Die Eurokrise hat tiefgreifende Veränderungen im Gefüge von Institutionen und Kompetenzen in der Europäischen Union angestoßen, dafür stehen der 'Fiskalpakt' und die 'excessive imbalance procedure'. Ein effi zientes Governance-System hat sich aber bisher nicht herausgebildet. Die einzelnen Politikbereiche sind zudem innerhalb der EU unterschiedlich stark integrierbar. Zwischen Bereichen, in denen Zentralisierungstendenzen wünschenswert sind und solchen, in denen das Subsidiaritätsprinzip angemessen ist, muss klar unterschieden werden. Bei der Krisenbewältigung müssen demokratische Prinzipien dringend stärker beachtet werden.
Inwiefern lässt sich der Tabubegriff für Analysen universitärer Governance nutzen? Der Beitrag formuliert eine Antwort auf diese Frage in zwei Schritten. Im ersten Schritt wird ein Tabubegriff entfaltet, der als Instrument für die organisationssoziologische Hochschulforschung dienen kann. Im zweiten Schritt wird dieser Begriff auf drei Tabus angewandt, die auf unterschiedlichen Ebenen der universitären Governance angesiedelt sind: zum einen auf der Meso-Ebene der externen, staatlichen Governance von Universitäten, zum anderen auf der Mikro-Ebene der internen, hierarchischen Governance universitärer Einrichtungen. Im Hinblick auf das zugrundeliegende Erkenntnisinteresse hat die Ausleuchtung dieser Tabus dabei insofern einen tentativ-explanativen Charakter, als der Beitrag den Versuch unternimmt, die Tabus auf basale Erwartungsstrukturen im Universitätssystem zurückführen. (HoF/Text übernommen)
Internationale Konferenzen sind ein wichtiger Bestandteil des globalen Regierens: Hier werden internationale Normen und Regeln ausgehandelt. Die Blütezeit dieser Konferenzen ist jedoch vorbei: Andere Governance-Formen gewinnen immer weiter an Bedeutung.
In dieser Dissertation wird die Hedgefonds-Industrie erstmals aus einer umfassenden Governanceperspektive betrachtet. Das Anreizgeflecht zwischen Hedgefonds und ihren wichtigsten Stakeholdern wird analysiert, um darzustellen, welche Interessenskonflikte zwischen Hedgefonds und ihren Stakeholdern, aber auch innerhalb der Stakeholdern-Society der Industrie existieren. Einige dieser Konflikte können das operative Risiko und somit die Kreditrisiken einzelner Fonds erhöhen und strahlen durch die verbreitete Intransparenz und die zunehmenden Ansteckungsgefahren innerhalb der Hedgefonds-Industrie auf weite Teile der Industrie ab. Diese Arbeit ergänzt die wissenschaftliche Literatur, indem erstmals die grundlegenden Interessenskonflikte der Hedgefonds-Industrie gegenüber ihren wichtigsten Stakeholdern (Investoren, Gläubigern & Gesellschaft) identifiziert, umfassend dargestellt und Lösungsansätze diskutiert werden. Zur Identifizierung und Analyse dieser grundlegenden Anreizprobleme und der daraus resultierenden Interessenskonflikte wird sich eines Datensatzes bedient, der bisher noch keine Behandlung in der wissenschaftlichen Literatur über Hedgefonds gefunden hat: Den Hedgefonds-Anklagen der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) zwischen den Jahren 2000 und 2011. Der Blick aus der Stakeholderperspektive ermöglicht es, die Anreize, denen ein Fondsmanager oder verschiedene Stakeholder ausgesetzt sein können, besser zu verstehen, zentrale Anreizprobleme der Industrie zu identifizieren und potenzielle Lösungsansätze vor dem Hintergrund der Governancetheorie zu diskutieren. Zudem wird der Zusammenhang zwischen den Governanceproblemen und den systemischen Risiken der Hedgefonds-Industrie hergestellt. Es wird gezeigt, dass verbesserte Governancestrukturen, die transparenzerhöhend und anreizangleichend wirken, nicht ausschließlich Investoren und Gläubigern, sondern auch der Gesellschaft als zentraler Stakeholder der Industrie einen Mehrwert bringen können. Denn die Governanceprobleme, die noch immer Teile der Hedgefonds-Industrie prägen, wie immer neue und größere Betrugsskandale andeuten, zeigen auch, dass sie aus einer Governance- beziehungsweise operativen Perspektive für ihre wachsende Rolle im Finanzsystem noch nicht gerüstet zu sein scheint. Diese operativen Risiken können die Kreditrisiken vieler Fonds erhöhen und negative Auswirkungen auf systemrelevante Gläubiger haben, die im Brokerage/Depotgeschäft den Risiken einer Vielzahl von Hedgefonds ausgesetzt sein können. Im Lauf der vergangenen Dekade hat zusätzlich noch die Vernetzung innerhalb der Hedgefonds-Industrie und mit systemrelevanten Institutionen zugenommen. Daher sind nicht mehr nur die Kreditrisiken großer Fonds, sondern durch potenzielle Ansteckungsgefahren innerhalb der Industrie werden auch die Kreditrisiken kleinerer Fonds relevant, wenn diese korreliert ausfallen. So können Governanceprobleme in der Hedgefonds-Industrie durch die Erhöhung des operativen und des Kreditrisikos die systemischen Risiken der Industrie beeinflussen. Daher können durch geeignete Governancemechanismen den einzelnen Stakeholdern, der Wissenschaft sowie der Politik grundlegende Informationen und Steuerungsinstrumente zugänglich gemacht werden, die die Mess- und Steuerbarkeit von operativen Risiken erhöhen, potenzieller Überregulierung besser vorbeugen und Kredit- und systemische Risiken abschwächen.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein neues gesellschaftspolitisches Phänomen, das in den wirtschafts- und kulturpolitischen Diskursen der letzten Jahre mit zunehmender Dynamik an Bedeutung gewonnen hat. Diesen gesellschaftlichen Wandel nimmt die vorliegende Abhandlung in den Fokus. Sie verortet diese Debatten in einer globalen kulturpolitischen Arena, die seit den 1980er Jahren nach ganzheitlichen Modellen gesamtgesellschaftlicher Entwicklung forscht. Anhand dieser Evidenzen zeigt diese Arbeit schließlich, dass mit der Kultur- und Kreativwirtschaft nicht notwendigerweise ein neues, weiteres neoliberales Tor aufgestoßen wird. Vielmehr ist die Kultur- und Kreativwirtschaft Teil einer sich neu formenden Ideenwirtschaft, die sich mit zunehmender Stärke gegenüber einer rein materiell verstandenen Ökonomie behauptet. Die Abhandlung schließt damit eine Lücke zwischen Theorie und Praxis der Kultur- und Kreativwirtschaft; denn trotz aller Brisanz und Aktualität liegt bisher nur wenig methodologisch gesichertes Wissen zur spezifischen Funktionslogik dieser Ideenökonomie vor. Die Arbeit richtet sich damit an den wissenschaftlich vorgebildeten Experten, der mit Methoden der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften vertraut ist. In gleichem Maße gibt sie aber auch dem Student und interessierten Laien genügend Anhaltspunkte, um mit der Theorie der Kultur- und Kreativwirtschaft bekannt zu werden und sich reflexiv mit ihr auseinanderzusetzen.
Die Sozialwissenschaften reden ganz selbstverständlich von Global Governance, obwohl es (noch) keinen Weltstaat und auch keine Weltregierung gibt. Dennoch hat sich eine Weltgesellschaft in nuce herausgebildet, die eigene, globale Formen der Regierung und der Selbststeuerung anstelle staatszentrierter politischer Steuerung hervorbringt. Dies geschieht wesentlich mittels Organisationen, Institutionen und Regelsystemen neuen Typs (etwa WTO, BIZ, UN), in die verschiedene Mechanismen der gesellschaftlichen Steuerung (Markt, Recht, Solidarität, Wissen) eingebettet sind.Der Band führt in die verschiedenen Debatten um Global Governance ein, diskutiert Grenzen und Möglichkeiten einzelner Formen gesellschaftlicher Steuerung in der Weltgesellschaft und zeichnet exemplarisch die Entstehung neuer Regimes globaler Steuerung nach. Dabei wird gezeigt, dass die entscheidende Herausforderung in der Steuerung der globalen Wissensgesellschaft liegt.
Governance und Verhaltensökonomik können die Privatrechtswissenschaft vor allem insofern bereichern, als sie zu effektiver Regelsetzung, also zur Auswahl zielführender Regelungsinstrumente und zur Entwicklung sinnvoller Regelungsstrategien beitragen. Umgekehrt sind beide Instrumente methodisch ungleich weniger geeignet, selbst Schutzziele zu definieren und dadurch materielle Regelungsinhalte zu determinieren. Diese Aufgabe sollte einer anderen, vorgelagerten Ebene vorbehalten bleiben; Rechtspolitik und Regelsetzung sind zumindest analytisch voneinander zu trennen. Dass Governance und Verhaltensökonomik ungeachtet ihrer methodischen Eignung in der Rechtswirklichkeit instrumentalisiert werden, um versteckte Rechtspolitik zu betreiben, ist mithin nicht wünschenswert – aber (leider) auch nicht ausgeschlossen.
Nicht nur sind Institutionen auf entgegenkommende Tugenden angewiesen, sondern auch Tugenden auf entgegenkommende Institutionen. Tugenden können durch Institutionen erzeugt und gefestigt, aber genauso gut verdrängt werden. Zu den heute durch "postde- mokratische" Governance scheinbar zunehmend verdrängten Tugenden gehört auch die Orientierung an für wahr oder vernünftig gehaltenen Konzeptionen sozialer Gerechtigkeit in der Politik. In diesem Papier soll das Problem näher erläutert und, am Ende, einige wei- tere Forschungsfragen formuliert werden.
Die Energiewende und der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland befinden sich an einem Punkt, an dem neben den unbestreitbaren Erfolgen und künftigen Chancen auch die damit verbundenen Probleme und Konflikte immer deutlicher werden. Daraus ergibt sich die Herausforderung, die erfolgreich eingesetzten politischen Steuerungsinstrumente und die ihnen zugrunde liegenden Koordinations- und Steuerungsstrukturen weiterzuentwickeln. Der vorliegende Beitrag fasst die wesentlichen Ergebnisse des Arbeitsberichts in Form von Empfehlungen für Politik und Fachöffentlichkeit zusammen. ; The 'Energiewende' (energy transition) and the expansion of renewable energies in Germany is at a point, where, beside the undisputable successes and future opportunities, the problems and conflicts around renewable energy production have become increasingly apparent. The challenge today lies in the further development of the successfully implemented political instruments and of the underlying governance structures. This article summarizes the most important findings of the report as policy recommendations.
Dieser Dieser Beitrag stellt zur Diskussion, welchen Beitrag die Compliance im Rahmen der Corporate Governance-Forschung einnehmen kann, wie sich diese Einordnung aus einer öko-nomischen Sichtweise heraus begründen lässt und welche Auswirkungen zu erwarten sind. Mag auf den ersten Blick der Begriff der Compliance tatsächlich wie ein alter Wein in neuen Schläuchen erscheinen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung dass Compliance-Mechanismen und Maßnahmen im Rahmen der Corporate Governance Forschung einen begründeten Beitrag leisten, der über existierende Mechanismen - wie das Rechtssystem - hinausreicht. Die vorliegende Analyse soll dazu beitragen, eine fundierte Begründung für die Etablierung von Compliance-Maßnahmen zu liefern. Der Beitrag setzt dort an, wo bisherige Maßnahmen nicht oder nur unzureichend greifen: auf der Ebene der Unternehmensleitung.Beitrag stellt zur Diskussion, welchen Beitrag die Compliance im Rahmen der Corporate Governance-Forschung einnehmen kann, wie sich diese Einordnung aus einer ökonomischen Sichtweise heraus begründen lässt und welche Auswirkungen zu erwarten sind. Mag auf den ersten Blick der Begriff der Compliance tatsächlich wie ein alter Wein in neuen Schläuchen erscheinen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung dass Compliance-Mechanismen und Maßnahmen im Rahmen der Corporate Governance Forschung einen begründeten Beitrag leisten, der über existierende Mechanismen - wie das Rechtssystem - hinausreicht. Die vorliegende Analyse soll dazu beitragen, eine fundierte Begründung für die Etablierung von Compliance-Maßnahmen zu liefern. Der Beitrag setzt dort an, wo bisherige Maßnahmen nicht oder nur unzureichend greifen: auf der Ebene der Unternehmensleitung.
Der Beitrag begreift die Einführung von Schulinspektionen in den deutschsprachigen Ländern im Allgemeinen und in Hamburg im Besonderen zum einen als Element des Umbaus von Steuerungsstrukturen im Schulwesen. Bildungspolitik und Bildungsverwaltung versuchen mit datengestützten externen Schulevaluationen eine Steuerungsfähigkeit zurückzugewinnen, die die traditionelle Schulaufsicht allein nicht mehr verbürgen kann. Zum anderen ist mit den Verfahren der Schulinspektion ein Anspruch an empirische Fundierung verknüpft. Dieser wird erklärt als Antwort auf Erfordernisse der Evidenzbasierung von politisch-administrativer Entscheidungsfindung, wobei zugleich aktuelle Inkonsistenzen gefundener Systemlösungen, Ungleichzeitigkeiten und noch ungelöste Entwicklungserfordernisse deutlich werden. (DIPF/Orig.)
Das Internet hat nicht in erster Linie qualitativ, sondern hauptsächlich quantitativ die Anforderungen an die Gewährleistung des Privatsphärenschutzes erhöht. Die steigenden Informationsansprüche von Privaten und Unternehmen sowie die erweiterten informationellen Handlungsmöglichkeiten des Staates, teilweise auch gepaart mit einer gewissen Sorglosigkeit der Individuen bei der Offenlegung persönlicher Daten, machen einen effektiven Privatsphärenschutz im Informationszeitalter schwierig. Der Grat der Komplexität wird noch dadurch erhöht, dass die Verfügbarkeit von Informationen global ist, und zwar im Gegensatz zu den rechtlichen Regelwerken. In einer neuen Ausgabe der Global Governance Spotlights analysiert der Autor Professor Rolf H. Weber, Inhaber des Lehrstuhls für Privat-, Wirtschafts- und Europarecht an der Universität Zürich, das Spannungsfeld zwischen Informationsverbreitung und Privatsphärenschutz und gibt Empfehlungen, wie die Politik sich diesem annehmen sollte.
Dokumentationen der Tagung der KLIMZUG-Veründe an der TU Dortmund am 03.10.2010: Die Aufgabe der Bildung regionaler Netzwerke zur Anpassung an den Klimawandel ist ein Kennzeichen aller sieben KLIMZUG-Initiativen. Infolgedessen sind sie alle mit dem Themenkomplex "regionale" und/oder "Netzwerk-Governance" konfrontiert. Letztere wird dabei vielfach als ein Organisationsmodell verstanden, das geeignet ist, den angestrebten Paradigmenwechsel in Richtung auf die regionale Anpassungsfähigkeit anzuleiten. Viele, darunter gerade auch die politik und verwaltungswissenschaftlich, akteurs und institutionenanalytisch informierten KLIMZUG-Teilprojekte stützen sich auf neue Erkenntnisse der interdisziplinären Governance-Forschung, um diese für den praktischen Prozess der Etablierung eines regionalen Kooperationsnetzwerks fruchtbar zu machen. Zugleich aber kann Governance auch als kritisches analytisches Konzept verstanden und genutzt werden, das den Blick auf die Prozesse der Steuerung und Koordination komplexer Prozesse in komplexen Strukturen richtet und dabei institutionelle Kontexte und deren Wandel ebenso berücksichtigt wie die Aspekte von Macht und Legitimation.
Die ehemals unter der Führung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischenstaatlich organisierte Zusammenarbeit in Gesundheitsfragen hat sich seit den 1990er Jahren deutlich verändert. Aufgrund des Querschnittscharakters ist das Thema Gesundheit mittlerweile zum Brennglas für Herausforderungen im Bereich von Global Governance geworden. Neben einem Mehr an Aufmerksamkeit und Finanzen hat auch die Zahl der Akteure zugenommen. Im vorliegenden Global Governance Spotlight analysiert die Autorin Dr. Cornelia Ulbert, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Instituts für Entwicklung und Frieden, welche Konsequenzen diese Entwicklungen hervorgebracht hat und wie ihnen künftig zu begegnen ist. Sie zeichnet dabei im westlichen drei Diskussionspunkte nach: 1. eine Reform der WHO, 2. eine weitere Verrechtlichung durch eine Rahmenkonvention für globale Gesundheit (Framework Convention on Global Health) und 3. die Schaffung einer neuen Koordinierungsinstanz.
Der Aufsatz befasst sich mit Entwicklungs- und Modernisierungsprozessen in Asien und hinterfragt dabei westliche Beschreibungs- und Beurteilungskategorien. Schon vor einem Jahrhundert begann in den USA eine ernsthafte Diskussion über die künftige Verschiebung der weltpolitischen Gewichte. Heute ist diese Position weit verbreitet: "Die Pazifische Ära wird von China — und niemand anderem — gestaltet werden. In solchen Äußerungen spiegelt sich ein gewisser Grundrespekt vor dem asiatischen Osten. Lässt sich Asien mit westlichen historischen und sozialwissenschaftlichen Begriffen erfassen oder darf man hier Fragezeichen setzen? Die Grundproblematik besteht darin, dass sich große Teile Asiens in einem deutlichen Prozess der Modernisierung befinden.