Die Sexualität im Frühwerk Arno Schmidts stellt ein umfangreiches und komplexes Thema dar, das dennoch auf gewisse Grundmuster und –vorgänge reduziert werden kann. So haben sich bei der Begegnung von Menschen untereinander klare Linien ergeben, anhand derer viele Gespräche eingeordnet und analysiert werden können. Unterschieden werden können mehrere Gesprächstypen, in denen sich bestimmte Verhaltensweisen der Schmidtschen Protagonisten zeigen: In den geschlechtlich gemischten Gesprächsrunden dominieren zotige Aussagen und Anspielungen, meist gegenüber den am Gespräch beteiligten Frauen. Diese Zoten verankern den Erzähler und seine Beobachtungen zum einen im Alltag, sofern sie von Umstehenden getätigt werden, zum anderen werden die Erzählungen dadurch aber auch erotisch aufgeladen, d. h. die überwiegende Alltagstristesse wird erotisiert. Da die Erzähler selbst selten zu Zoten neigen – das widerspräche ihrem nach außen getragenen Intellekt -, werden so die Bemühungen der anderen, ihr Leben erotisch aufzuwerten, vorgeführt; man könnte auch sagen, dass eine in Bezug zu den Schmidtschen Protagonisten andere Form der Sexualität dargestellt wird, von der sich die Erzähler in ihrem eigenen Erleben zu unterscheiden versuchen. Erotisch konnotierte Gespräche dagegen verweisen auf anderer als der sprachlichen Ebene auf die Veknüpfung von Menschen: Neben der Rede ist die Sexualität ein intimes und damit auch verbindendes Moment, das sich mit Hilfe von sexuell eingefärbter Sprache auf eine ganze Gruppe von Menschen ausweiten, und diese sich näher kommen lässt. Frauen vertreten in Gesprächsrunden in den Augen des Erzählers meist langweilige und wenig eigenständige Meinungen. Sie stellen vielmehr eines der Mittel dar, sich selbst gegenüber den anderen männlichen Gesprächsteilnehmern zu erhöhen – insofern zählt wenigstens der Eindruck, den eine Frau vom Erzähler im Laufe des Gesprächs gewinnt. Sexualität und das Reden darüber, sowohl in prüder zotenhafter Manier, als auch in versteckter, bloß andeutender Form, sind wichtige Mittel im zur Zeit Schmidts prüden Deutschland, dessen verkrampfter Alltag den Menschen keine Möglichkeit bot, ihre Sexualität abseits von den genannten Gesprächsformen zu benennen und zu diskutieren. In den Männergesprächen spiegeln sich deshalb auch häufig die sexuellen Probleme und Vorstellungen der Männer, für die ihre Gespräche eine Art Katalysatorfunktion übernehmen, um ihrem aufgestauten Alltagsfrust in wenigen Momenten gemeinsam zu entfliehen. Ihre Gespräche kontrastieren so Wunsch und Realität, und zeigen die Spannungen zwischen diesen beiden Polen auf. Im direkten Gespräch mit Frauen wird die Rede des Erzählers zu einem Instrument der Verführung: Die Leidenschaften des Geistes sind es, die die Reden der Erzähler gegenüber potentiellen Partnerinnen transportieren, um sich von den anderen primitiven Männergestalten abzuheben. Innerhalb dieser Gespräche wird also weniger Sexuelles vermittelt, als vielmehr die Voraussetzung für spätere Sexualität geschaffen. Die zur Schau gestellte Wissensdominanz des Erzählers garantiert ihm Zuwendung und Zuneigung, die beide eng mit der intellektuellen Anerkennung verbunden sind – körperliche Potenz spiegelt sich demnach in der geistigen, die einen höheren Stellenwert einnimmt. Innerhalb dieses Gefüges wird die Frau in die Rolle der Zuhörerin und Schülerin verwiesen, durch die sie die Liebe und Selbstliebe, sowie die Fremd- und Eigenanerkennung des Schmidtschen Mannes befördert: Je stärker die Anerkennung der Frau, die häufig auch mit Liebe verwechselt wird, desto größer ist die Selbstbestärkung und eigene Anerkennung der Protagonisten, nach der sie pausenlos suchen. Inmitten ihrer Verführung wird die Frau so zum Mittel und Spiegel der Selbstverliebtheit der Erzähler, die sich über ihre Eroberung geistig selbst bestätigen. Die bereits zu Beginn einer Beziehung deutlich sichtbare Wissensdominanz der Protagonisten führt jedoch schon bei den ersten Annäherungsversuchen auch zu einer Distanz zwischen den Partnern, die sich nicht auf gleicher Ebene begegnen. Das, was eigentlich zu Intimität führen soll, zerstört dieselbe sofort wieder, denn Sexualität kann nur stattfinden, sobald die Frau die männliche Dominanz, und damit auch die Distanz anerkannt hat. Nähe wird deshalb nicht zugelassen, so dass es auch zu keiner wirklichen Liebesbindung kommen kann, die eben diese voraussetzte. Beziehungen sind im Schmidtschen Werk deshalb immer auch etwas Problematisches: In Affären flüchten die Protagonisten vor ihrem Alltag, und versuchen, eine Art Gegenbild zu diesem zu konstatieren. In einer Welt, die nicht an Morgen denkt, weil der Glaube an die Zukunft durch die vergangenen Katastrophen zerstört wurde, ist jedoch nur ein sehr begrenztes Glückserleben möglich; Zukunftsplanungen sind ein Ding der Unmöglichkeit, wo die Reduzierung auf die erlebte Gegenwart erfolgt. Das bestmögliche Einrichten im Vorhandenen erlauben die zwischen Männern und Frauen eingegangenen Zweckgemeinschaften, die keinen Neuanfang wagen, sondern die Dinge nehmen, wie sie sind. Den Beteiligten bieten sie Zuwendung, Beistand und eine gewisse aufscheinende Zärtlichkeit, dabei vergessen beide aber nie ihre eigentliche Situation. Für die Liebe als zunächst unendlich erscheinende Größe gibt es in diesem Begrenzt-Gegenwärtigen keinen Raum. Auf diese Weise wird die Einsamkeit zum zentralen Punkt, dem man zu entfliehen versucht, ohne nach wirklicher Nähe zu suchen: Die Zweckgemeinschaften stellen deshalb weniger ein Mit-, sondern vielmehr ein Füreinander dar. Anders als diese freiwillig eingegangenen Zweckgemeinschaften, werden Ehen häufig aus Zwang, sexueller oder materieller Not geschlossen. Dementsprechend nehmen sie fast ausschließlich einen unbefriedigenden Verlauf: Frustration, Kontrolle und Betrug werden zu alltäglichen Gefühlslagen und Vorgängen. Den Protagonisten bleibt dabei häufig nur die innere Emmigration und ihre sexuellen Vorstellungen, die einen anderen Zustand herauf beschwören. Stellvertretend für die in den Augen der Erzähler eigentlich überflüssige Institution Ehe wird die Ehefrau zur Verkörperung aller innerhalb derselben erfahrbaren Schrecken und Unzumutbarkeiten – die Ehefrau ist in ihrer Funktion so der Inbegriff allen Negativen, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Innerhalb dieser Beziehungsgeflechte kommt es so vermehrt zu Entfremdungserscheinungen der Partner, aber es werden auch konkrete Trennungssituationen geschildert, die sich aus der Bindungsunfähigkeit aller Beteiligten ergeben. Die Rahmenbedingungen lassen oft keine wirkliche Nähe, dafür Unannehmlichkeiten aufkommen, denen die Protagonisten und ihre Partnerinnen nicht gewachsen sind. Auch hier gilt: Stetigkeit ist kein Faktor der nachkatastrophischen Lebenswelt, in der sich die Schmidtschen Erzähler zurechtfinden müssen. Sexualität und Erotik sind demnach in eigene Vorstellungswelten eingebunden, die die Wirklichkeit zwar nicht umgehen, aber für kurze Zeit ausschalten: Diese Vorstellungen werden jedoch nur selten direkt geäußert – sie stellen Gedankenspielereien und eine Möglichkeit der Kompensation des alltäglichen Nichterlebens dar. Die von sexuellen Gedanken und Vorstellungswelten durchzogenen und durchbrochenen Handlungsstränge münden in eine Diskontinuität des Erlebens, d. h. es gibt keinen epischen Fluss von Ereignissen. Diese Form der Prosa passt sich so der porösen Struktur des Gegenwartsempfindens der Protagonisten an; eine Auflösung von Kontinuität, die sich auch im aufgebrochenen Satz- und Schriftbild der Schmidtschen Texte widerspiegelt. Die erotischen Gedankenspielereien der Erzähler durchziehen auf diese Weise als kompensatorische Handlungen sowohl die Struktur-, wie auch die Inhaltsebene, und bringen die Zerrissenheit der Protagonisten zwischen Alltagserleben und Wunschdenken zum Ausdruck. Die Aneignung fremder erotischer Phantasien mittels verschiedener Schriftmedien wird damit zur Ausgangsbasis für das eigene Erleben und eine Flucht aus dem Alltag, die durch hohe Identifikationswerte den Zugang und die Fluchtbewegung hin zu einem anderen Leben erleichtert. Der Akt selbst ist auf unterschiedliche Weise codiert: Die unmittelbaren Schilderungen zeigen eine totale Verschmelzung von sexuellem Subjekt und Objekt durch aufgelöste Körpergrenzen mit der Umgebung. Die konkreten sexuellen Vorgänge werden dabei mit Hilfe von Metaphern poetisch verfremdet, so dass dieses Metaphernsystem auch den Widerspruch von Anziehung und Abstoßung bei den Protagonisten selbst überlagert. Die Aufhebung des eigenen Körpers in der Körperlichkeit, sowie die Reduzierung der menschlichen Sprache auf bloße Laute, erscheinen den sonst der Rede und Schrift verhafteten Erzählern als unbehagliche Effekte von Sexualität, die auf eine Auslöschung des Individuums im Akt hinauslaufen; dies spiegelt sich auch in der häufigen Verwendung von Erstickungsmetaphern wider. Durch die absolute Reduktion der Darstellung auf Zeichen oder ein betontes Vorher und Nachher, tritt nicht nur eben jene Sprachlosigkeit der am Akt beteiligten Erzähler offen zu Tage, sondern es wird auch deutlich, dass sich die Protagonisten selbst, wie auch dem Leser, ein genaues Hinsehen versagen. Intimität trägt dementsprechend positive und negative Züge, für die es keinen wirklichen Ausgleich zu geben scheint. Zentral für die Koitusdarstellung ist deshalb auch das Motiv des Wassers, das auf die unerwünschten Fortpflanzungsfolgen von Sexualität verweist, welche letztlich nichts anderes als die Angst vor der Schuld offenbaren, das schmutzige und leidvolle Lebensprinzip aufrecht erhalten zu haben; der sich daraus ergebende Abscheu vor allem Organischen ist überall spürbar. Diese Spannung und das Wissen, dass man dem Allen nicht wirklich entfliehen kann, da sich auch der Verweigerer gewissen Lebensprinzipien unterzuordnen hat, zeigt sich nicht nur bei den Schmidtschen Erzählern, sondern auch beim Autor selbst. In den deutlich ausgesprochenen Ekel mischt sich die Furcht vor den eigenen Alters- und Verfallserscheinungen, so dass der Abscheu vorm Organischen an sich auch ein Ekel vor sich selbst und der eigenen Existenz ist. Diese ist ebenso der verantwortungslosen Sexualität der Eltern geschuldet, wie auch dem verhassten Lebensprinzip – die Schmidtschen Erzähler wissen demnach alle, dass sie, vor allem ihrer eigenen Vorstellung nach, kein wirkliches Existenzrecht besitzen. Sexualität rückt so in das direkte Spannungsfeld von Leben und Tod: Während sie auf diese Weise zum einen auf den Tod verweist, verdrängt sie denselben zugleich durch die Vitalitätsbezeugung, die dem Vorgang zu Grunde liegt. Das ist das Paradoxon der Schmidtschen Protagonisten, das diese nicht wirklich überwinden, das sich aber auch von außen betrachtet nicht auflösen lässt, und deshalb als solches im Werk existent ist und bleibt. Einzig die Natur, deren Bestandteil der Mensch ist, wird zu einem sexuellen Symbol, mit dem sich manchmal auch leben lässt, obwohl auch sie Trägerin und Übermittlerin des verabscheuten Lebensprinzips ist: Sie ist zugleich aber auch Metaphernlieferant und Kulisse. Für nahezu alle Schmidtschen Frauen ist die Erfahrung von Sexualität an eine andere Form des Ekels gebunden, da sie sie zu oft in Verbindung mit Gewalt erlebt haben: Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt werden so zur erschreckenden Normalität in Bezug auf die Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration. Die damit oftmals einhergehende Zerstörung des Lustempfindens wirkt sich in den meisten Fällen auch auf die sexuelle Beziehung zum Erzähler aus. Die Zäsur "45" symbolisiert beispielsweise für Hertha das Hereinbrechen ihrer Katastrophe von Flucht und Vertreibung, verbunden mit als sexuell empfundener Gewalt, die sie orientierungslos machte, und nach Halt in der Beziehung mit Karl suchen ließ. Aber auch die Männer sind durch ihre eigenen Kriegserlebnisse geschädigt, weshalb Männer wie Frauen gleichermaßen unter den schlechten Erfahrungen und dem Verlust der im Krieg vergeudeten Jahre leiden. Das Schönreden hilft in diesen Fällen wenig, aber in der verfehlten Kommunikation blitzen des Öfteren die eigentlichen Probleme und ihre Ursachen auf, denen sich beide Seiten nicht stellen wollen und können. Aus diesem Grund versuchen alle, sich bestmöglich an das anzupassen, was man vorfindet. Innerhalb der Texte, die im Nachkriegsdeutschland zu verorten sind, wird die historische Katastrophe jedoch nur zitiert, so dass die allgemeine Situation mit dem Einzelfall und den sich daraus ergebenden eigenen Spannungen zusammenfällt. Dennoch zeigen sich auch in Schmidts eigentlich pessimistischen Werk optimistische Züge: Zwar sah Schmidt für die menschliche Zukunft im Allgemeinen schwarz, aber im Besonderen sehen seine Erzähler in Bezug auf ihre Sexualität auch eine gewisse Hoffnung aufscheinen. Auswege aus der sexuellen Misere zeigen sich in einer Form sexueller Utopien, die keinen Bestand als dauerhafte Gegenmodelle haben, wo die Flucht aus dem Alltag aber für kurze Zeit gelingt: Dort verwandeln sich Gewalt- in Sexualakte, d. h. Angst in Angstlust, die Sexualität wieder erträglich macht. Der Voyeur verdeutlicht die bereits erwähnten Widersprüche von Abstoßung und Anziehung nur noch, und verkörpert in seiner Figur die langsame Überleitung zu den Protagonisten des Spätwerks. In den "Ländlichen Erzählungen" der 60er Jahre findet ein Wandel der Präsentation und Präsenz von Sexualität im Werk Schmidts statt – im Spätwerk, wo die Fusion von Misere, Resignation und Humor erst gänzlich vollzogen wird, stellt Sexualität immer eines der Hauptthemen dar. Die Frauengestalten im Frühwerk zeichnen sich durch eine auffallende Abwesenheit von Schönheit aus, sind dadurch aber auch sehr der Realität verhaftet. Sie verkörpern oft den modernen berufstätigen Typ, sind sachlich, nüchtern und glatt. Der Typus der Kindfrau lockt dagegen mit einer körperlichen und geistigen Unversehrtheit, sowie einer gewissen Rätselhaftigkeit, die vor allem den modernen Frauen abhanden geht. Aus diesem Grund eignen sie sich besonders gut als Projektionsfläche für die Sehnsüchte der männlichen Protagonisten. Auch die Sekretärin ist die Verkörperung erotischer Phantasien, denn die Protagonisten finden in ihr die Verbindung von Praktischem und Glück in der Arbeit und der Arbeitsbeziehung. Die anderen Frauen müssen erst ihrer Verwurzelung in der Realität und im Alltag enthoben werden, um eine erneute Verschlüsselung zu erfahren: Der aufgebaute agesellschaftliche Kontext macht sie zu erotischen Kulturwaisen, denen der Erzähler zum einen mit seiner Wissensdominanz begegnet, die dadurch aber auch vom Leid der übrigen Menschheit ausgeschlossen werden. Die Wandlung der Frauen- in mythologisierte Gestalten bezeichnet das Hinübergleiten in eine Sphäre des Uneindeutigen, wo Sexualität stattfinden kann. Die Partnerinnen durchlaufen dabei in den Augen des jeweiligen Erzählers nicht nur eine Gestalts-, sondern auch eine Wesensveränderung, so dass bereits an diesem Punkt eine Parallele zum individuumsauflösenden Akt gezogen wird. Darin offenbart sich zudem vollends die Wildheit der Frauen, die zu Mischwesen werden, die wiederum dem Protagonisten den sexuellen Zugriff erleichtern. Ein Eingreifen oder auch Verändern der leidvollen Wirklichkeit kann darüber hinaus nur erfolgen, indem man die Frauen derselben entreißt, um sie in veränderter Form wieder in diese zu entlassen. Ein ähnlicher Prozess liegt auch dem Phänomen der Sexualisierung von Gegenständen, Tätigkeiten und Alltagssituationen zu Grunde, die Besonderes hervorhebt, Lustvolles unterstreicht, erotisch einfärbt und eine nicht vorhandene Sexualität kompensiert. Sie verdeutlicht zudem den provokativen Charakter des scheinbar Normalen, indem sie gesellschaftliche Vorgänge kontrastiert und auf den Punkt bringt, wo andere sprachliche Mittel zu direkt wären oder versagten. Durch die mit Hilfe der Verschiebung aufgebaute Distanz besitzt die Sexualisierung bestimmter Tätigkeiten, Gegenstände und Situationen außerdem eine katharsische Wirkung, die eine der Voraussetzungen für kritische Ansätze darstellt. Dass Schmidt unter dem Einfluss der Psychoanalyse stand, zeigt sich in der Hervorbringung von Mehrfachbedeutungen durch sprachliche Verformungen im Sinne Freuds, wie sprachliche Fehlleistungen, Versprechen oder Verschreiben. Zunächst ging damit jedoch weniger ein wirklich psychoanalytisches Studium des eigenen Werks einher, sondern vielmehr eine sprachlich-ästhetische Bereicherung der literarischen Produktion. Die Sprache ist bei Schmidt aber mehr als ein bloßes ästhetisches Betätigungsfeld – sie ist ebenso zentral für die werkimmanente Auffassung von Sexualität, die immer von Sprache abhängt: in ihrer Anbahnung, in ihrer Beschreibung, in ihrer Form der Kritik. Sexuelle Sehnsüchte und Vorstellungen finden so auch immer Eingang in Schrift- und Lautbild der Texte. Das Reden über und für Sexualität wird so zur sexuellen Ersatzhandlung; es findet eine Verlagerung von der praktischen auf die sprachliche Ebene statt, wie sie sich vollständig bei den Erzählern des Spätwerks zeigt. Durch die Verknüpfung von Sprache und Sexualität wird auch der kreative zu einem sexuellen Prozess, aus dem das Werk als Produkt hervorgeht. Dieses Produkt ist zugleich ein gesellschaftskritisches Mittel der Entlarvung, indem es das beschreibt, was der Autor vorfindet. Die Realität kann deshalb nicht weniger pornographisch sein als das, was Eingang in die literarische Schilderung findet. So wie jedoch das Lob der menschenleeren Welt in "Schwarze Spiegel" als Ausdrucksform des Hasses auf die Selbstdestruktivität des Menschen zu lesen ist, so braucht auch der Misanthrop, der sich in diesen Kritiken offenbart, die Menschen, gegen die er seinen Hass und seine Verachtung richten kann. Die Provokation wird so eine im Angesicht des Publikums, das sie zur Kenntnis nimmt. Der scheinbare Gegensatz von Autor und Publikum ist deshalb ein ebenso oberflächlicher, wie der von Landvolk und Intellektuellem, der das Objekt seiner Verachtung anerkennen muss, um sich von ihm abstoßen zu können. Es handelt sich vielmehr um ein dialektisches Verhältnis, dessen Unvereinbarkeit vom Grad der Bildung der Beteiligten abhängt; das gilt auch für die aufgemachte Konkurrenz von Geist und Sexualität. Die Widersprüche von Anziehung und Abstoßung findet man überall im Schmidtschen Werk vor, so auch auf dieser Ebene. Ab dem Ende der 60er Jahre zog die vom Spätwerk ausstrahlende und verfolgte Ethik des Verzichts jedoch endgültig eine Trennlinie zwischen dem Autor und der Welt. Der Rückzug aus der Welt und die Konzentration auf sein Spätwerk zeigen, wie die Widersprüche der Protagonisten auf der Ebene von Schmidts Leben wirken: Worauf im realen Leben zugunsten des Geistes verzichtet wird, das spiegelt sich in literarischer und damit geistig verarbeiteter Form auf der Textebene wider, wo in Gesprächen vor allem Sexuelles aufgearbeitet und besprochen wird – die Auseinandersetzung auf Textebene ist also ebenfalls eine geistige. Damit sind die Widersprüche nicht beseitigt, haben aber auf der aktiven Seite von Sexualität keinen Platz mehr. Schönes wird im Werk nicht geschildert, aber durch Worte wird Schönes erzeugt, ebenso wie Glück nicht wirklich empfunden, aber Vergnügen beim Lesen hervorgebracht wird. Das Paradoxon des Schmidtschen Werks eröffnet sich somit auch dem Leser. Arno Schmidt mag in seinen Schilderungen zwar von Lebensidealen abweichen, aber nicht zwingend von der Wirklichkeit. Seine Protagonisten halten sich in dieser mit Gesten trotzigen Ungeschicks, im Rückzug auf eine biologische Komik und in der Hoffnung auf einen reinen Geist über Wasser - in dieser Welt passiert Erotik im Kopf, Sexualität findet in Grenzsituationen statt und Liebe muss letztlich scheitern.
In Madagaskar ist ein Großteil der ländlichen Bevölkerung von Armut betroffen und ist damit auf kleinbäuerliche Landwirtschaft und die Nutzung natürlicher Ressourcen zur Grundversorgung angewiesen. Folglich sind die natürlichen und artenreichen Ökosysteme des Landes einem hohen Landnutzungsdruck ausgesetzt. Vor allem die Regenwälder im Nordosten des Landes weisen eine bemerkenswerte Vielfalt an Baumarten und eine hohe Endemismusrate auf, sind jedoch von einer raschen Umwandlung in eine von Menschen veränderte Mosaiklandschaft bedroht. In dieser Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars findet sich noch ein kleiner Anteil geschützter alter Wälder, ansonsten setzt sich die Landschaft aus einem Mosaik landwirtschaftlicher Flächen, Waldfragmente und Agroforste zusammen. Diese Agroforste dienen dem kleinbäuerlichen Anbau von Gewürzvanille, die Madagaskars wichtigstes Exportprodukt darstellt. In diesen Agroforsten spielen Bäume eine entscheidende Rolle. Sie werden entweder als Schattenbäume oder als Stützbäume für die kletternde Vanille-Orchidee (Vanilla planifolia) dauerhaft in das Anbausystem integriert. Vanille-Agroforste decken bezüglich ihrer Struktur und ihrer Artenzusammensetzung ein breites Spektrum ab. Somit weisen sie vielversprechende Landnutzungsoptionen auf, um die Erhaltung der biologischen Vielfalt mit den Produktionszielen im Nordosten Madagaskars in Einklang zu bringen. Da es bisher nur wenige Belege gibt, die eine soziale und ökologische Bewertung der Vanille-Agroforstwirtschaft erlauben, befasst sich das Forschungsprojekt "Diversity Turn in Land Use Science" mit dieser Forschungslücke. Im Rahmen des Diversity Turn-Projekts befasst sich die vorliegende Doktorarbeit mit dem Naturschutzwert von Agroforsten, indem sie die Vielfalt, Bestandsstruktur und Zusammensetzung von Baumgemeinschaften in Vanille-Agroforsten untersucht und sie mit anderen baumbasierten Landnutzungstypen in der Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars vergleicht. Um dies zu erreichen, entwickelt die vorliegende Doktorarbeit zunächst einen konzeptionellen Rahmen, der eine Naturschutzbewertung von Agroforstsystemen erleichtert. Anschließend werden einzelne Aspekte dieses konzeptionellen Rahmens anhand von Fallstudien untersucht. Die Fallstudien setzen unterschiedliche Schwerpunkte und decken damit ein umfassendes Spektrum ab, das von der Baumartenvielfalt und Bestandsstruktur, über die Baumartenzusammensetzung, die Vielfalt der Agroforst-Stützbäume bis zur Erfassung des oberirdischen Kohlenstoffbestands reicht. Die Fallstudien stützen sich auf Bauminventurdaten, die in Vanille-Agroforsten mit unterschiedlicher Landnutzungsgeschichte erhoben wurden, sowie in weitgehend ungestörten Wäldern, Waldfragmenten und holzigen Brachflächen, die alle Teil der kleinbäuerlichen Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars sind. In der konzeptionellen Studie (Kapitel 1) wird zunächst dargelegt, dass sich tropische Agroforste in ihrer Landnutzungsgeschichte unterscheiden: sie können entweder im Wald oder auf Brachland angelegt werden. Jedoch wird dieser Unterschied in der Agroforstforschung und -politik bisher kaum beachtet. Auf der Grundlage von Literaturdaten und einem Beispiel aus eigenen Bauminventurdaten zeigt die Studie, dass sich Agroforste mit unterschiedlicher Landnutzungsgeschichte in Bezug auf biologische Vielfalt, Ökosystemfunktionen und Ökosystemdienstleistungen unterscheiden. Die Studie legt nahe, dass die Unterscheidung basierend auf der Landnutzungsgeschichte in verschiedenen Regionen und Agroforstsystemen anwendbar sein könnte, um lokale Naturschutzziele und Landschaftsmanagement besser aufeinander abzustimmen. Kapitel 2 analysiert die Bestandsstruktur und die Artenvielfalt von Bäumen in den verschiedenen Landnutzungstypen der kleinbäuerlichen Mosaiklandschaft. Dabei steht insbesondere im Fokus, wie sich die Landnutzungsgeschichte in Vanille-Agroforsten auf deren Bestandsstruktur und die Baumartenvielfalt auswirkt: die Studie zeigt, dass Agroforste, die im Wald etabliert wurden, wichtig für die Erhaltung der Lebensraumstruktur und der Baumvielfalt sind, während Agroforste, die auf Brachland etabliert wurden, eine Möglichkeit zur Wiederherstellung der Baumbestände auf diesen ehemals bewaldeten Brachflächen bieten. Kapitel 3 quantifiziert die Vielfältigkeit und Zusammensetzung der Baumartengemeinschaften innerhalb und zwischen verschiedenen Landnutzungstypen in der Mosaiklandschaft. Die Studie verwendet Beta-Diversitätsmaße, die Veränderungen in der Baumartenzusammensetzung und -häufigkeit in diesen verschiedenen Landnutzungstypen widerspiegeln, und zeigt, dass (bis jetzt) viele Baumarten in dieser Mosaiklandschaft überleben können. Allerdings sind die Fluktuationsraten innerhalb und zwischen den Baumgemeinschaften in den verschiedenen Landnutzungstypen hoch, was darauf hindeutet, dass sich die Baumgemeinschaften sowohl in ihrer Identität als auch in ihrem Abundanz verändern. Die Studie befürwortet die Durchführung von Maßnahmen zur Aufforstung und Renaturierung ehemals bewaldeten Brachlands, um die einzigartigen Baumartengemeinschaften in der vom Menschen veränderten Mosaiklandschaft zu erhalten, und schlägt als Einstieg die Etablierung von Agroforsten auf ehemals bewaldeten Brachflächen vor. Die Studie betont jedoch, dass die hohe Fluktuationsrate von Baumartengemeinschaften bei der Planung solcher Aktivitäten zu berücksichtigen ist. Kapitel 4 befasst sich mit der Vielfalt und Zusammensetzung von Agroforst-Stützbäumen, denen bisher wenig wissenschaftliche Aufmerksam zukam. Die Studie stützt sich auf Daten aus der Bestandsaufnahme von Agroforst-Stützbäumen in Vanille-Agroforsten mit unterschiedlicher Landnutzungsgeschichte, sowie auf Befragungen der Besitzer:innen der jeweiligen Vanille-Agroforste. Die Studie analysiert die Artenvielfalt, die Zusammensetzung und die geographische Herkunft der Stützbäume in diesen Vanille-Agroforsten und zeigt, dass Stützbäume wesentlich zur Baumvielfalt dieser Agroforste beitragen, aber abhängig von der Landnutzungsgeschichte werden deutliche Unterschiede zwischen Stützbaum-Beständen sichtbar: Stützbäume in Agroforsten, die im Wald etabliert wurden, umfassen viele einheimische und endemische Stützbaumarten und weisen einen viermal höheren Artenreichtum auf als Agroforste, die auf Brachland etabliert wurden und einen hohen Anteil an eingeführten Stützbaumarten beherbergen. Da auf Brachland etablierte Vanille-Agroforste eine wichtige Rolle bei der Aufforstung und Renaturierung ehemals bewaldeten Brachlands spielen können, empfiehlt die Studie bei deren Etablierung verstärkt auf einheimische oder endemische Baumarten als Stützbäume zurück zu greifen. Kapitel 5 quantifiziert die oberirdischen Kohlenstoffvorräte in den verschiedenen Landnutzungstypen der kleinbäuerlichen Mosaiklandschaft. Dabei wird insbesondere analysiert, wie die Landnutzungsgeschichte die oberirdischen Kohlenstoffvorräte in Agroforstsystemen beeinflusst. Die Studie zeigt, dass Agroforste als Kohlenstoffspeicher in einer multifunktionalen Landschaft fungieren können, dass es aber wichtig ist, ihre Landnutzungsgeschichte und ihre Bewirtschaftung zu berücksichtigen, um ihren Naturschutzwert zu maximieren: Agroforste, die im Wald etabliert wurden, weisen größere oberirdischen Kohlenstoffvorräten auf und haben das Potenzial, eine waldähnliche Struktur mit einheimischen und endemischen Bäumen in der Landschaft zu erhalten, während Agroforste, die auf Brachland etabliert wurden, dieses ehemalig bewaldete Brachland in dauerhaft baumdominierte Landnutzungssysteme zurückführen. Zusammenfassend tragen die Studien im Rahmen dieser Doktorarbeit dazu bei, die ökologische Bewertung tropischer Agroforste zu verbessern. Die Studien liefern datengestützte Erkenntnisse aus Fallstudien in der Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars, welche die ökologische Bewertung der Vanille-Agroforstwirtschaft in dieser Region ermöglichen. Die vorliegende Doktorarbeit beleuchtet die Vielfalt, die Zusammensetzung und die Bestandsstruktur von Baumgemeinschaften in der Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars und liefert damit wichtige Informationen, um die Folgen von Landnutzungsänderungen in dieser tropischen Landschaft zu quantifizieren und zu verstehen. Ein solches Verständnis ist unerlässlich für die Entwicklung von regional angepassten Landnutzungsplänen und Schutzmaßnahmen, die darauf abzielen, die Artenvielfalt, Ökosystemfunktionen und Ökosystemdienstleistungen zu erhalten, und ist somit sowohl für die Forschung als auch für den angewandten Naturschutz von hohem Wert. ; In Madagascar, a large percentage of the rural human population faces multifaceted poverty and depends on agriculture and natural resources as main livelihood sources. Consequently, the country's biodiverse natural ecosystems experience high land-use pressure. Especially the north-eastern rainforests comprise a remarkable diversity of trees species with high endemism rates but face rapid transformation into a human-modified mosaic landscape. This human-modified mosaic landscape in north-eastern Madagascar still contains a small share of protected old-growth forest and is otherwise composed of smallholder agricultural land, forest fragments, and smallholder agroforests to cultivate Madagascar's major export product vanilla. In these agroforests, trees are permanently integrated into the crop cultivation system either as shade trees or as support trees for the climbing vanilla orchid (Vanilla planifolia). Vanilla agroforests cover a wide range of structural and compositional characteristics and might offer promising land use options to reconcile biodiversity conservation with production goals in north-eastern Madagascar. Since evidence on the social and environmental benefits and tradeoffs of vanilla agroforestry has been scarce so far, the research project "Diversity Turn in Land Use Science" addresses this research gap. Within the frame of the Diversity Turn project, this thesis addresses the conservation value of agroforests by examining the diversity, stand structure, and composition of tree communities in vanilla agroforests and contrasting them to other tree-based land-use types in the mosaic landscape of north-eastern Madagascar. To do so, this thesis first establishes a conceptual framework on agroforestry systems and then works through the individual aspects of this framework, using case studies on species diversity and stand structure, species composition, support tree diversity, and aboveground carbon stocks. The case studies build on tree inventory data from vanilla agroforests of contrasting land-use history, old-growth forests, forest fragments, and woody fallows after slash-and-burn shifting cultivation, which all contribute to the smallholder mosaic landscape of north-eastern Madagascar. The conceptual study (chapter 1) elaborates that tropical agroforests differ in land-use history and may be either established inside a forest or on open land but this difference is often neglected in agroforestry research and policy. Based on literature data and an example from own tree inventories, the study shows that agroforests of contrasting land-use history differ in biodiversity, ecosystem functions, and services. The study suggests that the differentiation based on land-use history might be applicable in various regions and agroforestry systems, to better align landscape management with conservation goals. Chapter 2 analyses the stand structure and species diversity of trees in the different land-use types of the smallholder mosaic landscape. Therein, the study puts a special focus on how land-use history affects stand structure and species diversity in vanilla agroforests and demonstrates that forest-derived agroforests are important for maintaining habitat structure and tree diversity, whereas fallow-derived agroforests offer tree cover rehabilitation opportunities on open but formerly forested land. Chapter 3 quantifies the variation of tree species communities within and among different land-use types in the mosaic landscape. The study uses beta-diversity metrics that reflect changes in both species composition and abundance in these different land-use types and demonstrates that (thus far) many tree species can persist in this mosaic landscape. However, turnover rates are high within and between tree communities in the land-use types, indicating that tree communities are transforming both in identity and abundance. The study endorses the implementation of conservation and restoration activities to maintain the unique tree species assemblages in the human-modified mosaic landscape and suggests the establishment of agroforests on formerly forested degraded land as an entry point. However, the study emphasizes considering the high turnover rates of tree species communities in the planning of such activities. Chapter 4 focuses on the diversity and composition of agroforest-support trees, which have received little scientific attention so far. The study builds on support tree inventory data and farmer interviews from vanilla agroforests of contrasting land-use history. The study analyses the species diversity, composition, and geographic origin of support trees in these vanilla agroforests and shows that support trees substantially contribute to the tree diversity in these agroforests, but show clear differences based on land-use history: support trees in forest-derived agroforests encompass many native and endemic species richness and have four times higher species richness compared to fallow-derived agroforests, which harbor a high share of introduced species. Since fallow-derived vanilla agroforests can play an important role in restoration and rehabilitation, the study suggests a stronger consideration of native or endemic tree species in new to establish vanilla agroforests. Chapter 5 estimates aboveground carbon stocks across stem diameters and geographic origin of tree species in the different land-use types of the smallholder mosaic landscape. Therein, the study particularly analyses how land-use history influences aboveground carbon stocks in agroforestry systems. The study demonstrates that agroforests can act as carbon reservoirs in a multifunctional landscape, but considering their land-use history and management is important to maximize their benefits: forest-derived agroforests support higher aboveground carbon stocks than fallow-derived agroforests and have the potential to maintain a forest-like structure with native and endemic trees in the landscape, whereas fallow-derived agroforests take land out of the slash-and-burn cycle by converting it into permanent tree-dominated land-use systems. In conclusion, the studies within this thesis contribute to refining the conservation evaluation of tropical agroforests and provide data-based evidence to assess the conservation value of vanilla agroforests in the mosaic landscape of north-eastern Madagascar. The thesis sheds light on the diversity, composition, and stand structure of tree communities in the mosaic landscape of north-eastern Madagascar and thereby provides vital information to quantify and understand the consequences of land-use change in this tropical landscape. Such understanding is essential to develop land-use management schemes and conservation measures that aim to maintain species diversity, ecosystem functions, and services and is thus important for research and applied conservation alike. ; 2022-01-21
In the context of climate change, the destruction and degradation of ecosystems, and many environmental problems and disasters in all parts of the world, environmental discourses such as growth limits, ecological modernization and sustainable development have proliferated (Dryzek 2013). Many governments, as well as international organizations have responded to the growing environmental concerns by adapting and tightening their environmental legislation. In some cases, it has been possible to implement concrete measures on-site and to solve existing problems. However, overall, environmental discourses have had limited impact in achieving tangible action. This is particularly evident in the progressive expansion of industrial- and commodity-based land uses with substantial negative social and ecological impacts, especially those countries in the tropics and subtropics with emerging economies. Why do environmental discourses sometimes translate into policies and sometimes not, and when, and under what conditions, are some then put into practice? This study deals with the problem of "turning words into action" and examines the case study of the Bolivian government under Evo Morales, which explicitly refers to the environmental discourse Buen Vivir ("good living"). The aim is to better understand the challenge of translating words into action to potentially foster the practical relevance of environmental discourses in order to positively influence the social and ecological dimensions of rural development. A discourse is a set of ideas, categorizations and concepts that reflect a particular interpretation of the world. Environmental discourses are discursive constructs that define how we perceive nature, how environmental claims are shaped, and how we deal with environmental problems (Hajer 1995). Dominant environmental discourses are those that translate into normative frameworks after their discursive elements are naturalized, and they ascribe some consensus of meaning. This study focuses on the dominant environmental discourse of Buen Vivir in Bolivia. Buen Vivir has become dominant in Bolivia as an 'alternative to development', and translated into national normative frameworks. Buen Vivir (or 'good living'), is the Spanish reference of the Quechua and Aymara words Sumac Kawsay and Suma Qamaña, respectively (Merino Acuña, 2016a). It promotes a harmonious relationship between humans and nature, in which the well-being of people and the survival of animals, plants, and ecosystems are ensured (Gudynas, 2013). In Bolivia, this discourse gained political attention during the late 1990s and early 2000s, and was adopted in its Constitution in 2009. The study follows three research goals. The first is to determine what makes an environmental discourse dominant. To this end, the study develops a four-dimensional analytical approach: content, actors, strategic practices and context. Using this approach, the study reconstructs the discursive process that led to the dominance of Buen Vivir. The second is to assess the practical relevance of Buen Vivir. This is achieved by determining if and to what extent relevant agricultural policies and socio-environmental manifestations, developing during the Morales administration, are compatible with the principles of Buen Vivir. The third is to explore what influences the practical relevance of dominant environmental discourses by exploring which factors influence the consideration of dominant environmental discourses in decisions of policymakers and land users. This is undertaken by examining subjective perceptions of the two actor groups on the role of a set of factors within three conceptual categories (political hegemony, operational capacity and personal priorities) in influencing policy and land use decisions. Finally, the plausibility of the results of the subjective perceptions is checked by looking at the socio-environmental manifestations and further land use and sectoral policy trends. The analysis showed that all four dimensions examined (content, actors, strategic practices and context) contributed to the dominance of the Buen Vivir discourse. It became clear that dominance resulted from a complex, interactive process that addresses a structural problem of society as a whole (indigenousness) and is part of broader socio-political struggles (decolonization). Concerning the relevance of Buen Vivir for the formulation of sector policies, the analysis showed very different results. For example, Buen Vivir is highly relevant for irrigation and food security policies, of moderate relevance for agricultural reform and agricultural development policies, and has no relevance for energy policies. In this respect, it must be stated that, especially, environmental policy areas were hardly influenced by Buen Vivir. Accordingly, the analyzed indicators of socio-environmental manifestations, such as deforestation and environmental degradation, hardly reflect the principles of Buen Vivir on land-use dynamics. Social aspects, such as smallholders' access to land and resources, staple vs commodity crops, as well as poverty and inequality, on the other hand, partly show greater compatibility with Buen Vivir. Nevertheless, the overall practical relevance of Buen Vivir is rather low. A greater practical relevance of Buen Vivir is necessarily subordinated to influencing factors from the category of political hegemony. In particular, the interests and preferences of the dominant political forces that limit the consideration of the principles of Buen Vivir limit in political decision-making processes. The lack of operational capacity by government agencies also has a negative impact on the implementation of Buen Vivir. In addition, personal preferences of politicians and land users influence the practical relevance of Buen Vivir. The results show that the practical relevance of environmental discourses depends on a complex network of various mutually influencing factors. It is difficult to influence the underlying processes and actors in a targeted manner in order to increase the practical relevance of eligible discourses. Nevertheless, it appears possible to identify opportunities for time and actor-suitable stimuli based on precise observation and analysis of socio-political processes and their actors. Moreover, the strengthening of advocacy coalitions is particularly effective in order to achieve political leverage. Relevant social groups, organizations and authorities can also be strengthened, for example through improved access to knowledge, resources and networks, as well as support in communication and the opportunities for political participation. Such supportive measures are particularly promising if a structuring problem for society as a whole exists or can be found that affects all four dimensions of the discourse. ; Im Kontext von Klimawandel, der Zerstörung und Degradierung von Ökosystem, und vieler Umweltproblem und -katastrophen in allen Teilen der Welt, haben sich kritische Umweltdiskurse zu Wachstumsgrenzen, ökologischer Modernisierung und nachhaltiger Entwicklung weiter etabliert (Dryzek 2013). Viele Regierungen und auch die internationale Gemeinschaft haben reagiert und damit begonnen, ihre Umweltgesetzgebungen anzupassen und zu verschärfen. In manchen Fällen ist es gelungen, konkrete Maßnahmen vor Ort umzusetzen, und Probleme zumindest punktuell zu lösen. Jedoch sind insgesamt den Umweltdiskursen nur unzureichend Taten gefolgt. Dies zeigt sich insbesondere auch in einer weitestgehend ungebremst voranschreitenden Landnutzungsdynamik mit ihren massiven negativen sozialen und ökologischen vor allem in den wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern der Tropen und Subtropen. Warum aber werden Umweltdiskurse manchmal in Politiken umgesetzt, und manchmal nicht, und wann und unter welchen Bedingungen werden diese dann auch in die Praxis umgesetzt? Diese Studie beschäftigt sich mit diesem Problem des "Umsetzens von Worten in Taten" und untersucht dazu das Fallbeispiel der bolivianischen Regierung unter Evo Morales, die sich explizit auf den Umweltdiskurs Buen Vivir bezieht. Dadurch sollen die Herausforderung Worte in Taten umzusetzen besser verstanden werden, um letztendlich abschätzen, ob und wie es möglich sein könnte, die praktische Relevanz von Umweltdiskursen zu fördern, um die soziale und ökologische Dimension von ländlicher Entwicklung positive zu beeinflussen. Diskurse bestehen aus einer Folge von Ideen, Kategorisierungen und Konzepten, die eine bestimmte Interpretation der Welt widerspiegeln. Umweltdiskurse sind diskursive Konstrukte, die definieren, wie wir die Natur wahrnehmen, wie Umweltansprüche geformt werden und wie wir mit Umweltproblemen umgehen (Hajer 1995). Dominante Diskurse sind diejenigen, die sich nach der Naturalisation ihrer diskursiven Elemente in normative Rahmenbedingungen übersetzen lassen und eine Art Bedeutungskonsens zuschreiben. Diese Studie beschäftigt sich mit dem dominanten Umweltdiskurs des Buen Vivir im Kontext Boliviens. Buen Vivir (frei übersetzt "gutes Leben") stellt einen Diskurs zu einem alternativen Entwicklungsmodell dar und findet sich in Bolivien in wichtigen nationale Rahmengesetzen wieder. Buen Vivir ist die spanische Referenz der Quechua- und Aymara-Wörter Sumac Kawsay und Suma Qamaña (Merino Acuña 2016b). Buen Vivir zielt auf eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur ab, in der das Wohlergehen der Menschen und das Überleben von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen gewährleistet ist (Gudynas 2013). In Bolivien erlangte dieser Diskurs in den späten 1990er politische Aufmerksamkeit und wurde 2009 in die Verfassung aufgenommen. Die Studie folgt drei Forschungszielen: Das erste Ziel besteht darin, herauszufinden, was Umweltdiskurse dominant macht. Die Studie entwickelt dazu einen analytischen Ansatz mit den vier Dimension: Inhalt, Akteur, strategische Praktiken und Kontexte, und rekonstruiert auf dieser Grundlage den diskursiven Prozess, der zur Dominanz von Buen Vivir geführt hat. In einem zweiten Schritt wird die praktische Relevanz von Buen Vivir bewertet, in dem festgestellt wird, inwieweit relevante Agrarpolitiken und sozio-ökologische Dynamiken während der Präsidentschaft von Evo Morales mit den Prinzipien von Buen Vivir kompatible sind. Schließlich wird untersucht, welche Faktoren Politiker und Landnutzer beeinflussen, dominante Umweltdiskurse in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu werden Repräsentanten relevanter Akteursgruppen befragt, um ihre subjektiven Wahrnehmung zur Bedeutung von Einflussfaktoren aus drei konzeptionellen Kategorien, politische Hegemonie, operative Kapazität, und persönliche Prioritäten) abzuschätzen. Abschließend wird die Plausibilität der erzielten Ergebnisse geprüft, in dem sie mit den tatsächlichen Dynamiken in Politik und Landnutzung konfrontiert werden. Die Analyse zeigte, dass alle vier untersuchten Dimensionen (Inhalt, Akteure, strategische Praktiken und Kontext) zur politischen Relevanz von Buen Vivir beigetragen haben. Es wurde deutlich, dass dieser Relevanz ein hochkomplexer, interaktiver Prozess zu Grunde lag, der auf ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem (Indigenität) thematisiert, und Teil umfassenderer gesellschaftspolitischer Kämpfe (Entkolonialisierung) ist. In Bezug auf die Relevanz von Buen Vivir für die Formulierung von Sektorpolitiken zeigte die Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse. So hat Buen Vivir für Bewässerungs- und Ernährungssicherheitspolitiken eine hohe Relevanz, für Politiken der Agrarreform und der landwirtschaftlichen Entwicklung nur eine mäßige, und für Energiepolitiken überhaupt keine Relevanz. Insofern muss festgestellt werden, dass gerade umweltrelevante Politikfelder kaum von Buen Vivir beeinflusst wurden. Entsprechend spiegeln auch die analysierten Umweltindikatoren, wie zum Beispiel Entwaldung und Umweltdegradierung, zur Landnutzungsdynamik die Prinzipien von Buen Vivir kaum wieder. Soziale Aspekte, wie der Zugang von Kleinbauern zu Land und Ressourcen, Grundnahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Armut und Ungleichheit, dagegen zeigen zum Teil eine höhere Kompatibilität mit Buen Vivir. Dennoch ist die praktische Relevanz von Buen Vivir insgesamt eher gering. Eine höhere praktische Relevanz von Buen Vivir stehen vor allem Einflussfaktoren aus der Kategorie der politischen Hegemonie entgegen. Insbesondere beschränken Interessen und Präferenzen der dominierenden politischen Kräfte die den Prinzipien von Buen Vivir entgegenstehen, dessen stärkere Berücksichtigung in politischen Entscheidungsprozessen. Auch fehlende operationale Kapazitäten von Regierungsstellen wirken sich negativ auf die Umsetzung von Buen Vivir aus. Schließlich beeinflussen persönliche Präferenzen von Politikern und Landnutzern die praktische Relevanz von Buen Vivir. Die Ergebnisse zeigen, dass die praktische Relevanz von Umweltdiskursen von einem komplexen Geflecht verschiedenster sich gegenseitig beeinflussender Faktoren abhängt. Es ist schwierig die dahinterstehenden Prozesse und Akteure gezielt zu beeinflussen, um die praktische Relevanz förderungswürdiger Diskurse zu erhöhen. Es erscheint dennoch möglich, auf der Grundlage einer genauen Beobachtung und Analyse der gesellschaftspolitischen Prozesse und deren Akteure, Möglichkeiten für zeit- und akteursoptimierte Stimuli zu identifizieren. Besonders effektiv ist dabei die Stärkung von Interessenvertretungskoalitionen, um politische Hebelwirkung zu erzielen. Auch können relevante soziale Gruppen, Organisationen und Behörden gestärkt werden, etwa durch verbesserten Zugang zu Wissen, Ressourcen und Netzwerken, sowie die Unterstützung bei Kommunikation und den Möglichkeiten politischer Partizipation. Vielversprechend sind solche unterstützenden Maßnahmen vor allen dann, wenn ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem existiert bzw. gefunden werden kann, dass in alle vier Dimension des Diskurses wirkt.
Der Hintergrund vorliegender Forschungsarbeit über den Kleinprivatwald leitet sich aus der forstpolitischen Fragestellung ab, zu untersuchen, wie sich veränderte Rahmenbedingungen (Agrarstrukturwandel, Strukturwandel in der Holzbe- und verarbeitung) auf die Einstellungen, Interessen und Verhaltensweisen der Kleinprivatwaldbesitzer auswirken. Holzbe- und verarbeitung als Marktpartner des Kleinprivatwaldes Der Wandel in der Holzbe- und verarbeitung beeinträchtigt/gefährdet zunehmend die wirt-schaftliche Inwertsetzung ( Vermarktung von Holz aus dem Kleinprivatwald ), da die strukturellen Nachteile der Forstbetriebe im Kleinprivatwald ( Kleinflächigkeit, aussetzende Bewirtschaftungsweise, . ) eine nachfragegerechte Orientierung am Markt nicht zulassen. Aufgrund seines Flächenumfanges ( Kleinprivatwald (<200 ha): ca. 47% der Waldfläche in Bayern ) besteht aber die forst- und holzmarktpolitische Notwendigkeit, das Nutzungspotential ( des nachwachsenden, klima-neutralen Rohstoffes Holz ) im Kleinprivatwald auch wirtschaftlich in Wert zu setzen und die Bewirtschaftung von Wald als Quelle von Wertschöpfung und Einkommen in den ländlichen Räumen zu stützen. Aus Wettbewerbsgründen sind rundholzverarbeitende Betriebe zunehmend auf weiterverar-beitungsgerechte Holzlose angewiesen, die ein einzelner Forstbetrieb im Kleinprivatwald nicht mehr gewährleisten kann. Auswirkungen des Agrarstrukturwandels aus Sicht der Revierleiter und Zusammen-schlüsse Der Wandel in den Agrarstrukturen ( v.a. Betriebsaufgaben landwirtschaftlicher Voll- und Nebenerwerbs-betriebe ) führt dazu, dass sich die ehemals überwiegend bäuerlich geprägte Kleinprivatwald-struktur ( Land- und fortwirtschaftliche Mischbetriebe ) zunehmend in eine Struktur aus nicht-bäuerlichen Forstbetrieben umändert. Die Änderungen, die Privatwaldberater und Verantwortliche der Zusammenschlüsse im Zuge des Agrarwandels feststellen, formulieren sich wie folgt: Bäuerliche Waldbesitzer: Der Druck, die Betriebsabläufe im bäuerlichen Betrieb zu rationalisieren, führt zu drei wesentlichen Veränderungen: Das Ertragspotential des Waldes wird verstärkt als Einkommensquelle herangezogen. Der Einsatz von Fremdarbeitskraft wird als Alternative wahrgenommen, das verfügbare Arbeitspotential auf die Landwirtschaft zu konzentrieren und trotzdem Erträge aus dem Wald zu erwirtschaften. Schließlich werden diejenigen Fälle beschrieben, in denen das Waldeigentum aus Kosten- und Zeitgründen wegen fehlender Rentabilität abgestoßen bzw. liquidiert wird. Ehemals bäuerliche Waldbesitzer: Zeitmangel, eine sinkende materielle Bedeutung des Waldes und eine sinkende Ausstattung mit forsttauglichen Geräten haben zwei ein-schneidende Veränderungen zur Folge: Die materielle Bedeutung des Waldes als Einkommensquelle verliert als Nutzungsgrund an Gewicht. Entweder beschränkt sich die Nutzung auf die Gewinnung von Brennholz oder die Notwendigkeit bzw. die Sinnhaftigkeit einer Bewirtschaftung wird bei fehlendem Eigenbedarf an Holz an sich in Frage gestellt. Die Nutzungsintensität und vor allem die Vermarktungsintensität reduziert sich (bei den kleinen Waldbesitzen) erheblich. Die verfügbare Zeit, die maschinelle Ausstattung und damit die Arbeitskapazität verringern sich. Nichtbäuerlicher Waldbesitzer: Die Sichtweisen, wie Waldeigentum wahrgenommen wird, individualisieren sich und werden stark inhomogen. Damit verlieren Teile der Waldbesitzer die Bindung an alte tradierte Normen in der Waldbewirtschaftung: Die Beschäftigung und die Arbeit im Wald als Hobby reduzieren Wald auf einen Gebrauchswert. Daneben führt eine verkürzte Sichtweise des Nutzwertes von Wald auf seinen abstrakten aktuellen materiellen Wert zu einer unterschiedlichen Auffassung von Rentabilität: Es werden nur mehr sich selbst rentierende Eingriffe durchgeführt und Investitionen in Form von Pflegeeingriffen unterbleiben. Ebenfalls werden belastende Elemente beobachtet, die durch die Eigentümerschaft an Wald und damit einhergehenden Verpflichtungen empfunden werden. Die Tendenz, dass sich bestehende Wertvorstellungen und Bewirtschaftungsvorstellungen ändern, kann zu folgenden Ausrichtungen bei Waldbesitzern führen: Freizeit, Hobby, körperlicher Ausgleich, die in der Beschäftigung am und im Wald gesucht werden, treten in den Vordergrund. Zum Hauptbestreben des Waldbesitzers wird es, so wenig Zeit und Aufwand wie möglich mit dem Waldeigentum zu haben. Das Ziel in der Bewirtschaftung reduziert sich auf den reinen statischen Erhalt des Waldes im Ist-Zustand, ohne irgendwelche eigenen Vorstellungen, Ansprüche oder Ziele für die Waldbewirtschaftung zu entwickeln. An materiellen Zielen, die im Grunde nichts mit Holzproduktion, nachhaltiger Bewirtschaftung und Entwicklung des Waldes zu tun haben, sind zu nennen: Wald als "schlafende" Geldanlage oder als Spekulationsobjekt. Aus dem Wald wird ausschließlich der Brennholzbedarf gedeckt. Einzelne Aspekte von Waldeigentum und Forstwirtschaft werden also überhöht und als isolierte Ziele verfolgt. Durch die erhöhte Mobilität in der Gesellschaft nimmt auch der Anteil an ausmärkischen Waldbesitzern zu. Dies stellt vor allem die forstfachlichen Institutionen vor neue Heraus-forderungen: Die Unterschiede zwischen In- und Ausmärkern lassen sich in Kontaktformen, Beratungs-anlässe, -inhalte und -intensitäten, in Unterschieden in den Wertvorstellungen/Wissen und im Verhalten gliedern. Für die staatlichen Berater gestaltet sich die Erreichbarkeit oft umständlich und zeitaufwendig (so z.B. oft nur an Nichtwerktagen). In der Regel sind nur Einzelberatungen möglich bzw. ein Kontakt beschränkt sich auf schriftliche Formen. Über Gruppenberatungen erscheint diese Gruppe i.d.R. kaum erreichbar. Als Beratungsanlässe -inhalte und -intensitäten treten überdurchschnittlich auf: Konkrete An-lässe (akute Problemsituationen), zeitaufwendige Beratungen, die oft erst eine Grundwissens-basis herstellen müssen, und Nachfrage nach "Rundumservice". Aufgrund der Entfernung zum Wald ist eine rasche Reaktion erschwert und auch fehlende Fertigkeiten und mangelnde Ausstattung mit Forsttechnik führen dazu, dass notwendige Arbeiten nicht mehr durchgeführt werden können (z.B. Forstschutz). Ausmärkische Waldbesitzer sind in das traditionelle Informations- und Kommunikations-netzwerk ( Netz aus Waldbesitzern untereinander, WBV, staatliche Forstämter, das vor allem auf persönlichen Kontakten, Versammlungen, Rundbriefen, .beruht ) nicht mehr adäquat eingebunden und damit auch für forstpolitische Instrumente nur mehr schwer zugänglich. Entwicklungen beim Waldbesitz Seit 1960 stieg die Zahl der Betriebsaufgaben in der ostbayerischen Waldbesitzerstichprobe bis zum Jahr 1999 auf knapp 10% der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe pro Dekade an. Der Anteil nichtbäuerlicher Waldbesitzer hat sich innerhalb der letzten 40 Jahre von 10% auf fast 40% annähernd vervierfacht. Insgesamt ( Mittelwerte für alle Waldbesitzer zusammengefasst, inklusive kein Einschlag und keine Vermarktung ) liegt die Einschlagsintensität bei Nichtlandwirten um ca. 20% niedriger als bei Landwirten. Die Vermarktungsintensität sinkt sogar um über 50% ab. Zur Zeit führt also das Ausscheiden von Wald aus einem landwirtschaftlichen Betrieb gerade in den flächenstarken Besitzgrößen 1-20 ha zu einem nicht ignorierbaren Rückgang der Nutzungs- und Vermarktungsintensitäten. Eine weitere Entwicklung, die sich beim Übergang vom bäuerlichen zum nichtbäuerlichen Wald abzeichnet, ist häufig eine individuell sinkende Bewirtschaftungsbefähigung. Ab ca. 20 ha kann aber davon ausgegangen werden, dass Waldbesitzer bei fehlenden eigenen Möglich-keiten selbständig und aktiv nach Fremdleistungen suchen. Bei kleineren Waldflächen entwickelt sich eine passive, reaktive und nutzungsextensive Haltung, wenn sich die Besitzer nicht mehr ausreichend selbst befähigt sehen. Eine geringe Ausstattung mit forsttauglichen Geräten, geringe Erfahrung im Umgang mit Werkzeug und Maschinen und in der Waldbewirtschaftung verstärken sich mit oft geringer Motivation, Nutzungen durchzuführen und führen letztendlich bei kleinen Waldbesitzen zu drei (idealtypischen) Möglichkeiten: Entweder werden immaterielle Werte und eine "Freude" an der Waldarbeit an sich überhöht und wandeln sich vom Mittel zum Zweck. Hier wird zwar eine intensive Eigentumsbindung und eine z.T. hohe Zufriedenheit erreicht (solange keine größeren Katastrophen zu Arbeitsüberlastungen führen), doch vermarkten diese Waldbesitzer, wenn überhaupt, in hohem Maße marktunabhängig. Zudem besteht die Bewirtschaftungs-orientierung "in einem bewahrenden Erhalten des Status Quo". Nichtlandwirtschaftliche Besitzer mittlerer bis größerer Waldflächen (ab 10 ha beginnend, ab 20 ha die Regel) bewirtschaften überdurchschnittlich häufig ausschließlich oder mit Fremdarbeit. es treten belastende Elemente in den Vordergrund. Dies ist nun gehäuft bei Besitzern zu beobachten, die keine Verwertungsmöglichkeiten für genutzte Holzmengen haben oder/ und aus verschiedenen Gründen keine Bewirtschaftung mehr ausführen können und nicht mit Fremdarbeit bewirtschaften. Entwicklung der Bewirtschaftungsvorstellungen: Überträgt man die vorgefundene Verteilung der Sichtweisen auf eine zeitliche Entwicklungsdynamik, so können folgende "Trends" erwartet werden: Waldbesitzer, die keine eindeutigen Schwerpunkte in den Waldbedeutungen erkennen, nehmen zu. Waldbesitzer, die keine klaren Bewirtschaftungsziele entwickeln, nehmen zu. Waldbesitzer, die reaktiv (natürliche Anfälle, Erhalt eines Status Quo) und am Eigenbedarf orientiert nutzen, nehmen zu (< 20 ha). Waldbesitzer, die zum Eigenwert der Waldarbeit ( Freude an der Waldarbeit ) an sich indifferent stehen, einem Zeitmangel ausgesetzt sind und so belastende Element im Waldeigentum empfinden, nehmen (leicht) zu. Waldbesitzer, die auf Fremdhilfe angewiesen sind, nehmen zu. Als Hauptmangel lässt sich damit eine sinkende Befähigung zur eigenständigen Bewirtschaftung identifizieren, die aber kaum mehr durch einzelbetriebliche Maßnahmen verbessert oder aufgehoben werden kann. Zur Vermittlung von Wissen und Schlüssel-fertigkeiten tritt nun das Angebot an Bewirtschaftungsdienstleistungen und Fremdarbeits-leistungen hinzu. Aufgrund der vielfältigen Entwicklungen im Kleinprivatwald und der Vielfalt an Eigentümerinteressen kann die Nutzungsintensität auf absehbare Zeit nur wirksam erhöht werden, wenn zum einen die Einschläge zwischen den Besitzern koordiniert werden (um Kleinmengen in vermarktbaren Mengen zu bündeln und damit verwertbar zu machen) und zum anderen ein flexibles Angebot an Bewirtschaftungsdienstleistungen besteht. Als Träger-organisation, die dieses flexible Angebot leisten kann, prädestinieren sich die forstlichen Zusammenschlüsse nach dem BWaldG, da sie sowohl ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Belange vertreten, somit die Vielfalt an Eigentümerinteressen repräsentieren können und ihre Leistungskraft auf drei Standbeine abstellen können: Ziel öffentlicher Finanzmittel, materieller und immaterieller Ressourcen ( Beratungen zur Selbsthilfe, geldwerte Koordinations- und Kommunikationsleistungen ). Die Selbstverpflichtung von Waldeigentümern zum aktiven und engagierten Gestalten von Eigen- und Gesamtinteressen ( Ehrenamt und persönliches Engagement ). Die Erbringung und Realisierung von Wertschöpfung mit Dienstleistungen und Produktionsprozessen. Das Prinzip der organisierten Selbsthilfe erscheint auch im "Zeichen" des Agrarstruktur-wandels die zukunftsfähigste Lösung für die Sicherung der Bewirtschaftung im Klein-privatwald, wenn die Selbsthilfe ein klares Profil als Dienstleister gewinnt. Fazit: Forstliche Zusammenschlüsse und ihr Profil als Dienstleister Waldbesitzerorganisationen bilden mit ihrer Aufgabe, Rundholz aus dem Kleinprivatwald zu vermarkten, einen Teil eines wirtschaftlichen Leistungsprozesses. Ein Orientierungsrahmen leitet sich dementsprechend ab und zwingt Waldbesitzerorganisationen, sich in diesem Leistungsprozess Betätigungsfelder und Entwicklungspotentiale zu schaffen. Die Rolle der Waldbesitzerorganisationen als Träger von Leistungen ( wobei hier sowohl Leistungen in der Rundholzproduktion, aber auch in nachgeordneten rundholzbe- und verarbeitenden Produktionen eingeschlossen sind ) Träger von Kompetenzen Träger von Dienstleistungen steht dabei im Vordergrund und aus diesen Teilbereichen setzt sich schließlich das Profil einer Waldbesitzerorganisation zusammen, das je nach Öffnung und Realisierung von Ent-wicklungspotentialen in den einzelnen Bereichen erweitert und neu akzentuiert werden kann. Die Vermarktungsaufgabe verlangt eine Orientierung im Absatzmarkt. Eine grobe Segmen-tierung besteht in mittelständisch strukturierten Abnehmern und industriellen Abnehmern, zu denen unterschiedliche Marketingziele gebildet werden, zum Beispiel, welche Rolle als Anbieter man für die Abnehmer erfüllen soll. Während bei mittelständischen Betrieben durchaus angestrebt werden kann, möglichst deren gesamte Versorgung zu übernehmen, sollten sich die Waldbesitzerorganisationen bei industriellen Abnehmern als fester Bestandteil in deren Lieferantenmix etablieren. Das Ausmaß der Leistungsfähigkeit als Rundholzanbieter und -lieferant wird von der "inneren" Koordinierungsfähigkeit der Waldbesitzerorganisation bestimmt. Diese bildet damit einen weiteren Orientierungsrahmen. Um sowohl die einzelnen Phasen der Leistungsprozesse, die von der Waldbesitzerorganisation gesteuert bzw. getragen werden, effektiv und effizient zu erfüllen, und die notwendige Zusammenarbeit und das Vertrauen der Waldeigentümer ( als Ressourcenhalter ) in die Waldbesitzerorganisationen zu erreichen, wird der Aufbau von drei funktionellen Kompetenzbereichen als notwendig erachtet. Marktkompetenz schließt alle Fähigkeiten zur Vermarktung von Rundholz ein, die der Waldbesitzerorganisation von innen (Mitglieder der Organisation) als von außen (abnehmende Betriebe) zugesprochen werden. Logistische Kompetenz bedeutet die Fähigkeit zur effizienten und kostenbewussten Koordination, nämlich den Einschlag und die Losbildung in einem (definierten und abgrenzbaren) Raum über Waldbesitzgrenzen hinaus zeitlich zu steuern und zu beeinflussen. Waldkompetenz schließlich besteht in der Fähigkeit, Möglichkeiten, Chancen und Risiken von Waldbewirtschaftungskonzepten glaubwürdig, fundiert und wissensbasiert und mit individuellem Bezug zum einzelnen Waldbesitz und Waldeigentümerhaushalt zu vermitteln. Dieses Konzept, Einschlag, Aushaltung und Losbildung überbetrieblich zu koordinieren, bietet Möglichkeiten zur Erlössteigerung für den Holzanfall auf der Fläche durch erweiterte Sortier- und Losbildungsmöglichkeiten und die Bildung bedarfsgerechter Lose, und zur Kostensenkung, indem mechanisierte Erntesysteme oder/und Schnittstellen übergreifende logistische Lösungen eingesetzt werden können, die in ihrer Wirkung allerdings immer aus Sicht des betroffenen Waldbesitzerhaushaltes zu beurteilen sind. Daneben werden die Zusammenschlüsse auch als Koordinatoren und Dienstleister rund um Wald und Forstwirtschaft sogenannte gesellschaftspolitische "Non-Profit"-Aufgaben übernehmen ( Information, Öffentlichkeitsarbeit, Interessensvertretung, Mitwirkung bei gesellschaftlicher und politischer Entscheidungsfindung, Mitwirkung beim Interessensausgleich zwischen Allgemeinheit und Waldbesitz, . ) und aufgrund ihrer Stellung als regionalwirksame Entwicklungsträger fungieren müssen. Fördermittel für forstliche Zusammenschlüsse und vor allem Fortbildungsangebote für Verantwortliche der Zusammenschlüsse auf allen Ebenen erscheinen aus dieser Blickwarte dann auch, wenn sie derartige Entwicklungen stützen, aus gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Sicht als hochwirksame Investitionen in das Kultur- und Naturgut Privatwald. ; This study about small scale private forestry in south east Bavaria addresses one main question: What are the effects of structural changes in the agricultural sector and the wood industry on the behaviour, attitude and interests of small scale private forest owners? Results: Traditionally, small scale forests were run by farmers, who were interested in versatile benefits from their forest land such as fire wood, wood for building and repairing their farms, certain amounts of growing stock as their (independent) bank savings, and last but not least the necessity of an irregular revenue from the timber sale. In order to meet these demands each farmer normally spends a lot of time managing the small scale forest himself. But the felling volume is relatively low compared to the annual increment (approximate 3 to 4 cubic meter per hectare and year compared to an annual increment of 7 or more cubic meter per hectare and year). The change in agricultural structures (on the one hand closure of farms, on the other hand expansion and specialisation of remaining farms) results in an increasing number of non-farmers. The differences between farmers and non-farmers are that non-farmers are lacking experience, technical equipment and time for managing their land. The cuttings of non-farmers are twenty percent below the yield harvested by farmers. The selling of non-farmers are fifty percent less than selling of farmers. At the same time, several changes in attitude take place: The number of forest owners, who have no unambiguous idea of forestry and thus don't actually manage but would like to conserve a certain structure of their forest land, increases. For a rising number of land owners with neither enough time nor technical equipment, forest property, has become a burden. More and more forest owners seem to hand their responsibility over to independent contractors. In conclusion it can be assumed that in future times, the number of forest owners will continuously decline with both the ability and the desire to manage their forest land themselves. The structural changes of the timber industry affects the earning capacities of small scale forestry. The ability of small scale forestry to meet the demands of huge industrial wood processing companies is getting worse and worse. The situation for small scale forestry has become more serious with these developments (structural changes in the agricultural sector and the timber industry). Therefore the economic potential of small scaled forestry is jeopardised. Two efforts might contribute to improving the situation: On the one hand forest management services ought to be available an a larger scale and on the other hand, there lies great potential in forest owner associations which if developing into major service companies face much better options of a more efficient forest management and timber sale.
Gegenstand der folgenden Betrachtung ist die Mikroanalyse einer (sozial-) pädagogischen Interaktionssequenz aus einer Beratungsstelle. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass professionelle Handlungsentwürfe nicht 1:1 von der ratsuchenden Klientel übernommen werden. Erkenntnisleitend ist die Frage, "wie" sich der wechselseitige Aushandlungsprozess zwischen den Akteur/inn/en gestaltet. Um diese Frage beantworten zu können, wähle ich einen psychoanalytisch orientierten Zugang (Tiefenhermeneutik). Mein Fokus liegt auf Handlungsmustern, die entweder unterhalb der Sprachpraxis liegen oder zwischen den Zeilen in metaphorischen Formen ausgeführt werden. Ausgehend von Inszenierungen der Klientel, die teilweise den Rahmen des pädagogischen Handlungsraums sprengen, werden sinnlich-symbolische Entwürfe konstruiert, die schließlich in sprachlich gefasste Äußerungen transformiert und erst dann im Beratungskontakt kommuniziert werden können. Den wechselseitigen Aushandlungsprozess fasse ich als Symbolbildungsprozess. Die gebildeten Konstruktionsformen werden in einem Stufenmodell nachgezeichnet und bedingen die spezifische Intermediarität des sozialpädagogischen Handlungsraums.
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1. EinleitungAls im Frühjahr viele Menschen auf die Straße gingen, um gegen die von der Regierung beschlossenen Einschränkungen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus zu demonstrieren, fühlten sich nicht wenige an die Pegida-Proteste - beginnend im Dezember 2014 - erinnert, bei denen vor allem in Dresden, aber auch in anderen deutschen Städten tausende Menschen auf die Straße gegangen sind, um ihrem Unmut hinsichtlich der Einwanderungspolitik der Regierung Ausdruck zu verleihen.Den Teilnhemer:innen der Pegida-Proteste wird oftmals vorgeworfen, 'rechts' oder gar Neo-Nazis zu sein, während die "Querdenker" als Verschwörungstheoretiker:innen und Maskenverweigerer dargestellt werden. Entsprechend konnten einschlägigen Medien die folgenden Überschriften entnommen werden:Pegida-Teilnehmer beschimpfen Hotel-Gäste rassistisch (Abendzeitung am 03.08.2016) [1]Typischer Pegida-Anhänger ist 48, männlich und gut gebildet (Berliner Zeitung am 04.02.2020) [2]"Querdenker"-Demo in Leipzig: Journalisten angegriffen, Grünen-Politiker belästigt (Frankfurter Rundschau am 08.11.2021) [3]Angriff auf Reichstag: 40 mutmaßliche Randalierer bislang ermittelt (ntv.de am 16.01.2021) [4]Aber wer sind diese Leute wirklich, die auf die Straße gehen, welche Motive haben sie und wie rechts sind sie? Mit dieser Frage beschäftigten sich verschiedene Forscherteams, die mit Hilfe von Befragungen versucht haben, dies herauszufinden. In der vorliegenden Arbeit werden diese Studien aufgegriffen und miteinander verglichen. Da die Ereignisse, insbesondere die Pegida-Proteste, bereits einige Jahre zurückliegen, wird in einem ersten Schritt die Entstehung und Chronologie der Proteste beschrieben, bevor im zweiten Teil die Pegida-Proteste mit denen der Querdenker verglichen werden.Dabei beschränkt sich die hier vorliegende Arbeit darauf, die Querdenker-Demonstrationen und die Pegida-Proteste hinsichtlich der Teilnehmer:innen und den Motiven für die Teilnahme zu untersuchen und vergleichen. Zudem soll das rechtextremistische Potential analysiert werden. Bei den ausgewählten Kategorien werden die jeweiligen Protestphänomene zunächst getrennt voneinander betrachtet und in einem zweiten Schritt miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. 2. Chronologie der Proteste2.1 Chronologie der Pegida-ProtesteVersetzt man sich in das Jahr 2014, dem Beginn der Pegida-Proteste zurück, ist in Deutschland und insbesondere in Sachsen eine anhaltende negative Stimmung gegenüber Geflüchteten zu beobachten. Immer wieder kommt es zu Protesten gegen geplante Unterkünfte für die temporäre Unterbringung von Flüchtlingen, wie beispielsweise im November 2013 in Schneeberg, wo sich rund 2000 Menschen versammeln, um gegen die Unterbringung von rund 250 aus Syrien geflüchteter Menschen zu demonstrieren (Röpke 2013; Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 35).Von dieser allgemeinen Stimmung angeregt, gründete Lutz Bachmann später eine Facebookgruppe "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", woraus schließlich der eingetragene Verein 'Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes' kurz 'Pegida' hervorging (Geiges, Marg & Walter 2015, S. 19), welcher am 20. Oktober 2014 zu einem sogenannten Abendspaziergang in die Dresdner Innenstadt aufrief (Vorländer, Herold & Schäller 2016, S. 109).Unter der Bezeichnung 'Spaziergang' fanden diese Demonstrationen fortan jeden Montag in Dresden statt, um gegen Glaubens- und Stellvertreterkriege auf deutschem Boden sowie gegen die 'Islamisierung des Abendlandes' zu protestieren (Geiges, Marg & Walter 2015, S. 12), wobei am 8. Dezember 2014 zum ersten Mal die Marke von 10.000 Teilnehmenden überschritten wurde (Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 35).In den darauffolgenden Wochen konnte ein weiterer Zustrom zu den wöchentlich montags stattfindenden Protesten beobachtet werden. Den Höhepunkt der Demonstrationen bildete der Spaziergang am 12. Januar 2015, der unter den Eindrücken des Anschlags auf das französische Satiremagazin 'Charlie Hebdo' stand und an dem sich nach offiziellen Angaben der Polizei rund 25.000 Menschen beteiligten (ebd.; Geiges, Marg & Walter 2015, S. 18).Angeregt von dem großen Zuspruch der Dresdner Spaziergänge gründeten sich in ganz Sachsen, aber auch in viel anderen Städten der Bundesrepublik, wie München, Würzburg, Kassel, Hannover und Bonn, Ableger, die allerdings mit wenigen Ausnahmen in Sachsen nicht annähernd so großen Zulauf hatten wie die Proteste in Dresden und an denen teilweise nur wenige Dutzend Menschen teilnahmen (Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 36).Im Frühjahr und Sommer flachte, auch aufgrund anhaltender Konflikte innerhalb des Organisationsteams, der Zulauf zu den Demonstrationen merklich ab. Bisweilen versammelten sich nur noch weniger als 2.000 Menschen zu den Spaziergängen in Dresden. Jedoch fanden insbesondere im Umland von Dresden nahezu täglich Demonstrationen, organisiert von Pegida Ablegern, statt (Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 47, Geiges, Marg & Walter 2015, S. 21).Auch unter dem Einfluss des anhaltenden Zustromes von Flüchtlingen konnte über den Sommer hinweg wieder eine Steigerung der Teilnehmerzahl beobachtet werden. Waren es im Juli noch rund dreitausend Teilnehmende, waren es Anfang September bereits über fünftausend, was sich bis Ende September auf neuntausend Teilnehmende steigerte (Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 47). Zum einjährigen Bestehen von Pegida am 19. Oktober 2015 versammelt sich bei einer stationären Kundgebung in der Dresdener Innenstadt 15.000 bis 20.000 Menschen (ebd.).Bei den folgenden Kundgebungen konnte eine immer aufgeladenere Stimmung beobachtet werden, die zunehmend auch zu gewaltsamen Ausschreitungen führte. Beispielsweise wurden am Rand des Pegida-Weihnachtssingens am 21. Dezember 2015 gezielt Menschen von Nazis und Hooligans angegriffen, die sich unter die Pegida-Anhänger gemischt hatten (ebd.; Jacobsen 2015).Vorläufiger Höhepunkt sollte eine europäische Vernetzung der Pegida-Demonstrationen am 6. Februar 2016 sein, bei der in vielen europäischen Städten wie Graz, Amsterdam, Dublin und Antwerpen gleichzeitig Kundgebungen abgehalten und so die 'Festung Europa' symbolisiert werden sollte. Der Zuspruch blieb aber selbst in Dresden weit hinter den Erwartungen zurück (Antifa Reche Team Dresden 2016, S. 50; Zeit online 2016).Insbesondere in Dresden kam es dennoch bis weit ins Jahr 2017 hinein zu weiteren Protestkundgebungen mit bis zu zweitausend Teilnehmenden. Die bisher letzte größere Protestaktion fand anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Organisation am 20. Oktober 2019 statt, bei der sich rund dreitausend Menschen versammelten, um erneut gegen die Migrationspolitik zu demonstrieren (Tagesschau 2019). 2.2 Chronologie der Querdenker-ProtesteErste Meldungen, nach denen in der Provinz Wuhan in China ein vermutlich tödliches, hoch ansteckendes Virus entdeckt wurde, konnten den Medien bereits Ende 2019 entnommen werden. Der erste bestätigte Fall wurde in Deutschland schließlich am 27. Januar 2020 in Bayern gemeldet (Imöhl & Ivanow 2021). Nachdem die Bundesregierung zunächst eher zurückhaltend reagiert und sich gegen striktere Maßnahmen ausgesprochen hatte, wurde schließlich beginnend mit dem 22. März 2020, zunächst befristet bis zum 19. April, der erste Lockdown verhängt, der mehrmals verlängert wurde und schließlich nach sieben Wochen am 7. Mai. 2020 endete (Bundesministerium für Gesundheit 2022).Unter dem Begriff der 'Hygienedemos' fanden bereits im April erste Protestaktionen gegen die von der Bundesregierung beschlossenen tiefgreifenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens statt. Nachdem anfänglich ein Schwerpunkt der Proteste in Berlin beobachtet werden konnte, fanden bereits kurze Zeit später ähnliche Aktionen in anderen deutschen Großstädten und ebenfalls im ländlichen Raum statt (Frei & Nachtwey 202, S. 1).Die Proteste gewannen dabei schnell an Zulauf und breiteten sich immer weiter aus. Im Anschluss an eine Großkundgebung am 9. Mai 2020 in Stuttgart mit über 20.000 Teilnehmenden gründete sich schließlich unter der Federführung von Michael Ballweg die Initiative 'Querdenken 711' (ebd.). Hierbei wurde auch der Begriff 'Querdenken' geprägt (Bundesstelle für Sektenfragen 2021, S. 5).Bundesweit gründeten sich nach dem Stuttgarter Vorbild weitere Querdenken-Initiativen, sowohl in größeren Städten als auch im ländlichen Raum. Zudem gelang es den Organisatoren der Querdenker-Bewegung innerhalb kurzer Zeit, erhebliche finanzielle Mittel zu generieren, mit denen die Protestkundgebungen finanziert werden konnten (Holzer, et al., 2021, S. 21).Den Höhepunkt erreichten die Proteste Mitte Mai 2020, ehe mit Auslaufen des Lockdowns auch die Teilnehmerzahlen an den Demonstrationen wieder abflachte (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 12). Initiiert von der Querdenker-Bewegung unter der Führung von Michael Ballweg vernetzten und strukturierten sich die einzelnen Protestgruppen und es wurden bundesweit Kundgebungen organisiert (Holzer, et al., 2021, S. 13).Die größten Kundgebungen fanden am 1. und 29. August in Berlin, am 4. Oktober in Konstanz sowie am 7. November 2020 in Leipzig statt (Frei & Nachtwey 202, S. 1), ehe über den Winter hinweg der Zulauf erneut abflachte. Eine weitere Protestwelle konnte im Frühjahr 2021 beobachtet werden. Vor dem Hintergrund des zweiten Lockdowns, der am 6. Januar 2021 beschlossen wurde und bis in den Mai hinein anhielt, zogen wieder vermehrt Menschen auf die Straße, um gegen die Maßnahmen zu demonstrieren (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 12).In diesem Zusammenhang identifizierte der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen (2022, S. 12) eine positive Korrelation zwischen steigenden Infektionszahlen und Protestgeschehen. Der Bericht stellt zudem fest, dass im Lauf des Jahres 2021 eine Zunahme verbal aggressiven Verhaltens seitens der Teilnehmenden zu beobachten war und sich Ärzt:innen, Politiker sowie Wissenschaftler als Feindbild herausbildeten, die teilweise sogar angegriffen und bedroht wurden (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 16; S. 20).Mit Abflachen der Infektionswelle nahm auch das Protestgeschehen im Sommer 2021 zunächst merklich ab. Im Herbst veränderte sich schließlich die Form des Protestes. Die Querdenken-Organisationen verloren zunehmend an Einfluss und statt großer Kundgebungen war eine Verschiebung hin zu einer Vielzahl kleinerer Protestaktionen in kleineren Städten und ländlichen Gebieten zu beobachten (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 16; S. 20).Mit dem Auslaufen der meisten Corona-Maßnahmen konnte auch ein deutlicher Rückgang an Protesten gegen die Maßnahmen beobachtet werden. Zurzeit finden nach wie vor in vielen Städten noch regelmäßig Demonstrationen statt, wie beispielsweise am 13. August 2022 in Berlin ein Auto- und Fahrradkorso, um gegen das vom Bundestag beschlossene Infektionsschutzgesetz zu demonstrieren [5]. 3. Vergleich der Protestphänomene3.1 Wer nimmt an den Protesten teil?3.1.1 Pegida-ProtesteMit der Frage, wer an den Protesten teilnimmt, beschäftigt sich insbesondere eine Studie von Vorländer, Herold & Schäller aus dem Jahr 2015, bei der durch "Face-to-Face-Interviews" (Vorländer, Herold & Schäller 2015; S 13) mit Teilnehmenden an Pegida-Demonstrationen in Dresden die soziodemografische Zusammensetzung sowie die zentralen Motive der Protesttierenden ermittelt werden sollten.Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass die Befragten durchschnittlich 47,6 Jahre alt und von den 397 Teilnehmenden der Proteste eine Mehrheit von 74,6 Prozent männlich waren (ebd., S. 43f). Zudem wurde der letzte Bildungsabschluss ermittelt. Die Mehrheit der Befragten hat demnach die Schule nach der 10. Klasse verlassen (ebd. S. 45). Ebenfalls auffällig ist der hohe Anteil an Befragten, die einen Hochschulabschluss als letzten Bildungsabschluss angaben [6]. Mit 28,2 Prozent ist der Anteil im Vergleich zum Bundesdurchschnitt doppelt so hoch (ebd., S. 46). Des Weiteren gaben 5 Prozent einen Hauptschulabschluss, 16,4 Prozent die Hochschulreife und 8,6 Prozent einen Meisterabschluss als letzten Bildungsabschluss an (ebd.). Mit rund 47,6 Prozent waren die meisten der Befragten Arbeiter oder Angestellte, gefolgt von 20,4 Prozent Selbständigen und 17,6 Prozent Rentner (ebd., S. 47). Beamte, Studierende, Auszubildende, Schüler:innen und Arbeitslose machten lediglich etwas mehr als 10 Prozent der Protestierenden aus.Auch wurde nach der Parteiverbundenheit der Pegida-Anhänger gefragt. Eine große Mehrheit von 62,1 Prozent fühlt sich demnach zu keiner der etablierten Parteien hingezogen (ebd., S. 52). Betrachtet man die Ergebnisse, geben 16,8 Prozent der Befragten an, dass ihre Einstellungen am ehesten mit den Ideen der 'Alternativen für Deutschland' (AfD) übereinstimmen. Die anderen Parteien sind weit abgeschlagen: CDU 8,9 Prozent, NPD 3,7 Prozent, Linke 3,0 Prozent, SPD und FDP 1,2 Prozent, Grüne 1,0 Prozent (ebd.). Die Ersteller der Studie vermuten zudem eine große Schnittmenge zwischen dem hohen Anteil an Nichtwähler bei der Landtagswahl in Sachsen (50,9 Prozent) und dem Anteil der Befragten an den Pegida-Kundgebungen, die sich zu keiner der etablierten Parteien hingezogen fühlen (ebd., S. 53).Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass es sich um eine sehr heterogene Gruppe mit überdurchschnittlicher Bildung und überdurchschnittlichem Einkommen handelt, die sich vorwiegend aus Menschen in der 'Mitte der Gesellschaft' zusammensetzt (Kocyba 2016, S. 149f). Die hier verwendeten Daten müssen allerdings mit Vorsicht betrachtet werden, Kocyba (2016, S. 151) und Nachtwey (2016, S. 305) merken an, dass beobachtet werden konnte, dass viele der Demonstrierenden nicht an wissenschaftlichen Befragungen teilnahmen und dadurch nur ein verzerrtes Ergebnis hin zur Mitte der Gesellschaft abgebildet werden konnte.3.1.2 Querdenker-ProtesteBei den verwendeten Studien handelt es sich zum einen um eine Umfrage, die im Rahmen der sogenannte Erntedank-Demonstration Anfang Oktober in Konstanz durchgeführt wurde, die von der Initiative "Querdenken 753" organisiert wurde und bei der es gelungen ist, 138 Personen zu interviewen (Koos 2022, S. 68). Dabei wurden nach dem Zufallsprinzipe gezielt Protestierende auf der Demonstration angesprochen und per Handzettel zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen (ebd.).Bei der zweiten Studie handelt es sich um eine im Herbst 2021 durchgeführte Online-Umfrage des Schweizer Forscherteams Frei, Schäfer & Nachtwey. Bei dieser nicht-repräsentativen Umfrage wurden die Einladungen zur Teilnahme in offenen Telegram-Gruppen von Protestorganisator:innen gepostet (Frei, Schäfer & Nachtwey 2021, S. 251). Dadurch konnten 1152 Umfrageteilnehmer gewonnen werden (ebd.).Beide Studien kommen zum Schluss, dass die Teilnehmer:innen an den Protesten durchschnittlich etwa 48 (47) [7] Jahre alt sind und vorwiegend über einen höheren Bildungsabschluss verfügen (Koos 2022, S. 71). Nachtwey, Schäfer & Frei fanden dabei heraus, dass rund 34 Prozent über ein abgeschlossenes Studium verfügen, 31 Prozent das Abitur als höchsten Abschluss angaben und 21 Prozent mindestens die Mittlere Reife. Damit sind unter den Demonstrationsteilnehmer:innen Personen, die mindestens das Abitur als höchsten Bildungsabschluss angaben, überdurchschnittlich häufig vertreten verglichen mit dem Durchschnitt der deutschen Bevölkerung (ebd.).Ebenfalls überrepräsentiert sind Selbständige mit 20 (25) Prozent der Teilnehmer:innen, während die Mehrheit von 46 Prozent sich selbst als Arbeiter oder Angestellte einstuften (ebd.). Rentner:innen, Hausfrauen, Student:innen bildeten zusammen rund 20 Prozent der Teilnehmenden (Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022, S. 8). Beide Studien kommen entsprechend zum Schluss, dass sich die Teilnehmer:innen der Querdenker-Proteste meist der Mittelschicht zuordnen lassen (Koos 2022, S. 72).Eine Mehrheit von 61 Prozent bezeichnet sich den Umfragen zufolge als politisch interessiert (ebd. S. 80). Fragt man nach dem Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2017, gaben die meisten (23 Prozent) an, die Grünen gewählt zu haben, gefolgt von 'Die Linke' (18 Prozent), AfD (15 Prozent), CDU/CSU (10 Prozent), FDP (7 Prozent), SPD (6 Prozent) sowie 'andere Parteien' (21 Prozent) (Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022, S. 10).Auf die Frage, welche Partei die Teilnehmer:innen heute wählen würden, antworteten 61 Prozent 'andere Parteien' (ebd.). Die AfD käme demnach auf 27 Prozent der Stimmen, FDP 6 Prozent, die Linke 5 Prozent, Grüne und CDU/CSU jeweils 1 Prozent und SPD 0 Prozent (ebd.). Es zeigt sich hier eine deutliche Verschiebung hin zu anderen Parteien und auch zur AfD, was darauf schließen lässt, dass sich eine Mehrheit der Befragten nicht ausreichend von den etablierten Parteien vertreten fühlt.Hierbei sei bemerkt, dass die Studie von Koos die Tendenzen hin zur AfD nicht bestätigen konnte. Zwar wurden auch hier 'andere Parteien' mit 55 Prozent am häufigsten genannt, es gaben jedoch lediglich 2 Prozent der Befragten an, die AfD bei der kommenden Bundestagswahl wählen zu wollen (Koos 2022, S. 81). Diese Diskrepanz könnte darauf zurückzuführen sein, dass Koos lediglich Personen befragte, die bei der Demonstration in Konstanz teilnahmen, während Nachtwey und Kolleg:innen auf Umfrageteilnehmer:innen aus ganz Deutschland zurückgriffen, entsprechend auch aus Regionen, in denen die AfD stärker vertreten ist (Sachsen: 28,4 Prozent [8]; Thüringen: 22 [9]) als in Baden-Württemberg (9,7 Prozent [10]), was darauf schließen lässt, dass dort unabhängig von Corona die AfD eher eine etablierte Wählerklientel aufweisen kann.3.1.3 Gemeinsamkeiten und UnterschiedeDer Vergleich der Pegida-Demonstrationen und der Querdenker-Proteste zeigt, dass sich die Teilnehmenden recht ähnlich sind. Vergleicht man die beiden Protestphänomene miteinander, ist zunächst das Durchschnittsalter mit 47-48 Jahren auffällig gleich. Auch hinsichtlich des Bildungsabschlusses und der Berufstätigkeit gibt es nur geringe Unterschiede. In beiden Fällen sind die Teilnhmer:innen eher überdurchschnittlich gebildet. Der Anteil von Angestellten und Arbeitern ist jeweils am höchsten. Außerdem ist auffällig, dass ein nicht unerheblicher Teil einer selbstständigen Tätigkeit nachgeht. Unterschiede gibt es hinsichtlich der Geschlechterverteilung. Während bei den Querdenker-Protesten die Verteilung nahezu gleich ist, sind männliche Teilnehmer bei den Pegida-Kundgebungen in der Überzahl.Schaut man sich das Wahlverhalten an, stellt man fest, dass die meisten der Befragten keine der 'etablierten' Parteien bei der nächsten Bundestagswahl wählen würden. Bei den jeweiligen Befragungen kommt keine der 'etablierten' Parteien über 10 Prozent der Stimmen. Vor allem Parteien aus dem linken Spektrum überzeugen nur wenige der Protestteilnehmer:innen. Dies spiegelt die große Unzufriedenheit der Befragten mit der Arbeit von Regierung und Politikern wider, auf die im folgenden Kapitel nochmals genauer eingegangen wird.Die Rolle der AfD ist etwas undurchsichtiger. Von den etablierten Parteien findet die AfD unter den Pegida-Anhänger die meiste Zustimmung, wenngleich der Wert mit etwas mehr als 16 Prozent recht gering ist. Bei den Querdenker-Anhängern kommen die Befragungen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Bei der Online-Befragung würden 27 Prozent bei der kommenden Bundestagswahl die AfD wählen, während dies bei der Vor-Ort-Befragung in Konstanz nur zwei Prozent tun würden.Die hier aufgeführten Aspekte zeigen eine recht große Übereinstimmung hinsichtlich demographischer, sozioökonomischer und politischer Einstellungen der Protesteinehmerenden, die im folgenden Kapitel auch hinsichtlich ihrer Motive für die Protestteilnehme verglichen werden.3.2 Welche Motive haben die Protestteilnehmer:innen?3.2.1 Pegida-ProtesteDie Motive für die Teilnahme an den Pegia-Protesten in Dresden sind vielfältig. Generell lassen sich die Motive als allgemeine Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen und deren Kommunikation beschreiben (Vorländer, Herold, & Schäller 2015, S. 63). Bei der Umfrage des Dresdner Forscherteams Vorländer, Herold und Schäller gaben über 71 Prozent der Befragten dies als eines der Hauptmotive für die Teilnahme an den Pegida-Protesten an. Weitere wichtige Teilnahmemotive waren Kritik an Medien und Öffentlichkeit (34,5 Prozent), grundlegende Vorbehalte gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern (31,2 Prozent) sowie Protest gegen religiös oder ideologisch motivierte Gewalt (10,3 Prozent) [11] (ebd. S. 59). Sonstige Motive nannten 21,9 Prozent.Betrachtet man die Antwortengruppe 'Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen und deren Kommunikation' genauer, waren die am häufigsten gegebenen Antworten 'Unzufriedenheit mit der Asylpolitik' und 'Allgemein empfundene Diskrepanz zwischen Volk und Politikern' mit jeweils über 25 Prozent (ebd. S. 62). Zudem wurden häufig die 'Unzufriedenheit mit dem politischen System der Bundesrepublik', 'Unzufriedenheit mit Zuwanderungs- und Integrationspolitik', 'Allgemeine Unzufriedenheit mit der Politik' sowie 'Unzufriedenheit mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik' genannt (ebd.).Daraus resultiert, dass rund 34 Prozent (bereinigt von Doppelnennungen) der Befragten allgemein mit der Integrations-, Asyl- oder Sicherheitspolitik der Regierung unzufrieden sind (ebd. S. 63). Generell scheinen grundlegende Vorbehalte gegenüber Zuwanderung, insbesondere aus dem islamischen Raum, eines der Hauptmotive für die Teilnahme zu sein.Wirft man einen genaueren Blick auf die Kategorie 'Grundlegende Vorbehalte gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern', geben 15,4 Prozent der Befragten an, allgemeine Vorbehalte gegenüber Muslimen bzw. dem Islam zu haben (Vorländer, Herold, & Schäller 2015, S. 69). Die Angst vor sozioökonomischer Benachteiligung, Sorge um hohe Kriminalität von Asylbewerbern und die Furcht vor eigenem Identitätsverlust und 'Überfremdung' werden ebenfalls häufig als zentrale Motive für die Teilnahme genannt (ebd.).In einem Positionspapier fordern die Organisatoren von Pegida entsprechend eine im Grundgesetz verankerte Integrationspflicht für Geflüchtete, um einer "Islamisierung des Abendlandes" und damit verbundenen "Glaubenskriegen auf deutschem Boden" entgegenzuwirken (Antifa Recherche Team Dresden 2016, S. 45).Laut Organisator:innen gibt Pegida all den Menschen eine Stimme, die sich "überfremdet, benachteiligt und in ihrer Identität bedroht fühlen" (ebd. S. 35), um zu verhindern, dass Asylsuchende Geld vom Staat bekommen, während ein Großteil der Bevölkerung sich das alltägliche Leben nicht mehr leisten kann. Hierbei gibt es Überschneidungen zwischen den Kategorien 'Unzufriedenheit mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik' und der allgemeinen Angst, das eigene Leben nicht mehr finanzieren zu können, sowie der 'Angst vor sozioökonomischer Benachteiligung' durch Einwanderung.Obwohl rund 34 Prozent der Antworten das Themenfeld Integrations-, Asyl- und Sicherheitspolitik als Motiv für die Protestteilnahme angeben, wurde von lediglich 24,2 Prozent der Befragten explizit der Islam, Islamismus und Islamisierung als Grund genannt (Vorländer, Herold, & Schäller 2015, S. 72).Neben den Themen Zuwanderung, Asyl und Islam ist auch die kritische bis ablehnende Haltung gegenüber Öffentlichkeit und Medien, insbesondere gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eines der Hauptmotive für die Teilnahme an den Pegida-Demonstrationen. Der Begriff der 'Lügenpresse' verdeutlicht die Wut und ablehnende Haltung gegenüber Vertretern der Medien und den Medien als Institution.21,2 Prozent der Befragten äußerten entsprechend eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Berichterstattung der Medien und 18,4 Prozent kritisieren eine diffamierende Berichterstattung über die Pegida-Proteste (Vorländer, Herold, & Schäller 2015; S. 66.). Oft wird dabei pauschalisierend Kritik an der politischen Einstellung und an der Arbeit von Medienvertretern geübt (ebd. S. 67). Anhänger der Pegida-Bewegung bemängeln zudem, dass sie zu wenig im öffentlichen Diskurs gehört werden und die Sorgen und Ängste nicht ernst genommen werden. Zudem wird beklagt, dass der Öffentlichkeit Informationen vorenthalten werden (ebd. S. 68). Am Rande der Demonstrationen ist entsprechend eine aufgeladene Stimmung gegenüber Vertretern der Medien sowie eine Weigerung, mit Medienvertretern zu sprechen, zu beobachten.3.2.2 Querdenker-ProtesteSo vielfältig wie die Protestteilnehmer:innen sind auch die Motive für die Teilnahme. Trotz der Heterogenität vereint alle der zentrale Aspekt, gegen etwas zu sein (Frei, Schäfer, & Nachtwey 2021, S. 251). Ein Hauptgrund für die Teilnahme bilden die durch die Krise hervorgebrachten sozialen Ungleichheiten und die hierdurch verursachte wahrgenommene Benachteiligung in unterschiedlichsten Bereichen (Koos 2022, S. 73).Befragungen von Koos (2022, S. 73) bei der Demonstration in Konstanz im Herbst 2022 zeigen, dass weniger die persönliche Betroffenheit Grund für die Teilnahme ist, sondern vielmehr die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen ausschlaggebend sind. Lediglich rund 20 Prozent der Befragten nannten unmittelbare finanzielle Auswirkungen als ein Teilnahmemotiv (ebd.).Hauptsächlich spielt die Sorge um die eigene familiäre Situation eine Rolle. 39 Prozent (der Studie von Nachtwey, Schäfer, & Frei [2022, S. 16] zufolge rund 34 Prozent) der Befragten gaben an, dass durch die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Pandemiegeschehens übermäßig hohe Belastungen für Familien entstanden sind (Koos 2022, S. 74). Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Nachtwey und Kollegen (2021, bei ihrer Umfrage eine 80-prozentige Zustimmung zur Aussage über die Willkürlichkeit der Corona-Maßnahmen ermittelten und dass rund 95 Prozent der Aussage, die Regierung dramatisiere oder übertreibe die Corona-Problematik,k zustimmten bzw. voll und ganz zustimmten (Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022, S. 14f.).Größter Kritikpunkt an den Maßnahmen sind die temporären Einschränkungen der Grundrechte, wie Ausgangsbegrenzungen und Kontaktverbote. 80 Prozent der Befragten nannten die negativen Auswirkungen der Maßnahmen auf die eigenen Grundrechte als einen der Hauptgründe, sich an den Querdenker-Protesten zu beteiligen (Koos 2022, S. 75). Zudem stimmten 95 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Corona-Maßnahmen die Meinungsfreiheit und Demokratie bedrohen (Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022, S. 17).Als Einschränkung der Grundrechte wird auch die Verpflichtung zum Tragen von Masken gesehen. Teilnehmer:innen behaupteten hierbei, dass es durch das Tragen der Maske zu Todesfällen in Deutschland gekommen sei (Gensing 2020). Entsprechend stimmen über 88 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Maskenpflicht Kindesmissbrauch sei (Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022, S. 18). Auch aufgrund der temporären Schulschließungen ist der Schutz von Kindern unter den Motiven der Demonstrationsteilnehmer:innen zu finden und rückte mit zunehmendem Verlauf des Corona-Protestgeschehens vermehrt in den Fokus der Debatte.Neben Kritik an den konkret aufgrund der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen durch die Bundesregierung ist auch die allgemeine Kritik an Regierung und Parlament eine der Hauptmotivationen. So gaben 88 Prozent der Befragten an, kein Vertrauen in die Regierung zu haben (Koos 2022, S. 79). Gleiches gilt für den Bundestag. In das Parlament und die gewählten Abgeordneten haben nur 4 Prozent Vertrauen (ebd.). Eine Mehrheit von 77 Prozent hat dabei das Vertrauen in das politische System verloren (ebd. S. 80). Dennoch lehnen 94 Prozent eine Diktatur als möglicherweise bessere Staatsform ab (ebd.). Der Aussage, dass 'Medien und die Politik unter einer Decke stecken' stimmen rund 77 Prozent der Teilnehmer in der Befragung von Nachtwey, Schäfer, & Frei (2022, S. 17) zu.Entsprechend groß ist die Ablehnung gegenüber etablierten Medien (91 Prozent) (Koos 2022, S. 79). Die oftmals als einseitig empfundene Berichterstattung von den Corona-Protesten, vermeintlich tendenzielle Berichterstattung und das mutmaßliche Zurückhalten wichtiger Informationen werden oft als Hauptgründe für die ablehnende Haltung gegenüber etablierten Medien, insbesondere dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk genannt (Frei, Schäfer, & Nachtwey 2021, S. 225). Konkret wird den Medien 'Angstmacherei' vorgeworfen mit dem Ziel, die Menschen zu verunsichern. Die Teilnehmer:innen bezeichnen sich daher oftmals selbst als besonders kritische Menschen, die Dinge hinterfragen und gegen die "mediale Desinformation" (ebd. S. 256) vorgehen und aufklären wollen.Waren im Frühjahr und Herbst 2020 noch die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen und deren Auswirkungen, wie Lockdown, Schulschließungen und Maskentrageverordnung, der Hauptgrund für die Teilnahme an den Querdenker-Demonstrationen, wandelten sich die Motive im Lauf der Zeit. Mit der Entwicklung von Corona-Impfstoffen, deren Zulassung und den anschließenden, im Frühjahr und Sommer 2021 groß angelegten Impfkampagnen, wurde vermehrt auch die Kritik an einer vermeintlichen Zwangsimpfung und die Diskriminierung Ungeimpfter zum zentralen Motiv (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 3).Entsprechend konnten sich 70 Prozent der Befragten vorstellen, dass einflussreiche Geschäftsleute die Menschheit zwangsimpfen lassen wollen, um so persönlich davon zu profitieren (Koos 2022, S. 77). Allgemein haben Verschwörungstheorien und eine darauf aufbauende "Realität" großen Einfluss, die Motive der Teilnehmer:innen betreffend. Unter den Befragten können sich 75 Prozent vorstellen, dass Wissenschaftler gezielt manipulieren, Tatsachen erfinden oder Beweise zurückhalten, um die Öffentlichkeit zu täuschen (ebd.).Zwar haben 37 Prozent der Befragten Vertrauen in die Wissenschaft, dieser vergleichsweise hohe Wert könnte aber auch darauf zurückgeführt werden, dass sich im Lauf der Pandemie eine Vielzahl selbsternannter Experten etabliert hat, deren Wissen und Expertise gleichgesetzt wurde mit Wissen von Experten, die dem etablierten Wissenschaftssystem zuzuordnen sind (ebd. S. 79). Hauptkritikpunkt ist dabei die Nichtproduktion eindeutiger Ergebnisse und die Anpassung von Empfehlungen aufgrund neuster Erkenntnisse, die oftmals zu Verwirrung und Irritationen führten.Es bleibt festzuhalten, dass sich berechtigte Kritik an den Corona-Maßnahmen mit inhaltlich diffuser Kritik (Frei, Schäfer, & Nachtwey 2021, S. 257) mischt, was zu einer wirren Verflechtung von Tatsachen mit Verschwörungserzählungen führt, die schließlich zur Teilnahme an den Querdenker-Demonstrationen führen.3.2.3 Gemeinsamkeiten und UnterschiedeZu den Gemeinsamkeiten beider Protestgruppen lässt sich zunächst herausstellen, dass beide sehr heterogen zusammengesetzt sind und eine Vielzahl von Motiven die Menschen zur Teilnahme an den Protesten veranlasst. In beiden Gruppen ist eines der Hauptmotive die allgemeine Unzufriedenheit mit Mandatsträgern und politischen Entscheidungen im allgemeinen.Beide Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich des konkreten Anlasses für die Proteste. Während der Hauptauslöser für die Pegida-Proteste in der Asylpolitik der Regierung, der mangelnden Kommunikation bei der Unterbringung von Geflüchteten sowie in einer vermeintlichen Überfremdung Deutschlands liegen, resultierte die Unzufriedenheit bei den Querdenker-Protesten hauptsächlich aus den Grundrechtseinschränkungen, die die Corona-Pandemie eindämmen sollten, sowie später aus der vermeintlichen Diskriminierung von Ungeimpften.Auch wenn sich die konkreten Anlässe unterscheiden, ist der Auslöser für die jeweiligen Proteste eine aktuelle Gegebenheit, die aufgegriffen und instrumentalisiert wird. Die Proteste beziehen sich dabei nicht nur auf den konkreten Anlass, sondern lassen sich als allgemeine Unzufriedenheit interpretieren. Was beide Gruppen gemein haben, ist die generelle Ablehnung von Politik und der Vertrauensverlust in Politik und Politiker. Waren es bei den Pegida-Protesten rund 71 Prozent, die angaben, mit politischen Entscheidungen unzufrieden zu sein, nannten bei der Befragung bei einer Querdenken-Kundgebung in Konstanz 88 Prozent der Teilnehmer:innen dies als Grund für die Teilnahme.Hier zeigt sich eine Zunahme der Unzufriedenheit. Dies ist vermutlich auch darauf zurückzuführen, dass die Menschen aufgrund der Corona-Maßnahmen direkter von Regierungsentscheidungen betroffen sind und diese auch das tägliche Leben betreffen. Bei beiden Umfragen zeigt sich besondere eine ablehnende Haltung gegenüber politischen Mandatsträgern, die sich nach Ansicht vieler Befragter zu weit vom einfachen Bürger entfernt haben und nicht mehr im Sinne des Volkes handeln.Bei beiden Protestbewegungen konnte zudem eine ablehnende Haltung gegenüber etablierten Medien beobachtet werden. Dies zeigte sich zum einen in der Verweigerung, mit Medien zusammenzuarbeiten, als auch in verbalen und teilweise handgreiflichen Übergriffen auf Medienvertreter:innen. Sowohl bei Querdenker-Kundgebungen als auch bei Pegida-Demonstrationen hat sich der Begriff 'Lügenpresse', als Ausdruck einer kritischen Haltung gegenüber Medien etabliert. Häufig wird zudem eine tendenziöse, abwertende Berichterstattung von den Protestkundgebungen und ein absichtliches Zurückhalten von vermeintlich wichtiger Informationen für die ablehnende Haltung genannt.Sowohl bei den Protesten der Querdenker-Bewegung gegen die Corona-Politik als auch bei den Pegida-Protesten spielt die Angst vor einer sozioökonomischen Benachteiligung eine wichtige Rolle, wenngleich die Angst unterschiedlich begründet wird. Während dies bei Pegida-Anhängern durch die Zuwanderung von Menschen mit muslimischem Glauben und damit verbundener größerer Konkurrenz um Arbeitsplätze sowie der durch Einwanderung veränderten Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel auf mehr Personen begründet wird, argumentieren Anhänger der Querdenker-Bewegung dahingehend, dass mit den von der Politik getroffenen Maßnahmen, die das öffentliche Leben einschränken, die Lebensgrundlage wegfällt. Auch wenn viele der Teilnehmer:innen angaben, von den Maßnahmen nicht unmittelbar betroffen zu sein, zeigt sich die Angst besonders bei Selbständigen, die aufgrund der Maßnahmen ihrer Berufstätigkeit nicht mehr nachgehen können.Auch hinsichtlich des Glaubens an Verschwörungstheorien gibt es eine Schnittmenge zwischen beiden Protestphänomenen. Zentral ist die Idee einer geheimen Machtelite, die negativen Einfluss auf das Volk nehmen möchte. Bei den Pegida-Protesten wird dieses Narrativ untermauert von dem Glauben an eine "Umvolkung", also dem Austausch der Deutschen durch zugewanderte Flüchtlinge aus dem islamischen Raum. Von der Unterdrückung des Volkes durch die getroffenen Maßnahmen und die vermeintliche Absicht, die Menschen durch die Corona-Impfung zu reduzieren oder zumindest durch das Einpflanzen eines Computerchips unter die Kontrolle einer Machtelite zu bringen, sind zentrale Erzählungen bei Querdenker-Kundgebungen.Auch wenn sich die Protestbewegungen in ihren eigentlichen Auslösern unterscheiden, gibt es die Motive betreffend erstaunlich viele Überschneidungen. Die Einwanderung bzw. der Protest gegen die Corona-Maßnahmen sind in beiden Fällen ein allgemeiner Ausdruck angestauter politischer Unzufriedenheit, der sich im Kontext der konkreten Anlässe entlädt. 3.3 Das rechtsradikale Potential der Protestbewegungen3.3.1 Pegida-ProtesteAuch wenn die Studie von Vorländer, Herold & Schäller vermuten lässt, dass die Pegida-Teilnehmer:innen vorwiegend aus der Mitte der Gesellschaft kommen, stellt dies kein Grund zur Verharmlosung dar (Kokyba 2016, S. 149). Oftmals wird dieser Studie vorgeworfen, das rechtsradikale Potenzial der Protestbewegung zu unterschätzen. Als Hauptgrund wird angeführt, dass eine Vielzahl von Teilnehmenden sich weigern, an wissenschaftlichen Umfragen teilzunehmen, und dass diejenigen, die mit wissenschaftlichen Institutionen sprechen, eher der gemäßigten Mitte zuzuordnen sind und daher das Ergebnis in Richtung gemäßigter Ansichten verzerren.Als Indiz für eine rechtsradikale Gesinnung kann allein die Teilnahme an einer Kundgebung unter dem islamfeindlichen Motto 'Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes' angesehen werden (ebd. S. 152). Auch kann eine solche Gesinnung aus den Rednern und den Inhalten von Reden im Rahmen der Kundgebungen abgeleitet werden.Bei der Kundgebung zum einjährigen Bestehen von Pegida am 19. Oktober 2015 war Akif Pirinçci einer der Hauptredner. Pirinçci, der offen rechtspopulistische und islamfeindliche Positionen vertritt und zudem aufgrund diverser Äußerungen rechtskräftig verurteilt wurde, sprach bei der genannten Veranstaltung unter anderem von der "Moslemmüllhalde" Deutschland und warf Politikern vor, als "Gauleiter gegen das eigene Volk" zu agieren (Spiegel.de 2015). Wegen dieser Äußerungen und auch der Aussage "die KZs sind leider derzeit außer Betrieb" wurde die Rede schließlich nach 25 Minuten abgebrochen und Pirinçci im Anschluss wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt (ebd.).Offiziell grenzt sich Pegida zwar immer wieder von rechtsextremen Positionen ab, die Bewegung mobilisiert jedoch eine rechtspopulistisch rebellierende Bevölkerung, die sich aus der Mitte der Bevölkerung her rekrutiert und den Anspruch erhebt, das Volk zu repräsentieren (Nachtwey 2016, S. 210). Eine Studie von Daphi et al. (2015: S. 22f.) zeigt zudem, dass über 59 Prozent der Pegida-Anhänger bei der Landtagswahl in Sachsen 2014 der AfD ihre Stimme gegeben haben. Somit hat eine Partei, die zwar im Bundestag vertreten ist, aber in Teilen aufgrund von verfassungswidrigen Positionen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, eine absolute Mehrheit unter den Pegida-Anhängern erzielen können.Vorländer, Herold & Schäller (2016, S. 116) stellen jedoch auch heraus, dass sich die rechtsradikale und ausländerfeindliche Einstellung der Pegida-Teilnehmer in Dresden nicht wesentlich von Werten in West- bzw. Gesamtdeutschland unterscheiden. Es bleibt festzuhalten, dass die Pegida-Bewegung keine "originär" (Nachtwey 2016, S 1) rechtsextreme Bewegung ist, jedoch das rechtsextreme Potenzial nicht unterschätzt werden darf.3.3.2 Querdenker-ProtesteDer Sonderbericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums bescheinigt der Querdenker-Bewegung, dass einzelne Personen und Bewegungen aus der rechtsextremistischen Szene Einfluss nehmen und die Bewegung für ihre eigene Agenda zu instrumentalisieren versuchen (Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2022, S. 34). Zudem wurden bei den Kundgebungen rechtsextremistische Inhalte geteilt, bei gleichzeitigem Bemühen, einen demokratischen und rechtsstaatlichen Anschein zu wahren (Stern 2021, S. 2).Der Bericht bezieht sich dabei auf eine hohe Ablehnung des Rechtsstaates, die sich jedoch laut der Umfrage von Koos (2022, S. 80) nur bedingt bestätigen lässt. 96 Prozent der Teilnehmenden widersprechen zumindest der Aussage, dass eine Diktatur eine möglicherweise bessere Regierungsform sei. Dennoch lässt sich bei den Kundgebungen eine gewisse antisemitische sowie anti-rechtsstaatliche Haltung finden, die sich vor allem in diversen Verschwörungserzählungen ausdrücken. Einer der Protagonisten in Berlin, Attila Hildmann, behauptete beispielsweise am Rande einer Kundgebung, jüdische Familien wollen die "deutsche Rasse auslöschen" (Leber 2020).Der Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen schätzte im Dezember 2020 zudem, dass rund 10 Prozent der Demonstranten Rechtsextreme oder Reichsbürger sind (Grande, Hutter, Hunger & Kanol 2021, S. 22). Einer Umfrage von Grande et al. (2021, S. 22) zufolge sind 7,5 Prozent der Protestierenden dem rechten Rand zuzuordnen. Zwar ist dies nur eine Minderheit, die jedoch aufgrund ihres Mobilisierungspotentials nicht vernachlässigt werden darf, zumal 40 Prozent der Befragten rechtsextreme Positionen zustimmungsfähig finden (ebd.). Die Umfragen haben zudem gezeigt, dass sich das rechtsextreme Potenzial im Lauf der Zeit verstärkt hat. Vergleicht man die erste Protestwelle mit der zweiten, stieg der Zustimmungswert von knapp über 30 Prozent auf über 40 Prozent (Grande et al. 2021, S. 23).Dieses Potenzial zeigt sich auch, wenn Teilnehmer:innen mit Reichskriegsflaggen die Absetzung der Regierung fordern. Am Rande der Kundgebung in Berlin Ende August 2022 versuchte schließlich eine Gruppe von Corona-Gegnern, den Reichstag zu stürmen und die Regierung zu stürzen (Patenburg, Reichhardt, Sepp 2021, S. 3). Zudem sind häufig Forderungen zu hören, die Verantwortlichen für die Corona-Maßnahmen bei einer Neuauflage der Nürnberger Prozesse zur Rechenschaft zu ziehen (Virchow 2022). Diese und weitere aus der NS-Zeit abgeleitete Semantik ist ein weiteres Indiz für die Nähe von Querdenkern zu rechtsradikalen Positionen.Zu beobachten ist zudem, dass sich immer wieder bekannte Neonazis unter die Demonstranten mischen. Diese nutzen die friedlichen Demonstrationen, um unter dem Deckmantel 'Corona' rechtsradikale Thesen zu verbreiten. Hierbei besteht insbesondere die Gefahr, dass friedliche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft für eine rechtsradikale Agenda missbraucht werden. Abschließend kann herausgestellt werden, dass der zunächst friedliche Protest zunehmend von Anhängern rechtsradikaler Bewegungen unterlaufen und zunehmend für rechte Zwecke missbraucht wurde.3.3.3 Gemeinsamkeiten und UnterschiedeSowohl die Pegida-Proteste als auch die Querdenker-Kundgebungen rekrutieren ihre Teilnehmer:innen aus der Mitte der Gesellschaft. Obwohl sie den Anschein einer bürgerlichen Protestbewegung haben, ist ein rechtsextremistisches Potenzial nicht zu unterschätzen. Forschungen zeigen, dass bei beiden Bewegungen eine rechtsradikale Minderheit unter den Teilnehmenden vertreten ist, die die Proteste für eigene Zwecke zu instrumentalisieren versucht. Entsprechend konnte bei beiden Bewegungen eine zunehmende Radikalisierung festgestellt werdenCharakteristisch für beide Bewegungen ist zudem eine allgemeine Ablehnung von Rechtsstaat und politischen Institutionen. Dies zeigt sich auch im Wahlverhalten. Bei beiden Protestphänomenen identifizieren sich nur wenige Teilnehmenden mit einer der etablierten Parteien und gaben an, bei der kommenden Wahl eine 'andere Partei' wählen zu wollen.Unter den im Bundestag vertretenen Parteien kann lediglich die AfD einen nennenswerten Stimmenanteil auf sich vereinen. Auch hierbei zeigt sich das rechtsradikale Potenzial der Proteste. Die AfD ist zwar im Bundestag vertreten, doch werden einzelne Mitglieder und Landesparteien vom Verfassungsschutz beobachtet. Diese Haltung zeigt sich teilweise auch in Verschwörungserzählungen, die oftmals als Rechtfertigung für die Proteste herangezogen werden. Zudem sind bei beiden Protesten nationalistische Symbole wie die Reichskriegsflagge zu beobachten und Reden eindeutig rechter nationalistischer Personen zu hören.Was beide Protestgruppen unterscheidet, ist die ursprüngliche Intention, mit der die Menschen auf die Straße gegangen sind. Während bei Pegida von vorneherein eine eindeutig nationalistische, auch rechtsradikale Positionierung zu erkennen war, war die ursprüngliche Intention der Querdenker-Demonstrierenden gegen die aus ihrer Sicht unsinnigen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Erst später bildeten sich auch hier nationalistische und rechtsradikale Züge heraus. Hier kann als Höhepunkt dieser Entwicklung der 'Sturm auf den Reichstag' genannt werden. Es beliebt festzuhalten, dass sich bei beiden Protestgruppen legitime Anliegen mit rechtsradikalen Positionen vermischen, was die Proteste so gefährlich macht.4. Zusammenfassung und AusblickIn der hier vorliegenden Arbeit wurden die Querdenker-Proteste in Folge der Corona-Pandemie und die aus dem vermehrten Zuzug islamischer Flüchtlinge resultierenden Pegida-Proteste miteinander verglichen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgezeigt. In einem ersten Schritt wurde die Chronologie der Protestbewegungen dargestellt und anschließend hinsichtlich dreier spezifischer Merkmale miteinander verglichen.Im Hinblick auf demografische und sozioökonomische Aspekte sowie dem Wahlverhalten sind sich die Teilnehmenden an beiden Protestphänomenen recht ähnlich. Die im Schnitt 48 Jahre alten Demonstrationsteilnehmer:innen sind zumeist Angestellte oder Arbeiter, wobei der Anteil an Selbständigen recht hoch ist. Politisch fühlt sich eine Mehrheit nicht von den etablierten politischen Parteien ausreichend vertreten und würde daher bei der kommenden Wahl eine 'andere Partei' wählen. Es konnte zudem gezeigt werden, dass bei Pegida- und Querdenker-Protesten die AfD als einzige der im Bundestag vertreten Parteien eine nennenswerte Wählerschaft anspricht.Auch in Bezug auf die Motive zeigte sich eine erhebliche Schnittmenge zwischen Teilnehmer:innen der Pegida- und Querdenker-Demonstrationen. Beide Phänomene nehmen aktuelle politische Entscheidungen als Demonstrationsanlass, die aber lediglich als Katalysator für aufgestaute Wut und Enttäuschungen wirken. Entsprechend wurde gezeigt, dass allgemeine Unzufriedenheit mit Politik, Regierung und Mandatsträgern ein zentrales Motiv für die Proteste ist.Hinzu kommt die Kritik an Medien, tendenziöse Berichterstattung zu betreiben und voreingenommen über die Proteste zu berichten. Zudem würden zentrale Informationen gezielt nicht weitergegeben, um so die Menschen gezielt zu täuschen und wahre Beweggründe politischer Entscheidungen zu verschweigen. Hier zeigte sich auch die Anfälligkeit der Proteste für Verschwörungstheorien, die auch Einfluss auf Wissensbasis und Motive haben.Abschließend wurde das rechtsradikale Potenzial der Bewegungen aufgezeigt. Beide Bewegungen haben sich dabei aus der Mitte der Gesellschaft hin an den rechten Rand bewegt, wobei die Pegida-Kundgebungen von Beginn an eher rechts zu verorten waren. Größtes Problem ist die Instrumentalisierung der Proteste durch rechte Gruppen, die unter dem Deckmantel friedlicher Proteste mit Menschen aus der Mitte der Gesellschaft rechtsradikale Propaganda gesellschaftsfähig machen wollen.Die hier untersuchten Kategorien bilden die beiden Protestphänomene bei weitem nicht vollständig ab. Es ist daher nötig, weitere Vergleiche anzustellen. Beispielsweise wäre es noch interessant zu ermitteln, inwiefern sich die Protestkundgebungen in puncto Wahrnehmung in der Bevölkerung unterscheiden oder inwiefern sich Politik und Regierung mit den Protesten auseinandergesetzt haben. Überdies sollte noch erforscht werden, wie die Teilnehmer:innen das Vertrauen in Politik zurückgewinnen können und was getan werden muss, um bei zukünftigen politischen Krisen ähnliche Protestbewegungen zu verhindern.Abschließend bleibt festzuhalten, dass wir uns zukünftig vermutlich häufiger mit solchen Formen des Protestes auseinandersetzen müssen. Im Zuge der Energiekrise, resultierend aus dem russischen Angriffskrieg und den Sanktionen gegen Russland, haben erste Verbände und Parteien dazu aufgerufen, den Unmut über Regierungsentscheidungen auf die Straße zu tragen und gegen die Regierenden zu demonstrieren. Es bleibt also abzuwarten, ob sich in den kommenden Monaten eine Protestbewegung, ähnlich wie die Pegida- und Querdenker-Proteste, entwickelt.5. LiteraturverzeichnisAntifa Recherche Team Dresden. (2016). Pegida: Entwicklung einer rechten Bewegung. In T. Heim (Hrsg.), Pegida als Spiegel und Projektionsfläche (S. 33-54). Wiesbaden: Springer VS.Bundesministerium für Gesundheit. 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Mikrozensus 2013. https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Jahrbuch/statistisches-jahrbuch-2018-dl.pdf?__blob=publicationFile (zu beachten ist, dass die Daten aufgrund der zeitlichen Verschiebung nur eingeschränkt miteinander verglichen werden können, dennoch Tendenzen davon abgeleitet werden können.[7] Die Werte in Klammern beziehen sich auf die Studie von Nachtwey, Schäfer, & Frei 2022[8] Stimmanteil der AfD bei der Landtagswahl in Sachsen am 01. September 2019. Quelle:https://wahlen.sachsen.de/landtagswahl-2019-wahlergebnisse.php (angerufen am 14.08.2022)[9] Stimmanteil der AfD bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 Quelle: https://www.wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=LW&wJahr=2019&zeigeErg=Land (angerufen am 14.08.2022)[10] Stimmanteil der AfD bei der Landtagswahl Baden-Württemberg am 14. März 2021. Quelle: https://www.statistik-bw.de/Wahlen/Landtag/02035000.tab?R=LA (angerufen am 14.08.2022)[11] Die mehr als 100 Prozent sind auf Mehrfachnennungen der Befragten zurückzuführen.
Beschreibung der Sozialstruktur und deren Wandel durch den post-kommunistischen Transformationsprozess in Polen
Hauptthemen der Studie sind: 1. Arbeits- und Lebenssituation 2. Konfliktursachen 3. Meinungen zur Gesellschaft 4. Familie 5. Freundschaften 6. Meinungen zur Arbeit 7. Kontakt zu Institutionen und Einrichtungen 8. Wohnsituation 1 9. Meinung zu Berufe und Einkommen 10. Intergenerationenvergleich 11. Haushalt 12. Wohnsituation 2 13. Einkommen und Haushaltsausstattung 14. Ausgaben 15. Gebrauchsgüter 16. Wichtigkeit von Lebensbereichen 17. Religion 18. Wege zum Erfolg im Leben 19. Bildung 20. Mitgliedschaft in Organisationen 21. Landwirte 22. Aktuelle Tätigkeit
1. Arbeits- und Lebenssituation: Befragter ist aktuell erwerbstätig; Einkommensarten; Befragter war jemals erwerbstätig; aufgehört zu arbeiten (Jahr); Art der Landwirtschaft; Eigentumsverhältnisse der Landwirtschaft; letzte Erwerbstätigkeit Berufsklassifikation SKZ (polnisch); Führungsposition; Art des Unternehmens; Klassifizierung des Unternehmens in Wirtschaftssektoren (KGN); Arbeitsbereich im Unternehmen; Befragter arbeitet in der materiellen Produktion; Befragter arbeitet in einem Privatunternehmen; Beginn der aktuellen Tätigkeit (Jahr); leitende Position; Anzahl an Untergebenen; Position auf der Führungsebene; Beginn der Arbeit in der aktuellen beruflichen Stellung (Jahr); Eigentümerstatus des Befragten bezüglich des Unternehmen, in dem Befragter arbeitet; frühere Tätigkeit bei einem anderen Unternehmen; Zeitdauer der Beschäftigung im anderen Unternehmen (Jahre/Monate); frühere Tätigkeit: andere ausgeübte Tätigkeit vor aktueller Tätigkeit, Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Befragter arbeitete in der materiellen Produktion, Arbeitsdauer in dieser Tätigkeit (Jahre/Monate), Ende der Tätigkeit (Jahr); frühere berufliche Stellung: berufliche Stellung des Befragten vor aktueller Tätigkeit; Befragter arbeitete in der materiellen Produktion; Dauer der Tätigkeit in beruflicher Stellung (Jahre/Monate); erste Tätigkeit: Alter des Befragten bei Beginn erster Tätigkeit, Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Führungsposition, Vergleich mit letzter Tätigkeit Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Befragter arbeitete in der materiellen Produktion, Unternehmen gehört Befragten oder seiner Familie; aktuelle Tätigkeit: Belastung durch Arbeit, wöchentliche Arbeitszeit nach Vertrag, Art der Tätigkeit (Vollzeit/halbe Stelle), tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit, Möglichkeit das Telefon auf Arbeit für private Angelegenheiten nutzen zu können, Möglichkeit den Arbeitsplatz für 30 Minuten verlassen zu können, Möglichkeit für private Angelegenheiten während der Arbeitszeit, Möglichkeit den Arbeitsplatz länger als eine Stunde verlassen zu können; Einfluss auf: Einkommen oder Vergütung, Werks- oder Fabrikbereich, Stellenbesetzungen; Mitglied des Betriebsrates; durchschnittliches Monatseinkommen; durchschnittliches Monatseinkommen durch Landwirtschaft; besonders wichtig in aktueller Tätigkeit: Bedarf nach zusätzlicher Qualifikation, gute Beziehungen zu Kollegen, gute Beziehungen zu Vorgesetzten, andere Verbesserungen; Möglichkeit Meinung auszudrücken in aktueller Tätigkeit.
2. Konfliktursachen: reich und arm, Arbeiter und Angestellte, Manager und Angestellte, Stadt- und Landbevölkerung, junge und alte Menschen, Machthaber und Andere, Gläubige und Nicht-Gläubige; Einschätzung zur angemessenen Höhe eines Mindesteinkommens; gesetzlich geregeltes Höchsteinkommen; Einschätzung zur angemessenen Höhe von Spitzeneinkommen; Einschätzung zur realen Höhe von Spitzeneinkommen; angemessene Besteuerung bei einem Einkommen von 200 000 Zloty; angemessene Besteuerung bei einem Einkommen von mehr als 200 000 Zloty; Meinung zu Einkommen von Personen mit höherer Bildung; Einschätzung zur angemessenen Höhe von Einkommen von Personen mit höherer Bildung; Kriterien für Einkommenshöhe; gesetzliche Grenze für Mindesteinkommen; Befragter kann auf Hilfe zählen oder ist auf sich alleine gestellt in Krisen; Befragter kann sich verlassen auf: Familie, Freunde, Institutionen und Dienste, Andere.
3. Meinungen zur Gesellschaft: Meinung zum Streikrecht, Anzahl an in Unternehmen aktiven Gewerkschaften, Führungsrolle der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), Arbeitsbedingungen, eigenverantwortlicher Kontrolle von Manager durch Unternehmen selbst; Meinung zu Staat und Gesellschaft (gegenseitige Kontrolle), zum Erfolg des sozialistischen Systems in Polen; sozialer Status (zehn Punkte Skala); Prozentsatz in der Bevölkerung mit gleichen Status; Prozentsatz in der Bevölkerung mit niedrigeren Status; Kriterium für eigene Platzierung sozialer Status: Bildung, Einkommen, Lebensstandart, Lebensbedingungen, Familie, Beruf, Arbeitsplatzstatus, Einfluss, Prestige, Beliebtheit, sozialer Hintergrund, Bedeutung der Arbeit, Gefühl der Machtlosigkeit, ländlich/städtisch, Alter/Gesundheit, Anderes; Anzahl an herangezogenen Kriterien; Meinung zu Aussagen: je mehr man will, desto mehr kann man verlieren, Geld ist nach Gesundheit am wichtigsten, Menschen kümmern sich nur um sich selbst, Leben ist einfacher ohne Geld, es ist besser wenn Menschen mit mehr Wissen und Erfahrung entscheiden, hilfsbereite Menschen können immer auf die Hilfe Anderer zählen, Unglücke passieren guten Menschen; Meinung zu allgemeinen Fragen: Gott hat die Welt erschaffen, Leben nach dem Tod.
4. Familie: Alter des Vaters; Bildung des Vaters; Anzahl der Kinder Vaters; ältestes Geschwister des Befragten: Geschlecht, Alter, Tätigkeitsstatus, Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Position auf der Führungsebene, arbeitet in der materiellen Produktion, Bruder/Schwester immer in der gleichen Tätigkeit gearbeitet, erste Tätigkeit (Geschwister) Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Position auf der Führungsebene im ersten Job, arbeitet in der materiellen Produktion im ersten Job; Befragter und ältestes Geschwister wurden zusammen großgezogen; Tätigkeit des Vaters als der Befragte vierzehn Jahre alt war: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Vater arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitet in der materiellen Produktion; Mitgliedschaft des Vaters in Parteien als der Befragte vierzehn Jahre alt war: Mitglied der PPR, PPS, PZPR, SL, PSL, ZSL, SD, andere politische Parteien; Mitgliedschaft des Vaters in politischen Jungendorganisationen als der Befragte vierzehn Jahre alt war; Vater immer in der gleichen Tätigkeit gearbeitet; erste Tätigkeit des Vaters: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Position auf der Führungsebene, arbeitet in der materiellen Produktion; Befragter im Alter von vierzehn Jahren: bei beiden Eltern lebend, andere Erziehungsberechtigte: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Erziehungsberechtigter arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitete in der materiellen Produktion; Anzahl an Familienmitgliedern als der Befragte vierzehn Jahre alt war, Anzahl an Räumen in der Unterkunft der Familie, Befragter wohnte in einem Dorf, Kleinstadt oder Großstadt; Verhalten der Eltern in der Erziehung: Gleichbehandlung bezüglich materiellen Dingen, zu fordernd, keine Gleichbehandlung der Kinder, zu kritisch, zu streng, Eltern schlugen Kinder; Einschätzung wann Kinder selbstständig denken können; Benennung wichtigste Faktoren für die Entwicklung eines Kindes: gutes Benehmen, Verantwortung, Sauberkeit, Selbstbeherrschung, Fleiß, Sensibilität, Gehorsam, Wissbegierde; Merkmale des Vaters im aktuellen Alter des Befragten: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Vater arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitete in der materiellen Produktion; Merkmale des Großvaters im aktuellen Alter des Befragten: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Klassenzugehörigkeit, Geburtsdatum, Alter, Sterbedatum, Sterbealter; Familienstatus des Befragten; Jahr der Heirat; Jahr der Scheidung; Ehepartner: Art der Beschäftigung, Ehepartner war jemals erwerbstätig, Beendigung der Arbeit (Jahr), letzte Tätigkeit Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Ehepartner arbeitet in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitet in der materiellen Produktion; Ehepartner vor der Heirat: Art der Beschäftigung, Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Ehepartner arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitete in der materiellen Produktion; Befragter vor der Heirat: Art der Beschäftigung, Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Befragter arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitete in der materiellen Produktion; Schwiegervater als Ehepartner vierzehn Jahre alt war: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Schwiegervater arbeitete in eigener Firma/Landwirtschaft, Position auf der Führungsebene, arbeitete in der materiellen Produktion.
5. Freundschaften: Engster Freund: Alter, Beziehung zum Befragten, Geschlecht, Zeitdauer der Bekanntschaft zum Befragten, Art der Beschäftigung, bester Freund war jemals erwerbstätig, Beendigung der Arbeit (Jahr), Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Bildung, berufliche Spezialisierung; Zeitdauer seit letzten Treffen mit engsten Freund (Monate/Wochen/Tage); Anzahl an engen Freunden; Anzahl an engen Freunden (Angestellte); Anzahl an engen Freunden (Arbeiter); Beziehungen innerhalb des Freundeskreises; Diskussion unter Freunden zu den Herausforderungen für Polen; Besuch von Freunden bei Befragten zuhause; Freunde sind Mitglieder bei der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP); Anzahl der Freunde als Mitglieder bei der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP); engster Freund ist Mitglied bei der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP).
6. Meinungen zur Arbeit: Erfahrungen im Arbeitsleben sind nützlich für andere Lebensbereiche; Einschätzung des eigenen Einkommens in Anbetracht der Bildung; Einschätzung des eigenen Einkommens in Anbetracht der beruflichen Position; Personen mit ähnlicher Tätigkeit sind negativen Veränderungen ausgesetzt; erste und zweite negative Veränderung; negative Veränderungen resultieren aus/von: direkten und indirekten Vorgesetzten auf Arbeit, Behörden, wirtschaftlichen Situation im Land, andere Gründe; Befragter denkt über Arbeitgeberwechsel nach, über Wechsel der Beschäftigung oder der beruflichen Stellung nach.
7. Kontakt zu Institutionen und Einrichtungen: eigenes Anliegen des Befragten; Art des Anliegens; Anliegen betraf den Befragten, den engsten Familienkreis, den größeren Familienkreis, enge Freunde, Bekanntenkreis, andere Personen; Anliegen wurde alleine oder mit Hilfe vorgebracht; Befragter erhielt Hilfe von der Familie, Freunden oder Bekannten, jemanden in der Verwaltung, vom Chef, jemanden in einer politischen Organisation, Anwalt oder Anderen; Anliegen wurde mit schriftlicher Beschwerde beigelegt; Anliegen wurde mit Hilfe von Verbindungen beigelegt; Anliegen wurde durch Korruption erreicht.
8. Wohnsituation 1: Einschätzung der eigenen Wohnsituation; Vergleich mit besten Wohnbedingungen in Polen; Vergleich mit durchschnittlichen Wohnbedingungen in Polen; Vergleich mit schlechtesten Wohnbedingungen in Polen; störendste Aspekt an der Wohnsituation; zweitstörendste Aspekt an der Wohnsituation; Vergleich Wohnsituation Gegenwart/vor zehn Jahren; Einstellung zu Verhältnis von Entlohnung und Verantwortung in der Arbeit, zu berufliche Weiterbildung und Entlohnung, zu den Gründen von sozialer Ungleichheit, Studium und Verdienst nach dem Studium, Einkommensungleichheiten in der Gesellschaft; Einstellung zur Notwendigkeit von großen Einkommensunterschieden für die Arbeitseffizienz.
9. Meinung zu Berufe und Einkommen: Einschätzung zu Einkommen verschiedener Berufsgruppen: Maurer, Arzt, Bankangestellter, Ladenbesitzer, Manager eines Großunternehmens, gelernter Arbeiter, Arbeiter in der Landwirtschaft, Sekretär in einem Staatsunternehmen, Busfahrer, ungelernter Arbeiter, Minister; Einschätzung zu angemessenen Einkommen verschiedener Berufsgruppen: Maurer, Arzt, Bankangestellter, Ladenbesitzer, Manager eines Großunternehmens, gelernter Arbeiter, Arbeiter in der Landwirtschaft, Sekretär in einem Staatsunternehmen, Busfahrer, ungelernter Arbeiter, Minister.
10. Intergenerationenvergleich: Vergleich zwischen beruflicher Stellung des Vaters und des Befragten.
11. Haushalt: Anzahl an Haushaltsmitgliedern, Anzahl an Haushaltsmitgliedern älter als achtzehn Jahre; Anzahl an Haushaltsmitgliedern im Alter zwischen 16-18 Jahren; Anzahl an Haushaltsmitgliedern im Alter zwischen sieben bis fünfzehn Jahren; Anzahl an Haushaltsmitgliedern im Alter zwischen drei bis sechs Jahren; Anzahl an Haushaltsmitgliedern im Alter bis drei Jahren; Haushaltsstruktur; weitere Personen im Haushalt; Position des Befragten in Familienstruktur; Bildung des Befragten; Bildung des Ehepartners; Bildung erste bis sechste Person im Haushalt; Anzahl an Haushaltsmitgliedern ohne Grundschulabschluss, mit abgeschlossener Grundschule, mit Berufsschulabschluss, ohne Berufsabschluss, mit weiterführender Berufsschule, mit Hochschulreife, mit Fachhochschulabschluss, ohne Hochschulabschluss, mit Hochschulabschluss; Tätigkeit des Befragten Berufsklassifikation SKZ (polnisch); Tätigkeit des Ehepartners Berufsklassifikation SKZ (polnisch); Tätigkeit erste bis sechste Person im Haushalt Berufsklassifikation SKZ (polnisch); Anzahl an Arbeitern unter Haushaltsmitgliedern; Anzahl an Angestellten unter Haushaltsmitgliedern; Anzahl an Selbstständigen; Anzahl an Landwirten; Anzahl an pensionierten Haushaltsmitgliedern; Anzahl an Haushaltsmitgliedern mit Unterstützungsleistungen; Anzahl an Personen im Haushalt mit Arbeitseinkommen.
12. Wohnsituation 2: Küche vorhanden; Größe der Küche; Anzahl der Wohnräume; Wohnfläche in Quadratmetern; Toilette, Badezimmer, Foyer vorhanden; Gesamtzahl an Quadratmetern der Unterkunft; Anzahl an geteilten Räumen mit anderen Personen/Familien; Küchenmitbenutzung durch Andere, Raummitnutzung (Anzahl an Räumen); Gesamtgröße an mitbenutzen Räumen in Quadratmetern; Zentralheizung vorhanden; fließendes Wasser vorhanden; Typ des Wohnsitzes; Beginn des Wohnverhältnisses (Jahr); Art des Gebäudes; Eigentümer des Gebäudes; Beziehung zum Eigentümer..
13. Einkommen und Haushaltsausstattung: Einkommensarten: Altersrente oder Invalidenrente, Altersrente oder Invalidenrente für Landwirte, Kindergeld, Unterhalt oder Stipendium, Einkommen aus Gelegenheitsarbeit, aus Landwirtschaft, aus Pacht, Miete und Verkauf, eigener Betrieb oder Familienbetrieb, Arbeit in Staatsunternehmen, Arbeit in Privatunternehmen/Landwirtschaft (nicht in Familienbesitz); durchschnittliches monatliches Haushaltseinkommen; Person mit höchstem Einkommen im Haushalt: Alter, Bildung, Art der Beschäftigung; finanzielle Unterstützung durch Nicht-Haushaltsmitglied; finanzielle Unterstützung an Nicht-Haushaltsmitglied; genügend finanzielle Ressourcen im Haushalt um Grundbedürfnisse zu befriedigen; erstes bis drittes unbefriedigtes Bedürfnis; Höhe des Haushaltsbudgets.
14. Ausgaben: durchschnittliche monatliche Ausgaben für Nahrungsmittel; durchschnittliche monatliche Ausgaben für kulturelle Zwecke; Einschätzung der Veränderung der Nahrungsmittelausgaben bei Einkommenserhöhung um die Hälfte; Einschätzung der Veränderung der Ausgaben für kulturelle Zwecke bei Einkommenserhöhung um die Hälfte; Einschätzung der Veränderung der Nahrungsmittelausgaben bei Einkommenserhöhung um das Doppelte; Einschätzung der Veränderung der Ausgaben für kulturelle Güter bei Einkommenserhöhung um das Doppelte; Wert der Einrichtung der Unterkunft/Wohnung.
15. Gebrauchsgüter: Haushaltsausstattung (Jahr der Anschaffung): Schwarz-Weiß-Fernseher, Farbfernseher, Kühlschrank, Gefriertruhe, Waschmaschine, Radio, Plattenspieler, Kassettenspieler, Videogerät, Taschenrechner, Computer, Klavier, Musikinstrumente für Kinder, Telefon; geschätzter Wert aller Gegenstände im Haushalt; Anzahl an Büchern im Haushalt; Besitz eines Autos im Haushalt (Automarke); Besitz eines Zweitautos im Haushalt (Automarke/Baujahr); Haushalt erwarb Gebrauchsgut durch Coupon oder Zuteilung; erster bis dritter Gebrauchsgegenstand erworben per Coupon oder Zuteilung; Haushalt erwarb Gebrauchsgut mit Fremdwährung; erster bis dritter Gebrauchsgegenstand erworben per Fremdwährung; Haushaltsmitglied besitzt zusätzliches Eigenheim; Auslandsaufenthalt des Befragten in den letzten 5 Jahren; Anzahl an Reisen in den letzten 5 Jahren; Anzahl an Wochen im Ausland in den letzten 5 Jahren; Einschätzung der materiellen Situation des Haushalts; Präferenz für Güterarrangement: höhere Preise und bessere Verfügbarkeit oder niedrigere Preise und schlechtere Verfügbarkeit von Konsumgütern; typischer Tagesablauf des Befragten; Einstellung zu Einkommensungleichheiten in der Gesellschaft, Bildung für Kinder aus bildungsfernen Schichten, Rolle des Staates bei der Schaffung von Arbeitsplätzen.
16. Wichtigkeit von Lebensbereichen des Befragten: Zuhause, Arbeit, Freizeit, Freunde, Religion, Politik, öffentliches Leben.
17. Religion: Mitglied in der katholischen Kirche; Kirchenzugehörigkeit; Häufigkeit des Messebesuchs; praktizierend außerhalb der Kirche; Häufigkeit des Messebesuchs im Alter von vierzehn Jahren.
18. Wege zum Erfolg im Leben: Kriterien für Erfolg im Leben: Ehrgeiz, Netzwerke, harte Arbeit, politischer Einfluss, familiäre Herkunft (reiche Familie), gute Ausbildung, Glück, vererbtes Talent.
19. Bildung: Grundschule auf dem Dorf oder in der Stadt besucht; letzte besuchte Schule; Befragter beendete: Grundschule, Berufsschule, weiterführende Berufsschule, Realschule, Gymnasium, Fachhochschule, Universität; Grundschule: Schule abgeschlossen, Schulart, folgende Schule, Zeitdauer zwischen Grundschule und folgender Schule; zuletzt besuchte Grundschule: Schulart, Ganztagsschule, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuletzt besuchter Grundschule und folgender Schule; zuerst besuchte Berufsschule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuerst besuchter Berufsschule und folgender Schule; zuletzt besuchte Berufsschule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuletzt besuchter Berufsschule und folgender Schule; zuerst besuchte weiterführende Berufsschule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuerst besuchter weiterführender Berufsschule und folgender Schule; zuletzt besuchte weiterführender Berufsschule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuletzt besuchter weiterführender Berufsschule und folgender Schule; zuerst besuchte höhere Schule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuerst besuchter höherer Schule und folgender Schule; zuletzt besuchte höhere Schule: zuletzt besuchte Schule, Ganztagsschule, Schulart, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuletzt besuchter höherer Schule und folgender Schule; zuerst besuchte Fachhochschule: zuletzt besuchte Schule, ganztägiges Angebot, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuerst besuchte Fachhochschule und folgender Schule; zuletzt besuchte Fachhochschule: zuletzt besuchte Schule, ganztägiges Angebot, Schulart, Ausbildungsfach, Schule abgeschlossen, folgende Schule, Zeitdauer zwischen zuletzt besuchter Fachhochschule und folgender Schule; zuerst besuchte Universität: zuletzt besuchte Schule, ganztägiges Angebot, Bezeichnung der Universität, Fachrichtung, Studium abgeschlossen, folgende Universität, Zeitdauer zwischen Universität und folgender Einrichtung; zuletzt besuchte Universität: zuletzt besuchte Schule, ganztägiges Angebot, Bezeichnung der Universität, Fachrichtung, Studium abgeschlossen, folgende Schule; Postgraduiertenschule: Bezeichnung der Einrichtung, Fachrichtung, Schule abgeschlossen.
20. Mitgliedschaft in Organisationen: Mitgliedschaft in einer Jugendorganisation; erste bis dritte Jugendorganisation: Mitgliedschaft, Funktionär; Mitgliedschaft in ZMS (Sozialistische Jugend); Mitgliedschaft in ZMW (Bäuerlichen Jugend); Mitgliedschaft und Funktionär in PZPR (Polnische Vereinigte Arbeiterpartei), ZSL (Polnische Vereinigte Bauernpartei), SD (Demokratische Partei); Beitrittsjahr PZPR, ZSL oder SD; Austrittsjahr PZPR, ZSL oder SD; Mitgliedschaft bei Gewerkschaften; Mitglied in anderen Organisationen; Mitgliedschaft in erster bis dritter anderen Organisation; Funktionärstätigkeit in erster bis zweiter anderen Organisation; Gelegenheitsjob: Berufsklassifikation SKZ (polnisch), Haupttätigkeit, Tätigkeit ist vereinbar mit Hauptberuf.
21. Landwirte: Haupttätigkeit in der Landwirtschaft; Haushaltsmitglied des Befragten bezieht Einkommen aus Landwirtschaft; zusätzliche Tätigkeit in der Landwirtschaft; Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche; Einordnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche; Ausstattung der Landwirtschaft/Landwirtschaftsgebäude: fließendes Wasser, Elektrizität, Pferde (Anzahl), Traktoren (Anzahl), zusätzliche Maschinen; Ausstattung der Landwirtschaft: Dreschmaschine, Sämaschine, Maishäcksler, Bagger, Presse, Mähdrescher, Rüben-Erntemaschine, Lieferwagen, Elektromotor, Verbrennungsmotor, Tieflader, Miststreuer, Kunstdüngerstreuer, Schädlingsbekämpfungssprühanlage, Kartoffelsämaschine Kartoffel-Erntemaschine, Dampfmaschine, andere landwirtschaftliche Maschinen; Person im Haushalt mit landwirtschaftlicher Ausbildung; Art der landwirtschaftlichen Ausbildung, Anzahl an landwirtschaftlichen Arbeitern, Einkommen durch Landwirtschaft im Jahr 1986.
Semi-arid areas are, due to their climatic setting, characterized by small water resources. An increasing water demand as a consequence of population growth and economic development as well as a decreasing water availability in the course of possible climate change may aggravate water scarcity in future, which often exists already for present-day conditions in these areas. Understanding the mechanisms and feedbacks of complex natural and human systems, together with the quantitative assessment of future changes in volume, timing and quality of water resources are a prerequisite for the development of sustainable measures of water management to enhance the adaptive capacity of these regions. For this task, dynamic integrated models, containing a hydrological model as one component, are indispensable tools. The main objective of this study is to develop a hydrological model for the quantification of water availability in view of environmental change over a large geographic domain of semi-arid environments. The study area is the Federal State of Ceará (150 000 km2) in the semi-arid north-east of Brazil. Mean annual precipitation in this area is 850 mm, falling in a rainy season with duration of about five months. Being mainly characterized by crystalline bedrock and shallow soils, surface water provides the largest part of the water supply. The area has recurrently been affected by droughts which caused serious economic losses and social impacts like migration from the rural regions. The hydrological model Wasa (Model of Water Availability in Semi-Arid Environments) developed in this study is a deterministic, spatially distributed model being composed of conceptual, process-based approaches. Water availability (river discharge, storage volumes in reservoirs, soil moisture) is determined with daily resolution. Sub-basins, grid cells or administrative units (municipalities) can be chosen as spatial target units. The administrative units enable the coupling of Wasa in the framework of an integrated model which contains modules that do not work on the basis of natural spatial units. The target units mentioned above are disaggregated in Wasa into smaller modelling units within a new multi-scale, hierarchical approach. The landscape units defined in this scheme capture in particular the effect of structured variability of terrain, soil and vegetation characteristics along toposequences on soil moisture and runoff generation. Lateral hydrological processes at the hillslope scale, as reinfiltration of surface runoff, being of particular importance in semi-arid environments, can thus be represented also within the large-scale model in a simplified form. Depending on the resolution of available data, small-scale variability is not represented explicitly with geographic reference in Wasa, but by the distribution of sub-scale units and by statistical transition frequencies for lateral fluxes between these units. Further model components of Wasa which respect specific features of semi-arid hydrology are: (1) A two-layer model for evapotranspiration comprises energy transfer at the soil surface (including soil evaporation), which is of importance in view of the mainly sparse vegetation cover. Additionally, vegetation parameters are differentiated in space and time in dependence on the occurrence of the rainy season. (2) The infiltration module represents in particular infiltration-excess surface runoff as the dominant runoff component. (3) For the aggregate description of the water balance of reservoirs that cannot be represented explicitly in the model, a storage approach respecting different reservoirs size classes and their interaction via the river network is applied. (4) A model for the quantification of water withdrawal by water use in different sectors is coupled to Wasa. (5) A cascade model for the temporal disaggregation of precipitation time series, adapted to the specific characteristics of tropical convective rainfall, is applied for the generating rainfall time series of higher temporal resolution. All model parameters of Wasa can be derived from physiographic information of the study area. Thus, model calibration is primarily not required. Model applications of Wasa for historical time series generally results in a good model performance when comparing the simulation results of river discharge and reservoir storage volumes with observed data for river basins of various sizes. The mean water balance as well as the high interannual and intra-annual variability is reasonably represented by the model. Limitations of the modelling concept are most markedly seen for sub-basins with a runoff component from deep groundwater bodies of which the dynamics cannot be satisfactorily represented without calibration. Further results of model applications are: (1) Lateral processes of redistribution of runoff and soil moisture at the hillslope scale, in particular reinfiltration of surface runoff, lead to markedly smaller discharge volumes at the basin scale than the simple sum of runoff of the individual sub-areas. Thus, these processes are to be captured also in large-scale models. The different relevance of these processes for different conditions is demonstrated by a larger percentage decrease of discharge volumes in dry as compared to wet years. (2) Precipitation characteristics have a major impact on the hydrological response of semi-arid environments. In particular, underestimated rainfall intensities in the rainfall input due to the rough temporal resolution of the model and due to interpolation effects and, consequently, underestimated runoff volumes have to be compensated in the model. A scaling factor in the infiltration module or the use of disaggregated hourly rainfall data show good results in this respect. The simulation results of Wasa are characterized by large uncertainties. These are, on the one hand, due to uncertainties of the model structure to adequately represent the relevant hydrological processes. On the other hand, they are due to uncertainties of input data and parameters particularly in view of the low data availability. Of major importance is: (1) The uncertainty of rainfall data with regard to their spatial and temporal pattern has, due to the strong non-linear hydrological response, a large impact on the simulation results. (2) The uncertainty of soil parameters is in general of larger importance on model uncertainty than uncertainty of vegetation or topographic parameters. (3) The effect of uncertainty of individual model components or parameters is usually different for years with rainfall volumes being above or below the average, because individual hydrological processes are of different relevance in both cases. Thus, the uncertainty of individual model components or parameters is of different importance for the uncertainty of scenario simulations with increasing or decreasing precipitation trends. (4) The most important factor of uncertainty for scenarios of water availability in the study area is the uncertainty in the results of global climate models on which the regional climate scenarios are based. Both a marked increase or a decrease in precipitation can be assumed for the given data. Results of model simulations for climate scenarios until the year 2050 show that a possible future change in precipitation volumes causes a larger percentage change in runoff volumes by a factor of two to three. In the case of a decreasing precipitation trend, the efficiency of new reservoirs for securing water availability tends to decrease in the study area because of the interaction of the large number of reservoirs in retaining the overall decreasing runoff volumes. ; Semiaride Gebiete sind auf Grund der klimatischen Bedingungen durch geringe Wasserressourcen gekennzeichnet. Ein zukünftig steigender Wasserbedarf in Folge von Bevölkerungswachstum und ökonomischer Entwicklung sowie eine geringere Wasserverfügbarkeit durch mögliche Klimaänderungen können dort zu einer Verschärfung der vielfach schon heute auftretenden Wasserknappheit führen. Das Verständnis der Mechanismen und Wechselwirkungen des komplexen Systems von Mensch und Umwelt sowie die quantitative Bestimmung zukünftiger Veränderungen in der Menge, der zeitlichen Verteilung und der Qualität von Wasserressourcen sind eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung von nachhaltigen Maßnahmen des Wassermanagements mit dem Ziel einer höheren Anpassungsfähigkeit dieser Regionen gegenüber künftigen Änderungen. Hierzu sind dynamische integrierte Modelle unerlässlich, die als eine Komponente ein hydrologisches Modell beinhalten. Vorrangiges Ziel dieser Arbeit ist daher die Erstellung eines hydrologischen Modells zur großräumigen Bestimmung der Wasserverfügbarkeit unter sich ändernden Umweltbedingungen in semiariden Gebieten. Als Untersuchungsraum dient der im semiariden tropischen Nordosten Brasiliens gelegene Bundestaat Ceará (150 000 km2). Die mittleren Jahresniederschläge in diesem Gebiet liegen bei 850 mm innerhalb einer etwa fünfmonatigen Regenzeit. Mit vorwiegend kristallinem Grundgebirge und geringmächtigen Böden stellt Oberflächenwasser den größten Teil der Wasserversorgung bereit. Die Region war wiederholt von Dürren betroffen, die zu schweren ökonomischen Schäden und sozialen Folgen wie Migration aus den ländlichen Gebieten geführt haben. Das hier entwickelte hydrologische Modell Wasa (Model of Water Availability in Semi-Arid Environments) ist ein deterministisches, flächendifferenziertes Modell, das aus konzeptionellen, prozess-basierten Ansätzen aufgebaut ist. Die Wasserverfügbarkeit (Abfluss im Gewässernetz, Speicherung in Stauseen, Bodenfeuchte) wird mit täglicher Auflösung bestimmt. Als räumliche Zieleinheiten können Teileinzugsgebiete, Rasterzellen oder administrative Einheiten (Gemeinden) gewählt werden. Letztere ermöglichen die Kopplung des Modells im Rahmen der integrierten Modellierung mit Modulen, die nicht auf der Basis natürlicher Raumeinheiten arbeiten. Im Rahmen eines neuen skalenübergreifenden, hierarchischen Ansatzes werden in Wasa die genannten Zieleinheiten in kleinere räumliche Modellierungseinheiten unterteilt. Die ausgewiesenen Landschaftseinheiten erfassen insbesondere die strukturierte Variabilität von Gelände-, Boden- und Vegetationseigenschaften entlang von Toposequenzen in ihrem Einfluss auf Bodenfeuchte und Abflussbildung. Laterale hydrologische Prozesse auf kleiner Skala, wie die für semiaride Bedingungen bedeutsame Wiederversickerung von Oberflächenabfluss, können somit auch in der erforderlichen großskaligen Modellanwendung vereinfacht wiedergegeben werden. In Abhängigkeit von der Auflösung der verfügbaren Daten wird in Wasa die kleinskalige Variabilität nicht räumlich explizit sondern über die Verteilung von Flächenanteilen subskaliger Einheiten und über statistische Übergangshäufigkeiten für laterale Flüsse zwischen den Einheiten berücksichtigt. Weitere Modellkomponenten von Wasa, die spezifische Bedingungen semiarider Gebiete berücksichtigen, sind: (1) Ein Zwei-Schichten-Modell zur Bestimmung der Evapotranspiration berücksichtigt auch den Energieumsatz an der Bodenoberfläche (inklusive Bodenverdunstung), der in Anbetracht der meist lichten Vegetationsbedeckung von Bedeutung ist. Die Vegetationsparameter werden zudem flächen- und zeitdifferenziert in Abhängigkeit vom Auftreten der Regenzeit modifiziert. (2) Das Infiltrationsmodul bildet insbesondere Oberflächenabfluss durch Infiltrationsüberschuss als dominierender Abflusskomponente ab. (3) Zur aggregierten Beschreibung der Wasserbilanz von im Modell nicht einzeln erfassbaren Stauseen wird ein Speichermodell unter Berücksichtigung verschiedener Größenklassen und ihrer Interaktion über das Gewässernetz eingesetzt. (4) Ein Modell zur Bestimmung der Entnahme durch Wassernutzung in verschiedenen Sektoren ist an Wasa gekoppelt. (5) Ein Kaskadenmodell zur zeitlichen Disaggregierung von Niederschlagszeitreihen, das in dieser Arbeit speziell für tropische konvektive Niederschlagseigenschaften angepasst wird, wird zur Erzeugung höher aufgelöster Niederschlagsdaten verwendet. Alle Modellparameter von Wasa können von physiographischen Gebietsinformationen abgeleitet werden, sodass eine Modellkalibrierung primär nicht erforderlich ist. Die Modellanwendung von Wasa für historische Zeitreihen ergibt im Allgemeinen eine gute Übereinstimmung der Simulationsergebnisse für Abfluss und Stauseespeichervolumen mit Beobachtungsdaten in unterschiedlich großen Einzugsgebieten. Die mittlere Wasserbilanz sowie die hohe monatliche und jährliche Variabilität wird vom Modell angemessen wiedergegeben. Die Grenzen der Anwendbarkeit des Modell-konzepts zeigen sich am deutlichsten in Teilgebieten mit Abflusskomponenten aus tieferen Grundwasserleitern, deren Dynamik ohne Kalibrierung nicht zufriedenstellend abgebildet werden kann. Die Modellanwendungen zeigen weiterhin: (1) Laterale Prozesse der Umverteilung von Bodenfeuchte und Abfluss auf der Hangskala, vor allem die Wiederversickerung von Oberflächenabfluss, führen auf der Skala von Einzugsgebieten zu deutlich kleineren Abflussvolumen als die einfache Summe der Abflüsse der Teilflächen. Diese Prozesse sollten daher auch in großskaligen Modellen abgebildet werden. Die unterschiedliche Ausprägung dieser Prozesse für unterschiedliche Bedingungen zeigt sich an Hand einer prozentual größeren Verringerung der Abflussvolumen in trockenen im Vergleich zu feuchten Jahren. (2) Die Niederschlagseigenschaften haben einen sehr großen Einfluss auf die hydrologische Reaktion in semiariden Gebieten. Insbesondere die durch die grobe zeitliche Auflösung des Modells und durch Interpolationseffekte unterschätzten Niederschlagsintensitäten in den Eingangsdaten und die daraus folgende Unterschätzung von Abflussvolumen müssen im Modell kompensiert werden. Ein Skalierungsfaktor in der Infiltrationsroutine oder die Verwendung disaggregierter stündlicher Niederschlagsdaten zeigen hier gute Ergebnisse. Die Simulationsergebnisse mit Wasa sind insgesamt durch große Unsicherheiten gekennzeichnet. Diese sind einerseits in Unsicherheiten der Modellstruktur zur adäquaten Beschreibung der relevanten hydrologischen Prozesse begründet, andererseits in Daten- und Parametersunsicherheiten in Anbetracht der geringen Datenverfügbarkeit. Von besonderer Bedeutung ist: (1) Die Unsicherheit der Niederschlagsdaten in ihrem räumlichen Muster und ihrer zeitlichen Struktur hat wegen der stark nicht-linearen hydrologischen Reaktion einen großen Einfluss auf die Simulationsergebnisse. (2) Die Unsicherheit von Bodenparametern hat im Vergleich zu Vegetationsparametern und topographischen Parametern im Allgemeinen einen größeren Einfluss auf die Modellunsicherheit. (3) Der Effekt der Unsicherheit einzelner Modellkomponenten und -parameter ist für Jahre mit unter- oder überdurchschnittlichen Niederschlagsvolumen zumeist unterschiedlich, da einzelne hydrologische Prozesse dann jeweils unterschiedlich relevant sind. Die Unsicherheit einzelner Modellkomponenten- und parameter hat somit eine unterschiedliche Bedeutung für die Unsicherheit von Szenarienrechnungen mit steigenden oder fallenden Niederschlagstrends. (4) Der bedeutendste Unsicherheitsfaktor für Szenarien der Wasserverfügbarkeit für die Untersuchungsregion ist die Unsicherheit der den regionalen Klimaszenarien zu Grunde liegenden Ergebnisse globaler Klimamodelle. Eine deutliche Zunahme oder Abnahme der Niederschläge bis 2050 kann gemäß den hier vorliegenden Daten für das Untersuchungsgebiet gleichermaßen angenommen werden. Modellsimulationen für Klimaszenarien bis zum Jahr 2050 ergeben, dass eine mögliche zukünftige Veränderung der Niederschlagsmengen zu einer prozentual zwei- bis dreifach größeren Veränderung der Abflussvolumen führt. Im Falle eines Trends von abnehmenden Niederschlagsmengen besteht in der Untersuchungsregion die Tendenz, dass auf Grund der gegenseitigen Beeinflussung der großen Zahl von Stauseen beim Rückhalt der tendenziell abnehmenden Abflussvolumen die Effizienz von neugebauten Stauseen zur Sicherung der Wasserverfügbarkeit zunehmend geringer wird.
OBERÖSTERREICHISCHER PRESSVEREINS-KALENDER AUF DAS JAHR 1915 Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender (-) Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1915 (1915) ( - ) Einband ( - ) Werbung ( - ) Titelseite ([I]) Inhalts-Verzeichnis. (II) Inseraten-Tafel (III) Das Jahr 1915 nach Christi Geburt ([1]) Bewegliche Feste. ([1]) Die vier Quatemberzeiten. Mondesviertel. Die vier astronomischen Jahreszeiten. Von den Finsternissen. Vom Jahresregenten. ([2]) Normatage. Feste, welche im katholischen Ritus, obwohl nicht streng gefeiert, dennoch kirchlich besonders begangen werden. Landespatrone. Landesfarben: ([3]) Landwirtschaftlicher Hauskalender. ([4]) Vollkommene Ablässe. ([4]) Abkürzungen. ([5]) [Kalender]: 1915 ([6]) Hof-Kalender: Genealogie des regierenden Kaiserhauses Oesterreich. (30) Geschwister Sr. Majestät des Kaisers und Königs. (30) Eltern Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Vaters Geschwister. Großeltern Sr. Majestät des Kaisers und Königs. (31) Großvaters Geschwister und deren Nachkommen. (32) Kinder des Urgroßvaters Bruders und dessen Nachkommen (35) Die europäischen Souveräne. (36) Reichs- und Landes-Vertretung Oberösterreichs. (Anmerkung:Die mit * bezeichneten Abgeordneten sind christlichsozial.) (37) I. Der Reichsrat: (37) II. Der Landtag: (37) Virilstimme: Vom großen Grundbesitz: (37) Von den Städten und Industrialorten: Von der Handels- und Gewerbekammer: Von den Landgemeinden: Von der allgemeinen Wählerklasse: (38) III. Der Landesausschuß bestehend aus 8 Mitgliedern, hält gewöhnlich einmal in der Woche Sitzung. (39) Vorsitzender (der Landeshauptmann): Vorsitzender-Stellvertreter: Mitglieder des Landesausschusses: Referats-Einteilung: (39) Verschiedenes zum Nachschlagen. (40) Stempel- und Gebühren-Anzeiger. (40) Allgemeine Regel. Art der Stempelmarken-Verwendung. Stempelaufdruck. Das Abstempeln der Marken mit Privat-Stampiglien.Stempelpflicht der weiteren Bogen. (40) Bei Ausfertigung einer Urkunde oder Schrift in mehreren Exemplaren. (40) Auszug aus dem Stempeltarif. (41) [Tabelle]: Gegenwärtig gültige Stempel-Skalen (41) Postwesen. (51) Für gewöhnliche Brief.Für rekommandierte Brief.Expreßbriefe.Geldbriefe.Kreuzbandsendungen. (51) Warenproben und Muster-Sendungen (51) Fahrpostsendungen. Postbegleit-Adressen. (52) Postanweisungen (Geldanweisungen). (52) Telegraphische Postanweisungen. (53) Bestellung der Postsendungen. (54) Zustellgebühren. Avisogebühren. Fachgebühren. Magazinsgebühr. Lagerzins,. Landbriefträgergebühren. (54) Telegraphenwesen. (55) Wert des Coupons. (55) Los-Gattung (55) I. Von der einheitlichen Noten- oder Silberrente. II. Von der 4% österr. Goldrente. (55) III. Von der 4 % ungarischen Goldrente. (55) IV. Von den Eisenbahn-Staats-Schuldverschreibungen: V. Vom Staate zur Zahlung übernommene Eisenbahn-Prioritäten: VI. Von den Theiß-Regulierungs-Losen.VIII. Von anderen öffentlichen Anlehen, ohne Rentensteuer-Abzug: IX. Mit 1/2 % Rentensteuer-Abzug: X. Mit 2 % Rentensteuer-Abzug: XI. Mit 10% Steuerabzug: XII. Von fix verzinslichen Aktien: (56) [Tabelle]: Ziehungen ausländischer Lotterie-Effekten vom Jahre 1915. (56) [Tabelle]: Schonzeiten des Wildes und der Fische. Schonzeit. (57) [Tabelle]: Gottesdienst-Ordnung in Linz und Urfahr. Vormittag Nachmittag. (58 - 59) [Tabelle]: Tarif der Verzehrungssteuer für die Landeshauptstadt Linz mit Angaben der gebührenfreien Mengen. (60) [Tabelle]: Tabellen zur Berechnung des Lohnes ländlicher Dienstboten. Tabelle A. Tabelle B. (62 - 63) Pupillarsichere Papiere zur Anlegung von Waisengeldern, Kautionen usw. Fastenpredigten. (64) Verzeichnis der Boten welche in der Landeshauptstadt und Urfahr ankommen und abgehen. (65) Werbung (69) [3 Tabellen]: (1) Haltestellen der elektrischen Straßenbahn Linz Urfahr. (2)Haltestellen der Kleinbahn Linz-Kleinmünchen-Ebelsberg. (3)Haltestellen der Pöstlingbergbahn. (70) Fahrpreise der Pöstlingberg-Bahn Linz Staatsbahnhof-Urfahr, Remise Pöstlingberg und retour. (70) Preise für Separatwagen der Pöstlingbergbahn. (71) Automobil-Verkehr auf den Strecken Linz-Leonfelden, Linz-Gallneukirchen und Linz-Wilhering. Gültig vom 1. Mai bis 30. September. (71) [4 Tabellen]: (1)Linz-Leonfelden. (2)Fahrtgebühren der Strecke Linz-Leonfelden für 1 Sitzplatz. (3)Linz-Gallneukirchen. (4)Fahrtgebühren der Strecke Linz-Gallneukirchen für 1 Sitzplatz. (71) [2 Tabellen]: (1)Linz-Wilhering. (2)Fahrtgebühren der Strecke Linz-Wilhering für 1 Sitzplatz. (72) Advokaten. (72) Tarif der Fiaker in Linz. (72) Häuserverzeichnis der Landeshauptstadt Linz. Abgeschlossen 1. Juli 1914. (74) Adlergasse Altstadt Annagasse Auerspergstraße Badgasse Bahnhofstraße Bauernberg Baumbachstraße Berggasse Bethlehemstraße (74) Bischofstraße (74) Blumauerstraße Bockgasse Bürgerstraße Collegiumgasse Coulinstraße Anton Dimmelstraße Domgasse Donatusgasse Obere Donaulände (75) Gustav Ederstraße Kaiserin Elisabeth-Kai Donaustraße Eisenbahnstraße Elisabethstraße Fabrikstraße Fadingerstraße Feldstraße Figulystraße (76) Flügelhofgasse (76) Franz Josef-Platz Gärtnerstraße Gemeindestraße Gesellenhausstraße Goethestraße Graben (77) Greilstraße (77) Auf der Gugl Hafferlstraße Hafnerstraße Hahnengasse Harrachstraße Herrenstraße Hirschgasse Hirtlstraße (78) Hofberg (78) Hofgasse Holzstraße Honauerstraße Hopfengasse Huemerstraße Humboldtstraße Johannesgasse Kaisergasse (79) Kaiser Josef-Straße (79) Kaplanhofstraße Kapuzinerstraße Kaisergasse Kellergasse Keplerstraße Khevenhüllerstraße Stammstraße (80) Klosterstraße (80) Körnerstraße Krankenhausstraße Kreuzgasse Landstraße Langgasse Lasingergasse Lessinggasse Limonigasse (81) Ludlgasse (81) Lustenauerstraße Magazingasse Margarethen Mariahilfgasse Maria Thesia-Straße Marienstraße Marktplatz Marktstraße Martinsgasse (82) Mozartstraße (82) Museumstraße Neutorgasse Noßbergerstraße Pfarrgasse Pfarrplatz Promenade Prunerstraße Quergasse Rathausgasse (83) Römerstraße (83) Rudigierstraße Sandgasse Scharitzerstraße Schillerstraße Schlossergasse Schmidtorstraße Schubertstraße Schulertal (84) Schützenstraße (84) Schweizerhausgasse Seilerstätte Spittelwiese Starhembergstraße Steingasse Stelzhamerstraße Stifterstraße Stockbauernstraße (85) Stockhofstraße (85) Straßerau Tegetthoffstraße Tiefer Graben Tummelplatz Joh. Konrad Vogel-Straße Volksfeststraße Volksgartenstraße Waldeggstraße Walterstraße Weingartshofstraße Weißenwolffstraße (86) Karl Wiser-Straße Wurmstraße Zollamtstraße (87) Vorort Lustenau. (87) Vorort Waldegg. (89) Vorort St. Peter. (91) Verzeichnis der Gründe (teils verbaut, teils unverbaut). (92) Häuser-Verzeichnis der Stadt Urfahr. (97) Am Damm Aubergstraße Berggasse Blütenstraße Brückenstraße Untere Donaustraße Ferihumerstraße Karl Fiedler-Straße Fischergasse Flußgasse Freistädterstraße Friedhofsdtraße Gerstnerstraße Gstötttnerhofstraße Günterstraße Gußhausgasse Haerdtlstraße Hagenstraße Halbgasse (97) Hauptstraße (97) Höchsmannstraße Im Tal Jägerstraße Jahnstraße Kaarstraße Kaiserplatz Kapellenstraße Kirchengasse Kreuzstraße Landgutstraße Leisenhofstraße Leonfeldenerstraße Lerchengasse (98) Lindengasse Löwengasse Marktplatz Maximilianstraße Mittelstraße Mühlkreisbahnstraße Neugasse Nißlstraße Parzhofstraße Petrinumstraße Pfeifferstraße Pichlerstraße Reindlstraße Rosenauerstraße Rosenstraße (99) Rudolfplatz (99) Rudolfstraße Schmiedegasse Schratzstraße Schulstraße Seminarstraße Sonnensteinstraße Stadlbauerstraße Stephaniestraße Thalgasse Thurmstraße Verlängerte Kirchengasse Webergasse Wildbergstraße Zellerstraße (100) Neue Straßeneinteilung in den Ortschaften Auberg, Pflaster und Unterselbern. (101) Ortschaft Auberg. Ortschaft Harbach. Ortschaft Heilham Ortschaft Pflaster Ortschaft Unterselbern Ortschaft Urfahrwänd. Neu projektierte Straßen (101) Werbung (101) Werbung (101) Papst Pius X. † (103) [Abb.]: (103) Papst Benedikt XV. (104) [Abb.]: (104) Erzherzog Franz Ferdinand. (105) [Abb.]: Der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand im Kreise seiner Familie. (105) Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Gemahlin Herzogin von Hohenberg † (106) [Abb.]: Zum Attentat in Sarajevo. Oben: Die Verhaftung des Mörders Prinzip. Unten: Zertrümmerte serbische Geschäftsläden und serbische Wägen in der Nähe des Schauplatzes des Attentates. (106) [Abb.]: Die Leichen des Thronfolgerpaares werden durch Triest geführt. (107) [Abb.]: Der Konak in Sarajevo. (108) Das Neutor in Steyr. (109) [Abb.]: Das Neutor in Steyr in der Jetztzeit, verunstaltet durch die rattenfallenähnliche Brücke. (109) [Abb.]: Das Neutor in Steyr vom unteren Schiffsweg gesehen. (110) [Abb.]: Der Mariä Empfängnis-Dom in Linz von der Römerstraße. (111) [Abb.]: Kunstschätze aus Oberösterreich: Gitter aus der Stiftskirche St. Florian. (112) [Abb.]: Die vollendete Kirche der heiligen Familie in Linz. (113) Wie der Schneiderflorl seine Barbl kuriert. (114) [Abb.]: Das Flieger-Denkmal auf dem Freinberg, Linz. (114) [2 Abb.]: (1)Das Dobretsbergerhaus, Linz, Landstraße das wegen der neuen Straße und Tramwaylinie abgebrochen werden mußte. (2)Die neue Knaben-Bürgerschule Waldegg-Linz. (115) [Abb.]: Aist-Tal bei Gutau. (116) [Abb.]: König Ludwig III. als Großmeister des Großordens vom hl. Georg im Zuge der Ritter. (117) Ein Versehgang. Eine historische Erinnerung aus dem Kaiserhause. (118) [Abb.]: Erzherzog Maximilian d`Este. (118) [Abb.]: Kurpark in Bad Hall bei der Kurmusik (119) [Gedicht]: Aphorismen. (119) Kordula Wöhler in Linz. (120) [Abb.]: Friedhof in Margarethen (Kalvarienberg) bei Linz. (120) [Abb.]: Aufgang zum Mariatal-Kirchlein beim Kalvarienberg in Linz. (121) [Gedicht]: (121) Die Ehre. (122) [Abb.]: Kreuzwegstation am Kalvarienberg in Linz. (122) [Abb.]: Die Bergung der Leiche des am Buchstein im Sommer 1913 verunglückten Touristen Kumposcht. Die 14 Mann der Rettungsexpedition hatten vollauf zu tun, die Leiche über die steilen Wände, Gräben und Schluchten der Südwand des B uchsteins in Tal zu befördern. Die meisten Teilnehmer der Rettungsexpedition auf dem Bilde zogen schon wiederholt bei ähnlichen Anlässen aus. Sie bilden jetzt die ständige Rettungsmannschaft des Gesäuses und gehen auch bei dichtem Nebel die schwierigsten Steige hinan, wenn es gilt, Menschenleben dem Berg-Tode zu entreißen. (123) [Gedicht]: (123) [Gedicht]: Da Linzer Bot. (124) [Abb.]: (124) [Abb.]: Der. hl. Franziskus an der Himmelspforte. (126) Heitere Schülerantworten. (127) [Abb.]: Wie groß ist eine Million? (127) [Abb.]: Abschied Anno 1813. Eine Szene, die sich nach 100 Jahren unzähligemal wiederholt hat. (128) Zur Geschichte des katholischen Preßvereines. (129) [Abb.]: Reichrats- und Landtags-Abgeordneter Georg Baumgartner, Stadtpfarrer in Wels, erster Redakteur der "Welser Zeitung". (129) [2 Abb.]: (1)† Ehrenkanonikus Josef Flotzinger, Stadtpfarrer von Wels, früher Komiteemitglied des Preßvereines. (2)Rupert Söllner Redakteur der "Welser Zeitung". (130) [Abb.]: Zum 25jährigen Redakteur-Jubiläum des Chefredakteurs Konsistorialrates Heinrich Binder. (131) Der Bau des Mariä Empfängnis Domes in Linz (132) [Abb.]: Die Immakulata-Statue auf dem Giebel des Hochaltarbaldachins im neuen Dome in Linz. (132) [Abb]: Der Engelchor in der Krippe des Mariä Empfängnis-Domes in Linz. (133) [Abb.]: Detailbild des Engelchores. (134) [Abb.]: Das Ostportal des Mariä Empfängnisdomes in Linz. (135) Oberösterreichische Chronik. Bemerkenswerte Ereignisse und Unfälle in Oberösterreich. (Vom 1. September 1913 bis 31. August 1914.) (135) September 1913. (135) [Abb.]: Kardinal Rampolla gestorben am 17. Dezember 1913 in Rom. (136) Oktober 1913. (136) November 1913. (136) Dezember 1913. (137) [Abb.]: Der berühmte Schriftsteller Bischof Paul Wilhelm Keppler von Rottenburg. (137) Jänner 1914. Februar 1914. März 1914. (138) [Abb.]: Monsignore Franz Schmid, Ehrenkanonikus und Pfarrer in Peuerbach. (138) April 1914. (138) [Abb.]:JI. Burgstaller, Ehrenkanonikus von Mattsee, feierte am 26. Juli 1913 sein goldenes Priesterjubiläum. (139) Mai 1914. Juni 1914. (139) [Abb.]: Reichsrats- und Landtagsabgeordneter Franz Fuchs, welcher als Zugsführer am 15. September 1914 in Galizien den Heldentod starb. (139) Juli 1914. August 1914. (140) Tagessprüche. (140) Preisrätsel. (140) [Abb.]: 30 Preise, schöne Bilder und Bücher. Auflösung: An die Rätselecke des Preßvereins-Kalenders, Linz, Preßverein, Landstraße Nr. 41 (140) Vom Weltkrieg (141) [ 2 Abb.]: (141) [Abb.]: Österreichisches Militär aller Waffengatttungen. (142) [Abb.]: Ein österreichisches Motorgeschütz. Unser Bild zeigt ein Geschütz von den österreichischen Motorbatterien, die so erfolgreich im Kampf gegen die Belgier, bei den Eroberungen der verschiedenen Festungen und jetzt auch bei den Kämpfen gegen die Franzosen sich hervorragend beteiligt haben (143) [Abb]: Eine serbische Schnellfeuerbatterie. (144) Reihenfolge der ewigen Anbetung in den Pfarr- und Klosterkirchen. (145) A) Tagesanbetung für die Stunden von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. (145) Monat Jänner. Monat Februar. Monat März. Monat April. (145) Monat Mai. (145) Monat Juni. Monat Juli. Monat August. Monat September. (146) Monat Oktober. (146) Monat November. Monat Dezember. (147) B) Nächtliche Anbetung in den Männer- und Frauenklöstern für die Stunden von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens*) (147) Monat Jänner. Monat Februar. (147) Monat März. (147) Monat April. Monat Juni. Monat Juli. (148) Monat August. (148) Monat September. Monat Oktober. Monat November. Monat Dezember. (149) Die katholischen Vereine in Linz-Urfahr. (150) Der kleine Wegweiser von Linz. Preßverein, katholische und akademische Buchdruckerei, Landstraße Nr. 41. Buch- und Kunsthandlung des kath. Preßvereines Linz, Landstraße 41. Krankenkasse "Volksschutz", Herrenstraße 38. (151) Schematismus der Geistlichkeit der Diözese Linz in Oberösterreich. (Abgeschlossen Ende November 1914.) (153) Oberster Hirt: Metropolit: Bischof: Domkapitel: Ehrendomherren: (153) Mariä-Empfängnis-Dom. Bischöfliche Ordinariats-Kanzlei. Diözesan-Kirchenvermögens-Verwaltung. Bischöfliche theologische Diözesan-Lehranstalt. (154) Bischöfliches Knabenseminar mit Gymnasium in Urfahr (Collegium Petrinum.) (154) Bischöfliches Priesterseminar: (155) Im Collegium Germanicum zu Rom.Bischöfliches Konvikt im Haiderhofe zu Linz. Katholisches Schulvereinspädagogium zu Linz. K. k. Staats-Gymnasium in Linz. K. k. Staatsgymnasium in Ried. K. k. Staats-Gymnasium in Freistadt. K. k. Staats-Gymnasium in Freistadt. K. k. Staats-Gymnasium in Wels. K. k. Realgymnasium in Linz. K. k. Real-Gymnasium in Gmunden. K. k. Staats-Oberrealschule in Linz. K. k. Staats-Oberrealschule in Steyr. K. k. Lehrerbildungs-Anstalt in Linz. Knaben-Bürgerschule, Spittelwiese. Kaiser Franz Josef-Knaben- und Mädchen-Bürgerschule. Jubiläums-Knaben- und Mädchen-Volks- und Bürgerschule (Figulystraße). Kronprinz Rudolf-Mädchen-Bürgerschule. Mädchen-Bürgerschule (Neustadt). Bürgerschule in Waldegg. Mädchen-Bürgerschule in Lustenau. Volksschule in Waldegg. K.k. Taubstummen-Institut. Privat-Blindeninstitut. Landes-Irrenanstalt. (156) In Linz-Urfahr domiz. Diözesan-Weltpriester. (156) Diözesanpriester außerhalb der Diözese. Priester aus fremden Diözesen in Linz. (157) [Tabelle]: Pfarrgemeinden der Diözese. Die Ziffern bei den Pfarrorten bedeuten die Seelenzahl. Wenn zwei Zahlen vorkommen, bedeutet die letztere die Seelenzahl der Protestanten, z. B.: Abtsdorf (P. T. Attersee) 220/7, heißt: 220 Katholiken, 7 Protestanten, Adlwang ( T. Bad Hall), 687 heißt: 687 Katholiken. (158) Ordensstand und Kongregationen der Diözese. (185) Männer-Orden und -Kongregationen. (185) Augustiner-Chorherrenstift St. Florian. (185) Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg. (186) Prämonstratenser-Chorherrenstift Schlägl. (186) Benediktinerstift Kremsmünster (187) Benediktinerstift Lambach. (188) Zisterzienserstift Schlierbach. (189) Zisterzienserstift Wilhering. (189) Hospiz der Franziskaner in Baumgartenberg. Hospiz der Franziskaner in Bruckmühl. Kloster der Franziskaner in Enns. Hospiz der Franziskaner auf dem Kalvarienberge in Linz. Kloster der Franziskaner in Pupping. (190) Kloster der Franziskaner in Schmolln. (190) Hospiz der Franziskaner in Suben. Kloster der Kapuziner in Gmunden. Kloster der Kapuziner in Linz. Kapuziner-Kloster Braunau am Inn. Kloster der Kapuziner in Ried. Kloster der Karmeliten in Linz. (191) Kloster der Barmherzigen Brüder in Linz. (191) Collegium Aloisianum der Gesellschaft Jesu am Freinberg. Missionshaus der Gesellschaft Jesu in Linz. Residenz der Gesellschaft Jesu in Steyr. Kollegium der Redemptoristen in Linz-Lustenau Kollegium der Redemptoristen in Puchheim. (192) Kollegium der Marienbrüder in Freistadt. Noviziatshaus der Marienbrüder in Greisinghof bei Pregarten. Juvenat der Oblaten des heiligen Franz von Sales in Schmieding (Pfarre Krenglbach). Provinzialhaus in Wien; Mutterhaus in Rom. Missionskonvikt der Oblaten des heil. Franz v. Sales in Kresmünster Provinzialhaus in Wien. Mutterhaus in Rom. Salvatorianerkolleg in Hamberg (Pfarre Schardenberg). Kongregation der Brüder der christlichen Schulen in Goisern. Vertretung der Marianhiller-Mission, Südafrika. (193) Frauen-Orden und -Kongregationen. (193) Kloster der Ursulinen in Linz. (193) Kloster der Elisabethinen in Linz. Kloster der Karmelitinnen in Gmunden. Kloster der Karmelitinnen in Linz. Kloster der Salesianerinnen in Gleink. Kloster der Redemptoristinnen zu Ried. Kloster der Ordensschwestern vom guten Hirten zu Baumgartenberg. Institut der barmherzigen Schwestern vom heil Vinzenz von Paul in Linz. Institut der Schwestern vom hl. Kreuz in Linz. Institut der barmh. Schwestern vom heiligen Karl Borr. aus dem Mutterhause zu Prag in Ebenzweier. (194) Institut der armen Schulschwestern in Vöcklabruck. (194) Institut der armen Schulschwestern zu Lahn in der Pfarre Hallstatt. Institut der armen Schulschwestern de Notre Dame in Freistadt. Institut der Tertiarschwestern des Karmeliten-Ordens in Linz Oblatinnen des hl. Franz von Sal. in Urfahr. Institut der barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus in Linz. Institut der Schwestern von der christlichen Nächstenliebe in Rainbach bei Freistadt. (195) Personen-Register des geistlichen Personalstandes. (196) Gemeinnütziges. (204) Unterhaltendes. (206) Verzeichnis der wichtigsten Jahrmärkte und Kirchtage Oberösterreichs. (207) 1. Hausruckkreis. (207) 2. Innkreis. (207) 3. Mühlkreis. 4. Traunkreis. (208) Werbung ( - ) Einband ( - )
Gegenstand der Datenkompilation: "Die Geschichte Deutschlands ist nicht erst seit Beginn der Bundesrepublik durch Zu- und Abwanderungen als Massenbewegung geprägt. Migration hat in Deutschland eine lange Tradition. Die Gründe hierfür sind seit Jahrhunderten im Wesentlichen die Gleichen: Das Streben nach einem besseren Leben für sich selbst oder für die Nachkommen, die Furcht vor politisch, ethnisch oder religiös motivierter Verfolgung oder die gewaltsame Vertreibung. Hinzu traten vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts millionenfache Zwangswanderungen während und im Gefolge der beiden Weltkriege." (Sächsisches Staatsministerium für Soziales, www.soziales.sachsen.de/open). Die Einwanderung hat unter demografischen Gesichtspunkten zunächst für Deutschland keine besondere Rolle gespielt. So stellt M. Hubert fest, dass noch im Jahr 1871 die ausländische Bevölkerung im Deutschen Reich 0,5% der Gesamtbevölkerung ausmachte. "Vierzig Jahre später sind es 1.259.873, d.h. das Sechsfache, knapp 2% der deutschen Bevölkerung". (M. Hubert (1998): Deutschland im Wandel. Stuttgart, S. 202)
Das Thema Einwanderung nach Deutschland kann unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Zum einen interessiert der Stand der ausländischen Bevölkerung sowie Herkunft und geografische Verteilung der Einwanderer in Deutschland. Einbürgerungsverfahren sowie Ausweisungen können ein Gradmesser für den Integrationserfolg sein. Die Einreise von Übersee in das Deutsche Reich – nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen Immigration – gibt einen ersten Hinweis auf die Anziehungskraft Deutschlands. Ein besonderes Kapitel bildet der Bereich der ausländischen Arbeiterschaft im Deutschen Reich, ihre Vermittlung und die Vergabe von Legitimationen durch die Deutsche Arbeiterzentrale, Daten, die im Zusammenhang zu sehen sind mit der Behandlung ausländischer Arbeiter bzw. mit dem Versuch, einen dauerhaften Aufenthalt ausländischer Arbeiter im Deutschen Reich zu erschweren oder sogar zu verhindern.
Zeit und Ort der Datenkompilation: Aufgrund der verfügbaren Quellen beginnt die Datenkompilation 1871 mit dem Bestehen einer einheitlichen Amtlichen Statistik für das Deutsche Reich. Im Deutschen Kaiserreich fanden Volkszählungen 1871 und von 1875 bis 1910 alle fünf Jahre statt, in denen unter anderem der Stand der Bevölkerung inkl. der Ausländer erfasst wurde. Einige Datentabellen beginnen später aufgrund der entsprechenden Datenlage der verfügbaren gedruckten Quellen. So können die Einbürgerungsverfahren nur für die Zeit von 1873-1885, mitunter nur für 1881-1885 wiedergegeben werden, da in den Statistischen Jahrbüchern für das Deutsche Reich nur für kurze Zeiträume die Fälle erfaßt wurden. Längere Reihen könnten aus gedruckten Quellen erhoben werden. So bieten zum Beispiel die Ausgaben der Zeitschrift des königlich preußischen Statistischen Büreaus, Jg. 14 (1874) bis Jg. 29 (1887) sowie Urkunden des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (I. HA, Rep.77, Tit. 227, Nr. 4, Beihefte 1-28 für 1892-1918) Nachweise zu den Einbürgerungen in Preußen. Aufgrund der zur Verfügung stehenden begrenzten Zeit musste auf die Beschaffung dieser Quellen bzw. auf die Einsicht in diese Quellen vor Ort verzichtet werden. Die Kollektion der Daten endet 1932, vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Das geografische Gebiet der Datenkompilation ist das Deutsche Reich und seine Einzelstaaten in den jeweiligen Grenzen, das bedeutet, dass Gebietsänderungen in dem Berichtszeitraum zu berücksichtigen sind. Dieser Sachverhalt gewinnt insbesondere im Zusammenhang der ausländischen Wanderarbeiter und deren Vermittlung bzw. Aufenthalt nach Gebieten im Deutschen Reich an Bedeutung. So wird die Anzahl der ausländischen Arbeiter nach Gebieten im Deutschen Reich nicht nur nach den politischen Grenzen der Deutschen Länder und Provinzen, sondern auch nach den Bezirksgrenzen der Arbeitsamtsbezirke berichtet. Darüber hinaus haben die Provinzen Westpreußen und Posen durch den Großpolnischen Aufstand von 1918 bis 1919 große Gebietsverluste hinnehmen müssen, so dass aus den verbliebenen Resten der beiden Provinzen die preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen gebildet wurde. Die Grenzmark bestand im Verband des Deutschen Reiches von 1922 bis 1938.
Unterthemen der Datenkompilation: Die Datenkompilation gliedert sich in 5 Bereiche auf.
A. Bevölkerung insgesamt Die Bevölkerung zur Zeit des Deutschen Reichs erlebte bis 1870 die erste Phase der demographischen Transformation, gekennzeichnet durch eine Verdoppelung der deutschen Bevölkerung in der Zeit von 1815 bis 1870. Wie M. Hubert (1998, Deutschland im Wandel, S. 30) feststellt, führten die langfristig stabilen und parallel verlaufenden Geburten- und Sterbeziffern zu einer Bevölkerungszunahme durch Geburtenüberschuss. Bis 1870 stellte die Einwanderung für Deutschland eine untergeordnete Rolle, was sich für die Jahre danach grundlegend änderte, denn es setzt eine deutliche Zunahme der ausländischen Bevölkerung bis kurz vor dem 1. Weltkrieg ein. "Preußen-Deutschland entwickelte sich in den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg weltweit zum zweitwichtigsten Zuwanderungsland nach den USA." (Oltmer, J. (2013), Migration im 19. und 20. Jahrhundert, S. 32) Mit dem Ergebnis der Volkszählung von 1900 wird eine starke Zunahme der ausländischen Bevölkerung insgesamt deutlich. Die Daten in dieser Kompilation zu Abschnitt A beziehen sich auf den Bevölkerungsstand des Deutschen Reichs ab 1871 und stammen aus den durchgeführten Volkszählungen. Weiterhin wurde für die Wiedergabe der Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland auf die Studie von Michael Huber (1998) sowie auf das Statistische Jahrbuch für Preußen zurückgegriffen.
B. Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und nach deutschen Staaten Aus den Werten zur ausländischen Bevölkerung kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Immigrationsstrom handelt (M. Huber, S. 202). Dabei ist es interessant, in welchen Regionen Deutschlands sich die ausländische Bevölkerung angesiedelt hat als auch, aus welchen Gebieten die Menschen nach Deutschland gekommen sind. Die Angaben zu Herkunftsländern als auch zu den Aufenthaltsgebieten (deutsche Länder) der ausländischen Bevölkerung sind aus den verschiedenen Ausgaben des Statistischen Jahrbuchs für das Deutsche Reich entnommen worden und basieren auf den Ergebnissen der Volkszählungen.
C. Einbürgerungen und Aufgabe der deutschen Staatsbürgerschaft "Einbürgerungsfragen hatten gegen Ende der Weimarer Republik einen hohen politischen Stellenwert. Auch zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches waren Fragen der Einbürgerung bei den höchsten politischen Instanzen angesiedelt und noch heute ist Einbürgerung eines der konfliktträchtigsten innenpolitischen Themen. Um die heutigen Auseinandersetzungen und deren Ursachen über Einbürgerungsfragen in ihrer ganzen Komplexität verstehen zu können, ist es unerlässlich, das Phänomen als ein historisches zu betrachten." (Trevisiol, O. (2004): Die Einbürgerungspraxis im Deutschen Reich 1871-1945. Seite 3. Dissertation. KOPS – Das institutionelle Repositorium der Universität Konstanz, Suche im Bestand 'Geschichte und Soziologie', WEB: http://d-nb.info/974206237/34 ) Die Institution der Staatsangehörigkeit entstand mit der Entwicklung des modernen Staats zu Beginn des 19. Jahrhunderts (vergl. Gosewinkel, D. (2001): Einbürgern und Ausschließen; Trevisiol, O. (2004): Die Einbürgerungspraxis im Deutschen Reich 1871-1945). Die Staatsangehörigkeit kennzeichnet den Übergang vom Territorialstaat zum Personenverbandsstaat. Die Zuweisung von Rechten und Pflichten ist jetzt an die Staatsangehörigkeit gebunden und nicht mehr an den Ort der Niederlassung. Neben der allgemeinen Wehrpflicht sind bürgerliche Rechte inkl. Wahlrecht oder Ansprüche auf Unterstützung in Notlagen mit der Staatsangehörigkeit verknüpft. Einbürgerung muss immer auch im Zusammenhang mit der Integration von Migranten gesehen werden. "Der Umgang mit Einbürgerungsgesuchen lässt immer auch eine Aussage über den Offenheitsgrad der Mehrheitsgesellschaft zu". (Trevisiol (2004), Einbürgerungspraxis im Deutschen Reich, S. 5, d-nb.info/974206237/34). Die in der vorliegenden Datenkompilation zusammengetragenen Daten entstammen aus den verschiedenen Ausgaben des Statistischen Jahrbuchs für das Deutsche Reich. In dieser Quelle wurde dem Thema der Einbürgerung eine untergeordnete Rolle zugewiesen, das heißt, dass die Nachweise nur für einen relativ kurzen Zeitraum (1873-1885, mit Angabe des Aufnahmegrundes sogar nur 1881-1885) in den Jahrbüchern wiedergegeben wurden. Dennoch wurden die Angaben hier aufgenommen und sollen als Anreiz für weitergehende Datenerhebungen verstanden werden. Die Studie von Oliver Trevisiol gibt wertvolle Hinweise zu Datenquellen, in denen Statistiken zu Einbürgerungen für die einzelnen Provinzen und Länder des Deutschen Reichs enthalten sind.
D. Einreise von Übersee in das Deutsche Reich Zur Zeit des Deutschen Reichs wurde eine Einwanderungsstatistik nicht geführt. Daher liegen für diesen Sachverhalt keine Werte vor. Erste Nachweisungen über Einreisende (zu unterscheiden von tatsächlichen Einwanderern) in das Deutsche Reich wurden erst seit 1904 durch die Reedereien, die sich mit Passagierbeförderung von Übersee her nach Bremen, Hamburg und Emden befassten, geführt. Diese Nachweise dokumentieren die von den Gesellschaften nach Deutschland beförderten Personen, die in Kajüten- und Zwischendeckpassagiere unterteilt wurden. Ab 1924 wurden auch Alter, Geschlecht und endgültiges Reiseziel ermittelt. In den Fällen, in denen das Reiseziel nicht festgestellt werden konnte, wurde die Staatsangehörigkeit der Reisenden für eine Unterscheidung der Reisenden als maßgeblich herangezogen. Vor 1924 existierten sehr unterschiedliche Altersklassifizierungen, die ab 1924 vereinheitlicht werden sollten mit der Klassifizierung: unter 1 Jahr, 1 – unter 6 Jahre, 6 – u. 14 Jahre, 14 – u. 15 Jahre, 15 – u. 18 Jahre, 18 – u. 21 Jahre, 21 – u. 25 Jahre, 25 – u. 30 Jahre, 30 – u. 40 Jahre, 40 – u. 50 Jahre, 50 – u. 55 Jahre, 55 – u. 60 Jahre, 60 Jahre und älter. Allerdings stellten sich Schwierigkeiten bei der Durchführung der Erhebung ein. Bremen hat für die aus Süd-Amerika kommenden Einreisenden Reiseziel und Staatsangehörigkeit nicht feststellen können und wich darüber hinaus von der allgemeinen Altersklassifizierung ab. Auch für Hamburg sind Schwierigkeiten bei der Erfassung des Reiseziels, der Staatsangehörigkeit und des Alters berichtet worden. Daher wurde entschieden, ab 1. Januar 1930 die Erhebung der Einreisestatistik nur noch in folgendem Umfang durchzuführen: - Zahl der Einreisenden, gegliedert nach Geschlecht und Schiffsklassen - Zahl der Einreisenden, gegliedert nach Altersklassen, und zwar: unter 1 Jahr, 1 bis unter 10 Jahre, über 10 Jahre - Herkunftsländer in der Gliederung: aus europäischen Häfen; aus Nordamerika; aus Mittelamerika; aus Südamerika; aus Afrika; aus Asien; aus Australien und Neuseeland - Staatsangehörigkeit in der Gliederung: Deutsches Reich; Großbritannien; übriges Europa; Britisch-Nordamerika; Vereinigte Staaten von Amerika; Mexiko; Mittelamerika und Westindien zusammen; Argentinien und Brasilien zusammen; andere Südamerikanische Staaten zusammen; Afrika; Asien und Australien zusammen; Staatenlose und ohne Angaben zusammen. (Statistik des Deutschen Reichs, Band 393, Die Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1928 und 1929, S. 103, Statistik des Deutschen Reichs, Band 441, S. 76) Die in der vorliegenden Datenkompilation wiedergegebenen Datentabellen zu den von Übersee Einreisenden nach Deutschland sind aus verschiedenen Ausgaben der Statistik des Deutschen Reichs entnommen worden. Entsprechend den Erfassungsproblemen der damaligen Zeit können diese Statistiken in ihrem Detaillierungsgrad nicht in die Tiefe gehen. Die ausführlichsten Angaben hinsichtlich der Altersgruppen sind von Hamburg erfasst worden, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum (1925-1929). Weiterhin hat Hamburg für die Zeit von 1925 bis 1929 die über Hamburg rückwandernden (einreisenden) deutschen Reichsangehörigen nach Alter und Geschlecht erfasst. Allgemein gehaltene Angaben zur Zahl der Einreisenden, differenziert nach Einreisehafen und Schiffsklasse, reichen von 1904 bis 1932. Selbst die sehr allgemeine Unterteilung in Einreisende deutscher Nationalität und einreisende Ausländer insgesamt reicht nur für den Zeitraum von 1927-1932.
E. Ausländische Arbeiter im Deutschen Reich Seit den 1880er Jahren wuchs der Bedarf an Arbeitskräften im Deutschen Reich immens an. Der massive Industrialisierungsprozess führte zu einem Bedarf an Arbeitern, der durch die Arbeitskräfte in der einheimischen Bevölkerung sowie über die Zuwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte nicht gedeckt werden konnte. Noch vor dem ersten Weltkrieg befanden sich in Deutschland weit über eine Millionen ausländische Wanderarbeiter. "In der Hochkonjunkturperiode seit den 1890er Jahren stieg die Zahl der in der deutschen Wirtschaft beschäftigten Ausländer sehr stark an und erreichte am Vorabend des Ersten Weltkrieges rund 1,2 Mio. Die wichtigsten Gruppen stellten in Preußen die in der Landwirtschaft beschäftigten Polen sowie Italiener, die besonders in Ziegeleibetrieben und im Tiefbau, aber auch im Bergbau und in der industriellen Produktion Beschäftigung fanden. Im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg nahm die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte in Preußen von rund 605000 auf 901000 stark zu, in der Landwirtschaft arbeiteten 40%, in der Industrie 60%." (Oltmer, J. (2013), Migration im 19. und 20. Jahrhundert, S. 32) Der Ausländeranteil ist zunächst in den Industrieregionen besonders hoch (Königreich Sachsen und Rheinland). In allen Regionen, in denen durch eine starke Expansion der Industrie ein erhöhter Bedarf an ungelernten Arbeitskräften entstand, gewann die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte an Bedeutung. Auf der anderen Seite ist ein bedeutender Ausländeranteil in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen auszumachen. "Im ostelbischen Preußen lagen die wichtigsten landwirtschaftlichen Arbeitsbereiche der Polen im durch starke saisonale Arbeitsspitzen gekennzeichneten Hackfruchtbau. (…) Daneben war die Getreideernte bis zur
Einführung arbeitssparender Mäh- und Dreschmaschinen auch im preußischen Osten vor dem ersten Weltkrieg ein weiterer (…) Beschäftigungsbereich." (Oltmer, J. (2013, S. 33) Betrachtet man die geografische Herkunft der Migranten, so sind vier Länder besonders stark vertreten. Die aus Österreich-Ungarn stammenden Ausländer stellen den größten Anteil aller im Deutschen Reich lebenden Ausländer dar, wobei darauf hingewiesen werden muß, dass die aus Österreich-Ungarn stammenden Personen unterschiedlichen Nationalitäten angehören (Deutsche, Tschechen, Ungarn sowie Polen aus ehemals polnischen Gebieten, die 1795 und 1815 an die österreichische Krone fielen). Die Niederlande stellte einen weiteren bedeutenden Anteil der Einwanderer in das Deutsche Reich sowie aus Russland kommende Personen. Aus Russland kommende Einwanderer sind – wie im Fall Österreich-Ungarns – durch unterschiedliche Staatsangehörigkeit gekennzeichnet. Viele Polen stammen aus Russland, da sie in ehemals polnischen Gebieten leben, die seit dem Wiener Kongreß unter russischer Verwaltung stehen. Eine weitere bedeutende Gruppe unter den Einwanderern stellen die Italiener dar, die sich im Süden und Westen Deutschlands verstärkt niedergelassen haben. Der Wermutstropfen für die Wanderarbeiter bestand jedoch in der rigorosen Kontrolle durch die Deutsche Arbeiterzentrale, die mit dem Ziel gegründet wurde, eine dauerhafte Einwanderung zu erschweren. "Die Deutsche Arbeiterzentrale (DAZ) war eine Organisation zur Vermittlung von landwirtschaftlichen Saisonarbeitskräften. Sie hatte lange Zeit eine Monopolstellung inne. Die Organisation bestand von 1905 bis in die 1930er Jahre. Die Anregung zur Gründung der DAZ ging vom preußischen Landwirtschaftsministerium aus, um kommerzielle Anwerber zu verdrängen. Die DAZ erhielt 1907 das Monopol auf die Anheuerung polnischer Saisonarbeiter. Die Arbeitskräfte erhielten gegen eine Gebühr eine Arbeiterlegitimationskarte mit ihrem Namen und dem Namen des Arbeitgebers. An den Arbeitgeber waren die Beschäftigten für die Saison gebunden. Im Jahr 1922 erließ die Reichsarbeitsverwaltung die "Verordnung über die Anwerbung und Vermittlung ausländischer Landarbeiter." Diese Verordnung stärkte weiterhin das Monopol der DAZ." (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeiterzentrale) Die zu diesem Themenpunkt zusammengestellten Datenreihen entstammen zum einen aus den verschiedenen Ausgaben des Statistischen Jahrbuchs für das Deutsche Reich. Zum anderen wurden Daten aus folgenden wissenschaftlichen Publikationen entnommen: Elsner/Lehmann (1988): Ausländische Arbeiter unter dem deutschen Imperialismus, 1900 bis 1985. Berlin: Dietz Verlag. Oltmer, Jochen (2005): Migration und Politik in der Weimarer Republik. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Bevölkerung):
A. Bevölkerung insgesamt
A.01 Bevölkerung insgesamt und ausländische Bevölkerung im deutschen Reich, 1871-1933.
A.02 Mittlere Bevölkerung, Eheschließungen, Geburten und Gestorbene (Anzahl und Ziffern) für das Deutsche Reich und für Preußen, 1817-1933
B. Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und nach deutschen Staaten
B.01 Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und nach deutschen Staaten: Zusammenfassende Übersicht, 1871-1939
B.02 Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und nach Geschlecht: differenzierte Darstellung nach dem Statistischen Jahrbuch, 1871-1939
B.03 Ausländische Bevölkerung im deutschen Reich nach Gebieten im Deutschen Reich,1875-1939
C. Einbürgerungen und Aufgabe der deutschen Staatsbürgerschaft
C.01 Einbürgerungen nach Herkunftsländer der Eingebürgerten im Deutschen Reich, 1873-1885
C.02 Aus dem Ausland aufgenommene Personen in das Deutschen Reich nach Aufnahmegrund, 1881-1885
C.03 In das Ausland entlassene Deutsche nach Bestimmungsländer (Aufgabe der Staatsbürgerschaft) im Deutschen Reich, 1873-1885
C.04 In das Ausland entlassene oder ausgewiesene Personen aus dem Deutschen Reich nach Grund, 1881-1885
C.05 Preußen: Erwerb und Verlust der preußischen Staatsangehörigkeit von Personen aus anderen deutschen Staaten und aus dem Ausland, 1874-1887
D. Einreise von Übersee in das Deutsche Reich
D.01a Überseeische Einreisende über Hamburg und Bremen nach Schiffsklasse, 1904-1932
D.01b Überseeische Einreisende über Hamburg und Bremen nach Schiffsklasse und differenziert nach Deutschen und Ausländern, 1927-1932
D.02 Verteilung des Einreiseverkehrs auf Hamburg und Bremen, 1913, 1921-1932
D.03 Überseeische Einreisende über Hamburg nach Altersgruppe, 1925-1932
D.04 Über Hamburg rückwandernde (einreisende) deutsche Reichsangehörige nach Alter und Geschlecht,1925-1929
E. Ausländische Arbeiter im Deutschen Reich
E.01 Ausländische Arbeiter in Preußen nach Staatsangehörigkeit, 1906-1914
E.02 Ausländische Arbeiter in Preußen nach preußischen Provinzen, 1906-1914
E.03 Ausländische Arbeiter in Preußen in Landwirtschaft und Industrie nach Staatsangehörigkeit und Nationalität, 1906-1914
E.04 Ausländische Arbeiter in den preußischen Provinzen in Landwirtschaft und Industrie, 1906-1914
E.05 Ausländische Arbeiter im Deutschen Reich nach Angaben der Deutschen Arbeiterzentrale, 1908-1932
E.06 Zugelassene ausländische Arbeiter im Deutschen Reich nach Staatsangehörigkeit, 1910-1938
E.07 Aufenthaltsgebiete und Beschäftigungsbereich der ausländischen Arbeiter im Deutschen Reich nach Landesarbeitsamtsbezirken, 1922-1933
E.08 Vermittlung ausländischer Arbeiter im Deutschen Reich durch die Deutsche Arbeiterzentrale, 1919-1931
E.09a-01 Vermittlung ausländischer landwirtschaftlicher Arbeiter in die Staaten des Deutschen Reichs nach Geschlecht, 1910-1931
E.09a-02 Herkunftsland und Geschlecht der im Deutschen Reich vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09b Herkunftsland und Geschlecht der nach Ostpreußen vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09c Herkunftsland und Geschlecht der nach Westpreußen vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09d Herkunftsland und Geschlecht der nach Brandenburg vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09e Herkunftsland und Geschlecht der nach Pommern vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09f Herkunftsland und Geschlecht der nach Posen vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09g Herkunftsland und Geschlecht der nach Schlesien vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09h Herkunftsland und Geschlecht der in die Provinz Sachsen-Anhalt vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1927
E.09i Herkunftsland und Geschlecht der nach Niedersachsen (zuvor: Königr. Hannover, Herzogt. Braunschweig, Großherzogt. Oldenburg, Lippe, Bremen) vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09j-01 Herkunftsland und Geschlecht der nach Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin, Meck.-Strelitz, Hamburg und Lübeck sowie nach Nordmark vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
E.09j-02 Herkunftsland und Geschlecht der in den Bezirk Nordmark vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1928-1931
E.09k-01 Herkunftsland und Geschlecht der nach Westfalen vermittelten Arbeiter, 1910-1931
E.09k-02 Herkunftsland und Geschlecht der in das Rheinland vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1921-1931
E.09k-03 Herkunftsland und Geschlecht der nach Hessen (Hessen und Hessen-Nassau zusammen) vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1921-1931
E.09l Herkunftsland und Geschlecht der in das Königreich Sachsen und Thüringen vermittelten Arbeiter, 1910-1931
E.09m Herkunftsland und Geschlecht der nach Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen bzw. nach Südwestdeutschland vermittelten Arbeiter, 1910-1931
E.09n Herkunftsland und Geschlecht der nach Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt und Thüringen) vermittelten landwirtschaftlichen Arbeiter, 1910-1931
Magistritöö on esitatud trükituna 113 leheküljel koos 9 lisa ja saksakeelse resümeega. Töös on kasutatud 111 kirjandusallikat. Magistritöö eesmärgiks oli uurida, millist mõju on avaldanud Eesti ja Austria põllumajandusele ühinemine Euroopa Liiduga (EL). Lähtuvalt antud eesmärgist on töö teoreetilise baasi loomiseks uurinud autor, milliseid funktsioone tuleb põllumajandusel riigi majandusharuna täita, samuti põllumajandust mõjutavaid looduslikke ja majanduspoliitilisi tegureid, ELi ühise põllumajanduspoliitika (ÜPP) põhiseisukohti ja põllumajanduse toetamise aluseid. Töö teoreetilises osas selgitati, et põllumajandusel tuleb majandusharuna täita palju funktsioone: elanikkonna varustamine omal maal toodetud põhitoiduainetega, tööstustoorainete tootmine, keskkonnakaitse eest vastutamine, külaelu ja maa-asustuse säilitamine ning kultuurmaastiku loomine ja säilitamine, puhkevõimaluste loomine looduses jne. Põllumajanduse funktsioonid on osaliselt või täielikult asendamatud teiste majandusharude poolt, mis näitab põllumajanduse tähtsust ja seda, et põllumajandust tuleb käsitletada multifunktsionaalse tegevusvaldkonnana. Teoreetilises osas selgitati, et põllumajanduses mõjutavad tootmist hulga erinevaid tegureid. Väga paljusid neist ei ole tootja poolt võimalik otseselt mõjutada. Küll on aga võimalik tegurite mõju, neid tundes ja pidevalt jälgides, kaudselt vähendada. Põllumajandust mõjutavad looduslikud (reljeef, mulla tüübid ja viljakus, soojus, niiskus, sademete hulk, tuulere˛iim jt) ning majanduspoliitilised (põllumajanduspoliitika, reformid, kapital, tööjõud, hinnad jt) tegurid. Töö teises peatükis on selgitatud, et ELi ÜPP on üks vanemaid ja olulisemaid ühenduse poliitikaid. Kuna poliitilised ning majanduslikud tingimused pidevalt muutuvad, siis ÜPP esmärke ja nende saavutamise instrumente on muudetud ja kohandatud ning ei saa 2 loota, et ÜPP jääb muutumatuks järgnevatel aastatel. ÜPP tugineb kolmele põhiprintsiibile: ühine turg, ühenduse eelistus ja finantssolidaarsus. EL kulutab põllumajandusele oma eelarvest keskmiselt 45% (ca 50 miljardit eurot) aastas, peamine osa antud summast läheb liikmesriikide põllumajanduse toetusteks. Praegu jagunevad ÜPP toetused kaheks: I samba toetused, mis jagunevad omakorda otsetoetusteks ja turukorraldusmeetmeteks, ning II samba toetused, mis jagunevad omakorda neljaks teljeks ning on suunatud põllumajandusele ja maaelu arengule. ELiga liitumisel tuli Eestil ja Austrial üle võtta seal kehtiva ÜPP põhimõtted, lähtuvalt millest Eesti ja Austria teostavad oma riigi põllumajanduspoliitikat, ja viia oma põllumajandustootmise vastavusse ELi nõuetega. Pärast ELiga ühinemist ja seal toimiva hinnakonvergentsi tulemusena kasvasid Eestis kiiresti toiduainete tarbijahinnad, Austrias aga vastupidi hinnad langesid. Sellise vastupidise tendentsi tekkimine vajaks täiendavaid uuringuid. Töö empiirilises osas Eesti ja Austria looduslike tingimuste võrdluse tulemusena järeldas autor, et võrreldes Austriaga paikneb Eesti rohkem tasasel maa-alal, tänu millele ei esine Eestis maaharimisel selliseid raskusi nagu Austria mägistes piirkondades. Austria on aga väga erineva reljeefiga kontrastide maa, rohkem kui pool territooriumist moodustavad Alpid, mis mõjutavad looduslikke tingimusi peaaegu kogu Austria territooriumil. Viljakad ja põllumajanduse jaoks sobivad mullad on olemas nii Eestis kui Austrias, kuid mulla viljakus on Austrias kõrgem kui Eestis. Uurides ELiga ühinemise mõju Eesti ja Austria põhitoiduainetega isevarustatuse tasemele tõi autor peamise järeldusena välja, et liitumise mõju võrreldavate riikide põhiliste põllumajandussaaduste tootmisele ja isevarustatuse tasemele on erinevate põhitoiduainete lõikes erinev. Liha isevarustatuse tasemes ei toimunud suuri muutisi. Liha isevarustatuse tase Eestis oli aastatel 2002-2010 ligikaudu 80% ja Austrias aastatel 1990-2010 ületas 100% piiri. Eesti piima ja piimatoodete isevarustatuse tase ületab uuritaval perioodil pidevalt 100%, olles 130% piires. Piim on ka ainuke põllumajandussaadus, mida Eestis toodetakse enam kui siseturg tarbib. Austrias on piimaga isevarustatuse tase pärast ELiga ühinemist ulatunud 130%-ni ning viimastel aastatel tublisti kasvanud, moodustades 2007. aastal 143% ning 2010. aastal 161%. Liha ja piima isevarustatuse taseme puhul on kõige olulisemaks mõjutajaks loomade produktiivsuse tõus ja loomapidamise õige korraldamine ning sööda kättesaadavus ja ratsiooni kvaliteet, mille kohta ELis on kõrged nõuded. Seega ELiga ühinemise mõju siinkohal võib lugeda positiivseks. Nii Eesti kui ka Austria isevarustatuse tase kanamunadega pärast ELiga liitumist on langenud. Eestis pärast ELiga ühinemist sulgesid uksed või läksid pankrotti paljud Eesti munatootjad. Austrias munatoodang langes ELi lindude heaolu ja pidamissüsteemide nõuete tõttu, kuna paljude munatootjate jaoks nõuete täitmine oli raske. Austrias pärast liitumist ELiga on toimunud suuri muutusi köögi- ja puuvilja turukorralduses ja tehtud palju tööd toodangu kvaliteedi parandamiseks. Eestis langes oluliselt puuviljade kogusaak ja koos sellega ka isevarustatuse tase (2000-2002. a moodustas see 38%, 2003. a juba 14%, 2010. a 8%), kuna Eestil on raske konkureerida turul soojemas kliimas odavamalt kasvatatud köögi- ja puuviljaga. Põllumajanduse osatähtsus SKPs on juba enne ELiga liitumist aastatega langenud nii Eestis kui Austrias, kuid võrreldes Eestiga vähenes Austria põllumajanduse osatähtsus SKPs sujuvamalt. Vaatamata sellele, et põllumajandus moodustab Austria SKPs väiksema protsendi (1,33%) kui Eestis (3,29%), loob ta seal elaniku kohta rohkem väärtust. ELiga liitumine ei avaldanud võrreldavates riikides suurt mõju põllumajanduse osatähtsusele tööhõives (2010. a Eestis 3,0% ja Austrias 4,1%), kuid on näha tööhõive aeglaselt langevat tendentsi põllumajanduses. Võttes aluseks antud töös uuritud põllumajanduse funktsioonide tähtsust, tegi autor järelduse, et Eesti põllumajanduse väärtus ja sellega ka osatähtsus SKP loomisel ja tööhõives võiks olla tunduvalt suurem. Erinevalt Austriast hakkas Eestis pärast ELiga ühinemist kasutatava maa pindala kasvama, mis võib viidata sellele, et Eesti on osanud kasutada ühise põllumajanduspoliitika poolt makstava ebasoodsate piirkondade toetust efektiivsemalt. ELi teiste liikmesriikidega võrreldes on Eestis haritava maa osatähtsus riigi pindalas suhteliselt väike, olles ligi kaks korda väiksem ELi keskmisest (Eesti – 21%, Austria – 38% ja ELi keskmine – 41%). Kuid põllumajandusmaa pindala elaniku kohta on kõige suurem Eestis, aastal 2010 – Eestis 0,7 ha, Austrias 0,4 ha ja ELis keskmiselt 0,3 ha. Analüüsinud Eesti ja Austria põllumajanduslike majapidamiste suurusstruktuuri, leidis autor, et Eesti ja Austria põllumajandustootmine koondub üha enam suuremate majapidamiste kätte. See nähtus on üldreeglina positiivne, kuna suuremad majapidamised võimaldavad tõsta tootmise efektiivsust ja konkurentsivõimet, kuid on seotud paljude väiketootjate väljalangemisega. Seega sektorisse on jäänud efektiivsemad tootjad ning majanduslikult jätkusuutmatud üksused on sektorist lahkunud, mis omakorda võimaldab ELiga liitumise mõju hinnata positiivselt. Kui võrrelda põllumajanduslike majapidamiste suurust, siis Eesti majandi keskmine põllumajandusmaa suurus on 38,9 ha, mis on kaks korda suurem kui Austria (19,3 ha) ja kolm korda suurem kui ELi (12,6 ha) keskmine majandi suurus. Põllumajanduse teiste funktsioonide jaoks ELiga liitumine ja eriti ÜPP toetused põllumajandusele ja maaelule on toonud positiivset mõju. Näiteks rakendatakse ELis bioenergia tootmise toetust ja energiakultuuride täiendavat otsetoetust (funktsioon: energiapuuduse leevendamine), mis aitavad rahastada investeeringuid selleks, et maaettevõtjad saaksid enda toodetud biomassist ise energiat toota ja seda ära kasutada. Toetuste struktuuri uuringus selgus, et et liitumisjärgsetel aastatel suurema osakaaluga II samba toetuste struktuuris olid Eestil ja Austrial põllumajanduslik keskkonnatoetus ja ebasoodsamate piirkondade toetus. Eesti ja Austria praegu kehtivate maaelu arengukavade 2007-2013 puhul esimese nelja aasta jooksul suurema osa väljamakstud toetuste summast moodustavad nii Eestis kui ka Austrias II telje (keskkonna ja paikkonna parandamine) meetmed. Edasi suuruse alusel järgnevad Eestis ja Austrias I telje (põllumajandus- ja metsasektori konkurentsivõime parandamine) toetused, ning edasi III telg (maapiirkondade elukvaliteet ja maamajanduse mitmekesistamine) ja IV telg ehk LEADER programm (elu edendamine maapiirkonnas läbi kohaliku tasandi koostöö). LEADER programmi toetuste summa moodustab nelja aasta jooksul Eestis 10,24 milj eurot ning Austrias peaaegu sama suurt summat – 11,57 milj eurot, mis tähendab LEADER programmi eelisseisundit Eestis võrreldes Austriaga. Otsetoetuste struktuuri uuringus selgus, et Austria on osanud taotleda ja saada ELi poolt rohkem erinevat liiki otsetoetusi. Kui Eesti saab ELi eelarvest ainult ühtset pindalatoetust ja piimasektori eritoetust ning ülejäänud otsetoetuste lisamaksed (nt ammlehmatoetus jne) tuleb maksta täies mahus riigi eelarvest, siis Asutria kui vana liikmesriik saab EList ka põllumajandusloomade kasvatamise toetust, tootetoetust, toetusi mesindusele ja viinamarjakasvatusele jt. Kui võrrelda pindalatoetuste suurust ühe hektari kohta, siis Eesti pindalatoetused ei moodusta isegi poolt Austrias makstava sama liiki toetusest. Uuringu põhjal võib kinnitada, et ELiga ühinemise mõju Eesti ja Austria põllumajandusele on üldjuhul olnud positiivne, kuid ei lange erinevate näitajate puhul kokku. Maaelu arengu toetustel ja otsetoetustel on olnud oluline osa nii Eesti kui ka Austria maaelu arengus, põllumajandusega seotud elanikkonna sissetulekutes ning keskkonna säästva kasutamise soodustamisel. Lähtuvalt töös tõstatatud probleemile, kas ELiga ühinemine tõi ja toob riigi põllumajandusele rohkem kasu või kahju, võib väita, et ELiga ühinemine on toonud uuritud riikide põllumajandusele rohkem kasu. Senisest suurema kasu saamine on Eestil võimalik täiendavata agraarpoliitiliste otsustega nii ELi kui ka oma riigi tasemel. ; Die vorliegende Untersuchung der Magisterarbeit umfasst 108 Seiten, 5 Abbildungen, 18 Tabellen und ist in Estnisch verfasst worden. Es sind 111 Quellen der Fachliteratur benutzt worden. In der Anlage befinden sich die europäische Karte, die Verteilung, die Klassifizierung der Einheit der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Estland und in Österreich und die Tabelle der finanziellen Fördermaßnahmen für die Landwirtschaft in Estland und in Österreich angeführt. Die Aktualität der Arbeit besteht darin, dass die Landwirtschaft eines der ältesten und wertvollsten Bereichen der Ökonomie der Welt, die die Population mit Nahrungsmitteln versorgt. Außerdem sichert diese Landwirtschaft darüber hinaus die Bereiche: der Futterversorgung der Tierzucht, Industrie der Rohstoffe, Textilindustrie, Leder- und Schuhindustrie, Pharmaindustrie, etc. Deswegen ist es für jedes Land von großer Bedeutung, dass die Landwirtschaft blüht und sich entwickelt. Die Landwirtschaft ist und bleibt eines der subventionierten Bereiche der Ökonomie. Es ist weitestgehend bekannt, dass die Europäischen Union (EU) ihre Mitglieder in dem Bereich der Landwirtschaft subventioniert, überdies kann jedes der Mitglieder weitere Unterstützungen von der Union für die Entwicklung der Landwirtschaft erhalten. Die Entscheidung zum Beitritt in die EU ist einer der wichtigsten Schritte in der Geschichte eines jeden Landes, welcher sich langfristig, unabhängig vom Guttun auf alle Einwohner des Landes auswirkt. Das Ziel der Magisterarbeit ist die Untersuchung des Einflusses auf die Landwirtschaft der Länder Estland und Österreich nach dem Beitritt in die EU. Die Magisterarbeit besteht aus drei Teilen, die ihrerseits wiederum in Unterpunkte unterteilt sind.Die Autorin hat für die Untersuchung der Funktion der Landwirtschaft und die Faktoren, die diese beeinflussen, sowie die gemeinsamen landwirtschaftliche Politik und die Subvention der für die Landwirtschaft der EU die wissenschaftliche Literatur, die diese Themen behandeln analysiert und verallgemeinert, sowie die vorangehender Forschungen und hat zudem ihre eigene Sicht auf den Forschungsstand miteinbezogen. Der Untersuchungszeitraum umfasst den Zeitrahmen vom Jahr 1990 – 2010, wird aufgrund von fehlenden statistischen Daten wird verkürzt. Für die Sammlung von Daten wurden die statistischen Publikationen und Datenbanken Eesti Statistika, Statistik Austria und Eurostat verwendet. Ausgehend von dem gestellten Ziel für die Erstellung der theoretischer Basis der Arbeit hat die Autorin die Funktionen die Landwirtschaft als ein Bereich der Ökonomie eines Landes erfüllt, sowie auch der Einfluss der ökonomisch-politischen und natürlicher Faktoren. Wie auch die allgemeine landwirtscahftliche Politik (EC) der EU und die Grundlagen der Subventionen der Landwirtschaft der EC. Während der Überpfrüfung des Beitrittes von Estland und Österreich zu dem Selbstversorgungsgrad der EU hat die Autorin festgestellt, dass der Einfluss der Hauptnahrungsmittel der Landwirtschaft sich in ihrem Bezug unterscheidet. Wichtige Veränderungen des Standes des Selbstversorgungsgrads von Fleisch haben sich weder in Estland noch in Österreich gezeigt. Der Selbstversorgungsgrad von Fleisch im Zeitraum von 2002-2010 betrug 80% in Estland und in Österreich mehr als 100% in der Zeit zwischen 1990 und 2010. Der Versorgungsgrad mit Milchprodukten in Estland war im Forschungszeitraum höher als 100% und befindet sich bei 130%. In Österreich befindet sich dieser bei 150% und erhöht sich jährlich. Milch und Milchprodukte sind einer der wichtigen wettbewerbsfähigen Sektoren der Landwirtschaft in Estland. Der Beitritt Estlands in die EU hat es dem Land ermöglicht den Export in diesem Bereich zu erhöhen, was sich insgesamt positiv auf das Land ausgewirkt hat.Nach dem Beitritt in die EU von Estland und Österreich ist der Selbstversorgungsgrad mit Eiern in beiden Ländern gefallen. In Estland haben viele große Eier-Erzeuger 111 Konkurs angemeldet. Während in Österreich die Erzeugungsquote von Eiern, wegen der neuen Anforderungen zur Haltung der Vögel, gesunken ist. Diese Anforderungen in der Umsetzung sich in Österreich als schwierig gestalteten. Das erste Jahr der Mitgliedschaft von Österreich in der EU hat zu signifikanten strukturellen Veränderungen im Bereich von Obst und Gemüse geführt. Zudem erwiesen sich die europäische Qualitätsstandards und Anforderungen an die Produkte höher als die bisherigen in Österreich. Weswegen das Land die Qualität der Produktion von Obst und Gemüse erhöht hat, was sich als positiv für den Verbraucher erweist. Insgesamt ist der Selbstversorgungsgrad von Obst und Gemüse in beiden Ländern gefallen. Wobei in Estland dieser stärker prozentual gefallen ist als vergleichsweise in Österreich. Dieses hängt damit zusammen, dass in Estland eine kürzere Vegetationsperiode für Obst und Gemüse notwendig ist und diese vorrangig für den Eigenverbrauch bestimmt ist. Für Estland ist es schwieriger mit dem günstigeren Obstund Gemüsesorten konkurrenzfähig zu bleiben, die in wärmeren Klima aufgezogen werden. Nach dem Beitritt von Estland und Österreich in die EU wurde viel Arbeit in die Verbesserung der Qualität bei der Produktion investiert, was letztendlich als ein positiver Effekt des Beitrittes in die EU zu werten ist. Der landwirtschaftliche Anteil des BIPs in Estland und Österreich hat sich im Laufe der Jahre verringert. Allerdings ereignete sich dies in Estland schneller als in Österreich. Trotz der Tatsache, dass die Landwirtschaft einen geringen Anteil des BIPs Österreichs (1,33%) als in Estland (3,29%) hat. Der Beitritt von Estland und Österreich in die EU hat keine positiven Auswirkungen in der landwirtschaftlichen Sphäre hinsichtlich der Arbeitsbeschäftigung, jedoch es ist eine langsame Tendenz zur Senkung zu verzeichnen. Auf der Grundlage, der in dieser Arbeit behandelten Funktion der Landwirtschaft, hat die Autorin festgestellt, dass der landwirtschaftlichen Anteils des BIPs hinsichtlich der Arbeitsbeschäftigung in Estland höher sein könnte.Nach dem Beitritt von Österreich und Estland in die EU ist die Landwirtschaftliche Nutzfläche gewachsen. Dies belegt, dass Estland, im Gegenteil zu Österreich, es erreicht hat die Unterstützung der gemeinsamen landwirtschaftlichen Politik für die schlechter gestellten Regionen effektiver zu nutzen. Landwirtschaftliche Unternehmen in Estland und Österreich konkurrieren immer mehr in dem Bereich des Landeshaushalts. Die Landwirte des jeweiligen Landes waren gezwungen sich den wirkenden Anforderungen der EU anzupassen. Auf diese Weise sind die stärkeren und effektiveren Produzenten auf dem Markt geblieben, die schwächeren haben im Gegenzug haben den Sektor verlassen. Dies wiederum ermöglicht eine positive Bewertung des Einflusses des Beitrittes in die EU. Der Beitritt in die EU hat einen positiven Effekt auf die landwirtschaftlichen Funktionen der Länder erreicht, insbesondere der der Subventionen. Bei der Analyse der Struktur der EU-Subventionen des Programmes für die Entwicklung des Ländlichen Raums zwischen 2007-2013, ist ein großer Teil der ausgezahlten Unterstützungen, die in den ersten vier Jahren in Estland, wie auch in Österreich erwirtschaftet wurden, die Maßnahmen der Achse I - die Wettbewerbsfähigkeit. Im Weiteren entscheidet die Größe der ausgezahlten Summe über die Maßnahme der Achse 2 – die Umwelt und die Landschaft. Darauf folgt die Achse 3 – die Lebensqualität und die Diversifizierung; und schließlich der Achse IV – das Leader Programm. Die Subvention des Leader – Programms beträgt in Estland nach vier Jahren 10,24 Mil Euro und in Österreich 11,57 Mil Euro. Insgesamt bedeutet dies, dass das LeaderProgramm in Estland auf einer Ebene der priviligierteren Position zu erkennen ist dies in Österreich der Fall sei. Die Analyse der direkten Substitution oder Auszahlungen hat gezeigt, dass Österreich mehr finanzielle Unterstützung von der EU erhalten hat. Wenn man die direkten Auszahlungen für Flächenprämien pro Hektar anschaut, so hat in Estland die direkte finazielle Unterstützung der Flächenprämien pro Hektar, nicht einmal die Hälfte der 113 ausgezahlten vergleichbaren Mittel betragen, die jedoch in Österreich ausgezahlt wurden. Man kann behaupten, dass die direkten Auszahlungen der EU einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft in den ländern Estland und in Österreich gehabt haben. Im Weiteren hat es positive Auswirkungen bei der Entlohung der Arbeiter der Landwirtschaft und dem Umgang dieser mit ihrer Umwelt gezeigt. Auf dieser Grundlage lässt sich als Fazit festhalten, dass der Beitritt eines Landes in die EU einen positven Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft geniesst.