Lebenswelt und religiöse Sinnstiftung: ein Beitrag zur Theorie des Alltagslebens
In: Tuduv-Studien
In: Reihe Sozialwissenschaften 39
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In: Tuduv-Studien
In: Reihe Sozialwissenschaften 39
In: Symbolische Anthropologie der Moderne: Kulturanalysen nach Clifford Geertz, S. 7-50
Der Einführungsaufsatz zu dem Sammelband zu Perspektiven der Symbolischen Anthropologie, wie sie exemplarisch von Geertz entwickelt wurden, faßt die Schwerpunkte des Buches zusammen: Diskutiert werden die Leistungsfähigkeit und der besondere Anspruch der symbolischen Anthropologie anhand konkreter Kontexte wie qualitativer Sozialforschung, Sprache und "Kunst der Unvoreingenommenheit" in der Ethnographie, Rhetorik von Täuschung und Betrug, sowie der Poetik der Macht. Sie bilden das Fundament für Versuche dichter Beschreibungen von Teilwelten modernen Lebens: Arbeit in ihren kulturellen Bedeutungen, Symbolstrategien des Schenkens, digitale Hahnenkämpfe, Körperbilder 'moderner Wilder' (Punks, Skins, Hooligans). Ungleichzeitigkeiten der Moderne spiegeln sich in Beiträgen zu Spannungsfeldern um vormoderne Enklaven: traditionelle religiöse Symbole in modernen Institutionen, magische Sinnstrukturen als Stütze moderner Lebensführung, Widerstände gegen Modernisierungsverluste. (pra)
In: Das symbolische Kapital der Lebensstile: zur Kultursoziologie der Moderne nach Pierre Bourdieu, S. 7-30
In dem einleitenden Beitrag des Sammelwerkes wird auf die Bedeutung Pierre Bourdieus als "Schlüsselautor" für die Kulturtheorie und Kulturforschung hingewiesen und es werden die durch Bourdieu angeregten Fragestellungen zur Kultursoziologie der Moderne skizziert (Lebensstilkonzept, Lebensstile und soziale Ungleichheit). Nach einer Vorstellung der Themen und Beiträge des Sammelwerkes (Lebensstile als symbolische Dimensionen sozialen Handelns, "Eigensinn" sozialer Mentalitäten und Milieus in der "pluralistischen Klassengesellschaft"?, Medien als Kolporteure und Konstrukteure von Lebensstilen, der Distinktionswert der Dinge, die Dialektik von traditionellen und "modernen" Lebensstilen) wird ein Fazit gezogen: Die theoretisch-empirischen Einsichten Bourdieus bilden nach wie vor einen höchst brauchbaren Gesamtrahmen, in den zahllose Theorien, Konzepte und Befunde geringerer Reichweite sinnvoll eingefügt werden können. Insbesondere die deskriptiven und explanatorischen Potentiale verwandter Konzepte und Befunde sollten im Sinne einer umfassenden Gesamtsynthese, einer gemeinsamen Arbeit am "kulturtheoretischen Paradigma" genutzt werden. (ICD)
In: Mündliche Geschichte und Arbeiterbewegung: eine Einführung in Arbeitsweisen und Themenbereiche der Geschichte "geschichtsloser" Sozialgruppen, S. 111-162
Thema des Aufsatzes bilden theoretische Bemerkungen zur Einführung der "Mündlichen Geschichte" als Methode bzw. als mögliche Ausweitung des Gegenstandsbereichs der Geschichte der Arbeiterbewegung. Auf der Basis empirisch gewonnener Erkenntnisse (Tiefeninterviews mit jugendlichen Wiener Arbeitern aus den Jahren 1979/80) werden mit Hilfe dieser neuen Methode gängige Erklärungsmuster der traditionellen marxistischen Geschichtsschreibung in Frage gestellt. Die Autoren kommen zu dem Resultat, daß die Einführung einer "mündlichen Geschichte der Arbeiterbewegung" nicht nur der Auffüllung von Lücken in den schriftlichen Quellen dient, sondern neue Forschungsbereiche konstituiert. Zu nennen sind etwa Arbeiterbewußtsein, Alltagsleben, Arbeiterkultur und Arbeitersozialisation als Wurzel richtigen oder flaschen Arbeiterbewußtseins. Im ersten Teil des Aufsatzes referieren die Autoren den zeitgenössischen Stand der Sozialisationsforschung und die klassischen Erklärungen zum Arbeiterbewußtsein; im zweiten Teil stellen sie die Ergebnisse einer Untersuchung zum Bewußtsein junger Wiener Arbeiter vor. Diese sind nicht im Sinne der Traditionen der Arbeiterbewegung sozialisiert; sie sind geprägt durch die Clique Gleichaltriger mit ihrer spezifischen Gruppenkultur. Dieser Befund kann nicht im Rahmen klassisch-marxistischer Theorie als vorübergehende Latenz des Klassenbewußtseins beschrieben werden. Im dritten Teil des Aufsatzes suchen die Autoren nach "anderen Erklärungen", die von tiefgreifenden Veränderungen der gesellschaftlichen Realität augehen wie "Verstädterung", "Herrschaft der Zeichen", "Massengesellschaft" etc. und zum "Ende des Arbeiters" geführt haben. Da diese Umwälzungen noch im Gange sind, kommt einer "mündlichen Geschichte der Arbeiterbewegung" große Bedeutung zu. (SK)
In: Das symbolische Kapital der Lebensstile: zur Kultursoziologie der Moderne nach Pierre Bourdieu, S. 75-92
Der Autor unternimmt in seinem Essay eine Adaption der aktuellen Lebensstil-Forschung an den von ihm im Rahmen des Beckschen Individualisierungstheorems vertretenen Ansatz der lebensweltlichen Sinnstiftung. Die soziologische Rede vom "Lebensstil", so macht der Autor deutlich, ist nur sinnvoll, "wenn der Akteur sich selbst tatsächlich als Stilist seines Lebens erlebt." Mit dieser Adaption der aktuellen Lebensstil-Forschung an den lebensweltlichen Ansatz geht ein entscheidender Perspektivenwechsel einher: Weg von der traditionellen Fragestellung der Ungleichheitsforschung nach den sozialstrukturellen Bedingungen individueller Lebensorientierungen hin zum eher phänomenologisch legitimierten Interesse an den Qualitäten der Erfahrungskorrelate des modernen Menschen. Vor dem Hintergrund der postmodernen Orientierungskrise wird im "modernen Sinnbastler" ein Typus gesehen, der sich aus heterogenen symbolischen Äußerungsformen sein Leben "zusammenstückelt". Er bewältigt die undurchschaubar komplexe Wirklichkeit dadurch, "daß er dieser Wirklichkeit Elemente entnimmt und daraus eine kleine subjektive Wirklichkeit, seine individuelle Lebenswelt zusammenbaut." (ICD)
In: Das symbolische Kapital der Lebensstile: zur Kultursoziologie der Moderne nach Pierre Bourdieu, S. 193-206
Der Autor untersucht die Diffundierung des sadistisch-masochistischen Zeichen- und Symbolsystems im volkskulturellen Medienalltag. Die Publikationsflut zur Algophilie (der Erotik der Qualen, Schmerzen, Unterdrückung, Unterwerfung) wird im Anschluß an Foucault und Sartre interpretiert. Im Sinne Foucaults wird in der algophilen Medienpräsenz das Eindringen des öffentlichen Diskurses in einen weiteren Bereich des Sexuellen gesehen. Die kleine, selbst wieder in sich ausdifferenzierte, Lebenswelt der Algophilen stellt eine der vielen Teil- und Subkulturen unserer hochgradig ausdifferenzierten Gesellschaft dar. Darauf aufbauend interpretiert der Autor das Interesse an Algophilie als "ästhetischen und damit spielerischen Ausdruck der gesellschaftlichen Suche nach neuen Distinktionsformen." Sartre folgend werden in "Sadismus" und "Masochismus" eigenständige erotische Orientierungen gesehen. Sadismus und Masochismus sind keine komplementären Phänomene. Während der Masochist ein Akteur ist, der versucht, seine Subjektivität aufzugeben, indem er sie in der Subjektivität des anderen aufgehen läßt, genießt es der Sadist, "seine Fleischwerdung und damit die Auslieferung an das Fleisch des anderen zu unterbinden." Abschließend wird die SM-Ästhetik im Kontext gesellschaftlicher Gleichheitstendenzen und damit einhergehender Orientierungsbedürfnisse diskutiert. (ICD)
In: Der unendliche Prozeß der Zivilisation: zur Kultursoziologie der Moderne nach Norbert Elias, S. 219-228
Der Verfasser macht deutlich, daß der zunehmende Individualisierungszwang die Nachfrage nach identitätsstiftenden Sinnangeboten verstärkt. "Diese Sinnangebote werden nicht als obligatorische übernommen, sondern bewußt und 'rational' ausgewählt und bei Bedarf auch gewechselt, insbesondere auch angesichts des dauernden, alltäglichen Übergangs in und zwischen 'kleinen' Lebens- und Zweckwelten." Während Identität früher soziale Selbstverständlichkeit war, wird sie in der Postmoderne zur "problematischen Privatangelegenheit". Der Verfasser diskutiert die Tendenz einer Entwicklung der Identität zur "endlosen Maskerade, zur strukturellen Irrelevanz des Subjekts" im Sinne einer "Sinn-Collage". (ICE)
In: Zeit als Strukturelement von Lebenswelt und Gesellschaft, S. 327-355
Der Autor geht davon aus, daß es eine universale lebensweltliche Zeitstruktur gibt, auf deren Hintergrund erst die Zeitkategorien verschiedener soziohistorischer Lebenswelten vergleichbar sind. Es wird aufgezeigt, wie die innere, die intersubjektiv-soziale und die historische Zeit der beiden Stammesgesellschaften sich im Zusammenhang mit Lebenssituation und darauf bezogenem und tradiertem Wissensvorrat konstituieren. Aufgrund neuerer ethnologischer und linguistischer Forschungsergebnisse wird die These Whorfs (1963) widerlegt, daß Sprache und damit Denken und Wissen der Hopi "zeitlos" seien. Anhand des Materials wird auch gezeigt, daß sowohl die "kleine Zeit" des Handelns als auch die "große", gemeinsame Zeit des ganzen Stammes bei den Hopi wie bei den Nuer durch biographische Schemata und Kategorien vermittelt und erfahren werden. Schemata, die auf die Stellung im Verwandtschaftsgefüge und in der Generationsfolge bezogen sind. Hopi, Nuer und andere "einfache" Gesellschaften ohne Staat haben, wie im Detail sichtbar gemacht wird, Zeit- und Handlungsperspektiven, die durchgängig von einem subjektiven Schema der Wirklichkeitsauffassung geprägt sind. Dieses magisch-mythische Weltbild sei im Zuge der Entfaltung eines okzidentalen Rationalismus von einem naturwissenschaftlich- objektivistischen Weltbild abgelöst worden, das mehr und mehr auch in die "Reservate" der subjektivistischen Tiefenstrukturen, wie eben lebensweltlichen Perspektiven einschließlich Zeitkategorien eindringt. (TR)
In: Sozialwissenschaftliche Materialien 43
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 190-193
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 297-320
In diesem Beitrag werden verschiedene Elemente der New Age-Bewegung in ihrer Bedeutung für Alltag und Lebensführung der Menschen empirisch und vergleichend erfaßt und nach dem religiösen Gehalt des New Age-Spektrums gefragt. Dazu werden als Dimensionen der Analyse auf der Grundlage einer allgemeinen, kultursoziologisch und alltagstheoretisch reorientierten Religionssoziologie angeschnitten: 1. Grundelemente und lebensweltliche Plausibilität einer New Age-Weltbildes; 2. Sozialform und soziale Umsetzung von New Age; 3. Akzeptanz und Relevanz im Bewußtsein und Lebensführung der Menschen; 4. biographische und sinnstiftende Bedeutungen und Funktionen des New Age. Die Ergebnisse legen nahe, am Religionsbegriff im Zusammenhang mit New Age festzuhalten - New Age ist eine neue Religion. (GF)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 186-188