Faschismus als Religion
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 25, Heft 1, S. 35-42
ISSN: 0932-3244
Der italienische Faschismus und vor ihm das Abenteuer des Dichters G. D'Annunzio nach dem Ersten Weltkrieg in Fiume sind im 20. Jahrhundert die ersten und modellhaften Versuche einer integralen Version von Politik und Religion. In dem Beitrag wird der Zusammenhang von Faschismus und Religion untersucht und aufgezeigt, in welchen Formen sich die Verknüpfungen äußern. Ausgehend davon, daß Glaube durch Kult erzeugt wird, wird das kultisch überformte Mythengebilde des italienischen Faschismus betrachtet, das im Kern aus drei Kulten besteht: dem Totenkult, dem Duce-Kult und dem Kult der Romanita. Die Analyse macht deutlich, daß der Faschismus als Religion die wichtigste und beunruhigendste Neuerung im politischen Denken des 20. Jahrhunderts darstellt, einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Formen von religiöser Hingabe an eine Führerpersönlichkeit. (ICA)