Diskutiert werden Probleme einer integrierten Sozialberichterstattung in der Bundesrepublik Deutschland. Die Autoren untersuchen, wie sich die Sozialberichterstattung mit und ohne politischen Auftrag seit den 60er Jahren entwickelt hat und wie sie auf veränderte gesellschaftliche Konstellationen seit den 70er Jahren reagierte. Der folgende Analyseansatz der "gesellschaftlichen Organisation von Arbeit" bezieht neue soziale Gegebenheiten mit ein und verlangt eine Berücksichtigung von technologischen, ökonomischen, kulturellen und institutionellen Rahmenbedingungen, die hier näher ausgeführt werden. Neben den sozialen Gegebenheiten sind regionale Differenzierungen stärker in die analytische Bearbeitung einzubeziehen. (prh)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3578-3587
"Was in den Diskussionen um 'Exzellenz in der Wissenschaft' zumeist außer Acht gelassen wird, ist die soziale Dimension von Leistung. Dazu gehören folgende Aspekte: Leistung existiert nicht unabhängig von Akteuren 'an und für sich'. Sie muss zur Darstellung gebracht werden, um sichtbar zu sein und sie wird mit Akteuren verbunden, denen sie zugeschrieben wird. Damit ist Leistung in erster Linie eine Zuschreibungskategorie. Was als Leistung gilt, entscheidet sich nicht in abstrakten, sondern in sozialen Prozessen. Zunächst aber sind wissenschaftliche Leistungen und vor allem die Akteure, denen sie zugeschrieben werden, Teil der konkreten Praxis alltäglicher Forschung. Beide - Akteure und Leistungen - werden hier wechselseitig hervorgebracht. Der Alltag der Wissenschaft ist von spezifischen Bedingungen geprägt, die nach Pierre Bourdieu Teil der illusio des Feldes sind. Diese illusio, der geteilte Glaube von scientific communities, schließt Frauen tendenziell aus, so die These der Verfasserin. Während der alltäglichen wissenschaftlichen Arbeit werden nicht nur Leistungen in sozialen Konstruktionsakten hervorgebracht, sondern auch Geschlechterverhältnisse reproduziert." (Autorenreferat)
Die Verfasserin setzt sich mit Hintergründen des Praxisschocks auseinander, den viele junge Ingenieure beim Einstieg in den Beruf erleben. Als Ursache für dieses Phänomen identifiziert sie die Diskrepanz zwischen der die Ausbildung dominierenden ingenieurwissenschaftlichen Sicht auf die Praxis des Entwickelns einerseits und den konkreten betrieblichen Bedingungen der Entwicklungsarbeit andererseits. Die empirische Basis der Untersuchung bilden Interviews mit 42 Entwicklungsingenieuren aus Mittelbetrieben der deutschen Maschinenbaubranche. Dabei werden folgende Aspekte des Praxisschocks deutlich: (1) Berücksichtigung komplexer Anforderungen (Nichtplanbarkeit von Ideen, Entgrenzung von Arbeit und Freizeit; Kundenanforderungen; Anforderungen der Produktion); (2) Entwicklung als sozialer Prozess (informelle Kooperation, Aushandlungsprozesse); (3) technische Unwägbarkeiten. Auf dieser Basis werden abschließend Schlussfolgerungen für eine praxisbezogene Ausbildung formuliert. (ICE)
Die Autoren reflektieren neue Grenzfragen und Grenzprobleme der Transplantationsmedizin als gesellschaftliche Praxis, welche nicht nur vernachlässigte Begleiterscheinungen eines die gesellschaftliche Entwicklung bestimmenden technologischen Fortschritts darstellen. Die gegenwärtigen Problemstellungen sind ihrer Meinung nach vielmehr konkrete Ausdrucksformen jener gesellschaftlichen Grenzpolitiken, mit denen in Deutungskämpfen um existenzielle Grenzfragen festgelegt wird, wem die Deutungshoheit für das jeweilige institutionelle Praxisfeld zukommt. Grenzpolitiken sind somit kulturelle Wissenspolitiken,wie die Autoren am Beispiel der Hirntod-Definition verdeutlichen. Sie zeigen, wie die jeweilige institutionalisierte Wahrnehmung und die Deutungskämpfe um die Transplantationsmedizin die Praxis des Umgangs mit Hirntoten auf spezifische Art und Weise bestimmten. Die oftmals ambivalenten und zwiespältigen Erfahrungen von Akteuren im Praxisfeld der Transplantationsmedizin (Patienten, Angehörige, medizinisches Personal) werden weitgehend vernachlässigt und ausgeblendet oder selektiv als "authentische Falldarstellungen" für die jeweils eigenen Ziele vereinnahmt. Die Autoren erörtern vor diesem Hintergrund die empirische Relevanz von Erfahrungswissen im (transplantations-)medizinischen Bereich und geben einen Überblick über die Zielsetzung des vorliegenden Bandes und die einzelnen Beiträge. (ICI2)
Der Verfasser analysiert die Paradoxien professionellen Handelns in der Sozialpädagogik/-arbeit. Er versucht nachzuweisen, "daß das von Etzioni und anderen in die professionstheoretische Diskussion eingeführte Konstrukt des Semi-Professionellen, welches besonders in der Diskussion um professionelle Sozialarbeit großen Anklang gefunden hatte, zu einer sachhaltigen Bestimmung professioneller Bedingungen und Möglichkeiten des Handelns in diesem Feld wenig beitragen kann". Die professionellen Bewältigungsstrategien des sozialpädagogischen Berufsalltags zeigen, daß "gerade die Sozialarbeit, die in der bisherigen Diskussion immer als 'minor-profession' eingestuft wurde, aus strukturtheoretischer Perspektive als Trendsetter zukünftiger Professionsentwicklung anzusehen" ist. (pbb)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 661-676
"In der Studie 'Les métamorphoses de la question sociale' hat Robert Castel (1995, deutsch 2000) die These einer doppelten Spaltung der Arbeitsgesellschaft formuliert. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die Annahme, dass Beschäftigungsverhältnisse an Bedeutung verlieren, die nicht unmittelbar den kurzzyklischen Marktrisiken von Erwerbsunternehmen ausgesetzt sind, sondern dauerhafte soziale Statussicherung ermöglichen. Dieser relativ geschützten, aber schrumpfenden 'Zone der Normalität' steht eine größer werdende 'Zone der Entkoppelung' gegenüber, in der sich die 'Entbehrlichen' und 'Überflüssigen' der Arbeitsgesellschaft befinden, die nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft von legaler Erwerbsarbeit ausgeschlossen sind (vgl. Kronauer 2002; Franzpötter 2003). Zwischen diesen beiden Polen der Arbeitsgesellschaft hat sich Castel zufolge eine 'Zone der Prekarität' herausgebildet, die vor allem Zeit- und Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und marginale Selbstständigkeit sowie befristete Projektarbeit und Vollerwerbsarbeit im Niedriglohnsektor umfasst (vgl. hierzu Letourneux 1998; Pietrzyk 2003; Vogel 2004). Die kontinuierliche Ausbreitung der 'Zone der Prekarität' interpretiert Castel als schleichende Rekommodifizierung der Arbeitskraft, da die für die fordistische Arbeitsgesellschaft noch charakteristische enge Kopplung von Berufsarbeit und sozialen Sicherheitsgarantieren aufgehoben wird. Für Castel ist Beschäftigung in der 'Zone der Prekarität' in besonderer Weise 'verwundbar' geworden, da kollektive Regelungssysteme geschwächt und soziale Sicherungen abgebaut werden. Diese Überlegungen verdichten sich in der These, dass mit der Ausbreitung ungeschützter Erwerbsarbeitsformen ein zentrales 'Fundament der gesellschaftlichen Integration' (2001: 88) zur Disposition gestellt wird. In Anlehnung an Castels arbeitsgesellschaftliches Zonenmodell soll in diesem Beitrag die These diskutiert werden, inwieweit mit der Ausbreitung prekärer Beschäftigung das Integrationspotential von Erwerbsarbeit geschwächt wird. In einem ersten Schritt ist zunächst ein soziologisches Verständnis von prekärer Erwerbsarbeit zu entwickeln (1). Hierauf aufbauend ist sodann darzulegen, inwiefern diese Form von Beschäftigung arbeitsweltliche Desintegrationserfahrungen schüren kann. In Abgrenzung zu kausal-linearen Desintegrationsannahmen ist zugleich zu verdeutlichen, dass Desintegrationserfahrungen mit vielfältigen Reintegrationsbemühungen von prekär Beschäftigten einhergehen (2). Auf dieser Grundlage sind die zonenübergreifenden Effekte von Prekarisierung zu erörtern. Im Einzelnen ist zu problematisieren, inwiefern Prozesse sozialer Prekarisierung auf die Zone regulärer Beschäftigungsverhältnisse ausstrahlen (3). Abschließend wird die These entwickelt, dass mit der interzonalen Diffusion von Prekarisierungsängsten ein arbeitsweltlicher Integrationsmodus an Bedeutung gewinnt, der weniger auf sozialer Teilhabe und Partizipation beruht, sondern auf Drohungen und Disziplinierungen einerseits und Hoffnungen andererseits, die Zone prekärer Beschäftigung in Richtung einer stabilen Erwerbsarbeit verlassen oder den Abstieg in die Prekarität verhindern zu können (4)." (Textauszug)
Der Autor unternimmt eine Rekonstruktion der sozialen Seite der Risikogesellschaft, "also jener Sorte von Modernisierungsfolgen, die sich unmittelbar auf das soziale Handeln, auf Subjektstrukturen und zwischenmenschliche Interaktionsformen auswirken." Dabei stehen nicht die Risiken und Folgen aus dem Verhältnis "Mensch-Maschine" im Vordergrund, sondern die in Kauf genommenen bzw. unbeabsichtigten, aber unvermeidlichen Nebenwirkungen der Modernisierung auf die Verhältnisse von "Mensch-zu-Mensch". Zwei Sorten von sozialen Risiken werden dabei unterschieden: die als Begleiterscheinung des "Umbaus" der Industriegesellschaft entstehenden Risiken sowie jene, die erst durch die dadurch möglich gewordenen Optionen und Möglichkeiten sozialen Handelns selbst erzeugt werden. Im weiteren wird danach gefragt, wie sich mit der Individualisierung der Lebensformen die Organisation des Sozialen, der soziale Bedarfsausgleich und die sozialen Dienste verändern. Abschließend werden Überlegungen zu den Konsequenzen der Modernisierungsrisiken für die Soziale Arbeit vorgelegt, dies insbesondere in Hinblick auf die Bedingungen (sozial-)pädagogischen Handelns in den verschiedenen Phasen des Lebenslaufs und in unterschiedlichen Lebenslagen. (ICD)
Der Autor zeichnet die Entwicklungen von Arbeit und Subjekt angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche nach. Die Veränderungen der Arbeit im informationellen Kapitalismus führen ihm zufolge zu einer deutlichen Zunahme von Formen sozialer Ungleichheit, die auch als "digital divide" bezeichnet wird. Nach den Ergebnissen des Autors zeigt sich gegenwärtig eine Überlagerung mehrerer Entwicklungstendenzen: Zum einen steigt das allgemeine, durchschnittliche Bildungs- und Qualifikationsniveau. Es scheinen sich jedoch zweitens die Randzonen des Qualifikationsspektrums auseinander zu bewegen, was einen Sog auf die mittleren Qualifikationen ausübt. Deutlich stärker sind diese Polarisierungstendenzen drittens bei den Beschäftigungsbedingungen und den Berufschancen ausgeprägt und werden schließlich viertens von einer deutlichen Spreizung der Einkommensniveaus überlagert. Angesichts der Herausbildung eines "informationellen Kapitalismus" (Castells) mit neuen Formen der Organisation von Märkten und Unternehmen, der Steuerung und Kontrolle und einer wachsenden Bedeutung von Wissen, Wissenserwerb und Wissensvermittlung kann also von einer neuen Epoche reeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital gesprochen werden. Deren Widersprüchlichkeit und die Bedeutung der Gestaltung und Organisation von Technik für die Zukunft des Subjekts stehen im Mittelpunkt der kritischen Überlegungen des Autors. (ICI2)
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 749-760
Der Autor setzt sich in seinem Beitrag mit dem Bedeutungsverlust der Industrie-, Betriebs- und Arbeitssoziologie auseinander, die sich auf das Bild des Industriearbeiters konzentreirt habe; die neuen Entwicklungen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit in Richtung auf eine Dienstleistungsgesellschaft haben erhebliche begriffliche Unsicherheiten und Probleme der politischen Orientierung nach sich gezogen. Er fordert, daß man - um die gesamte Arbeitssituation angemessen beschreiben zu können - stärker als bisher in den industriesoziologischen Untersuchungen die gesamte zeitwirtschaftliche Einbindung des Arbeitseinsatzes, den Grad der technischen und organisatorischen Vorherbestimmtheit von Arbeitsvollzügen, den Zusammenhang von Leistungsanforderungen und Lohnformen sowie die längerfristige zeitliche Struktur des Arbeitsverhältnisses berücksichtigen müsse. (psz)
Anhand der Beispielfelder Qualifikation, Entstandardisierung von Beschäftigungsverhältnissen und nachfrageseitige Entwicklungstendenzen stellen die Autoren dar, welche Veränderungen und somit neuen Herausforderungen es hinsichtlich der Erklärung und Erfassung arbeitsbezogener Berichtssysteme gibt. Das betrifft erstens die Dynamik der Entwicklung selbst, die angesichts des inhaltlichen Wandels von Arbeit Annahmen in Frage stellt. Zweitens schwindet mit der Entstandardisierung von Erwerbsverhältnissen die Reichweite der Aussagefähigkeit. Drittens werden durch die weitgehende Nichtberücksichtigung der "Nachfrageseite" des Arbeitsmarktes spezifische Veränderungen im herkömmlichen Untersuchungsrahmen immer weniger eine Erklärung finden. Insgesamt stellt sich die Frage nach der generellen Reichweite im Rahmen standardisierter Berichtssysteme. Auch inhaltlich-methodische Berichtssysteme sind angesichts der Entwicklungsdynamik und -differenzierung unzureichend. (prh)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 657-660
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Dieser Satz scheint nach wie vor zum Kern arbeitsgesellschaftlicher Kulturen zu gehören, in denen (Erwerbs- oder Berufs-)Arbeit ökonomisch hoch bewertet und von anderen "Tätigkeiten" (z.B. in Haushalt und Familie) oder "Sektoren" (etwa dem 'informellen' Sektor von Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft) abgegrenzt wird. Darüber hinaus wird Arbeit eine zentrale Rolle für systemische wie für soziale Integration zugewiesen: In vielen Staaten sind wohlfahrtsstaatliche Institutionen einerseits so eng an Erwerbsarbeit und an ein "Normalarbeitsverhältnis" gekoppelt, dass "Krisen" der Arbeitsgesellschaft (vor allem: hohe und steigende Arbeitslosigkeit) unmittelbar zu Krisen in den Systemen der sozialen Sicherung führen. Weiterhin steht Erwerbsarbeit für die meisten Menschen nach wie vor im Zentrum ihrer Lebens- und Identitätsentwürfe - und ihr "Wert" wächst nicht nur wegen des Mangels an Arbeitsplätzen, sondern auch wegen steigender Nachfrage nach Erwerbsarbeit, besonders durch Frauen. Vor diesem Hintergrund zeigt der vorliegende Beitrag, dass nicht nur in diesem übergreifenden Sinne (Erwerbs-)Arbeit als nach wie vor zentraler Integrationsmechanismus begriffen werden muss. Die übergreifende, "vergesellschaftende" Kraft von (Erwerbs-)Arbeit und die "vergemeinschaftenden" Einflüsse von Professionen sind jedoch vor dem Hintergrund einer Zunahme "atypischer", "prekärer" oder "instabiler" Formen der Beschäftigung gefährdet - so die Diagnosen vom "Zerfall" von Arbeitsgesellschaften. Unabhängig von diesen Bewertungen wird heute das "Atypische", Prekäre und insgesamt Neue tatsächlich immer mehr zur Normalität. (ICA2)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4406-4417
"Der Beitrag beschäftigt sich mit subjektiven Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigung. Anhand einer Typologie, die auf der Grundlage von 100 themenzentrierten Interviews konstruiert wurde, lässt sich zeigen, dass wir es auch in Deutschland mit einer schleichenden Prekarisierung der Arbeitsgesellschaft zu tun haben. Die Wiederkehr sozialer Unsicherheit in einer reichen, im historischen Vergleich überaus sicheren Gesellschaft ist längst kein Randphänomen mehr. Zunehmend erfasst sie auch solche Gruppen, die sich in der Zone der Integration mit formal geschützten Normalarbeitsverhältnissen befinden. Der Beitrag skizziert verschiedene Kristallisationspunkte von Prekarität (Angst vor Statusverlust, dauerhafte Arrangements mit unsicherer Beschäftigung, Ausschluss von regulärer Erwerbsarbeit) und diskutiert deren integrationstheoretische Konsequenzen. Er mündet in die These, dass ein eng gefasster Exklusionsbegriff, der sich auf von regulärer Erwerbsarbeit abgekoppelte Gruppen beschränkt, die Metamorphose der sozialen Frage (Robert Castel) nicht angemessen erfassen kann. Prekarisierung wirkt als ein Macht- und Kontrollsystem, das auch das Zentrum der Arbeitsgesellschaft nicht unberührt lässt. Der disziplinierende Druck von Prekarisierungsprozessen wirkt bis tief in die Stammbelegschaften hinein. Das empirische Material spricht allerdings auch dafür, dass die Erfahrung sozialer Unsicherheit in ihren politischen Verarbeitungsformen nicht vereinheitlichend wirkt. Die Konflikte des Drinnen und Draußen, die die - ebenfalls an Brisanz gewinnenden - klassischen Verteilungskonflikte zunehmend überlagern, werden häufig im Medium partikularistischer Gruppenkonkurrenzen ausgetragen. Während die Systemintegration vorerst nicht gefährdet scheint, geht diese Form der Konfliktaustragung zu Lasten der Sozialintegration. Um erfolgreich gegenzusteuern wäre eine Politik der Entprekarisierung nötig, die darauf zielen müsste, die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Zonen der Arbeitsgesellschaft möglichst offen zu halten." (Autorenreferat)