Der Autor analysiert am Beispiel der Streikwellen von 1910 bis 1913 und von 1919 bis 1920 das Problem, ob von einer Kontinuität oder einer Diskontinuität der Arbeitskampfentwicklung gesprochen werden kann. Die Streikwellen unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg werden dargestellt und miteinander verglichen. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß die eruptiven Veränderungen im Konfliktverhalten der Arbeiter, insbesondere die Extensivierung des Streiks, und seine Politisierung ein Denken in Entwicklungssprüngen notwendig machen und damit die Diskontinuitätsthese stützen. Andererseits sind auch Kontinuitätslinien deutlich nachweisbar, da wirtschaftliche Arbeitskämpfe auch nach dem Krieg eine wichtige Rolle spielten und die Veränderungen des Arbeitskampfes dem durch die Gewerkschaften entwickelten Kurs folgten. (WJ)
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftiche Forschung der Freien Universität Berlin; Arbeit, Mobilität, Partizipation, Protest, p. 220-249
Am Beispiel von 165 Protestfällen, die im Gefolge der Juli-Revolution in Deutschland festgestellt wurden, untersucht der Autor den sozialen Ort, die Trägergruppen und die Formkategorie des Protests. Neben den städtischen Unterschichten sind es im bürgerlichen Lager Handwerker und weitere vom wirtschaftlichen Strukturwandel besonders betroffene Berufe sowie Studenten und Angehörige freier Berufe. Letztere übernehmen mehr und mehr Führungsaufgaben. Die Protestform richtet sich nach dem Organisationsgrad der jeweiligen Gruppe. So wurde bei den Unruhen der Unterschichten die meiste Gewalt angewendet. Dort ging es auch im wesentlichen um lebenswichtige materielle Ziele, während das bürgerliche Lager Reformen anstrebte, die zu einer zeitgemäßen Umgestaltung von Staat und Wirtschaft führen sollten. (HOE)
In der historischen Betrachtung der quantitativ meßbaren Entwicklung des Arbeitskampfes in Deutschland von 1899 - 1975 läßt sich der Autor von einer zentralen These leiten, die die Geschichte von Streik und Aussperrung als einen Modernisierungs- und Rationalisierungsprozeß definiert. Der Autor zeigt im Formwandel des Arbeitskampfes (Dauer, Beteiligung, Intensität, Häufigkeit, Kampfparität) wie die Institutionalisierung der industriellen Beziehungen Hand in Hand mit der Modernisierung der Arbeitskampfformen bei gleichzeitiger Konfliktdifferenzierung und Kompromißbereitschaft geht. Da hier zugleich organisatorische und bürokratische Probleme entstehen, ist ein Ansteigen spontaner Arbeitskämpfe plausibel, die sich gegen die systemstabilisierende Ordnungsfunktion der Gewerkschaften wenden. Abschließend wird auf die innovative Funktion des Konflikts für Demokratisierung, Mitbestimmung und den gesellschaftlichen Fortschritt hingewiesen. (KHS)
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, ehemals Schriften des Instituts für politische Wissenschaft
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin
Einführung: Nahrungsmangel, Hunger und Protest -- 1. Forschungsstand, Fragestellungen, westeuropäischer Vergleich -- Moralische Ökonomie und historischer Kontext -- Die räumliche Ausbreitung von Nahrungsrevolten in Südwest-England 1766, 1795 und 1801 -- Am Rande Europas. Subsistenzproteste in Südwest-Spanien 1880–1923 -- 2. Obrigkeitliche Nahrungspolitik im 18. Jahrhundert -- Lohn- und Kostkonflikte im deutschen Handwerk des 18. Jahrhunderts. Überlegungen zur Geschichte des Lohnstreiks -- Obrigkeitliche Krisenregulierung und kommunale Interessen: Das Beispiel Württemberg 1770/71 -- 3. Die klassische Periode der Hungerunruhen in Deutschland 1790–1850 -- Die norddeutschen Subsistenzproteste der 1790er Jahre -- Hungerkrisen in Posen und im Rheinland 1816/17 und 1847 -- Hungerunruhen in Preußen -- Frauenspezifische Partizipation an Hungerunruhen des 19. Jahrhunderts. Überlegungen zu strukturellen Differenzen im Protestverhalten -- "Mutter, a Brot." Essen und Hungern in der Wiener Vormärzliteratur -- 4. Das Ende der traditionellen Nahrungsrevolte? -- Industrialisierung, Familienökonomie und Hungererfahrung. Sozialkonflikte, Arbeitskämpfe und Konsumboykott in der Schweiz 1880–1914 -- Hauptsache: Ordnung. Hungrige Kinder, Schulspeisung und der Berliner Rektorenprotest von 1895 -- Die Fleischrevolte am Wedding. Lebensmittelversorgung und Politik in Berlin am Vorabend des Ersten Weltkriegs -- Fleischteuerungsprotest und Parteipolitik im Rheinland und im Reich 1905–1914 -- 5. Existentielle Krisen der Kriegs-, Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit 1914–1950 -- Teuerungsprotest und Teuerungsunruhen 1914–1923. Selbsthilfegesellschaft und Geldentwertung -- Lebensmittelunruhen in Berlin 1920–1923 -- Hunger und Überleben in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern (1938–1945) -- Hungerkrise und kollektiver Protest in Westdeutschland (1945–1949) -- Hunger und sozialer Konflikt in der Nachkriegszeit -- 6. Hungererfahrung und Hungerprotest in der Dritten Welt -- "Wer Nahrung liefert, hat auch Hunger." Getreidemarkt und moralische Ökonomie der Bauern — ein Kontrastbeispiel aus dem südlichen Afrika (ca. 1950–1990) -- Nahrungsmangel und Hungerkrisen in Äthiopien. Zerstörung traditionaler Produktionssysteme am Beispiel der Ogaden-Nomaden -- Bibliographie.
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Der Aufsatz untersucht die Auswirkungen von Streiks auf die Einkommensverteilung in verschiedenen Regionen des Deutschen Kaiserreichs. Ziel ist es, die bislang kaum beachteten Folgen von Arbeitskämpfen auf die Arbeits- und Lebenssituation von Lohnempfängern darzulegen. Im Zentrum der Ausführungen steht die Frage, ob Streiks und das Konfliktverhalten der Gewerkschaften verteilungswirksame Folgen hatten, d. h. ob sie eine Einkommensumverteilung bewirkten. Dargestellt wird u. a. die Rolle der Verteilungsfrage in der Streikzieldiskussion der Gewerkschaften und der meßbare Einfluß von gewerkschaftlicher Organisation und Aktion auf die Einkommensverteilung. Die Ergebnisse sind nicht einheitlich, sondern unterscheiden sich nach Regionen, Berufen und sozialer Schichtung. (WJ)
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftiche Forschung der Freien Universität Berlin; Arbeit, Mobilität, Partizipation, Protest, p. 159-198
»Globalisierung« beherrscht als Schlagwort die aktuellen wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Diskussionen. Die historische Entwicklung zur Weltwirtschaft ist dagegen ein noch wenig beachtetes Thema, obwohl Globalisierung, ökonomische Expansion und Integration keine neuen Phänomene sind. Dieser Band behandelt die Geschichte der Weltwirtschaft von den Anfängen weltwirtschaftlicher Verflechtung im 15. Jahrhundert bis zur »global economy« unserer Tage. Die Fragestellungen ergeben sich aus aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Problemen.Die Strukturen der Weltwirtschaft, in deren Z.