"Wolken betrachten": Meditation und Zufall in der deutschsprachigen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zu Hans Magnus Enzensberger
In: Paragrana: internationale Zeitschrift für historische Anthropologie, Band 22, Heft 2, S. 159-169
ISSN: 2196-6885
Der Aufsatz untersucht die Meditation als eine literarische Praxis am Beispiel der Tradition der christlichen 'Occasional meditations', des 'Meditierens bei Gelegenheit' (J. Hall), die von zufällig begegnenden Gegenständen ihren Ausgang nimmt. Die Betrachtung der Wolken als Inbegriff eines zufällig begegnenden Phänomens wird in ihrer meditativen Bearbeitung bei Joseph Hall (Occasionall Meditations, 1630) und in deren deutschen Adaption bei Christian Scriver (Gottholds zufällige Andachten, 1663) und Barthold Hinrich Brockes (Irdisches Vergnügen in Gott, 1721-1748) vorgestellt. Hans Magnus Enzensbergers Die Geschichte der Wolken (1999) steht am vorläufigen Ende eines nun ins Innerweltliche gewendeten 'Meditierens bei Gelegenheit', das sich der haltlosen Vergänglichkeit ausgesetzt weiß.