"Die Ostdeutschen sehen sich oft als Opfer und Vergessene, dabei wird über keinen Bevölkerungsteil so viel geschrieben und diskutiert wie über die Ostdeutschen. Auch die Revolution von 1989 war kein Erfolg einer Elite, sondern ein Sieg des Volkes. Der Soziologe Detlef Pollack schildert, wie die Selbstermächtigung der Ostdeutschen zum Ressentiment wurde." (Platz 7 der Sachbuch-Bestenliste für Oktober 2020)
Angesichts der bleibenden Relevanz des Religiösen auch unter den Bedingungen der Moderne mehren sich die Stimmen, die der bislang weithin als gültig anerkannten Säkularisierungsthese kritisch entgegentreten und den oft behaupteten Zusammenhang zwischen Modernisierung und Säkularisierung bestreiten. Detlef Pollack untersucht, inwieweit es berechtigt ist, die klassische Säkularisierungsthese aufzugeben. Er fragt, welche alternativen Modelle zur Erklärung religiöser Wandlungsprozesse in modernen Gesellschaften den Sozialwissenschaften zur Verfügung stehen und geht erste Schritte, um die Gültigkeit unterschiedlicher theoretischer Modelle empirisch zu testen. Dabei liegt der Schwerpunkt dieser empirischen Analysen auf den gegenwärtig beobachtbaren religiösen und kirchlichen Veränderungen in Deutschland seit 1945, aber auch religiöse Wandlungsprozesse in Westeuropa und in Osteuropa werden ins Auge gefasst.
Seit Jahren wird in den Geistes- und Sozialwissenschaften immer wieder behauptet, daß die Säkularisierungsthese die gegenwärtige soziale Situation von Religion und Kirche nicht mehr angemessen zu beschreiben vermag. Detlef Pollack untersucht, welche Erklärungskraft die Säkularisierungsthese nach wie vor besitzt, und überprüft die Leistungsfähigkeit alternativer Erklärungsansätze, insbesondere die oft vertretene These der Individualisierung von Religion. Er diskutiert das aus den USA stammende ökonomische Marktmodell, das der Pluralisierung der religiösen Angebote vitalisierende Effekte auf die Religiosität zuschreibt. Dabei wird auch der Religionsbegriff analysiert, der über das Ausmaß, das an Religion in einer Gesellschaft wahrgenommen wird, mitentscheidet. Im Mittelpunkt der Aufsätze stehen jedoch empirische religions- und kirchensoziologische Untersuchungen, die dazu dienen, die Geltungskraft der unterschiedlichen Ansätze zu beleuchten. In ihnen wird vor allem danach gefragt, welche sozialen Bedingungen religiöse Wandlungsprozesse beeinflussen. Ebenso wirft der Autor auch die umgekehrte Frage nach den gesellschaftlichen Wirkungen von Religion und Kirche auf.
Wie entsteht politischer Protest in einer politisch durchorganisierten Gesellschaft? Diese Frage wird untersucht anhand des Aufkommens politisch alternativer Gruppierungen im Umfeld der evangelischen Kirchen in der DDR. Was waren die sozialen und politischen Bedingungen, unter denen sich politischer Protest in der DDR formieren konnte? Ausgehend von einer Analyse der politischen Verfaßtheit der DDR-Gesellschaft wird diese Frage unter Rückgriff auf geläufige Ansätze der Bewegungsforschung (political opportunity structure approach, Ressourcenmobilisierungsansatz, framing-Konzepte) untersucht. Die empirische Materialgrundlage bilden Interviews mit führenden Vertretern der politisch alternativen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in der DDR. Ihre Aussagen dienen dazu, Motive für das politische Engagement in diesen Gruppen herauszuarbeiten, sowie Ziele und Mittel ihres Handelns, ihre interne Kommunikationsstrukturen und ihre externen Beziehungen zur SED, zur Kirche, zu den Ausreisewilligen und zur Bevölkerung zu analysieren. Den Abschluß bildet eine Analyse der Rolle der Opposition im Prozeß des gesellschaftlichen Umbruchs im Herbst 1989, die auf der Grundlage eines Modells von Pierre Bourdieu zu einer neuen Erklärung dieses Prozesses kommt. - Seit Ende der achtziger Jahre versuchen Politik- und Sozialwissenschaftler, das Aufkommen der politisch alternativen Gruppen in der DDR in das Phänomen der neuen sozialen Bewegungen einzuordnen und als Folge modernisierungsgenerierter Probleme darzustellen. Der hier vorgeschlagene Ansatz beachtet stärker die DDR-spezifischen Voraussetzungen des Entstehens dieser Gruppen. Auf breiter empirischer Grundlage werden die Geschichte der alternativen Gruppierungen, ihre Strukturtypik sowie die Handlungsmotive und Einstellungen ihrer Mitglieder analysiert.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in den Ländern Ost- und Mitteleuropas kam es in vielen dieser Länder zu einem bemerkenswerten religiösen Aufbruch. Nicht nur über lange Zeit verfolgte und stigmatisierte religiöse Gemeinschaften erlebten einen beachtlichen Aufschwung. Auch die Nationalkirchen einiger Länder gewannen neue öffentliche Aufmerksamkeit, nicht zu reden von der außergewöhnlichen Attraktivität einiger aus Westeuropa und den USA eingewanderten Sekten und neureligiöser Gruppierungen. Die Belebung des religiösen Sektors zeigte jedoch auch deutliche nationale und konfessionelle Unterschiede. Und sie ist vielerorts inzwischen wieder deutlich abgeebbt. Der Band nimmt sich vor, die religiösen Entwicklungen der letzten Jahre in den vormals staatssozialistisch regierten Ländern Ost- und Mitteleuropas nachzuzeichnen. Dazu dienen Studien zu einzelnen Ländern wie Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Lettland, Estland, Rußland, der Ukraine und Ostdeutschland ebenso wie ländervergleichende Analysen. Im Rahmen dieser Studien wird auch auf die religiöse Situation vor 1989 sowie auf allgemeine gesellschaftliche und historische Rahmenbedingungen des religiösen Wandels in den einzelnen Ländern eingegangen. Durch die Untersuchung von Veränderungen sowohl in den traditionellen als auch in den neuen Religionsformen soll ein möglichst breites Bild von den religiösen Wandlungsprozessen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus entstehen. Die Autoren dieses Bandes stammen zum großen Teil aus den Ländern, die der Gegenstand der Beschäftigung sind. Darüberhinaus arbeiteten an diesem Band aber auch Religionssoziologen aus den USA, Großbritannien und Deutschland mit.
Die Autoren geben einen Einblick in die verschiedenen Formen des politischen Protests in der DDR, die sich in den Oppositionsströmungen innerhalb der evangelischen Kirchen, der Kunst- und Literaturszene und der SED herausgebildet haben. Sie zeigen, wie es zur Entstehung von Protest und Kritik und zum Übergang von vereinzelten Protestgruppen zum Massenprotest 1989 kam. Insgesamt ein Resümee der jüngsten politikwissenschaftlichen und soziologischen Forschung zu Protestformen der 70er und 80er Jahre in der DDR.