Die Grenzenlosigkeit der Aufgaben angesichts von Zeitdruck und geringen Mitteln kennzeichnet heute das Dilemma der Friedensbewegung. Gleichzeitig nimmt der Stellenwert von Nicht-Regierungsorganisationen in der internationalen Politik zu. Internationale Organisationen erwarten eine Mitarbeit von Nicht-Regierungsorganisationen bei der internationalen Konfliktbewältigung, bei der Bereitstellung von Expertisen im Bereich der Abrüstung sowie bei der Aufklärung der Öffentlichkeit ("Friedensarbeit"). Angesichts der proklamierten Ansprüche ist die tatsächliche friedenspolitische Gestaltungskraft der zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bewegungen jedoch noch gering. Das Eingeständnis der Staaten, bei der Bewältigung des internationalen Konfliktgeschehens auf zivilgesellschaftliche Kräfte angewiesen zu sein, rüttelt an den ideologischen Grundmauern des neuzeitlichen Staates. Friedenspolitisch aktive Nicht-Regierungsorganisationen können eine Rolle als mediatisierende Institutionen bei der weiteren Zivilisierung von Staaten und Gesellschaften spielen. (ICE2)
Ethnopolitische Bewegungen und Konflikte in Osteuropa sind Ausdruck eines massiven Entwicklungsschubs und einer brisanten Neuverteilung von Lebens- und Partizipationschancen. In allen nachkommunistischen Ländern gibt es mittlerweile zivilgesellschaftliche Bewegungen. Friedenspolitische Aktivitäten von Nicht-Regierungsorganisationen können sich sowohl auf die Begrenzung von Konflikten als auch auf die Stärkung von Konfliktfähigkeit beziehen. In Bezug auf die Friedensarbeit ziviler Akteure ist es wichtig, vier Konfliktphasen zu unterscheiden: (1) die Phase der Konfliktlatenz und -unterdrückung, (2) die Phase gewaltfreier bis gewaltarmer Konfliktartikulation, (3) die Phase der organisierten Gewaltanwendung sowie (4) die Phase der Nachkriegs-Konfliktbearbeitung. Die unterschiedlichen Akteurtypen in Konflikten (parteiliche, halb- und unparteiliche Akteure) haben in dem so beschriebenen Konfliktverlauf in jeder Phase jeweils unterschiedliche Rollen und Aufgaben. (ICE2)