Für das Verstehen der sozialen Räume in der Kinder- und Jugendarbeit ist mehr als eine gute kleinräumige Sozialstrukturanalyse nötig. Um einerseits zu begreifen, wie Heranwachsende ihre Welt wahrnehmen und ordnen sowie andererseits zu erkennen, welche Menschen, Dinge, Regeln, Wünsche, Wahrnehmungen etc. zur Konstitution von Kinder-/Jugendräumen beitragen, bedarf es umfangreicher teilnehmender Beobachtung und eines breiten Spektrums weiterer Erhebungs- und Analysemethoden für reale wie imaginäre Orte. Konzepte der Raumsoziologie können und sollten solche Erkundungen anleiten.
Soziale Räume sind dem Autor zufolge keine leeren "Container", sondern sozialstrukturell und interaktiv konstituierte Kontexte, und die in ihnen vorfindlichen Geselligkeitsformationen können unterschiedliche Chancen für Bildungsprozesse eröffnen. Er erläutert diesen Zusammenhang anhand folgender Thesen: (1) Soziale Räume sind immer sozial konstituierte Interaktionsräume, die sowohl Zugänge eröffnen als auch verschließen und divergierende Geselligkeitskontexte hervorbringen. (2) Zentrale Motive der sozialen Gestaltung auf der Mikroebene sind die Suche nach Gemeinsamkeit und die Entwicklung gemeinsamer, geselliger Praktiken. (3) Die Geselligkeitsformen bieten in Abhängigkeit von den jeweiligen sozialen Voraussetzungen differenzierte Ansatzpunkte für eine soziale Bildung. (4) Die bestehende soziale Praxis kann zur Initiierung von Bildungsprozessen mit Kriterien konfrontiert werden, die die Handlungsoptionen und Integrationschancen von Geselligkeitskontexten erhöhen. (ICI2).
Soziale Räume sind dem Autor zufolge keine leeren "Container", sondern sozialstrukturell und interaktiv konstituierte Kontexte, und die in ihnen vorfindlichen Geselligkeitsformationen können unterschiedliche Chancen für Bildungsprozesse eröffnen. Er erläutert diesen Zusammenhang anhand folgender Thesen: (1) Soziale Räume sind immer sozial konstituierte Interaktionsräume, die sowohl Zugänge eröffnen als auch verschließen und divergierende Geselligkeitskontexte hervorbringen. (2) Zentrale Motive der sozialen Gestaltung auf der Mikroebene sind die Suche nach Gemeinsamkeit und die Entwicklung gemeinsamer, geselliger Praktiken. (3) Die Geselligkeitsformen bieten in Abhängigkeit von den jeweiligen sozialen Voraussetzungen differenzierte Ansatzpunkte für eine soziale Bildung. (4) Die bestehende soziale Praxis kann zur Initiierung von Bildungsprozessen mit Kriterien konfrontiert werden, die die Handlungsoptionen und Integrationschancen von Geselligkeitskontexten erhöhen. (ICI2)
In den Diskussionen, die seit den 1980er Jahren in Europa und den USA über neue Formen der sozialen Ungleichheit und der Ausgrenzung geführt werden, wird häufig eine enge Verbindung von sozialer und räumlicher Ausgrenzung unterstellt. Es stellt sich nach Meinung des Autors jedoch die wichtige Frage, wie sich Ausgrenzungen im sozialen Raum und physisch-soziale Räume bzw. physisch-soziale Ausgrenzungen zu einander verhalten. "Exil" und "Ghetto" bezeichnen zwar räumliche Formen der Grenzziehung im strikten Sinne, aber wie streng oder wie metaphorisch sind die verwendeten Begriff gemeint? Wie weit lassen sie sich zur Kennzeichnung der Zusammenhänge zwischen sozialer und räumlicher Ausgrenzung verallgemeinern? Der Autor versucht sich einer Antwort auf diese Frage zu nähern, indem er die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Ausgrenzung im sozialen Raum und physisch-sozialen Räumen in den Blick nimmt. Er beschreibt zunächst die engsten Verbindungen, nämlich Vertreibung, Einschließung und Ghettoisierung, um danach die weniger eindeutigen Verbindungen zwischen Ausgrenzung und Segregation zu beleuchten. Er geht dabei näher auf die Konzentrations- und Wohngebietseffekte im Zusammenhang von Ausgrenzung und Quartier ein. Anhand von Thesen zum aktuellen Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Wohnquartier diskutiert er ferner einige empirische Befunde. (ICI2)
Bourdieus Untersuchung über die Klassenstrukturen in Frankreich erschien im Jahr 1982 unter dem Titel "Die feinen Unterschiede" in deutscher Übersetzung und traf auf einen Diskussionsstand, in dem die Vorstellung, es gebe in der Bundesrepublik soziale Klassen und Klassenkonflikte, völlig abwegig erschien. Dies galt sowohl für die Sozialwissenschaften als auch für das Alltagsbewusstsein, und im politischen Raum diesseits der DKP war der Verweis auf strukturierte soziale Ungleichheit, auf Unterschiede der Klassenlage und damit verbundene unterschiedliche politische Interessen geradezu tabuisiert. Bourdieus Untersuchung sollte diese Sichtweise und den sozialwissenschaftlichen Umgang mit der Frage nach der sozialen Gliederung der westdeutschen Gesellschaft und ihren Konflikten gründlich verändern und eröffnete damit auch dem politischen Diskurs neue Räume, wie die Autorin im vorliegenden Beitrag näher zeigt. Sie geht zunächst auf die theoretischen und methodischen Probleme des Klassenbegriffs ein, um anschließend zu erläutern, welchen weitreichenden Beitrag Bourdieu zur Debatte durch das Konzept des sozialen Raums und die Verknüpfung von Klassenlagen und Lebensführung geleistet hat. (ICI2)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 451-463
"Psychologischen Untersuchungen zufolge leiden zehn Prozent der Bevölkerung unter Agoraphobien, also Angst vor offenen und in geschlossenen Räumen - fast ausschließlich Frauen. Ausgehend von der Annahme, daß Krankheiten von Frauen gesellschaftliche Problemlagen reflektieren (Turner), deuten die weitverbreiteten Phobien auf eine Vielzahl von Problemen in der Organisation und Verteilung des sozialen Raums in westlichen Gesellschaften hin. Von dem skeptischen Blick auf den Cyberspace, über nationalstaatliche oder stadtpolitische Entwicklungen bis hin zu den alltäglichen Kämpfen um Grenzziehung und Grenzüberschreitung, Verteidigung des Körperraums sowie des persönlichen Raums lassen sich eine Vielzahl von Kämpfen um Raum benennen. Diese finden im Geschlechterverhältnis ihr zentrales Austragungsfeld und im Frauenkörper verschleiert Ausdruck. Soziologische Theorien und Untersuchungen fokussieren ihren Blick jedoch stark auf die Zeit und kaum auf den Raum. Implizit und z.T. explizit läßt sich in vielen Ansätze die Annahme finden, daß diese Epoche durch eine konsequente Verzeitlichung geprägt ist. Mit Blick auf neue Kommunikationstechnologien und Mobilitätsanforderungen wird eine Auflösung der Raumbezüge unterstellt. Ein solcher Blick negiert nicht nur die Alltagswelt vieler Frauen, er trägt auch zu einer Tabuisierung der Probleme mit Raum bei. Häufig soll mit der Annahme einer 'Enträumlichung sozialen Verhaltens' der starre und unbewegliche Raum überwunden werden, der 'herumlungert, während die Zeit unentwegt fortschreitet" (Massey). Es soll der territoriale Raumbezug, der immer auch Mittel zur Herrschaftssicherung ist, verabschiedet werden. Statt jedoch den Raum als Gesamtkonstruktion abzulehnen, was theoretisch kaum haltbar ist, muß m.A.n. der mechanistische Raumbegriff durch ein feministisches Raumverständnis ersetzt werden, in dem Raum als konstituiert verstanden wird. Subjektivität und Strukturen, Bewegung und Machtverhältnisse sind der Stoff, aus dem Räume gemacht werden." (Autorenreferat)
In der aktuellen Migrationsforschung haben sich Gesellschaftsbezeichnungen wie »Migrationsgesellschaft« oder »postmigrantische Gesellschaft« etabliert. Dabei wird vermehrt auf theoretische Konzepte wie Habitus, Praxis, Lebensstil, Kapital, symbolische Grenzziehung und soziales Milieu zurückgegriffen. Diese Konzepte stehen in der Tradition der relationalen Soziologie Pierre Bourdieus. Ohne eine theoretische Formulierung der Makrostruktur bleibt dieser konzeptuelle Bezug auf Bourdieu jedoch unvollständig. Die Autor_innen widmen sich daher der Frage nach der Strukturiertheit des sozialen Raumes einer (post-)migrantisch geprägten Gesellschaft und ebnen den Weg zur Überwindung der Dichotomie von Migrationsforschung und Sozialstrukturanalyse.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Auf der Basis von empirischen Studien aus den letzten Jahrzehnten zum Verlauf der Bildungsabschlüsse, zur Einkommensentwicklung, zum Heiratsverhalten und zu weiteren Merkmalen individueller Lebensführung wird die These entwickelt, daß trotz Fortbestand und Fortwirkung sozialer Schichten für Bildung, Einkommen und Heiratsverhalten ein gleichzeitiger epochaler Wandel der familialen Lebensformen innerhalb aller Schichten und Gruppen eingetreten sei. Als Erklärung wird ausgeführt, daß die Pluralität von Lebenslagen in der Bundesrepublik im wesentlichen auf die unterschiedliche Entwicklung innerhalb einzelner soziokultureller Räume zurückzuführen sei, und daß innerhalb dieser Räume Schichten und andere Aspekte sozialer Ungleichheit sich in unterschiedlicher Form ausprägen, aber bestehen bleiben, während die Individualisierung der Lebensführungen sich auch unabhängig von diesen Lagerungen entwickeln kann. (psz)