Die Verfasser setzen sich zunächst mit der Frage der Operationalisierung von Schichtzugehörigkeit im Zusammenhang mit dem Alters-Survey 1996 auseinander. Sie untersuchen im Folgenden das Ausmaß strukturierter sozialer Ungleichheit und fragen nach der Wirksamkeit vertikaler Ungleichheitsdimensionen. Hierzu wird die Schichtzugehörigkeit in Zusammenhang mit anderen Strukturmerkmalen gesetzt (Geschlecht, Region, Alter). Gefragt wird weiter, imwieweit sich die Bedeutung der Schichtzugehörigkeit mit dem Alter verändert. Die Untersuchung zeigt, dass soziale Ungleichheit in der zweiten Lebenshälfte eine Realität ist, die starke Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat. Von einer Auflösung der vertikalen Schichtzugehörigkeit kann nicht die Rede sein. Zur Veränderung von Ungleichheitsmustern im Altersverlauf sind keine abschließenden Aussagen möglich. (ICE)
"Wirtschaftseliten tragen zur gesellschaftlichen Definition sozialer Ungleichheit bei, indem sie ihre Leitbilder und Vorstellungen, z.B. über Ursachen und Lösungen sozialer Probleme, in die öffentliche Meinungsbildung einfließen lassen. Im Forschungsprojekt Wirtschaftseliten zwischen Konkurrenzdruck und gesellschaftlicher Verantwortung an der Universität Bielefeld wurden mit Hilfe von Leitfadeninterviews politische und gesellschaftliche Leitbilder von hochrangigen Führungskräften von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden in Deutschland untersucht. Ein Ergebnis der Interviewanalyse ist, dass Wirtschaftseliten soziale Ungleichheit als naturgegebenes, in allen Gesellschaften vorhandenes und auf ungleichen Begabungen, Leistungen und Leistungsmotivationen basierendes Phänomen definieren. Ähnliches gilt für die Ungleichheit der Geschlechter: Die geringe Anzahl von Frauen im Management beispielsweise wird von männlichen wie weiblichen Führungskräften dadurch erklärt, dass Frauen insbesondere auf Grund ihrer biologischen Disposition als Mütter weniger leistungsmotiviert seien, sich weniger führungsadäquat verhielten und häufig nicht in der Lage seien, Karriere und Familie zu verbinden. Aus den Interviewaussagen der Wirtschaftseliten kann eine durchgängig vorfindbare Leistungs- und Verantwortungsideologie herausgearbeitet werden, die auf individuellen Anstrengungen basiert und mit der teilweise auch hohe Managergehälter legitimiert werden. Gleichzeitig wird eingeräumt, dass die Chancen zur Ausbildung eigener Begabungen und die Möglichkeiten, Leistung zu bringen, in der Gesellschaft ungleich verteilt sind. An dieser Stelle sehen sie den Staat in der Verantwortung: durch die Bereitstellung von Bildungs-, Ausbildungs- und Kinderbetreuungsinfrastruktur sollen individuelle Handicaps beseitigt und unterschiedliche soziale Ausgangslagen einander angeglichen werden. Ziel ist die Herstellung von gleichen Wettbewerbsbedingungen für möglichst viele Gesellschaftsmitglieder, und dieser Wettbewerb wird als natürlich und gesellschaftlich wünschenswert angesehen." (Autorenreferat)
Der Verfasser stellt Daten und Interpretationen zum Feld der sozialen Ungleichheiten vor und leitet die sich daraus ergebenden Anforderungen an staatlich- und kommunaladministratives Handeln ab. Er behandelt schichtspezifische Chancen und Risiken (Bildungschancen, Arbeitssituation, Kriminalität, Gesundheit) und neue soziale Ungleichheiten in Verbindung mit Lebensalter, Region, Lebensstil, Geschlecht und Nationalität. Der Staat und seine Administration stehen angesichts dieser vielfältigen Ungleichheiten in der Verantwortung, soziale Ungleichheiten zu bekämpfen und negative Wirkungen zu mindern. (ICE2).
Der Beitrag setzt sich mit dem Problem von sozialer Ungleichheit und Benachteiligung im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements auseinander. Der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und bürgerschaftlichem Engagement ist komplex und weitgehend verdeckt. So spielen soziale Benachteiligung und Ausgrenzung im öffentlichen und politischen Diskurs über bürgerschaftliches Engagement keine wesentliche Rolle. Dies ist einer starken integrativen Norm geschuldet, der zu Folge im bürgerschaftlichen Engagement alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten gebraucht und integriert werden, Ungleichheit im Rahmen des Engagements also nicht von Bedeutung sei. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass insgesamt soziale Benachteiligung vor allem in Bezug auf den Zugang zu bürgerschaftlichen Engagement diskutiert wird. Kaum thematisiert wird dagegen im Diskurs zum bürgerschaftlichen Engagement die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen, welche soziale Ungleichheit zu Grunde liegen. (ICB2)