Zusammenfassung: Der Artikel untersucht die wichtigsten Aspekte der Tariffestsetzungspraxis von Banken in Usbekistan und im Ausland. Auch die Ansichten von Ökonomen in Bezug auf die Tarifpolitik und Tarife für Dienstleistungen wurden untersucht und bildeten den unabhängigen Ansatz des Autors zu den Konzepten "Tarif für Bankdienstleistungen" und "Banktarifpolitik". Als Ergebnis der Studie wurden Vorschläge und Empfehlungen zur Verbesserung der Tarifpolitik von Geschäftsbanken entwickelt.
In dem vorliegenden Beitrag werden die Schwierigkeiten der Tarifpolitik in einer Transferökonomie am Beispiel der neuen Bundesländer analysiert. Die politisch gesetzten Rahmenbedingungen und deren ökonomische Konsequenzen versetzten die gewerkschaftliche Tarifpolitik in den neuen Ländern in eine nahezu ausweglose Situation. Die hochgesteckten Erwartungen der ostdeutschen Beschäftigten auf rasche Angleichung der Arbeits- und Einkommensbedingungen an westdeutsches Niveau, der massive Druck zur tarifpolitischen Mäßigung seitens der Politik und die zunächst eher distanziert-skeptische Haltung der Mitglieder in den alten Bundesländern gegenüber den Ansprüchen der neuen Ost-KollegInnen machte die Tarifpolitik in Ostdeutschland zu einer äußerst schwierigen Gratwanderung. Die tarifpolitische Praxis zeichnet sich durch ein hohes Maß an Differenzierung und Rücksichtnahme auf die jeweiligen branchenspezifischen Gegebenheiten aus. Daß die gewerkschaftliche Tarifpolitik von interessierter Seite zum Hauptverantwortlichen für die enormen Probleme der Transformationskrise gestempelt wurde, ist angesichts der realen Entwicklung überraschend und zeigt einmal mehr, wie gern die Tarifpolitik und die Gewerkschaft zum Sündenbock gemacht werden (sollen). (psz)
"Unter dem Motto 'Besinnung auf die eigene Stärke' haben die DGB-Gewerkschaften eine Intensivierung ihrer tarifpolitischen Bemühungen angekündigt mit dem Ziel, möglichst viele neue Forderungen tarifvertraglich zu regeln. Das signalisiert eine Abkehr von der bisherigen gewerkschaftlichen Politik, vorrangig den Gesetzgeber zur Stärkung der Gewerkschaften und zur Durchsetzung ihrer Forderungen in die Pflicht zu nehmen, soweit es sich nicht um die klassischen tarifpolitischen Forderungen, wie Lohnbedingungen, Arbeitzeit und Urlaubsdauer, handelt." Der Aufsatz schildert diese Aktivitäten, insbesondere zur 35-Stunden-Woche und zum Aussperrungsverbot, aus der Sicht der Unternehmer. (MH2)
Die Verfasserin bezieht einerseits die acht neuen Mitgliedstaaten der EU aus Mittel- und Osteuropa und die Beitrittskandidaten Bulgarien und Rumänien, andererseits acht "alte" EU-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Finnland, Österreich, Irland, Spanien, Niederlande) in ihre Analyse ein. Sie gibt zunächst einen Überblick über die ökonomischen Rahmenbedingungen in den neuen Mitgliedstaaten, um dann anhand der Nominal- und Reallohnentwicklung zu untersuchen, ob die lohnpolitischen Verteilungsspielräume in den letzten Jahren ausgenutzt werden konnten. Mit Blick auf die Standortkonkurrenz werden auch Qualifikationsniveau und Steuerbelastung als Determinanten der Standortwahl von Unternehmen skizziert. Mit Blick auf eine eventuelle Potenzierung lohnpolitischer Risiken durch die Osterweiterung wird auch der Beitritt der mittel- und osteuropäischen EU-Staaten zur EWWU erörtert. Die Untersuchung zeigt eine Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen der Tarifpolitik in den neuen und eine Verschlechterung in den alten EU-Staaten. Die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften zahlte sich dort nicht in Gestalt von positiven Beschäftigungseffekten aus. Die Lohnpolitik in den neuen EU-Staaten schöpft den neutralen Verteilungsspielraum nicht aus. Die Gewerkschaftsbewegung ist in den neuen EU-Staaten schwach, in den alten sieht sie sich in der Defensive. (ICE2)
Der Beitrag untersucht die Frage, ob der Einfluss des Mindestlohns auf die Tarifpolitik innerhalb eines Landes sich nach Branchen differenziert. Um diese Frage zu beantworten, werden die Metall- und Elektroindustrie, die Gebäudereinigung und der Einzelhandel in Deutschland und den Niederlanden vergleichend analysiert. Dabei lehnen wir uns an die vorliegende Typologie von Grimshaw und Bosch (2013) bzw. Bosch und Weinkopf (2013) an, um mögliche Differenzen zwischen den Ländern und Branchen zu identifizieren. Berücksichtigt wird auch, inwiefern die beobachteten Wechselwirkungen dazu beitragen, dass die untersten Tariflöhne in den Branchen über der Niedriglohnschwelle liegen.
Durch den demografischen Wandel geht das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bis zum Jahr 2050 deutlich zurück. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Für die Tarifpolitik folgt daraus ein großer Handlungsbedarf, der sich nicht allein auf die Lohnbildung beschränkt, sondern auch die qualitative Tarifpolitik erfasst. Die Löhne müssen künftig stärker als bisher beobachtbar auf Arbeitsmarktengpässe reagieren. Da der demografische Wandel nicht nur einzelne Branchen, sondern auch einzelne Betriebe unterschiedlich herausfordert, können die Tarifparteien aber immer nur Rahmenbedingungen setzen, die von den Betriebsparteien bei Bedarf umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt: Der lohnpolitische Verteilungsspielraum darf auf der Tarifebene nicht vollständig ausgeschöpft werden, damit auf der Betriebsebene der notwendige Spielraum verbleiben kann. Die qualitative Tarifpolitik sollte dazu beitragen, die Erwerbsneigung vor allem von Frauen und älteren Arbeitnehmern zu fördern. Ziel sollte sein, den Erwerbspersonenrückgang durch längere Verweilzeiten im Arbeitsmarkt aufzufangen. Eine Analyse von Demografietarifverträgen zeigt, dass die Weichen dafür in vielen Branchen bereits gestellt sind. ; As a result of demographic change Germany's potential workforce is expected to decline quite rapidly until the year 2050, while the average age of employees will increase. The consequence is a great need for new collective bargaining initiatives to negotiate not only wage-levels but also qualitative employment conditions. In future wages will need to be considerably more responsive to labour market bottlenecks than they appear to have been to date. Yet since the demographic transition presents a different challenge not only to individual sectors but even to single companies, the role of the two sides of industry can only involve establishing framework conditions to be implemented by management and works councils as the situation requires. Their guiding principle must be to avoid negotiating wages down to the last cent so that there remains enough room for negotiation at the establishment level. Qualitative collective bargaining needs to contribute to making gainful employment more attractive to women and older employees in particular. The aim should be to absorb the impact of a shrinking workforce by keeping workers in the labour market longer. An analysis of collective agreements dealing with issues around demographic change shows that in many sectors the right course has already been set.
The paper explores wage setting practice in East Germany since unification. It gathers evidence for the claim that economically non-viable collective agreements have fostered decentralized wage setting. First, we document declining organization rates of both employers and employees, allowing drift between collective and actual wages. Second, we examine macroeconomic wage flexibility by estimating a switching regime model, in which the observed distribution of individual wage changes is generated by simultaneous processes of union, nominal or no wage rigidity. The results indicate that wages become more flexible during transition. Furthermore nominal wage rigidity, typical for decentralized bargaining, is much more common in East than in West Germany, while the opposite holds regarding union wage rigidity.
In: Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin; Sozialpartnerschaft und Industriepolitik, S. 119-167
Um die Gewerkschaftspolitik in den Jahren des Wirtschaftswunders zu analysieren, wird zunächst das Aktionsprogramm von 1955 betrachtet, mit dem die Zielsetzung des DGB-Grundsatzprogramms von 1949 revidiert wurden. Es wird deutlich, daß die Zentrierung der Gewerkschaftspolitik auf Tarifpolitik eine programmatische Umorientierung der deutschen Gewerkschaften bedeutete. Anhand der Entwicklung von den Tarifordnungen zu den Tarifverträgen werden im Spannungsfeld und im Beziehungsgefüge von Kapital, Lohnarbeit und Staat die jeweiligen Kräfteverhältnisse, Veränderungspotential und Bündnisse aufgezeigt. Am Beipsiel der Metallindustrie werden Streit und Streik um die Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden beschrieben. Die Arbeitskämpfe, die im Kontext der Einkommensentwicklung werden skizziert. Die großen Streiks der Jahre 1950 bis 1963 werden aufgezählt. Exemplarisch wird der Metallarbeiter-Streik in Schleswig-Holstein 1956/57 analysiert. Ein Exkurs befaßt sich mit den Aussperrungen in der BRD als ein übliches Mittel unternehmerischer Sozialgewalt. (KW)