situation post - 1945, which is closely connected with the efforts to achieve European unity. In addition the military alliances of east and west are shortly presented and evaluated as are the various security agreements ranging from the Pact of Dunkirk and the Warsaw Treaty to the establishment of the OSCE. The assertion that continuity of political power is only possible on the basis of an efficient economic system is affirmed by a review of economic organizations during the Cold War. A presentation and evaluation of the security-political environment, that is still shaped by political instability and ethnic conflict in some part of Europe, is followed by an extensive discussion about the newly emerging terrorist threat and its impact on European security. The development of the European Political Cooperation (EPC) and its appearance in the Maastricht Treaty in form of the Common Foreign and Security Policy (CFSP) indicates the intention of the EU-members to increase cooperation. With its entry into the European Security and Defense Policy (ESDP) agreement, the EU actively influences security arrangements that were so far governed by NATO and OSCE. The establishment of the "Rapid Reaction Force" and the provision of non-military forces until 2003 take the current security situation into account. The role of the reactivated West European Union and its subsequent integration of her functions into the EU are then discussed in detail. The position of the USA and Russia within ...
Die vorliegende Studie ist im Rahmen der Tagung Freie Berufe im Wandel der Märkte anläßlich des zehnjährigen Bestehens unseres Forschungsinstituts Freie Berufe (FFB) der Universität Lüneburg enstanden.Einer der wichtigen und zentralen Märkte ist der Arbeitsmarkt. Dessen Wandel aus freiberuflicher Perspektive wird im folgenden hinsichtlich dreier Ebenen analysiert: einmal der Ebene der Information über die Lage und die Struktur des und der Arbeitsmärkte selbst als Hintergrundbeschreibung, zum anderen der Ebene und Situation der Informationsdefizite und Informationsmöglichkeiten dazu. Schließlich möchte ich zeigen, wie wir im Forschungsinstitut Freie Berufe unsere inhaltlich ausgerichteten Arbeiten mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen verfolgen, um Aussagen zum Wandel der Arbeitsmärkte treffen zu können.Mit vier Gliederungspunkten werde ich diese drei Ebenen behandeln:1 Freie Berufe und Arbeitsmarkt: Allgemeine wirtschafts- und gesellschaftspolitische Diskusson; 2 Langfristige Entwicklungen von Selbständigen und Freien Berufen; 3 Ausbildungsmärkte im Wandel; 4 Mikroanalysen des Arbeitsmarktes.Für eine Analyse der ersten drei Themenbereiche stehen aggregierte Materialien und Daten des Statistischen Bundesamtes - teilweise allerdings nur in Form von Sonderauswertungen - zur Verfügung. Welche neuen Möglichkeiten sich durch Mikroanalysen auf der Basis von anonymisierten Einzeldaten eröffnen, wird für den Arbeitsmarktbereich - mit dem Schwerpunkt auf die Freien Berufe - an drei Themen verdeutlicht: zur Einkommenssituation, zur Einkommensverteilung und zur Arbeitszeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Unter dem Aspekt des Wandels werde ich dabei insbesondere zeigen, wie neuartige Instrumente/Daten - nämlich Panelanalysen - hier auch ganz neuartige Antworten geben können und auch zu neuen Fragen führen. ; This study is originated from our conference Liberal Professions in changing markets on the occasion of the 10th anniversary of our Research Institute on Professions (FFB) of the University of Lüneburg. One of the important and central markets is the labour market. The changing labour market(s) will be analysed in the following by three dimensions: information about the situation and structure of the labour market(s), showing the limits and possibilities to do this, and to show, how our substantial work with different methods is done to allow insights about changing labour market(s). These dimensions are handled by four chapters: 1 professions and labour market - general economic and social policy discussion; 2 long-term developments of self-employed and professions; 3 changing vocational training markets; 4 microanalyses of the labour markets. Aggregated material and data are available - sometimes only as special evaluations - form the Federal Statistical Office. Which new possibilities on the individual level with anonymized microdata will be possible is discussed - focussing on liberal professions - by three topics: income, income distribution, and the working hour tension (the gap between desired and actual working hours). Focussing on the changing aspect, I will show how new methods/data - namely paneldata - generate new answers as well as new questions.
Südosteuropa-Gesellschaft. Hrsg. von Johannes Chr. Papalekas ; Inhaltsverzeichnis ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- 94.59876
Bernd Knabe ; Zsfassung in engl. Sprache u.d.T.: The transition process and social change in Russia ; Inhaltsverzeichnis ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- 4 Z 68.247-1994,57
Am Beispiel des Wandels im Schulalltag in Marzahn zeigen die Autoren aus ihrer praxisnahen Sicht, dass die Schule zu den nur wenigen Institutionen der ehemaligen DDR gehört, die in der kollabierenden Gesellschaft funktionstüchtig blieben und ihren strukturellen Umbau nahezu unbeschadet überstanden haben. Sie schildern folgende Etappen: - letzte Phase im DDR-Bildungswesen, Pädagogischer Kongreß (Juni 1989), - plötzlich eintretende Unordnung, Zerbröckeln der staatlichen und politischen Führung der Schule (Herbst 1989), - frustrierendes Warten auf die Ergebnisse der ersten freien Wahlen der DDR-Volkskammer (Frühjahr 1990), - Beginn der Umstrukturierung des Schulwesens (Herbst 1990), - ab 1991 Neubeginn im Schulwesen: Neue Bildungsinhalte, neue schul- und verwaltungsrechtliche Bestimmungen, neue Leiter, neue Kollegien, neue Schulklassen, neue Umgebung mit meist noch ungenügenden materiellen Voraussetzungen. (DIPF/Sch.)
Dieter Langewiesche ; In: Journal of modern european history, Vol. 2, No. 1, 2004. - München : Beck ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Z 2001.273-1/2#S.5-27
In dieser Arbeit sollen über die Grenzen der Wirtschaft hinaus die zyklischen Theorien des 20. Jahrhunderts auf ihre Bedeutung für die Gegenwart untersucht und damit auch Zukunftsperspektiven erhellt werden. Ein frühes Beispiel einer Analyse der gesellschaftlichen Transformationsprozesse und ihrer Wechselbeziehung mit dem wirtschaftlichen Wandel war die Drei-Zyklentheorie Vilfredo Paretos, die, angeregt von den Konjunkturschwankungen in den letzten dreißig Jahren des 19. Jahrhunderts, einen politischen, einen wirtschaftlichen und einen ideologischen Zyklus diagnostizierte [Powers, Hannemann, 1983]. Pareto zufolge lassen sich die politischen Transformationsprozesse in der Gesellschaft nur schwer von den wirtschaftlichen trennen. Die Politik ist eng mit dem wirtschaftlichen Wohlergehen verknüpft und beide wirken aufeinander ein. Geht es wirtschaftlich schlecht, dann nimmt die Instabilität in der Politik zu, andererseits wird die wirtschaftliche Entwicklung unsicher, wenn die Politik versagt. In einer Periode hohen Wirtschaftswachstums wird das Regieren leichter und lockerer, und die Privatinitiative hat die Oberhand; während einer Depressionsperiode erhöht sich der staatliche Einfluß auf die Wirtschaft, und der Dirigismus wird stärker. Der ideologische Zyklus ist bei Pareto eine nachhinkende Erscheinung, wobei sich Säkularisierung und Traditionalismus abwechseln. Man könnte die Drei-Zyklentheorie Paretos eine Theorie des sozialen Wandels nennen, in der die wellenförmigen Bewegungen gesellschaftlicher Phänomene hervorgehoben werden.
Weitgehend unbeachtet haben in den letzten Jahren wichtige Veränderungen im deutschen System der Arbeitsbeziehungen stattgefunden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Aufnahme sozialpolitischer Themen in den Gegenstandsbereich der Tarifverhandlungen, insbesondere der Alterssicherung und der Altersteilzeit; die Ausweitung und Festigung der betrieblichen Bündnisse zur Sicherung von Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit; sowie die Ausbreitung betrieblich regulierter leistungs- und ertragsabhängiger Entlohnungsformen. Der Flächentarif hat diese Entwicklungen kaum behindert und hat sich im Gegenteil zunehmend pragmatisch an sie angepasst. ; In recent years major changes have taken place in German industrial relations that have gone mostly unnoticed. Of particular significance are the inclusion in collective bargaining of several areas of social policy, like old age pensions and early retirement; the growth and lasting establishment of company-level Alliances for Employment and Competitiveness; and the expansion of contingent pay negotiated at the workplace. The system of industry-wide collective agree-ments has not stood in the way of with these developments and indeed has pragmatically adjusted to them.
Ausgangspunkt des vorliegenden Textes ist die Beobachtung, dass sich seit Beginn der neun-ziger Jahre ein tiefgreifender Wandel in der politischen Steuerung des Gesundheitswesens vollzieht, der einen gesundheitspolitischen Paradigmenwechsel darstellt. Er ist dadurch ge-kennzeichnet, dass die beteiligten Individualakteure (Kassen, niedergelassene Ärzte, Kranken-häuser, Versicherte bzw. Patienten) mit Hilfe einer Reihe von Instrumenten in ein umfassen-des Anreizsystem integriert werden, das sie dazu veranlassen soll, sich auf der Basis ihrer ei-genen finanziellen Interessen bei der Erbringung, bei der Finanzierung und - in der konserva-tiv-liberalen Variante - auch bei der Inanspruchnahme von Leistungen am Ziel der Ausgaben- bzw. Mengenbegrenzung zu orientieren. Wichtige Instrumente dieses Wandels sind die Ein-führung bzw. der Ausbau des Wettbewerbs zwischen den Krankenkassen sowie die Einfüh-rung von Pauschalentgelten und Individualbudgets für die Leistungserbringer. Die Implementation derartiger Steuerungsinstrumente geht einerseits mit einer partiellen Rückführung korporatistischer Steuerungsformen einher, um die Individualakteure in die Lage zu versetzen, den veränderten Anreizen zu folgen; andererseits ist aber auch ein Fortbe-stand, ja sogar ein partieller Bedeutungszuwachs korporatistischer Steuerungsinstrumente zu beobachten, dem vor allem die Absicht des Gesetzgebers zugrunde liegt, die wahrgenomme-nen oder antizipierten Fehlanreize der neuen Steuerungsinstrumente zu vermeiden oder zu korrigieren. Vermutlich werden wettbewerbliche Steuerungsinstrumente in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass korporatistische Struktu-ren und Regelungsmechanismen dabei verschwinden werden. Vielmehr dürfte es bei den be-vorstehenden Gesundheitsreformen darum gehen, die Beziehungen von wettbewerblichen und korporatistischen Steuerungsinstrumenten neu zu justieren.
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach veränderten Kommunikationsverhalten am Beispiel der Auswirkungen der Mobilfunknutzung auf soziale Beziehungen nach und vergleicht die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem herkömmlichen Festnetztelefon sowie der Face-to-face Gesprächssituation. Dazu wurden soziologische Texte, aktuelle Umfrageergebnisse sowie eine eigens durchgeführte Stichprobenanalyse ausgewertet. Der Forschungsschwerpunkt behandelt daher nicht demographische Untersuchungen der Mobilfunkanwender oder Nutzungsprofile sondern konkrete Fragestellungen, ob und wie das Mobiltelefon hilft, soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten oder zu vertiefen. Als Einführung wurde die Geschichte des Mobiltelefons anhand von technischen, politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten erläutert. Dabei sticht die schnelle zeitliche Durchdringung des Mobiltelefons in weite Teile der Bevölkerung hervor (mehr als 70 Prozent in 2002). Diese Entwicklung wurde einerseits möglich durch wirtschaftspolitische Weichenstellungen zur Deregulierung und technischem Fortschritt, andererseits aber vor allem durch eine schnelle gesellschaftliche Akzeptanz. Diese breite Akzeptanz, deren Grundvoraussetzung die Adoption ist, wurde als Hinführung zum Forschungsschwerpunkt in Kapitel 2 ausführlich untersucht. Neben der Diskussion des gesellschaftlichen Wandels in der modernen Gesellschaft stand vor allem das Verhältnis von Technik und Gesellschaft sowie der Adoptionsprozess und die gesellschaftliche Annahme des Mobiltelefons im Mittelpunkt. Nach Erläuterung der relevanten soziologischen Konzepte und Definition der wichtigsten Begriffe sowie der methodischen Vorgehensweise wurde der Forschungsschwerpunkt in drei Kapitel gegliedert. - Der erste Abschnitt untersucht soziale Beziehungen und hinterfragt nach der Steigerung beziehungsweise Verringerung sowie der Intensität der sozialen Kontakte bei Mobilfunknutzung. Letzerer Frage schließt sich eine abwägende Diskussion zwischen Erreichbarkeit und Verfügbarkeit an. - Die Ausführungen zu steigender Mobilität in der modernen Gesellschaft sowie dem Einfluss des Mobiltelefon auf die Mobilität und Flexibilität der Individuen folgt im zweiten Abschnitt inklusive der Fragestellung, ob das Nutzen des Mobiltelefons die Grenzen zwischen Privatheit und Beruf verschiebt. - Im dritten Abschnitt werden die Auswirkungen der Mobilfunknutzung in sozialen Räumen im Sinne des Gegensatzes Privatheit und Öffentlichkeit behandelt. Dazu gehören die Unterpunkte Intimität und Selbstinszenierung, Einflussnahme auf die Umwelt und Konflikte im öffentlichen Raum. Die Untersuchungen führen zu folgenden Haupterkenntnissen: - Das Nutzen des Mobiltelefons erleichtert die Kontaktaufnahme und führt daher zu einer Zunahme medial vermittelter Sozialkontakte. Trotz Substitutionseffekten mit dem Festnetztelefon vor allem im Ortsbereich handelt es sich um ein Ergänzungsmedium, dass für häufigere Kommunikation sorgt, da das Telekommunikationsaufkommen (gemessen in Gesprächsminuten) stark ansteigend ist. - Trotz häufigerer Sozialkontakte ist die Intensität der Gespräche bei der Mobilfunknutzung reduziert. Intensität ist hierbei definiert anhand von Gesprächslänge, -themen, -partner und -anlass, nicht als subjektive Empfindung eines Mobiltelefonates. Diese verminderte Intensität kann im Extremfall den Fortbestand von sozialen Beziehungen gefährden, falls ausschließlich mit Mobiltelefonen kommuniziert wird. Im Einklang mit allgemeinen Tendenzen des sozialen Wandels erlaubt das Mobiltelefon eine schnelle Kommunikation, bei der überwiegend knappe Inhalte übermittelt werden. Dies wird einerseits belegt beim Vergleich der Kommunikationsminuten von Festnetz und Mobiltelefon, als auch in der Stichprobenuntersuchung durch die durchschnittliche Gesprächslänge, welche ungefähr vier- bis sechsmal kürzer ausfällt. Die Wahl der Gesprächsthemen scheint zu sachlicheren Themen fokussiert zu sein. - Das Mobiltelefon ist personifiziert anstelle des herkömmlichen ortsgebundenen Telefons. Der Vorteil der möglichen Erreichbarkeit wird schnell zur Verpflichtung der permanenten Verfügbarkeit. Bisher ungekannte Kontrollmöglichkeiten und Druck nach Rechtfertigung entstehen. - Der intuitiv verstandende Gewinn an Mobilität führt zur einer höheren Flexibilität des Mobilfunknutzers. Aufgrund dieser findet die Loslösung der Kommunikation von lokalen Sozialkontakten statt. Damit steht das Mobiltelefon im Einklang mit dem gesellschaftlichen Wandel zur steigenden Mobilität, wie die Jahresberichte des Statistischen Bundesamtes belegen. - Die gewonnene Mobilität und Flexibilität können durch die permanente Erreichbarkeit ein Verschieben der Grenze zwischen Beruf und Privatheit bewirken und somit teilweise diese Zunahme wieder einschränken. Durch das Nutzen eines Mobiltelefons ist es daher nicht mehr einfach möglich, die eigenen sozialen Räumen zu verlassen. - Der öffentliche Gebrauch eines Mobiltelefons steht im Konflikt zwischen dem intimen Charakter eines Privatgespräches und der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, welche zur Selbstinszenierung führen kann. Als Folge dessen entstehen Regelverletzungen, besonders da bei Entgegennahme eines Mobilfunkgespräches die Aufmerksamkeit von örtlich Anwesenden zum "virtuellen" Gesprächspartner überwechselt. - Besagte Konflikte im öffentlichen Raum durch gleichzeitige Anwesenheit des Mobilfunknutzers in konkurrierenden sozialen Räumen werden einerseits durch das Entstehen von Gebrauchsregeln für das Mobiltelefon wie dem Mobiltelefonverbot am Steuer, andererseits durch das Gewöhnen der Gesellschaft an das öffentliche Nutzen des Mobiltelefons entschärft. Die vorliegende Arbeit kommt damit zu Erkenntnissen, die mit den Ergebnissen anderer Autoren verglichen werden können: - Auch bei anderen Autoren, die sich aktuell mit dem soziologischen Auswirkungen der Mobiltelefonie beschäftigen, ist unbestritten, dass das Mobiltelefon die Kommunikation fördert und somit zu mehr sozialen Kontakten beiträgt. Dies wird zum Beispiel von Geser und Haddon festgestellt. Über die Intensität im Sinne von Gesprächslänge, -thema, -partner und –anlasses ist hingegen nur ansatzweise in der vorliegenden Literatur diskutiert worden. - Neben der allgemeinen Überzeugung des Gewinns an Flexibilität und Mobilität durch das Mobiltelefon und der damit verbunden Möglichkeit zur Kommunikation in Unkenntnis des Aufenthaltortes sind verschiedene kritische Stimmen zur Frage der Vermischung zwischen Privatheit und Beruf und nach der durch Erreichbarkeitsverpflichtung entstehenden Kontrolle vorhanden. Dies wird besonders bei Geser erörtert. - Übereinstimmend werden auch die besondere Problematik der Mobilfunknutzung in der Öffentlichkeit und dem damit verbundenen Konfliktpotential erkannt. Neben oben genannten Autoren diskutiert Ling dieses Thema ausführlich. In der abschließenden Tabelle sind die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse dieser Arbeit, ihre Begründungen und Schlussfolgerungen sowie einige Kernbeispiele als Kurzzusammenfassung aufgeführt.
Die Frage nach der Bestimmung von Kultur und Öffentlichkeit ist im Laufe der Geschichte unterschiedlich beantwortet worden. Entsprechend zahlreich und vielfältig sind die Vorstellungen darüber, wie das Verhältnis zwischen dem kulturellen Leben und der öffentlichen Kommunikation zu beschreiben wäre und wie es zu gestalten sei. Der historische Wandel kann unter verschiedenen Aspekten gesehen und in entsprechende Etappen gegliedert werden. So wird das Vernunftmodell der kulturellen Öffentlichkeit abgelöst von der Idealisierung, der Kommerzialisierung und der Politisierung. In der Gegenwart lässt sich eine Tendenz zur Funktionalisierung der kulturellen Öffentlichkeit feststellen. Diese Etappen lassen sich darstellen unter Rückgriff auf Texte von zeitgenössischen Autoren, die sie beobachtet, reflektiert und teilweise auch mitgestaltet haben, so unter anderen von Immanuel Kant, Friedrich Schiller, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno und Niklas Luhmann. In der Gegenwart wird die Frage nach dem Verhältnis von Kultur und Öffentlichkeit neu aufgeworfen. Unter dem Begriff der Medienkultur geraten nun Selektionsleistungen von Medien in den Blick, die unter dem Aspekt der Standardisierung kritisiert werden können. Ebenso wird unter diesem Begriff die Medienethik diskutiert, und es wird das Bewusstsein für die Tatsache geschärft, dass Medien bei der Ausbildung aller Kulturformen in Vergangenheit und Gegenwart eine Schlüsselrolle gespielt haben.