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Die zwischen Herbst 2011 und Sommer 2013 in Georgien entstandenen literarischen Essays des Leiters des Goethe-Instituts in Tiflis fangen Stimmungsbilder aus dem postsowjetischen Transformationsprozess im Südkaukasus ein. Rezension: Nachdem Wackwitz literarisch-essayistisch zuletzt in New York ("Fifth Avenue", 2010) und in Ostmitteleuropa ("Osterweiterung", 2008) unterwegs war, hat er in diesem neuen Buch Stimmungsbilder aus dem postsowjetischen Transformationsprozess im Südkaukasus eingefangen. Die zwischen Herbst 2011 und Sommer 2013 in Georgien (wo Wackwitz seit 2011 Leiter des Goethe-Instiuts in Tiflis ist) entstandenen Texte schildern Impressionen aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Den roten Faden bildet die Architektur: Einer der überraschendsten Texte ist "Prophetische Bushaltestellen". Ca. 40 wunderbare (wenn auch sehr kleinformatige) Schwarz-Weiss-Fotografien durchziehen den ganzen Band und illustrieren die Vielfalt georgischer Bushaltestellen, oftmals Relikte aus sowjetischer Zeit. Immer aber sind die Texte auch sensibel beobachtete Momentaufnahmen einer Gesellschaft im Wandel, als "personal essays", wie Wackwitz seine Texte einmal nannte, geprägt von einem persönlichen Blickwinkel und autobiografischen Notizen. Ab mittleren Beständen sehr empfohlen. (2)

"Ich stelle mich so ziemlich dar" - in dieser essayistischen Passage seines Romans "Wilhelm Meisters Lehrjahre" hat Goethe auf dem Höhepunkt der klassischen Epoche der deutschen Kultur eine Theorie der dandyistischen Tradition formuliert, die noch für die Bewohner der zeitgenössischen New Yorker Lower East Side und der Brooklyner Bedford Avenue gilt: Eine Konzentration auf die Vervollkommnung der Person statt auf den Beruf; eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Können und der Kunst (die nur als Modell jener Vervollkommnung oder als Beigabe zu ihr in Betracht kommt); Orientierung am adligen Lebensstil; Sprezzatura; Ablehnung der Aufspaltung, Rationalisierung und Professionalisierung der Fähigkeiten, die der Bürger in seiner Berufspraxis und Lebenshaltung vornimmt; eine Art Eindringen eines künstlerischen Utopismus in das Leben. Ist der New Yorker Hipster der Wilhelm Meister des frühen 21. Jahrhunderts? Der Autor schildert zur Beantwortung dieser Frage einige persönliche Eindrücke zum Wandel des kulturellen Lebensstils in der Metropole New York. (ICI2)