Kindheit und Zeit: über das Eindringen moderner Zeitorganisation in die Lebensbedingungen von Kindern
In: Lebenslage, Lebensalter, Lebenszeit: ausgewählte Beiträge aus den ersten fünf Jahrgängen der "Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie", S. 24-38
Die Verfasserinnen gehen der widersprüchlichen Entwicklung kindlicher Lebensbedingungen am Problem der Zeitorganisation nach und stellen ausgehend von einem Überblick über wichtige Aspekte modernen Zeitprinzips dar, an welchen Stellen des Alltags der Kinder heute Zeitbedingungen anzutreffen sind, die dem Konzept moderner Zeit entsprechen. Es wird u. a. festgestellt, daß es gerade neuartige Lebensbedingungen (moderne Formen städtischer Lebensweise, neue Medien, reformierte Schulen, wissenschaftlich angeleitete Vorstellungen über Kinder und Erziehung) sind, die Kinder mit Bedingungen moderner Zeit konfrontieren. In der Gesamtheit der kindlichen Lebensbedingungen sind verschiedenartige Prinzipien der Zeitorganisation wirksam. Wenn moderne Zeitorganisation jedoch vermehrt in das Leben der Kinder eindringt, so verändert sich dadurch das Mischungsverhältnis zwischen dem Anteil der Lebenszeit, in dem Kinder vorab und von außen disponierter Zeit handeln und dem Lebenszeitanteil, in dem freier Zeitgebrauch möglich ist. Es könnte ein Zustand erreicht werden, in dem quantitative Veränderungen zu einer neuen Qualität werden. In diesem Kontext ist es wichtig, den quantitativen Anteil abschätzen zu können, den Bedingungen rationaler, linearer und ökonomisierter Zeit in der Gesamtheit kindlicher Lebensbedingungen haben. (TR)