Although governing coalitions in Germany often win reelection,many observers were surprised by the victory of the red-green coalitionin 2002. Earlier that year, the polls had shown strong supportfor a potential coalition of the Christian Democratic Union (CDU)and the Christian Social Union (CSU), together with the Free DemocraticParty (FDP). In the summer of 2002, however, the SPD andthe Greens began to gain ground; and finally, the red-green coalitionwon the majority of seats in the election to the German parliament,the Bundestag, on 22 September 2002.
'Der Beitrag vergleicht die Ergebnisse einer persönlichen Befragung einer Zufallsstichprobe, einer Online-Befragung zufällig ausgewählter Internetnutzer sowie einer offenen WWW-Umfrage zu politischen Einstellungen, die im Umfeld der Bundestagswahl 2002 durchgeführt wurden. Aus Unterschieden in der Rekrutierung der Respondenten und im Befragungsmodus werden Hypothesen abgeleitet und empirisch überprüft. Die Randverteilungen der Online-Befragungen, vor allem aber der offenen WWW-Umfrage, weichen deutlich von jenen in der mündlichen Befragung ab: Männer, junge, hochgebildete, politisch interessierte und informierte Menschen sind darin deutlich überrepräsentiert. Sieht man von Wissensfragen ab, lassen sich zwischen den drei Umfragen keine gravierenden Unterschiede im Messfehler nachweisen. In Bezug auf Reliabilitätsschätzungen treten nur geringe Differenzen zwischen den drei Erhebungen auf. Dagegen resultieren zu Korrelationen zwischen Variablen, die mit der Rekrutierungswahrscheinlichkeit in Online- und Offline-Erhebungen zusammenhängen, in den Online-Erhebungen, vor allem aber der WWW-Umfrage deutlich andere Befunde als in der mündlich befragten Zufallsstichprobe. Gleiches gilt für Korrelationen zwischen parteipolitischen Einstellungen und für die Erklärungskraft politischer Einstellungen in Bezug auf das Wahlverhalten. Online-Erhebungen, insbesondere aber offene Web-Umfragen sind somit weitgehend ungeeignet, valide Aussagen über Randverteilungen und Variablenzusammenhänge in der deutschen Gesamtbevölkerung zu treffen.' (Autorenreferat)
"Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit der Frage, ob infolge des Wahlkampfes die politische Prägekraft der sozialstrukturellen Position einer Person vor einer Wahl zunimmt. Dazu werden aus der Literatur zum Zusammenhang zwischen Sozialstruktur und Wahlverhalten drei Hypothesen abgeleitet. Erstens sollten die Mitglieder von Cleavage-Gruppen vor einer Wahl seltener als der Bevölkerungsdurchschnitt 'ihrer' Partei den Rücken kehren und häufiger zu dieser übergehen. Zweitens sollte daher die politische Prägekraft im Laufe des Wahlkampfes systematisch ansteigen; drittens sollte sich die Differenzierungskraft im Laufe einer Legislaturperiode U-förmig entwickeln. Empirisch werden die Hypothesen anhand von Daten aus den monatlichen Politbarometern sowie den Kurzfristpanels zu den Bundestagswahlen 1972 bis 1990 überprüft. Die empirische Evidenz spricht dafür, zwar die erste Hypothese zu akzeptieren, aber die beiden zuletzt genannten zu verwerfen. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Wahlkampf zumindest bei den betrachteten Bundestagswahlen die politische Differenzierungskraft der sozialstrukturellen Position nicht substantiell steigert." (Autorenreferat)
Attempts to analyze the reasons for vote switching between consecutive elections have generally been disappointing. On the one hand, this result may be attributed to idiosyncrasies of vote switching; on the other hand, it may be a product of inadequate research strategies. This paper explores the second possibility. First, we suggest studying switchers not as a whole, but by distinguishing different groups of switchers according to the political relevance of the different kinds of switching. Secondly, we discuss whether analysis of switching could benefit from the use of panel data instead of cross-sectional data: the operationalization of switching by panel data should be superior to the widely used recall method. The hypotheses derived in the theoretical discussion receive strong support from empirical evidence from the German general election of 1998: both the differentiated measurement of switchers & the use of panel data enhance analysis of switching based on cleavage theory & the Michigan model. More generally, we conclude that our understanding of this dynamic element in electoral politics depends on the methodological adequacy of research. 6 Tables, 1 Figure, 78 References. Adapted from the source document.
"Versuche, die Gründe für wechselndes Wahlverhalten bei zwei aufeinanderfolgenden Urnengängen zu erhellen, sind bisher zu weithin unbefriedigenden Ergebnissen gelangt. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit theoretisch angemessenere Analyseinstrumente einen Beitrag leisten könnten, die Motive für die Wechselwahl besser zu verstehen. Dazu schlagen wir erstens vor, nicht pauschal die Wechselwähler zu untersuchen, sondern nach deren politischer Bedeutung verschiedene Typen von Wechselwählern zu unterscheiden. Zweitens diskutieren wir, welche Fortschritte sich die Forschung von Paneldaten gegenüber Querschnittserhebungen, die zwingend auf die problematische Rückerinnerungsmethode angewiesen sind, versprechen kann. Die in der theoretischen Diskussion entwickelten Hypothesen finden in der empirischen Analyse der Bundestagswahl 1998 Unterstützung: sowohl die differenzierte Erfassung der Wechselwahl als auch die Verwendung von Paneldaten erweisen sich als fruchtbar und verbessern die Analyse der Wechselwahl aus der Sicht des Cleavage-Ansatzes und des Michigan-Modells." (Autorenreferat)
"In der politischen Rhetorik wie der wissenschaftlichen Diskussion nimmt die wasted vote-These eine prominente Stellung ein. Neben ihrer Popularität sprechen auch empirische Analysen für die Stichhaltigkeit dieses Arguments. Letztere erscheinen jedoch insofern defizitär, als sie die implizite Kausalaussage der wasted vote-These vernachlässigen. Diese wird im vorliegenden Beitrag untersucht; dabei erweist sich die diskutierte These in bivariater Betrachtungsweise als empirisch fundiert. In multivariaten Modellen stellt sich jedoch heraus, dass die vermeintlich taktischen Überlegungen entspringenden Konstellationen aus Wahrnehmungen und Verhaltensabsichten ebenso gut mit sozialpsychologischen Rationalisierungsmechanismen erklärt werden können. Dieser Befund nährt Zweifel an der empirischen Bedeutung von wahrgenommenen Wahlchancen auf das Stimmverhalten und könnte als Anlass dienen, auch andere Formen taktischen Wahlverhaltens einer solchen Prüfung zu unterziehen." (Autorenreferat)