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Der sich nach 1800 vollziehende Strukturwandel des Pazifismus rührte von der Änderung der Kriegführung, der mit der industriellen Revolution verbundenen Hoffnung auf weitreichenden Wohlstand, den neuen Konzepten der Wirtschaftswissenschaften, der Entstehung einer Philanthropiebewegung, dem zunehmenden Selbstbewußtsein des Bürgertums und den Fortschritten des Völkerrechts her. Die Genfer Elite nahm an der Gründung der Gesellschaft 1830 - der ersten ihrer Art in Europa - keinen Anteil, die internationale Reaktion war dagegen positiv. An Aktivitäten sind Wettbewerbe und eine Zeitschrift zu nennen; die Gesellschaft übte vor allem eine Sammelbeckenfunktion aus. Ein allgemeiner Ideenaustausch fand in einem internationalen Netzwerk statt. Von Anfang an dominierte der Präsident Sellon, mit seinem Tod schliefen die Aktivitäten ein. Durch die Aktivitäten der Gesellschaft kam die Friedensbewegung in Europa überhaupt erst in Fluß. Die auch von ihr angeregten Kongresse verhalfen dem Pazifismus zu einer bedeutenden öffentlichen Resonanz. Auch die Berufung Genfs zur Stadt der internationalen Zusammenarbeit wird auf ihre Tätigkeit zurückgeführt. (BE)

Die Satzung des ersten, 1979 gegründeten und 1980 aufgelösten GIPRI hatte eine antimilitaristische und gewaltfreie Ausrichtung. Nach der Wiedergründung 1980 wurden diese Zielsetzungen abgeschwächt, dafür gewann man an Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit hinzu. Finanzielle Schwierigkeiten begrenzten die wissenschaftliche Tätigkeit von GIPRI II. Nach ihrer Behebung kam es 1984 zur Gründung von GIPRI III. Die Ziele wurden in der Satzung noch zurückhaltender formuliert. Die Forschungsprojekte weisen jedoch auf die Kontinuität der Arbeit von GIPRI hin. (BE)

Benutzerkommentar

Das in der Satzung festgelegte System der Vereinten Nationen hat in seiner 40jährigen Geschichte mannigfaltige Veränderungen und Entwicklungen erfahren. Nach Auffassung des Autors liegen diese besonders im Bereich der Friedenssicherung. Die Gründe für das Scheitern der ursprünglichen Intention eines Systems kollektiver Sicherheit werden dargelegt. Um dennoch der Hauptaufgabe der Friedenswahrung im Dilemma zwischen Intention und politischer Wirklichkeit zu versuchen gerecht zu werden, wurden nach der UNO-Charta nicht vorgesehene "Peacekeepingforces" (PKF / UNO-Friedenstruppen) geschaffen. Mit Schwerpunkt wird auf die vielschichtige Problematik für Aufgabenstellung, politisches Mandat, Finanzierung, Organisation und technische Durchführung im Zusammenhang mit einer empirischen Betrachtung über die bisherigen weltweiten Einsätze der PKF eingegangen. Da der Einsatz der PKF auf dem System der Freiwilligkeit und der Zustimmung der Betroffenen basiert, so der Autor, darf nicht zu viel erwartet werden. Dennoch habe die Präsenz der Weltorganisation in Konfliktzonen einen positiven Einfluß ausgeübt, mit der reellen Chance, auch weiter zur Konfliktbeilegung beizutragen. (BIOst-Bwd/Kkl)

In dem Beitrag werden Chancen, Probleme und parlamentarische Bedingungen für die Einleitung einer neuen Sicherheitspolitik in Bonn aus der Sicht der Grünen diskutiert. Zunächst werden kurz die Reaktionen von CDU/ CSU, SPD und Friedensliste auf das Bundestagswahlprogramm und besonders auf den friedenspolitischen Teil skizziert. Da diese Reaktionen nicht den Intentionen und Argumentationen der Grünen entsprechen, werden (1) die Grundgedanken und Prinzipien grüner Friedenspolitik, (2) die Position zur Frage des NATO-Austritts (einschließlich seiner Schwächen und des programmatischen Hintergrundes) und (3) daraus folgende strategische und politisch-taktische Konsequenzen erörtert. Zu (1): Es wird verdeutlicht, daß sich die Grünen als Teil einer gesellschaftlichen Bewegung gegen den Krieg verstehen, die aufgrund des Scheiterns der Rüstungskontrollphilosophie Maßnahmen für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft fordern. Zu (2): Es wird herausgearbeitet, daß die abrupte Forderung "Raus aus der NATO" von den Grünen nicht als geeignetes Instrument der Friedenspolitik gesehen wird, daß sie dagegen eine Strategie der Paktfreiheit und Blockfreiheit in internationaler Perspektive vertreten. Zu (3): Es wird die Frage erörtert, ob eine rot-grüne Sicherheitspolitik möglich ist, ob sich auf der Grundlage der friedenspolitischen Vorstellungen von Grünen und SPD ein tragfähiger, sachlich begründeter Kompromiß finden läßt. (KW)

Erörtert werden die inneren Entwicklungen in Israel, Ägypten und Syrien. Die innere Entwicklung Israels ist gekennzeichnet durch den Rücktritt Menachem Begins, die Regierungsbildung unter Yitzhak Shamir, das Scheitern dieser Regierung, Neuwahlen und die anschließende Große Koalition zwischen dem Likud-Block und der Arbeiterpartei. Bis 1986 sollte Shimon Peres das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, um 1986 durch Yitzhak Shamir abgelöst zu werden. Besonders erwähnenswert sind Auszüge aus der Antrittsrede von Peres und die Beurteilung seiner zweijährigen Regierungsbilanz. Die innere Entwicklung Ägyptens ist gekennzeichnet durch die freiesten Wahlen, die es jemals in Ägypten gab. Gewinner war die National-Demokratische Partei des Präsidenten Hosni Mubarak. Weitere wichtige Ereignisse waren der Tod des Ministerpräsidenten Fuad Mohieddin, die Übernahme der Ministerpräsidentschaft von Kaman Hassan Ali, dessen Ablösung durch Ali Lufti und wiederum der Ablösung durch Sidki. Ägypten hat große wirtschaftliche Probleme, Probleme mit dem Fundamentalismus und der Bereitschaftspolizei, die durch ihren Aufstand eine schwere innenpolitische Krise auslösten. In Syrien wird Präsident Assad in Wahlen für weitere sieben Jahre bestätigt. Assads Grundsatzreden, seine Vorstellungen zum Nahen Osten und die syrische Wirtschaftskrise werden dokumentiert. (WB)

Im August 1917 scheiterte der letzte Versuch der Sozialisten aus den neutralen Ländern, die Zweite Internationale zu rekonstruieren und eine internationale Friedenskonferenz in Stockholm einzuberufen. Wenngleich das Projekt, nicht zuletzt aufgrund der ablehnenden Haltung der britischen Sozialisten, letztlich scheiterte, trugen die Diskussionen in seinem Vorfeld dennoch dazu bei, eine drohende Spaltung innerhalb der britischen Arbeiterbewegung zu verhindern, und führten zu einer kritischeren Haltung der Labour Party gegenüber der Lloyd-George-Regierung und einem verstärkten Anspruch der Arbeiterpartei auf die Regierungsübernahme. (STR)

Die in sich heterogene Friedensbewegung Westeuropas steht auf dem linken Flügel des gesellschaftlichen Spektrums, verfügt aber über keine klar formulierte politische Ideologie. Die von ihr aufgeworfenen Fragen stimmen bemerkenswert mit direkten sowjetischen Interessen überein. Nach der Unterdrückung der "Solidarität" in Polen 1981 wandte die Friedensbewegung ihre Aufmerksamkeit den nichtoffiziellen Gruppen im Osten zu. Der Einfluß Moskaus auf die Friedensbewegung wurde reduziert, wenngleich er noch bestehen blieb. "Die Friedensbewegung strebt ein blockfreies und atomwaffenfreies Europa an, das nicht nur durch zwei Machtblöcke (NATO und Warschauer Pakt) geteilt ist. Nur wenige sind sich jedoch bewußt, daß die Verwirklichung dieses Ziels ein Machtvakuum in Europa hinterlassen würde, das Aggression und Intervention förmlich einlädt." (WW)

Der Zustand der Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen und der Friedensforschung wird als diffus und zersplittert bezeichnet. Belege für diese These werden mehrere gegeben: es gibt keine eigene Sektion in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft für die Wissenschaft von den internationalen Beziehungen, das Gebiet wird sowohl bei Kongressen als auch in den Fachzeitschriften nur am Rande behandelt, eine eigene Fachzeitschrift existiert in der Bundesrepublik nicht. Die weitere Entwicklung des Faches sollte sich nach Meinung des Autors in theoretischer und methodischer Hinsicht daran orientieren, daß wir zum Ende des 20. Jahrhunderts zwar nicht mehr in einer Staatenwelt, aber auch noch nicht in einer Weltgesellschaft leben. Die zunehmende Fokussierung der Friedensforschung auf die aktuellen Probleme der Gegenwart verringerte die Distanz zur Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen und verstärkte insgesamt das Defizit an theoretisch-methodologischer Diskussion in diesen Fächern. (BO)