Krisen als Medienereignisse: zur Ritualisierung mediatisierter Kommunikation im Fernsehen
In: Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft: grundlegende Diskussionen, Forschungsfelder und Theorieentwicklungen, S. 311-328
Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, welche Rolle Kommunikationsrituale beim Übergang von der Routine zur Krise - und zurück - spielen. Hierzu wird der Ritualbegriff zunächst in seinem ursprünglich anthropologischen Zusammenhang diskutiert, dann von einem engen religiösen Zusammenhang losgelöst und in den Kontext der Cultural Studies eingeordnet. Um das analytische Potenzial des Ritualansatzes im Hinblick auf medien- und kultursoziologische Theoriebildung auszuschöpfen, wird anschließend das aus dem angelsächsischen Raum stammende Konzept der "ritual communication" vorgestellt und auf die Krisenberichterstattung im Fernsehen angewendet. Das Fernsehen hat insofern eine Schlüsselfunktion, als es in seinen Medienritualen auf den Erhalt der Gesellschaft orientiert ist; die Bedeutung von Ritualen zeigt sich besonders in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und Unsicherheit. Die Ritualisierungsstrategien des Fernsehens stellen ein Krisenereignis zunächst als etwas Wirklichkeitsbedrohendes dar, verlaufen aber dann von der Ausnahmesituation zur Routine und helfen so bei der Bewältigung von Krisen. (ICE2)