Partizipation wird als zentrales Struktur- und Handlungsprinzip moderner demokratischer Gesellschaften angesehen. Sie sind "aktive Gesellschaften", weil ein wachsender Teil der Bevölkerung selbstbewusst und gezielt verändernd in das gesellschaftliche Geschehen eingreift. Der Artikel setzt sich konzeptionell und begrifflich mit bürgerschaftlichem Engagement und Partizipation auseinander, betrachtet Partizipation aus der Perspektive von Demokratie und geht auf kontroverse Zeitdiagnosen und gegenläufige Trends der Demokratieentwicklung ein. Abschließend skizziert der Beitrag Ambivalenzen partizipativer Politik und beschäftigt sich mit aktuellen Lesarten von Partizipation. (ICB2)
"Die vor allem in der Bundesrepublik Deutschland und in den USA in den sechziger und siebziger Jahren aufkommende Idee der 'Demokratisierung', die unmittelbar auf Partizipation abhob, wandte sich gegen die Auffassung, Beteiligungsmöglichkeit, Urteilsfähigkeit und Art und Weise der Einflußnahme der Staatsbürger seien oft als Hindernis für effektive Partizipation anzusehen. Während man in der Bundesrepublik bereits Anfang der sechziger Jahre gerne von der 'versäumten Reform' sprach und vielen dieser Staat allzu altmodisch und "autoritär" schien, war in den USA die Verwicklung in den Vietnam-Konflikt nur der wichtigste und aufsehenerregendste Anlaß für das Streben nach Partizipation. Viel früher schon hatte sich Unzufriedenheit am Parteiensystem breitgemacht. Ziel der Demokratisierungsbewegungen war in beiden Ländern nicht Partizipation zugunsten etablierter Politik, sondern Partizipation für 'Reformen'. Allzuoft versperrten jedoch vage Hoffnungen auf 'Reform', 'Demokratisierung' und ähnliche offenkundig erstrebenswerte Ziele den Blick für das schwierige Verhältnis zwischen Eigen- und Gruppeninteresse einerseits und den allgemeinen oder öffentlichen Interessen andererseits. Man setzte voraus, daß 'mehr Partizipation', 'mehr Demokratie' bedeute und zog daraus den Schluß, daß 'mehr Demokratie' für das Gemeinwesen und die an ihm teilnehmenden Individuen gleichermaßen 'gut' sein würde. Fragen wie 'Partizipation wozu? Um welcher Ziele willen?' (einmal abgesehen von 'Selbstverwirklichung') ließ man außer acht. Am meisten wurde durch Partizipation auf regionaler Ebene erreicht. Die Diskussion über 'globale' und 'alle Menschen angehenden' Themen wie Umweltverschmutzung und Atomwaffen macht jedoch deutlich, daß sich Partizipation auch auf nationaler Ebene mit ganz konkreten Zielen befaßt. Anstrengungen zugunsten solcher globaler Ziele überbrücken die Kluft zwischen Eigennutz und öffentlichen Interesse; die Befürworter von mehr Partizipation wenden sich damit neuen Dimensionen zu. Konzentriert man sich auf Gemeinschaftsziele und öffentliches Interesse, so bedeutet dies auch, daß 'konservative' Kräfte ein Wörtchen mitzureden haben, sind sie es doch, die für sich in Anspruch nehmen, für das 'Gemeinwohl' zu sprechen. Nach 'konservativem' Verständnis betont Partizipation einen vermeintlichen Konsens, durch den Partizipation überhaupt erst Bedeutung erlangt. In den USA wie in der Bundesrepublik gibt es deutliche Hinweise darauf, daß die konservative Version von Partizipation wieder auflebt. Zumindest in den USA gibt es neuerdings wieder viele, die behaupten oder wenigstens vermuten, daß die geltende amerikanische Verfassung und ihr politisches System der angemessene Rahmen für moderne Demokratien sind, wobei dies nicht nur als überlieferte Tradition dargestellt, sondern als politische Weisheit gepriesen wird." (Autorenreferat)
Sanierung ist ein hartes Geschäft und bedeutet für die Klinik-Mitarbeiter oft schmerzhafte Einschnitte. Wer die Belegschaft bei Veränderungen von vornherein konsequent einbindet, hat es leichter und erreicht zudem mehr.
Im Beitrag werden wesentliche Aspekte des Diskussionspapiers der Querschnittsarbeitsgruppe Partizipation vorgestellt. Der Arbeitsgruppe ging es darum, so die Verfasserin, sich einen Überblick über die unterschiedlichen Anwendungskontexte, Funktionen und Definitionen der Begriffe zu verschaffen. Dafür ist die Debatte zu Partizipation sowohl historisch in Verbindung zu (stadt-) räumlichen Planungen und politischen Entwicklungen als auch in den Kontexten von Solidarischer Ökonomie, Entwicklungszusammenarbeit, Frauen- und Geschlechterforschung einschließlich Gender Mainstreaming aufbereitet worden. Vor diesem Hintergrund werden sowohl die zentralen Fragestellungen und Argumente der theoretischen Diskussion zusammengefasst als auch die Ergebnisse der Umfrage unter den Projekten der sozial-ökologischen Forschung und die daraus entwickelten forschungspolitischen Empfehlungen vorgestellt. In der theoretischen Diskussion ist es vor allem um die Vereinbarkeiten bzw. Zusammenhänge von Partizipation und Nachhaltigkeit gegangen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage, inwiefern partizipative Strukturen bzw. eine an kooperativen und kommunikativen Prozessen orientierte Politik die Umsetzung nachhaltiger Strategien fördert bzw. vice versa inwiefern eine an Nachhaltigkeit orientierte Politik partizipative Strukturen fördert. Zur Beantwortung dieser Fragen werden die unterschiedlichen Konzepte zu beiden Begriffen analysiert. Abschließend wird argumentiert, dass der Partizipation in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen der sozial-ökologischen Forschung eine bedeutende Rolle zugewiesen wird. Einerseits wird betont, dass die gesellschaftliche Gestaltung sozialökologischer Transformationsprozesse nur in Verbindung mit umfassenden sozialen Entscheidungs- und Lernprozessen unter Einbeziehung einer Vielzahl von Akteuren möglich ist. Andererseits werden neue Formen von Partizipation in ihren Potentialen und Strukturen erforscht. Soziale und institutionelle Innovationen im Bereich der Partizipationsformen können dann Such-, Lern- und Entscheidungsprozesse unterstützen. Neben ihrer Rolle als Forschungsgegenstand und gesellschaftliche Gestaltungsmethode nimmt Partizipation im theoretisch-konzeptionellen Rahmenprogramm der sozial-ökologischen Forschung auch die Rolle als Mittel und Methode von Forschung ein. (ICF2)
Der Beitrag analysiert die Partizipation des sowjetischen Unternehmens im ökonomischen System, von der die Partizipation innerhalb des einzelnen Unternehmens weitgehend abhängt. Es wird gezeigt, welche Möglichkeiten und Perspektiven von Mitbestimmung im Wirtschaftssystem bestehen bzw. denkbar sind. Die Arbeit führt zu dem Ergebnis, daß die Unternehmung relativ geringe Rechte hat und daß große Rechtsunsicherheit besteht, die oftmals Rechtsverletzungen übergeordneter Wirtschaftsbehörden zuläßt. Die Partizipation im Betrieb wird als sehr begrenzt bezeichnet. Folgende Faktoren werden als handlungsbeschränkend im Sinne realer Partizipation betrachtet: die staatliche Leitung durch Direktiven, die Einmischung der Partei in wirtschaftliche Belange, die zentrale Lohn-Tarifierung, beschränkte Verfügungsrechte über die Unternehmenserträge. Ein Ausbau der Partizipation wird für möglich gehalten, insbesondere durch unternehmenseigene Ressourcen wie Informationsmacht, materielle Ressourcen sowie Verhandlungsmacht. Für die Verbesserung der Mitbestimmung im Unternehmen werden Fortschritte von der Anwendung des Gesetzes über die Arbeitskollektive im Kontext einer neuen Politik nach dem 27. Parteitag erwartet. (HA)
Der vorliegende Artikel untersucht das Phänomen Zivilgesellschaft sowohl in Bezug auf das deutsche Gesundheitswesen als auch im Hinblick auf den Diskurs um Gesundheit und Krankheit. Der Beitrag ist von der Idee geleitet, dass der Zivilgesellschaftsdiskurs im Gesundheitsbereich als Partizipationsdiskurs reflektiert wird. In Anbetracht der "hohen Strukturkontinuität" des deutschen Gesundheitssystems wird zunächst gezeigt, auf welche historisch gewachsenen Probleme die aktuelle Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung verweist. Anschließend wird der Partizipationsgedanke anhand des Konzepts des mündigen Patienten und der sozialen Wirklichkeit der Selbsthilfe entfaltet und schließlich mittels der Konzepte von Empowerment und Salutogenese in einen weiteren Theorierahmen gestellt. Erkennt man von diesen beiden ausgehend die Bedeutung von Partizipation an, sowohl was die politische Partizipation als auch die Beteiligung an den eigenen Prozessen von Gesundheit und Krankheit betrifft, so führt dies zu einem weiten Zivilgesellschaftsbegriff, in dem Gemein- und Privatwohl wechselseitig aufeinander bezogen sind. (ICB2)
Der Beitrag behandelt Probleme politischer Partizipation im Zusammenhang mit dem inneren Zustand der Parteien und dem politischen Prozeß in der Bundesrepublik. Dabei liegt der analytische Schwerpunkt auf dem kommunalpolitischen Bereich. Die theoretische Basishypothese besagt, daß Partizipation und repräsentatives System nur komplementär wirksam werden können, nicht getrennt. Im einzelnen werden folgende Aspekte erläutert: (1) Parteien im Spannungsfeld von Partizipation und Repräsentation, (2) politische Teilnahme innerhalb von Parteien und (3) partizipatorische Repräsentation mit Hilfe von Parteien. Der Verfasser stellt abschließend fest, daß verschiedene Identifikationsprozesse zwischen Wählern, Parteien und Mandatsträgern ablaufen, die durch Partizipation zur Vollendung der Repräsentation entwickelt werden sollten. (HA)
Was meint Partizipation konkret? Was kann als Beteiligung gelten, was nicht? Gibt es Voraussetzungen, um partizipieren zu können und zu dürfen? Ist Partizipation Recht und/oder Pflicht? In diese Fragen führt der Demokratie-Baustein zum Thema Partizipation ein, stellt wesentliche Partizipationsmodelle vor und diskutiert Partizipationsformen und ihre Voraussetzungen.
Gegenstand des Beitrags ist die Frage nach Umfang und Intensität politischer und sozialer Partizipation in Deutschland und Europa sowie die Erklärung weiterhin bestehender Ungleichheit in diesen Bereichen. Auf der Datenbasis des European Value Survey wird gefragt, dass die politische Partizipation in West- und Ostdeutschland im europäischen Vergleich am größten ausfällt. Sowohl die politische als auch die soziale Beteiligung in Ostdeutschland gleicht mehr der in Westeuropa als in Osteuropa. Gefragt wird weiter nach der bestehenden Ungleichheit im Partizipationsverhalten. Ressourcenschwache Individuen beteiligen sich weniger als ressourcenstarke Individuen, was zu einem ungleichen Schutz von Interessen führen kann. Zur Beantwortung der Frage, ob diese Ungleichheit von der Größe eines Wohnortes beeinflusst wird, liefern die Analysen keine konsistenten Ergebnisse. (ICE2)