Warum Walter Benjamins Moskau-Pläne scheiterten
In: Walter Benjamin Politisches Denken, S. 277-302
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In: Walter Benjamin Politisches Denken, S. 277-302
Seit dem Erscheinen von "Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur" im Jahr 1946 ist Erich Auerbach (18921957) als Klassiker der Geisteswissenschaften bekannt. Die Entstehung des Buches im Istanbuler Exil ohne westliche Bibliotheken ist legendär. Weniger bekannt sind seine luziden Essays und detailreichen Studien zur romanischen Philologie, die Gustav Konrad und Fritz Schalk posthum ergänzt um wichtige Rezensionen herausbrachten. Methodisch stand der deutsch-jüdische Gelehrte sowohl der Frankfurter Literatursoziologie seines Freundes Walter Benjamin nahe als auch der hermeneutischen Tradition an der Universität Marburg; zudem gibt es Nähen zur Ikonographie der Warburg Schule. Das Nachwort gibt im wissenschaftshistorischen Rahmen eine Skizze von Erich Auerbach als Kulturphilosophen im Exil, der eine vieldeutige wie außergewöhnliche Position zwischen jüdischen, christlichen und säkularen Traditionen des Denkens einnimmt. Die Neuausgabe der "Gesammelten Aufsätze" wurde um vier Arbeiten werkgeschichtlich ergänzt. Eine von ihnen, "Vicos Auseinandersetzung mit Descartes", galt bislang als verschollen und wurde erst kürzlich gefunden. Eine ausführliche Bibliographie schließt Lücken der Primärliteratur.
"Während das Denken dem, woran es seine Synthesen übt, Gewalt antut, folgt es zugleich einem Potential, das in seinem Gegenüber wartet, und gehorcht bewußtlos der Idee, an den Stücken wieder gutzumachen, was es selber verübte; der Philosophie wird dies Bewußtlose bewußt. Unversöhnlichem Denken ist die Hoffnung auf Versöhnung gesellt, weil der Widerstand des Denkens gegen das bloß Seiende, die gebieterische Freiheit des Subjekts, auch das am Objekt intendiert, was durch dessen Zurüstung zum Objekt diesem verloren ging." Getreu dieser Passage aus Adornos Negative Dialektik ließ der Kongress Kritik und Versöhnung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im Januar 2015 Studierende und Promovierende aus mehreren Universitäten zu Wort kommen, die auf je eigene Weise im genuinen Sinne der Kritischen Theorie intervenieren möchten. Der vorliegende Band dokumentiert damit sehr unterschiedliche Versuche, sich innerhalb der Maschen des durchfunktionalisierten akademischen Betriebs sowie darüber hinaus die Besinnung zu wahren und eine unversöhnliche Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse zu üben.