Die Corona-Pandemie hat den Strafvollzug - und die Anstaltsleitungen als zentrale Entscheidungsinstanz - vor besondere Herausforderungen gestellt. Im Rahmen des Forschungsprojektes "Corona Behind Bars (CoBiBar)" werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Anstaltsleitungen, die Mitarbeitenden des allgemeinen Vollzugsdienstes sowie die Gefangenen umfassend untersucht. In dem vorliegenden Beitrag werden die ministeriellen Vorgaben, Veränderungen und Maßnahmen aus Sicht von sechs Anstaltsleitungen in Niedersachsen betrachtet. Die Ergebnisse zeigen auf, dass eine Vielzahl von Maßnahmen und Einschränkungen getroffen wurden, um einer Ausbreitung des Coronavirus entgegenzutreten. Gleichzeitig wurden ausgleichende Maßnahmen (u. a. das Angebot der Videotelefonie oder eine Erweiterung der Telefonzeit) zur Verfügung gestellt. Die umgesetzten Einschränkungen wurden vor allem zu Beginn der Pandemie als stark eingeschätzt. Dies spiegelt sich auch in der Bewältigung der Wellen wider, wobei sich hier die Wahrnehmung zwischen den Anstalten deutlich unterscheidet. Neben einem erhöhten Zeitaufwand wurde der Anstieg der Krankheitsfälle sowie eine gesteigerte Unzufriedenheit des Personals als Folgen der Pandemie angegeben. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Mitarbeitende und Inhaftierte werden in den noch folgenden Teilschritten des Projektes umfassend beleuchtet.
Bisher mangelt es an kontrollierten Untersuchungen zum Effekt des offenen Vollzugs auf die Legalbewährung, da vorherige Studien unterschiedliche Gruppen von Inhaftierten miteinander verglichen. Um diesem Selektionseffekt entgegenzuwirken, wurden in der vorliegenden Studie mittels Matching-Verfahren vergleichbare Gruppen von Gefangenen gebildet. Mit Hilfe von Bundeszentralregisterdaten konnten die Rückfallquote, -geschwindigkeit und -schwere untersucht sowie individuelle Risiko- und Schutzfaktoren der Gefangenen kontrolliert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterbringung im offenen Vollzug über die Positivauswahl von Gefangenen hinaus einen eigenständigen Effekt hat und das Risiko einer erneuten Inhaftierung signifikant reduziert.
Der Band befasst sich mit Genderaspekten in Strafrecht, Kriminologie, Viktimologie und Strafvollzugswissenschaft. Neben drei grundlegenden Einführungen in die Thematik liefert er vielfältige normwissenschaftliche und empirische Erkenntnisse zu der Frage, wie Geschlecht und Kriminalität zusammenhängen. Mit Beiträgen von Lydia Beneck, Dilken Çelebi, Natalie Gehringer und Gunda Wößner, Laura-Romina Goede, Dieter Hermann, Magret Göth und Sören Landmann, Susanne Karstedt, Fredericke Leuschner, Paulina Lutz, Verena Molitor, Tatiana Zimenkova, Marjolein van den Brink und Christine Quinan, Christine Morgenstern und Johanna Nickels, Anke Neuber, Anja Schmidt, Ursula Schneider, Jara Streuer, Jana Trapp, Safiye Tozdan und Liane Wörner.