Domestizierter Kapitalismus? ; Domesticated Capitalism?
Heide Gerstenberger bemüht sich in Markt und Gewalt. Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus um eine empirische Zurückweisung der wirtschaftstheoretischen Annahme, dass der Kapitalismus sich selbst domestiziere. Direkte Gewalt als Mittel materieller Aneignung, so ihre zentrale These, sei weder ökonomisch kontraproduktiv, noch dränge die innere Dynamik kapitalistischer Ökonomie von sich aus zum Verzicht auf Gewalt. Ganz im Gegenteil würden Kapitaleigner_innen im den allermeisten Fällen jede Möglichkeit zur Profitmaximierung nutzen, wenn sie nicht von Regierung und Öffentlichkeit darin beschränkt würden. In einem materialreichen historischen Abriss vom vorkapitalistischen Welthandel des 15. Jahrhunderts über die Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zur globalisierten Ökonomie der Gegenwart schildert sie das jeweilige Ausmaß direkter Gewalt gegen Personen in den verschiedenen Entwicklungsphasen vor allem als Ergebnis politischer Entscheidungen. ; In Markt und Gewalt. Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus Heide Gerstenberger challenges the theoretical assumption that capitalism tends toward self-domestication. She argues that direct violence neither contradicts economic rationality, nor does the dynamic of capitalist economy call for abandoning violence. On the contrary, equity owners most likely would exploit any opportunity to maximize their profit, if they weren't challenged by governmental policies and public opinions. Providing a rich historical overview from the pre-capitalist world trade of the 15th century to the industrialization of the 19th century and present-day global economy, Gerstenberger describes the individual impact of direct violence on people over the course of time primarily as resulting from political struggles.