"Allerorten bilden sich Präventionsräte und Projekte kommunaler Prävention. Dem Thema Prävention kommt auch in der deutschen Kriminologie jüngst eine besondere Relevanz zu. Eine enge Verzahnung zwischen lokaler Kriminalitätsprävention, kriminologischer Forschung und dazu passender Theoriebildung - wie in den USA und Großbritannien - scheitert jedoch häufig an der überzogenen Erwartung, Prävention habe die (sozialen) Ursachen von Kriminalität zu beseitigen. Gleichwohl hängt der Erfolg einer situationsbezogenen, pragmatischen Umgangs mit Kriminalität auf kommunaler Ebene davon ab, wie kriminologische Begleitforschung ihre Rolle im kommunalpolitischen Kräftefeld definiert und der Versuchung einer simplen Wirkungsforschung widersteht." (Autorenreferat)
'Ausgangsfrage ist, wieweit Punitivität in Deutschland und anderen kontinentaleuropäischen Ländern zugenommen hat, oder ob diese Tendenz lediglich in den USA und Großbritannien festzustellen ist. Vor allem wurde die Situation in Deutschland betrachtet: Anhand verschiedener Quellen konnte festgestellt werden, dass die Sanktionierungspraxis in Deutschland härter geworden ist, wobei besonders Sexualstraftäter im Fokus des Interesses stehen. Oftmals ist jedoch unklar, welche Aspekte des Konstrukts Punitivität überhaupt angesprochen bzw. gemessen werden. Die methodische Erfassung ist bislang eher rudimentär, neuere Studien konnten zeigen, dass besonders bei Einstellungsuntersuchungen teils mit erheblichen Verzerrungen zu rechnen ist. Was die Sanktionseinstellung der Bevölkerung angeht, so weisen zahlreiche Ergebnisse auf eine gestiegene Punitivität hin, dabei spielt besonders eine einseitige Medienberichterstattung eine wichtige Rolle. Auf der Ebene der Gesetzgebung sind im Laufe der Zeit zwar einzelne Liberalisierungstendenzen festzustellen, insgesamt überwiegen jedoch, gerade in neuerer Zeit, deutlich Gesetzesverschärfungen insbesondere im Hinblick auf Sexualstraftäter. Auch anhand der Sanktionierungspraxis zeigt sich eine Zunahme härterer Sanktionen, bei gleichzeitigem Rückgang einer vorzeitigen Entlassungspraxis aus dem Strafvollzug. Insgesamt weisen somit die auf verschiedenen Ebenen gefundenen Resultate auf eine gestiegene Punitivität in Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern hin, wenngleich US-amerikanische Verhältnisse nicht erreicht werden und auch, zumindest in absehbarer Zeit, nicht zu erwarten sind.' (Autorenreferat)
Der Beitrag stellt die Ergebnisse von drei größeren Studien zur Kriminalität junger Menschen in Ost- und Westdeutschland anhand von Längsschnittdaten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) vor. Es handelt sich um die 'Erste Deutsch-Deutsche Opferstudie von 1990', die 'vertiefende Opferuntersuchung' in Freiburg und Jena 1991/92 sowie eine ergänzende Jugendstudie von 1993. Ferner wurden Daten aus einer ALLBUS-Umfrage im Oktober 1994 in Westdeutschland herangezogen. Im Mittelpunkt der Forschungen stehen die psychischen Auswirkungen von Kriminalität, vor allem die Verbrechensfurcht, sowie die Einstellungen zur psychosozialen Lage der Betroffenen auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche, um Erklärungsmuster für einen Kriminalitätsanstieg in Krisenzeiten zu erhalten. Insgesamt ist keine dramatische Kriminalitätszunahme bei schweren Straftaten festzustellen, wohl aber eine steigende Tendenz bei Eigentumsdelikten, insbesondere beim (Laden-)Diebstahl. In Osteuropa ist zwar ein erheblicher Anstieg der Kriminalität zu verzeichnen, jedoch ist das Ausmaß immer noch deutlich geringer als im Westen. In der Vergleichsstudie Freiburg/Jena wurde eine zunehmende psychische Belastung durch Kriminalität erkennbar, was sich am veränderten Ausgehverhalten der Bevölkerung im eigenen Wohnviertel bzw. weiter entfernten Stadtteilen zeigte. Eine ausgeprägte Kriminalitätsfurcht steht jedoch in einem engen Zusammenhang zu ihrer Verbreitung und 'Mitinszenierung' in den Massenmedien. (ICI)
Die Bedeutung der Rechtspsychologie in Deutschland hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zwar wies bereits 1791 von Eckartshausen auf "die Notwendigkeit psychologischer Kenntnisse bei der Beurteilung der Verbrechen" hin, dennoch ist die Geschichte der Bedeutung der Forensischen Psychologie des letzten Jahrhunderts eine von Auf- und Abschwüngen. Eine veränderte Gesetzgebung und ein erheblich gestiegenes Sicherheitsbedürfnis gegenüber Straftätern sind die Faktoren, die derzeit ein anwachsendes Problembewusstsein und öffentliche Aufmerksamkeit sicherstellen. Die Lücke, die im Bereich der psychologischen Fachliteratur mangels einführenden Lehrbuchs zur forensischen Psychologie ohnehin schon bestand, klafft nunmehr umso größer. Die "Rechtspsychologie" von Kury und Obergfell-Fuchs schafft Abhilfe, indem sie einen umfassenden Bogen von den geschichtlichen Anfängen hin zu den Grundlagen von Rechtsbereichen heutiger forensisch-psychologischer Begutachtung beschreibt. Dabei legen die Autoren ein Buch vor, das sich konsequent an dem Lehrstoff orientiert, den Studierende innerhalb von zwei Semestern erarbeiten müssen. Die Verfasser gehen darin im Detail auf die Tätigkeit von forensisch-psychologischen Sachverständigen und Gutachtern ein und problematisieren ihre vielerorts wachsende Zahl und zunehmende Beauftragung zur Klärung von Fragen etwa nach Schuldfähigkeit, Glaubhaftigkeit oder der Kriminalprognose. Darüber hinaus enthält der Band viele Praxisbeispiele und relevante Materialen, wie z.
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'Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist die Frage, wieweit der Standardindikator der Kriminalitätsfurcht (Sicherheitsgefühl nachts draußen alleine in der Wohngegend) diese tatsächlich auch misst. Hierzu wurde zunächst einer Stichprobe in Freiburg ein quantitativer Fragebogen vorgegeben, der eine Reihe von Fragen zur Messung der Kriminalitätsfurcht enthielt. Von den 293 antwortenden Personen wurden im Sinne eines Extremgruppendesigns nach ihren Angaben im standardisierten Fragebogen 24 hoch und 6 niedrig Ängstliche ausgewählt und in einem zusätzlichen qualitativen Interview zu den Gründen der angegebenen Kriminalitätsfurcht befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen die auf dem Standardindikator ein hohes Maß an Furcht angaben, vor allem 'Incivilities' in ihrer Umgebung wahrnahmen, und die Angabe von Kriminalitätsfurcht im Fragebogen weitgehend synonym zu diesen Missständen werteten, jedoch kaum Furcht im engeren Sinne erlebten. Ferner konnte eine hohe Ambiguität des Standardindikators festgestellt werden, d.h. diese Frage eignet sich nur sehr begrenzt zur Erfassung von Kriminalitätsfurcht. Angesichts der kriminalpolitischen Bedeutung dieses Konstruktes ist eine reliablere und validere Erfassung notwendig.' (Autorenreferat)