Globaler Anspruch und bürokratische Umsetzung: Peacekeeping der Vereinten Nationen als Weltorganisation
In: Weltorganisationen, S. 153-176
Am Beispiel des Peacekeeping der Vereinten Nationen (VN) untersucht der Beitrag, wie diese ihren weltorganisatorischen Anspruch verwirklicht. Dabei wird aufgezeigt, dass sich dieser Anspruch differenziert und als komplexe Unternehmung erweist: Semantik, Umwelt und Ordnung sind bei ihrer Umsetzung einem Prozess der Adaption gemäß der bürokratischen Prozeduren und Praktiken und aufgrund der lokalen Gegebenheiten und Anforderungen unterworfen. So wird die Weltsemantik im Hauptquartier der VN in New York anders verwendet und wahrgenommen als in abgelegenen Dörfern Liberias, Sudans oder Kongos. Die Umwelten, mit denen Weltorganisationen interagieren, sind lokal sehr unterschiedlich und oftmals hochgradig fragil und prekär. Demnach ist die Umsetzung der Peacekeeping-Mission lokal unterschiedlich ausgeprägt und dabei insbesondere von lokalen bürokratischen Verfahren bzw. der organisatorischen Adaption an lokale Bedingungen abhängig. Um den Prozess der Differenzierung weltorganisatorischen Anspruchs der VN nachzuvollziehen, wird in dem Beitrag ein organisationstheoretisches Schema entwickelt, das Kopplung und Kommunikation als zwei miteinander verknüpfte Grundeigenschaften von Organisationen darstellt, welche den Raum des organisationalen Handelns definieren. Zur Illustration wird die Rolle des Militärs in VN-Friedensmissionen einerseits und die Anwendung von best practices und Wissensmanagement andererseits vorgestellt, die den weltorganisatorischen Anspruch untermauern. (ICB2)