Governance zwischen Autonomie und Verantwortung: Was ist Bildungs-Governance?
In: Autonomie und Verantwortung. Governance in Schule und Hochschule., S. 15-44
Das Wissenschaftssystem ist mit seinen Spezifika nach Meinung des Autors ein besonders gutes Beispiel für jene Überlegungen, die zum Einsatz neuer Governance-Mechanismen führen, gerade weil es ein besonders widersprüchliches und vieldimensionales System darstellt. Einerseits ist die universitäre Wissenschaft von der externen Förderung (Finanzierung durch den Staat) abhängig, andererseits wird ein hoher Anspruch auf Autonomie erhoben und die Unabhängigkeit von Geldgebern als wesentliches Charakteristikum des Systems angesehen (Wissenschaftsfreiheit). Dies war auch in der hierarchischen Welt, in den Vor-Governance-Zeiten, nicht anders, und deshalb ist das Humboldtsche Ideal eine Besonderheit. In einer New Public Management-Welt scheinen einige der darin angelegten Ziele gut erfüllbar zu sein, denn die Universitäten erreichen in diesem System eine nie zuvor erreichte Autonomie. Es ergeben sich allerdings Probleme einer Vertragslogik, denn es geht um den Wandel der Formen, nicht um den Wandel der Machtbilanz; um eine neue Herrschaftstechnik und eine andere Grammatik des Regierens. Der Autor fragt in seinem Aufsatz nach den Perspektiven der Wissenschaftsfreiheit jenseits der Management-Logik und beleuchtet die Strukturen einer Bildungs-Governance auf europäischer, nationalstaatlicher und universitärer Ebene. (ICI2).