Die Diskussion um den Neoinstitutionalismus hat den Stellenwert von Institutionen für die Politikwissenschaft deutlicher gemacht. Der Beitrag behandelt Fragen, die in dieser Diskussion offen geblieben sind. Zunächst gilt es, zwischen sozialen und politischen Institutionen zu unterscheiden, zumal von ihnen analoge Leistungen erwartet werden. Fächerorientiert kann der Neoinstitutionalismus dann in einen ökonomischen, einen organisationssoziologischen, einen politikwissenschaftlichen und einen historischen Neoinstitutionalismus differenziert werden. Als umfassenderes Institutionenmodell stellt der Verfasser eine "institutionelle Konfiguration" vor, die vor allem die Bedeutung der Beziehungen zum Bürger herausstellt. (ICE2)
In dem Beitrag wird die Institutionenlehre von Gehlen einer Kritik unterzogen und in Kontrast gesetzt zur Theorie kommunikativen Handelns von Habermas. Der Autor arbeitet die hinter Gehlens Ideen stehende Naturtheorie heraus. Diese biologische Begründung von Institutionen führt zu einer negativen Einstellung gegenüber dem Wandel und der Auflösung von Institutionen. Der Autor weist darauf hin, daß bereits Schelsky diese Eigenart der Gehlen'schen Position kritisiert hat. Als Gegenposition zu Gehlen sieht der Autor die Theorie kommunikatives Handelns von Habermas an, die er jedoch im Hinblick auf den Aspekt der Institutionsbildung noch als zu wenig ausgearbeitet erkennt. (PF)
Der Autor baut auf einer Analyse der historischen Entwicklung des Institutionenvertrauens auf. Dabei interessiert, wie sich der Vertrauensverlust gegenüber Institutionen in den letzten zehn Jahren entwickelt hat und inwieweit hier bezogen auf Westdeutschland kohortenspezifische Unterschiede zu finden sind. Sekundäranalytisch werden neben dem Jugendsurvey auch einschlägige andere Datensätze verwendet (Rattinger etc.), etwa unter Bezug auf einen internationalen Vergleich. Aufgrund der Daten des DJI-Jugendsurveys geht er der Frage nach, welche Besonderheiten das Vertrauensverhältnis der ost- und westdeutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich miteinander kennzeichnet. Er skizziert das Institutionenvertrauen im Zeitverlauf, im Ost-West-Vergleich und geht ein auf die Frage nach einer "demokratischen Skepsis gegenüber Institutionen". Überlegungen zum Zusammenhang von Lebenszyklus, Alter, Wertewandel und Institutionenvertrauen schließen den Beitrag ab. Es zeigt sich, daß bis zum Alter von 29 Jahren weder das subjektive noch das objektive Alter und die damit verbundenen lebenszyklischen Entwicklungsschritte einen Einfluß auf das Vertrauen in Institutionen haben, so ein Fazit. (rk)
Um einen Legitimitätbegriff zu modellieren, der in der Institutionenforschung angewendet werden kann, zerlegen die Autoren "Legitimität" anhand eines Fragerasters und am Beispiel dreier klassischer Positionen in einzelne Facetten. Als Resultat erhalten sie unterschiedliche "Legitimitätsmodi" politischer Institutionen, die sich als Legitimationsformen politischer Handlungsorientierungen fassen lassen. Am Schluß des Beitrags wird angedeutet, wie mit solchen Legitimationsmodi insbesondere das Entstehen und die Dynamik von politischen (internationalen) Institutionen sowie die Wechselwirkung zwischen Akteuren und Institutionen präziser untersucht werden kann. (pre)
Der Beitrag zum geschlechtertheoretischen Aspekt der Vaterschaft stellt aus kulturanthropologischer Perspektive die Frage nach den Organisationsprinzipien von Vaterschaft als universeller gesellschaftlicher Institution. Der Autor untersucht Vaterschaft als Institution in einem weitreichenden historischen und anthropologischen Vergleich - vom römischen Recht über den Code Napoléon bis zu schwarzafrikanischen Gesellschaften. Anhand historischer und kulturanthropologischer Untersuchungen zum Verhältnis von Vaterschaft, Ehe und biologischer Beziehung wird gezeigt, dass Vaterschaft in der Vergangenheit nicht sehr eng mit der biologisch-genetischen Abstammung verkoppelt war. Als wesentliche Erklärung für die zunehmende Bedeutung der biologischen Beziehung und den Verlust väterlicher Vorrechte in westlichen Gesellschaften wird die veränderte gesellschaftliche Stellung von Kindern angeführt. Die Bedeutung von Kindern als Ressource für Familie, sei es als Arbeitskräfte, zur Alterssicherung oder für strategische Bündnisse durch Eheschließungen, ist verloren gegangen. (ICG2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1000 bis 2005.
Der Beitrag zum geschlechtertheoretischen Aspekt der Vaterschaft stellt aus kulturanthropologischer Perspektive die Frage nach den Organisationsprinzipien von Vaterschaft als universeller gesellschaftlicher Institution. Der Autor untersucht Vaterschaft als Institution in einem weitreichenden historischen und anthropologischen Vergleich - vom römischen Recht über den Code Napoléon bis zu schwarzafrikanischen Gesellschaften. Anhand historischer und kulturanthropologischer Untersuchungen zum Verhältnis von Vaterschaft, Ehe und biologischer Beziehung wird gezeigt, dass Vaterschaft in der Vergangenheit nicht sehr eng mit der biologisch-genetischen Abstammung verkoppelt war. Als wesentliche Erklärung für die zunehmende Bedeutung der biologischen Beziehung und den Verlust väterlicher Vorrechte in westlichen Gesellschaften wird die veränderte gesellschaftliche Stellung von Kindern angeführt. Die Bedeutung von Kindern als Ressource für Familie, sei es als Arbeitskräfte, zur Alterssicherung oder für strategische Bündnisse durch Eheschließungen, ist verloren gegangen. (ICG2)
Die Autoren gehen der Frage nach, ob sich mit der Informatisierung von Verwaltungen auch ihre "institutionellen Prägungen" verändern. Damit stellt sich methodisch das Problem, die Begriffe "Institution" und "Organisation" für die empirische Analyse in ihrem Inhalt und in ihrem Verhältnis zueinander zu bestimmen. Die theoretische Klärung des Institutionenbegriffs ist Voraussetzung der empirischen Analyse von Organisationen. Die Verfasser suchen in einer organisationsbezogenen Terminologie die spezifischen Eigenschaften des Institutionellen auf; sie fragen, inwieweit Institutionen "mehr" sind als bloße Organisationen. Dabei konstatieren sie einen institutionellen "Überschuß" über die Zwecke, Funktionen und Aufgaben hinaus, die von der Beschreibung von Organisationen her geläufig sind. Diese Überschuß läßt sich am besten im Ausgang vom Konzept der Leitidee (Hauriou) umschreiben. Insofern nämlich die Organisationen Handlungsmuster zur Erfüllung ihrer Aufgabe ausbilden, entwickeln sie stets auch leitende Orientierungen. Vermittels leitender Orientierungen wird zugleich eine spezifische Klientel an die Organisation gebunden, was sich als institutionelle Leistungsfähigkeit einer Verwaltungsorganisation beschreiben läßt. So ist insgesamt die "Institution" nicht einfach auf die "Organisation" reduzierbar, da das Besondere der Institution eben bei den Orientierungsleistungen liegt. Nur in der Verbindung von Steuerungsfähigkeit (organisationsspezifischer Aspekt) und Orientierungsfähigkeit (institutionsspezifischer Aspekt) können Verwaltungsorganisationen einen wirkungsvollen politischen Ordnungszusammenhang herstellen. Nur als Institution kann die Verwaltungsorganisation den erforderlichen Ausgleich zwischen organisiert und zweckgerichtet handelnden Akteuren einerseits, den gesellschaftlichen Anforderungen und Erwartungen andererseits realisieren. (ICD)
Bei seiner Darstellung der politischen Theorie Spinozas arbeitet der Autor insbesondere deren institutionentheoretische Implikationen heraus. Spinoza, so wird gezeigt, legt einen Entwurf der Genese, der Funktionen und des Wandels von Institutionen vor, der nicht durch die Anbindung an eine biologistische Definition des Menschen bestimmt ist. Zudem zeigt Spinoza, daß Institutionen nichts ein für allemal Festes sind, sondern einem permanenten Prozeß der Erneuerung und des Wandels unterliegen. Mit der Betonung der Rolle der Einbildungskraft und der kollektiv-emotionalen Identifikation wird die politische Theorie von der rationalistischen Präokkupation befreit, die ihr sowohl in ihrer Gestalt als normativer Theorie als auch in der zweckrationalistischen Schwundstufe des "homo oeconomicus" anhaftet. Schließlich liefert Spinozas Theorie der Verfahrensnormen als einer Form politisch integrativ wirkender Institutionen einen Hinweis, der es möglich macht, "vorhandene politische Institutionen kritisch daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie in der Tat leisten, was ihre Akzeptanz erklären wie in bestimmtem Maße verbürgen könnte - wiederum im Zusammenhang mit der Einsicht in die Dynamik von Institutionen." (ICD)
Der Beitrag geht den Funktionen und Bedeutungen nach, die der Institutionenbegriff in den verschiedenen institutionellen Ansätzen der Rechtstheorie einnimmt. Der Autor setzt sich hierbei insbesondere mit dem institutionalistischen Rechtspositivismus auseinander. Er bezieht sich auf Arbeiten von N. MacCormick und von O. Weinberger, die sich von einer juristischen Dogmatik absetzen. Ebenso wird die institutionelle Perspektive von Luhmann und Schelsky kritisch gewürdigt. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß beim interdisziplinären Transfer des Institutionsbegriffs wichtige Implikationen und spezifische Verwendungsweisen zu wenig berücksichtigt werden und daß der Institutionsbegriff durch seine Inanspuchnahme durch viele Disziplinen der Gefahr einer Überlastung unterliegt. (PF)
Der Autor beschreibt in einem Grundsatz-Beitrag zur politischen Institutionentheorie den erreichten konzeptionellen Stand im DFG-Schwerpunktprogramm und setzt den eigenen Akzent auf eine politikwissenschaftlich orientierte Institutionentheorie im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Diskussion. Für den Autor stellt sich damit zunächst das Problem, wie sich politische zu sozialen Institutionen verhalten und wie sie analytisch voneinander zu unterscheiden sind. Politische Institutionen, so wird gezeigt, sind aus sozialen Institutionen nicht einfach abzuleiten, vielmehr bilden soziale Institutionen den Kontext, innerhalb dessen sie in ihrer Eigenart als politische Institutionen zu begreifen sind. Ein wichtiger Schritt zum angemessenen Verständnis politischer Institutionen besteht darin, sie um die symbolische Dimension zu erweitern. In politischen Repräsentationstheorien gibt es eine Tradition, welche auf die symbolische Leistung der Repräsentation abstellt; diese symbolische Dimension, so das Argument, ist auch für die politische Institutionentheorie konstitutiv. Das wird insbesondere an der gedoppelt, nämlich instrumentell und symbolisch ansetzenden Institutionenbegründung von Arnold Gehlen illustriert. Die Theorie politischer Institutionen ist sowohl Theorie der maßgeblichen Ordnungsleistungen als auch Theorie der maßgeblichen Orientierungsleistungen einer Gesellschaft; sie enthält den Aspekt der Steuerung ebenso wie den Aspekt der sozialen Integration. Auf dieser Grundlage wird das Verhältnis von Institution und Organisation näher bestimmt. Politische Institutionen, so das Fazit, erbringen einerseits, als Organisationen, eine Ordnungsleistung, andererseits in ihrem spezifisch institutionellen Charakter, eine Orientierungsleistung, welche durch Symbole vermittelt ist. (ICD)
Der Autor zieht ein Resümee hinsichtlich der institutionentheoretischen Reflexionen in der neueren deutschen Politikwissenschaft. Es wird ferner ein Fragehorizont umrissen, der genetische, strukturelle, funktionale und legitimatorische Beziehungsaspekte betrifft. Institutionen werden verstanden als relativ auf Dauer gestellte, durch Internalisierung verfestigte Verhaltensmuster und Sinnorientierungen mit regulierender Funktion. Als Definitionsrahmen für politische Institutionen wird vorgeschlagen, sie als Regelsysteme der Herstellung und Durchführung allgemeinverbindlicher Entscheidungen zu erfassen. Ferner seien die handelnden Akteure und die Entscheidungsgrundlagen in jeder Analyse zu berücksichtigen. Soziale Institutionen würden sich zu politischen nicht einfach wie das Allgemeine zum Besonderen verhalten. Direkte Besiehung gibt es, wenn Fragestellungen und Rahmeneinsichten sozialer Institutionen generell auch für politische Institutionen gelten; indirekte, wenn spezifische und notwendige politiktheoretische Fragestellungen aus der allgemeinen Institutionentheorie nicht ableitbar sind, aber eine Verträglichkeit herstellbar ist. (TR)
Der Verfasser zeichnet die lange Tradition der Mitbestimmungsidee in Deutschland seit dem Frankfurter Parlament von 1848 nach. Die Entwicklung der Mitbestimmung in der Weimarer Republik wird als Geschichte einer gescheiterten Institutionalisierung neuer Formen betrieblicher Kommunikation gesehen. Die Erfolgsgeschichte der Mitbestimmungsregelungen in Westdeutschland hat ihren Ursprung in der Durchsetzung effektiver Mitbestimmungsinstitutionen im Montanbereich durch die britische Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg, einer Politik, die auf der spontanen Entwicklung betrieblicher Interessenvertretungen nach 1945 aufbauen konnte. Demgegenüber setzte das Betriebsverfassungsrecht von 1952 im Nichtmontanbereich der gewerblichen Wirtschaft die Mitbestimmungstradition der Weimarer Republik bis zur Neufassung der Mitbestimmungsregelungen in den siebziger Jahren fort. Konsensuale Konfliktlösungen und partizipative Unternehmensphilosophien wurden in den achtziger Jahren schließlich auch von der Betriebswirtschaftslehre als Produktivitätsressourcen entdeckt. (ICE)
Orientiert an Althussers Marx-Interpretation unternimmt der Verfasser den Versuch einer Verortung des Institutionenbegriffs im Kategorienschema des Marxismus. Er behandelt zunächst Ursachen des "institutionstheoretischen Defizits" im Marx'schen Denken, die vor allem in der Behandlung der Kategorie "Staatsmacht" gesehen werden, und zeigt Ansätze einer Überwindung dieses Defizits auf. Als Zugang zu einem marxistischen Institutionenbegriff wird die Kategorie der gesellschaftlichen Arbeit gewählt. Analysiert werden Politik- und Institutionenbegriff im Hinblick auf Lohnarbeit im Kapitalismus, "Widerstandspotentiale als Rohstoffpotentiale von Politik und Institutionen" sowie Politik und Institutionen im Zusammenhang mit dem Begriff der "allgemeinen Arbeit". Abschließend wird die Frage nach einer marxistischen Theorie der Institutionen in einer erweiterten theoriegeschichtlichen Perspektive diskutiert. (WZ)