Die Rezeption der Marxschen Methode im Austromarxismus
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Band 6, Heft 1, S. 39-53
Die Rezeption der Marxschen Methode durch den Austromarxismus wird an folgenden Kernbereichen untersucht: materialistische oder idealistische Erkenntnistheorie, dialektische oder metaphysische Denkweise und Basis-Überbautheorie im Rahmen der historischen Analyse. Für den ersten Bereich wird die Dominanz idealistischer Momente festgestellt. Die dialektische Methode wurde, wenn überhaupt, nur im Bereich der Naturdialektik anerkannt. Die Gesellschaftsanalyse des Austromarxismus wurde im wesentlichen vom Kautskyanismus geprägt, der die Elemente des Revisionismus ergänzt wurde. Eine bedeutende Rolle spielte in diesem Bereich auch der Psychologismus. Zusammenfassend läßt sich der Austromarxismus als "denaturierter Marxismus" teilweise charakterisieren, zum anderen war er Revisionismus. Die Berufung auf Marx war wesentlich ein formaler Bezug zur Sicherung der innerparteilichen Einheit. Die methodologischen Abweichungen fanden eine Entsprechung in der Politik des Austromarxismus. (BG)