Es ist weithin bekannt, dass 'Post-Truth' noch im Jahr der amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016 vom Oxford English Dictionary zum "Wort des Jahres" gewählt wurde. Angesichts der bedrohlichen Konsequenzen einer grundlegenden Autoritäts- und Legitimitätskrise von Wissenschaft und Journalismus, in Anbetracht weiters einer durch die Deregulierung von Informationsströmen in den neuen Medien und durch 'Echo-Kammern' beförderten epistemischen Tribalisierung der Öffentlichkeit sind seitdem unterschiedliche Reaktionen zu beobachten. Zum einen wird der Ausweg aus diesen Entwicklungen in der Restitution der Autorität von Wissenschaft und einer geteilten epistemischen Basis des öffentlichen Diskurses gesucht; ein Versuch, der allerdings dadurch erschwert wird, dass solchen Rettungsversuchen insbesondere von linker Seite häufig die notwendige epistemologische Grundlage fehlt. Auf der Basis postmoderner Theorie, die das demokratisch-egalitäre Prinzip gleichsam in die Epistemologie einführte, lässt sich nur denkbar schwer für den Vorrang wissenschaftlicher Weltbeschreibung vor anderen, defizitären Überzeugungssystemen streiten.[1] Dies ist jedoch nicht der Weg, den Ilan Zvi Baron in seinem aktuellen Buch How to save politics in a post-truth era? Thinking through difficult times wählt. Bei Post-Truth handelt es sich für Baron nicht um eine Auswucherung, die sich durch Fact-Checking, durch institutionelle Vorkehrungen zur wissenschaftlichen Supervision von Legislatur oder breitenwirksamen Aktivismus in der Art des March for Science bewältigen ließe. Sich in der postfaktischen Ära zu orientieren – und dazu möchte Baron mit seinem Buch Beihilfe leisten – bedeutet, über den Horizont defensiver Maßnahmen angesichts einer vom Aufbrechen epistemischer Rahmen profitierenden Politik hinaus zu blicken. An der in die Krise geratenen liberal-rationalistischen Konzeption des Politischen, an der Idee informierter Entscheidungen der Angehörigen einer gemeinsamen epistemischen "Hintergrundkultur" (John Rawls), muss nicht weiter festgehalten werden. Der Titel von Barons Buch legt bereits das Programm offen: Es geht nicht um eine Rettung der Wahrheit, sondern darum, nach einer Periode der Depolitisierung wieder einen festen Stand im Politischen einzunehmen, politisches Denken und Handeln neu zu erlernen. Dementsprechend widmen sich die beiden ersten Kapitel der Kritik liberaler politischer Theorie und des liberalen Mythos darüber, worum es in der Politik geht ("liberal myth about what politics is about"), sowie der in den Augen des Autors verfehlten Antworten auf die epistemische Krise, die letztendlich selbst Ausdruck einer grundlegenderen Krise des politischen Denkens seien (The end of politics; Unlearning how we think). Wissen in den Diskurs einzuspeisen, um damit dem Zirkulieren von Falschinformationen beizukommen; diese Reaktion betrachtet Baron nämlich als symptomatisch für die liberale Unfähigkeit, sich der Herausforderung politisch denkend zu nähern. Die Bewältigung der Postfaktizität verlange jedoch die Einnahme eines anderen Blickpunktes als jenen von Administration und Staat. Dies ist die Stoßrichtung der Losung "Unlearning how we think". Die Warnungen vor einem epistemischen Anarchismus, die Rufe nach einer Stärkung wissenschaftlicher Politikberatung oder nach Fact-Checking werden nach Baron von einem Standpunkt aus getätigt, der um die institutionelle Verwaltung von Wahrheit als Ressource für den Entscheidungsfindungsprozess besorgt ist und dabei der Vorstellung einer apolitischen Wissensproduktion anhängt. Dies verfehle aber nicht nur den stets politischen Charakter allen Wissens, sondern verhindere auch letztlich jede erfolgreiche politische Gegenmaßnahme auf das Voranschreiten postfaktischer Politik. Eine administrative Perspektive auf Post-Truth bleibt bei der Bekämpfung der Folgen stehen. Es gelte aber, die tieferliegenden Motive für die gegenwärtigen Angriffe auf die alten Autoritäten zu verstehen. Nur so könne man sich einer reinen Defensivposition entwinden, die allein unzureichend sei, um den Gefahren postfaktischer Politik entgegenzuwirken. Anders als jene Stimmen, die angesichts des Post-Truth-Phänomens eine Revision poststrukturalistischer oder postmoderner Theorie empfehlen oder letztere gar zu den Ursachen der gegenwärtigen Misere rechnen, empfiehlt Baron eine Vertiefung in den post-nietzscheanischen Kosmos (S. 76) und in postmodernes und poststrukturalistisches Denken (S. 154), hält nachdrücklich an den jüngst schwer in Verruf geratenen "identity politics" fest (S. 118ff) und setzt auf das narrative Paradigma (S. 52) in der Politikwissenschaft. Politik will Baron als Bedeutungsstiftung verstanden wissen, und ihr wichtigstes Mittel dazu seien Narrative. Diese erst machen Evidenzen "bedeutsam" ("meaningful", S. 81); Bedeutung sei es aber, was im politischen Streit zum Sieg führe, nicht Evidenz (S. 73). Die Entwicklung eines Evidenzen wie jene der Klimaforschung in sich integrierenden und zugleich mehrheitsfähigen politischen Narrativs sei die vorrangige Notwendigkeit (S. 87). Dies erfordere aber, ein Verständnis der Wahl- und Abstimmungsergebnisse der jüngsten Vergangenheit zu gewinnen und zu erkennen, weshalb das Bedeutungsangebot jener, die mit den alten faktensichernden Institutionen brechen, seine gegenwärtige Attraktivität gewinnen konnte. Making sense of the results lautet dementsprechend das dritte Kapitel in Barons Buch. Seine knappen Ausführungen zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 und zum Brexit-Referendum sind einleuchtend. Sie laufen auf die These zu, dass diese als ein "vote for nothing" (S. 110) zu verstehen seien; als eine destruktiv-zynische Reaktion auf eine kontinuierliche Abfolge scheiternder Regierungen, die am Ende schlechte Politik als unabwählbar erschienen ließen (S. 137), und als Ausdruck eines Anti-Intellektualismus, der im "traditionellen Wissen" eine Stütze des 'status quo' ausmacht und es daher ablehnt (S. 27). Entscheidend sei, dass Politik sich vom Leben der Bürgerinnen und Bürger entfernt hat, dass sie für diese gleichgültig und schließlich durch ein "Vertrags-Management" ("contract-management", S. 141) ersetzt wurde. Wer sich an diesem Management zu wessen Gunsten beteiligen darf und soll sei dabei eine Frage, die nicht mehr verhandelt werde (ebd.). In Saving Politics, dem vierten und letzten Kapitel, in dem das Versprechen des Buchtitels eingelöst werden soll, weist Baron zuerst in die Richtung, in die die Politikwissenschaft zu gehen habe, und skizziert einen methodologischen Ansatz. Überraschenderweise ist es Martin Heidegger, bei dessen "hermeneutischer Phänomenologie" (S. 190) Baron ansetzt. Vom Existenzphilosophen Heidegger könne gelernt werden unserer Welt zu begegnen; eine Begegnung, die nicht nur jene Bedeutungen enthält, die wir ihr geben, sondern auch die Fähigkeit, die Weltdeutungen anderer zu interpretieren (S. 158). Erst unter dieser Voraussetzung könne es gelingen, ein Narrativ zu entwickeln, zu dem auch jene Gruppen Zugang finden können, die gegenwärtig in das Lager des anti-intellektuellen Populismus abdriften. Die Ausführungen zur politikwissenschaftlichen Neuorientierung brechen jedoch bei diesen abstrakt bleibenden Andeutungen stehen. Am Ende seines Buches widmet Baron sich der Frage der politischen Verantwortung. Die zuvor ausgeführten Begriffe des Verstehens und der Interpretation sind auch zentral für Barons Konzept von Verantwortung. Überraschend und enttäuschend ist dabei jedoch, dass seine Überlegungen hier gänzlich in das Feld der Ethik schwenken und sein Buch, das mit dem Anspruch antrat, das Wiedererlernen politischen Denkens zu unterstützen, mit der Formulierung von moralischen Ansprüchen gegenüber Bürgerinnen und Bürgern endet. Baron geht sogar so weit, Trump- und Brexit-Wähler bei der Gewissensprüfung anzuleiten. Politische Verantwortung bedeute, nicht nur für die eigenen Entscheidungen Rechenschaft zu tragen, sondern sich bewusst zu sein, dass unsere Entscheidungen uns in einem weiteren Spektrum gesellschaftlicher und politischer Folgen verstricken (S. 186). Dementsprechend seien etwa Wähler misogyner und/oder rassistischer Politiker mit der Frage zu konfrontieren, ob das unterstützte politische Narrativ wirklich mit dem eigenen Selbstverständnis und dem Umgang, den man pflegen möchte, vereinbar ist. Man könne nicht einen misogynen Politiker unterstützen und zugleich behaupten, man sei kein Sexist und lehne Sexismus ab. Wer dies tut, der unterliege einer Selbsttäuschung (S. 186). Noch gewichtiger als das mangelnde Verantwortungsbewusstsein des einfachen Wählers sei aber jenes der politischen Repräsentanten, von denen zu fordern sei, dass sie "fair" mit Evidenzen umgehen, ohne den "Prozess der Wissensproduktion zu unterminieren" (S. 196). Barons Forderungen nach einer neuen Verantwortungskultur und -ethik sind sicher berechtigt, doch sie sind mit Blick auf eine politische Reaktion auf Post-Truth wenig hilfreich. Es ist beinahe erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Baron eben jene traditionell für den Intellektuellen und Gelehrten reservierte Position des Wächters über die demokratische Debatte und des Lehrers demokratischer Tugenden bezieht, deren Autorität sich gegenwärtig im Zustand massiver Erosion befindet. Insofern Baron in den Duktus der moralischen Ansprüche fällt ("what we need is…"), unterläuft ihm genau jener Fehler, den er der liberalen Tradition vorwirft; nämlich eine Vernachlässigung des Kontextes der eigenen Wissensproduktion und damit auch Sprecherposition. Interessanter ist das Barons Buch durchziehende Plädoyer für ein Abgehen von der Fokussierung auf eine institutionelle und staatliche Regulierung der Wirklichkeitsreferenz und der Gedanke, dass die Autorität wissenschaftlicher Evidenzen gleichsam nur von unten her zu restaurieren sei. Dazu sei ein neues Narrativ vonnöten, denn erst ihre Integration in ein sinnstiftendes Narrativ ermächtige die Fakten: Mit Bedeutung (meaning) gewinne man Wahlen und Referenden und damit politische Macht, nicht mit Fakten (S. 73). Bedeutung erhalten Fakten aber erst durch Narrative. Fakten sind also nicht mehr anzurufende Bezugsgrößen politisch-narrativer Bedeutungsstiftung, die den Rahmen definieren würden, was als sinnvolle Erzählung gelten kann und was nicht. Ihr autoritativer Status ist vielmehr Effekt von Narrativen. Akzeptiert man dies als Prämisse von Politik im postfaktischen Zeitalter, stellt sich als primäre Herausforderung nicht die Rettung der Restautorität von Institutionen und Evidenzen, sondern die Überbietung der Kraft des politischen Gegennarrativs. Baron reklamiert mit dieser Emphase auf das Narrativ für sich eine genuin politische Perspektive in Abgrenzung zu der für das liberale Denken zentralen Sorge um die Sicherung des demokratischen Rahmen- und Regelwerks. Man kann sie als realistisch bezeichnen, denn sie vernachlässigt nicht die Basis politischer Macht, auf die eine Rettung der Institutionen und der Evidenzen angewiesen ist. Attraktive politische Narrative sind nämlich, wenn schon nicht hinreichende, so doch notwendige Bedingung für den Machtgewinn im demokratischen Wettkampf. Dabei steht jedoch die Möglichkeit im Raum, dass gegenwärtig gerade der Bruch mit bisher allgemeinen, akzeptierten Evidenzen, mit dem etablierten, von den traditionellen Wissenschaften bestimmten epistemischen Rahmen der politischen Debatte einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb der politischen Narrative darstellt. So argumentiert Bruno Latour in seinem Buch Où atterir, dass angesichts der massiven Kosten, den die Bekämpfung des Klimawandels in ökonomischer, aber auch kultureller Hinsicht den Bevölkerungen des sogenannten Westens kosten würde, und des damit verbundenen kollektiven Stresses eine Politik Auftrieb erhält, die eine geistige Verabschiedung von der belastenden Realität und die lustvolle Illusion anbietet, nicht auf dem gemeinsamen Planeten als prekärer menschheitlicher Existenzgrundlage leben zu müssen[2] – zumindest so lange, bis die Evidenz der begonnenen Katastrophe dorthin durchdringt, wo man sich von wissenschaftlichen Daten nicht beirren lassen wollte. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie es um den demokratischen Wettkampf der Narrative unter den Bedingungen von Post-Truth eigentlich steht. Was bedeutet es für diesen Wettkampf, wenn ein allgemeiner und verbindlicher Referenzrahmen verloren geht, die Narrationen also nicht nur an unterschiedliche Identitätskonzepte und Wertvorstellungen appellieren, sondern letztlich gegeneinander abgedichtete Kosmen entwerfen? Diskussion und Öffentlichkeit bleiben letztlich auch bei Baron die Medien der von ihm geforderten Politik der konkurrierenden Narrative. Diskussion verlangt jedoch ein Mindestmaß an Gemeinsamkeit des Bewusstseins von Herausforderungen und somit einen Grundbestand gemeinsamer Weltreferenz, die gegenwärtig entlang der Bruchlinien sich polarisierender Gesellschaften zerfallen. Die Alternative ist aber die Wiederkehr von Glaubenskämpfen, in der das Bekenntnis zu 'alternativen Faktenquellen' an die Stelle der Diskussion tritt und in der einer durch neue Medien intensivierten Kommunikation innerhalb von Gesinnungsgemeinschaften die kontinuierliche Entwertung der Suche nach Verständigung mit Außenstehenden gegenübersteht. Der "Glaube an Öffentlichkeit und Diskussion"[3] steht (nicht zum ersten Mal) auf dem Spiel. Von diesem "demokratischen Glauben"[4] aber hängt ab, in welcher Form sich der Kampf der Narrative vollzieht, der nach Baron aufzunehmen ist. Die Frage ist nicht allein, ob es politischen Kräften gelingen kann, den Fakten treue hegemoniale Erzählungen zu entwickeln bzw. zu verteidigen, sondern ob es demokratischen Gesellschaften gelingt, angesichts der herrschenden, von außen tatkräftig beförderten Fliehkräfte[5] die Selbstrepräsentation als diskutierende Gemeinwesen aufrecht zu erhalten. Es wäre die Frage nach den Ressourcen zu stellen, auf die demokratische Diskussion angewiesen ist, und nach den Wegen, diese Ressourcen vor ihrem Verfall zu bewahren. Demokratische Autorität als Autorität von Institutionen, Verfahrensweisen und ethischen Normen ist als eine solche Ressource anzusehen, und die Frage nach ihrer Legitimierung, Konstituierung und Erhaltung würde zur Frage nach einer Art Erneuerung des Gesellschaftsvertrags führen, nach einer Übereinkunft über die Form der Politik, der man sich bei abweichenden Interessen und Überzeugungen verpflichtet sieht. Die Konstituierung demokratischer Autorität würde, hier ist an Baron anzuschließen, ebenfalls auf ein sinnstiftendes Narrativ angewiesen sein. Diese Erzählung aber würde eine sein, die nicht den Zweck hat, eine Gruppe, ein politisches Projekt oder eine Ideologie gegenüber einer Gegenpartei auszuzeichnen, sondern von den Gefahren handeln, die dem politischen Konflikt als solchem immanent sind, den potentiellen Spiralen der Eskalation und den Verhärtungen der Fronten. Dabei aber wäre entscheidend, ob in den Gesellschaften der Gegenwart noch ausreichend historische Sensibilität und Urteilsfähigkeit vorhanden ist, die das Verstehen einer solchen Erzählung voraussetzen würde. [1] Vgl. Albrecht Koschorke: Die akademische Linke hat sich selbst dekonstruiert. Es ist Zeit, die Begriffe neu zu justieren. NZZ, 18.4.2018, Online: https://www.nzz.ch/feuilleton/die-akademische-linke-hat-sich-selbst-dekonstruiert-es-ist-zeit-die-begriffe-neu-zu-justieren-ld.1376724 (zuletzt aufgerufen am 8. 8. 2018). [2] Bruno: Latour: Où atterir? Comment s'orienter en politique. Paris 2017. Auf deutsch erschienen als: Bruno Latour: Das terrestrische Manifest. Berlin 2018, S. 53. [3] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. 4. Auflage. Berlin 1969, S. [4] Isolde Charim: "Der demokratische Glaube". In: Jörg Huber, Gesa Ziemer, Simon Zumsteg (Hg.): Archipele des Imaginären. Wien 2009, S. 77-84. [5] Ein aktuelles und bezeichnendes Beispiel ist die Förderung von Dissens in der gegenwärtigen Impfdebatte durch russische Trollaktivitäten, die in einer große mediale Aufmerksamkeit erhaltenden Studie von Forschern der George Washington University aufgearbeitet wurde; siehe David A. Broniatowski u. a.: "Weaponized Health Communication: Twitter Bots and Russian Trolls Amplify the Vaccine Debate". In: American Journal of Public Health. Online vor Drucklegung veröffentlicht am 23. 8. 2018, URL: https://ajph.aphapublications.org/doi/ 10.2105/AJPH.2018.304567 (zuletzt aufgerufen am 26. 8. 2018).
Das vorliegende Buch ist die erste architekturhistorische Gesamtdarstellung der Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, einer Periode bedeutender geschichtlicher Umwälzungen in den österreichischen Ländern und zugleich Übergangszeit von der Baukunst der Romanik zur Gotik. Das Buch ist Ergebnis einer über 35jährigen Forschungstätigkeit des Autors auf diesem Gebiet. Ausgehend von den Erkenntnissen, die er 1975 in seiner Dissertation dargelegt hat, ist es dem Verfasser gelungen, die Entwicklung der Baukunst durch Auswertung laufender bauhistorischer Forschungen, Einzeluntersuchungen und neu ausgewerteter historischer Quellen in ein völlig neues Gesamtbild zu bringen. Eine Reihe wichtiger Erkenntnisse wurden im Rahmen von FWF-Projekten unter der Leitung des Autors erarbeitet (Rekonstruktion der Capella Speciosa, Forschungen zur Wiener Hofburg). Die Ergebnisse korrespondieren überzeugend mit den Forschungen in den österreichischen Nachbarländern (Tschechien, Ungarn, Slowenien, Deutschland), indem sie die aktuellen überregionalen Kulturbeziehungen im Mittelalter bestätigen, die in früheren Theorien von einem stilgeschichtlichen Entwicklungsrückstand in Österreich negiert worden waren. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen des Verfassers ist, dass sich die Gleichzeitigkeit avancierter und rückständiger Stilformen nachweisen lässt, wobei die jeweilige Stilwahl von der Auftraggeberschaft abhängig war. Eingeleitet wird das Buch mit einem Überblick über die Entwicklung der Forschungslage, daran schließen drei Kapitel an, die die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert behandeln, wobei der Überblick sowohl geographisch differenziert wird (Alpenländer, Donauraum) als auch hinsichtlich der Auftraggeber (Landesfürsten, Bischöfe von Salzburg und Passau). Dabei werden wichtige Leitlinien aufgezeigt, die die weitere Entwicklung nachhaltig bestimmten (Zisterzienserarchitektur in Heiligenkreuz und Zwettl, Passauer Bautätigkeit in Göttweig, Kremsmünster, Wien, St.Pölten und Tulln, Salzburger Bautätigkeit am Dom Konrads III. in Salzburg, in Gurk, Seckau, Hartberg). Im folgenden ersten Hauptabschnitt wird für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Donauländern und der Steiermark die Rolle der Landesfürsten (Leopold VI. und Friedrich II. von Babenberg) als Stifter bedeutender Sakralbauten hervorgehoben. Mit diesen Werken gelangten hochaktuelle Errungenschaften der französischen Gotik nach Österreich (Capella Speciosa in Klosterneuburg, Klosteranlagen Lilienfeld, Heiligenkreuz). Der kirchenpolitische Machtkampf der Babenberger gegen das Bistum Passau um die Errichtung eines eigenen Landesbistums in Österreich führte zu einem baulichen Wettstreit, wobei die Passauer Bischöfe ihre Eigenkirchen in Österreich durch aufwändige Umbauten aktualisierten (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger). Im Schatten dieser stilgeschichtlich avancierten Baukunst bestand daneben noch eine nicht geringe Bautätigkeit, die von Adeligen und landesfürstlichen Ministerialen getragen wurde und in deren Klosterstiftungen und Patronatskirchen Ausdruck fand. Diese Werke wurden allerdings von lokalen Baugruppen errichtet, die noch länger an den traditionellen spätromanischen Stilformen festhielten (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). Am Ende der Babenbergerherrschaft kommt es zu einer politischen Intervention Kaiser Friedrichs II. in Österreich, auf die nach neuesten Forschungen sowohl die Initiative zum Umbau der Wiener Stephanskirche mit dem "normannischen" Riesentor als auch der Bau der Wiener Hofburg nach dem Vorbild einer staufisch-sizilianischen Kastellburg zurückgehen. Trotz der politischen Unruhen kommt es vor der Jahrhundertmitte zu bemerkenswerten Architekturschöpfungen (Umbau der Burg Starhemberg, Grenzbefestigungen, Wienertor in Hainburg, Virgilkapelle in Wien, Karner in Tulln), in denen sich unterschiedlichste stilistische und architekturikonologische Motive ("normannische" Bauplastik, Jerusalem-Bezüge) ausdrücken. In der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgt unter dem seit 1251 in Österreich regierenden Přemyslidenfürsten Ottokar II. zu einer Neuorientierung sowohl in der Politik wie in der Baukunst nach Vorbildern Böhmens, die sich in Bauten im Raum von Krems (Dominikanerkirche Krems, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkloster Imbach, Gozzoburg Krems), in Marchegg und Leoben erkennen lassen. Ottokar tritt als Städtegründer auf, setzt aber gleichzeitig aus Gründen seiner Machtpolitik die Traditionen aus der Babenbergerzeit fort, was sich in der Vollendung der Klosterbauten in Lilienfeld und Heiligenkreuz ausdrückt. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass die Entwurfsphase bedeutender Sakralbauten, dis bisher in die Regierungszeit der ersten Habsburger datiert wurden, bereits in die Herrschaftsperiode Ottokars fällt (Hallenchor Heiligenkreuz, Leechkirche Graz, Umbauten an der Liebfrauenkirche Wiener Neustadt). Auch nach dem Machtwechsel unter Rudolf I. von Habsburg werden die von Ottokar geprägten Leitlinien, wie die Förderung der Bettelordensarchitektur (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), die Kontinuität der Traditionen aus der Babenbergerzeit (Brunnenhaus Heiligenkreuz, Kreuzgang Klosterneuburg) aber auch die Aufnahme neuer Raumkonzepte (Hallenkirchen in Tulln und Imbach) ungebrochen fortgesetzt, daneben kommen vereinzelt auch ganz ungewöhnliche Gestaltungslösungen zur Ausführung (Klosterkirche Stams). Das reich bebilderte Buch enthält neben Photos zahlreiche Planzeichnungen, zeichnerische und computergraphische Rekonstruktionen des Verfassers. ; This book is the first complete description of 13th century architecture in Austria. This period was significant for ist political and historical events and upheavels in the provinces of Austria, but at the same time for the transition from romanic to gothic style. The book is the result of the author's continuous studies in this field of architectural history for more than 35 years. Basing on his doctoral thesis of 1975 the author is outlining a completely new panorama of the development in 13th century architecture by using the results of recent investigations, reconstructions and newly interpreted historical sources. Some important results were achieved on behalf of FWF-projects under the author's direction (reconstruction of the Capella Speciosa at Klosterneuburg, research on the history of the Imperial Palace di Vienna). The results are corresponding in perfect way with the scientifical researches in neighbouring countries as Czech Republic, Hungary, Slovenia and Germany, in regard of the long range cultural communications during the Middle Ages, which in former theories were denied by presupposing a distinct stylistic retard in Austrian architecture. Highly important was the author's proof that in the 13th century in Austria existed a contemporaneity between advanced and retarded stylistic forms. The choice of the stylistic attitude mainly depended on the client. The introduction of the book gives a survey of the actual state of research, followed by three chapters, which explicate the conditions in the 12th century, differentiated geographically (alpine regions, Danube valley) and concerning the clientage (dukes, archbishops and bishops of Salzburg and Passau) as well. By this way the general tendencies and motives (Cistercian architecture of Heiligenkreuz and Zwettl; Patavian architecture at Göttweig, Kremsmünster, Vienna, St.Pölten, Tulln; architecture at Salzburg - cathedral of archbisphop Konrad III - Gurk, Seckau, Hartberg) are outlined, which dominated the further development. In the following first main part, which is describing the first half of 13th century, the important role of the Austrian sovereigns (duke Leopold VI and duke Friedrich II) as founders and benefactors of eminent church architecture is emphasized. With these works of art most actual influences of french gothic architecture came to Austria (Capella Speciosa at Klosterneuburg, cloisters at Lilienfeld and Heiligenkreuz). The quarrel in ecclesiastical policy between the Babenberg dukes of Austria and the bishops of Passau, concerning the plan to establich a further diocesy in Austria, caused a competition in the field of architecture between the two powers. Thus the bishops of Passau reconstructed their patronage churches (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger) in Austria in a sumptuous way. Besides this stylistically advanced architecture there existed also a building acitivity not to be neglected, which was supported by the lower aristocracy and the duke's officials, who also founded some monasteries and churches. These buildings were constructed by local workmen, who were following the traditional patterns of late romanic style (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). At the dawn of the Babenberg dynasty an important political intervention of emperor Friedrich II. von Hohenstaufen took place. Recent researches indicate that the reconstruction of St.Stephen's church in Vienna with the famous "Riesentor" with sculptural decorations in Norman Style was initiated by the emperor, even as the foundation of the castle at the place of the later Imperial Palace, which obviously followed the type of the emperor's fortresses in Sicily. In spite of the political agitations and upheavals in the middle of the century some remarkable works of architecture were created, as the castle of Starhemberg, the fortresses at the border to Hungary (Wienertor at Hainburg), St.Virgil's chapel at Vienna and the charnel house at Tulln), where different inconological motives (links to Jerusalem) and stylistic approaches (Norman Style) can be registered. In the second half of the century under the reign of prince Ottokar Přemysl (since 1251) a new cultural direction in policies as well as in the arts was achieved. Motives, created in Bohemia, were taken over in church buildings (Dominikanerkirche, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkirche Imbach) and private houses (Gozzoburg) in and near Krems, at Marchegg and Leoben. Ottokar founded new cities but also continued the Babenberg traditions in regard of his internal policy; so he finished the monasteries at Lilienfeld and Heiligenkreuz. Recent investigations indicated that some of the most important architectural projects, which were supposed to date from the time of the early Habsburgs, already have been conceived under the reign of Ottokar (choir of Heiligenkreuz, Leechkirche at Graz, reconstrucion of the main church of Wiener Neustadt). Even after the takeover of power under Rudolph I. of Habsburg, the main lines, pronounced under Ottokar, as the promotion of mendicant architecture (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), the maintenance of Babenberg traditions (fountain chapel at Heiligenkreuz, cloister Klosterneuburg), but also the introduction of new ideas in space structure (hall-churches at Tulln, Imbach) were continued. Nevertheless also uncommon solutions occured, as the monastery church of Stams. The sumptuously illustrated book contains many plans, graphic and computer-aided virtual reconstructions by the author.
This book is the first complete description of 13th century architecture in Austria. This period was significant for ist political and historical events and upheavels in the provinces of Austria, but at the same time for the transition from romanic to gothic style. The book is the result of the author's continuous studies in this field of architectural history for more than 35 years. Basing on his doctoral thesis of 1975 the author is outlining a completely new panorama of the development in 13th century architecture by using the results of recent investigations, reconstructions and newly interpreted historical sources. Some important results were achieved on behalf of FWF-projects under the author's direction (reconstruction of the Capella Speciosa at Klosterneuburg, research on the history of the Imperial Palace di Vienna). The results are corresponding in perfect way with the scientifical researches in neighbouring countries as Czech Republic, Hungary, Slovenia and Germany, in regard of the long range cultural communications during the Middle Ages, which in former theories were denied by presupposing a distinct stylistic retard in Austrian architecture. Highly important was the author's proof that in the 13th century in Austria existed a contemporaneity between advanced and retarded stylistic forms. The choice of the stylistic attitude mainly depended on the client. The introduction of the book gives a survey of the actual state of research, followed by three chapters, which explicate the conditions in the 12th century, differentiated geographically (alpine regions, Danube valley) and concerning the clientage (dukes, archbishops and bishops of Salzburg and Passau) as well. By this way the general tendencies and motives (Cistercian architecture of Heiligenkreuz and Zwettl; Patavian architecture at Göttweig, Kremsmünster, Vienna, St.Pölten, Tulln; architecture at Salzburg - cathedral of archbisphop Konrad III - Gurk, Seckau, Hartberg) are outlined, which dominated the further development. In the following first main part, which is describing the first half of 13th century, the important role of the Austrian sovereigns (duke Leopold VI and duke Friedrich II) as founders and benefactors of eminent church architecture is emphasized. With these works of art most actual influences of french gothic architecture came to Austria (Capella Speciosa at Klosterneuburg, cloisters at Lilienfeld and Heiligenkreuz). The quarrel in ecclesiastical policy between the Babenberg dukes of Austria and the bishops of Passau, concerning the plan to establich a further diocesy in Austria, caused a competition in the field of architecture between the two powers. Thus the bishops of Passau reconstructed their patronage churches (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger) in Austria in a sumptuous way. Besides this stylistically advanced architecture there existed also a building acitivity not to be neglected, which was supported by the lower aristocracy and the duke's officials, who also founded some monasteries and churches. These buildings were constructed by local workmen, who were following the traditional patterns of late romanic style (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). At the dawn of the Babenberg dynasty an important political intervention of emperor Friedrich II. von Hohenstaufen took place. Recent researches indicate that the reconstruction of St.Stephen's church in Vienna with the famous "Riesentor" with sculptural decorations in Norman Style was initiated by the emperor, even as the foundation of the castle at the place of the later Imperial Palace, which obviously followed the type of the emperor's fortresses in Sicily. In spite of the political agitations and upheavals in the middle of the century some remarkable works of architecture were created, as the castle of Starhemberg, the fortresses at the border to Hungary (Wienertor at Hainburg), St.Virgil's chapel at Vienna and the charnel house at Tulln), where different inconological motives (links to Jerusalem) and stylistic approaches (Norman Style) can be registered. In the second half of the century under the reign of prince Ottokar Přemysl (since 1251) a new cultural direction in policies as well as in the arts was achieved. Motives, created in Bohemia, were taken over in church buildings (Dominikanerkirche, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkirche Imbach) and private houses (Gozzoburg) in and near Krems, at Marchegg and Leoben. Ottokar founded new cities but also continued the Babenberg traditions in regard of his internal policy; so he finished the monasteries at Lilienfeld and Heiligenkreuz. Recent investigations indicated that some of the most important architectural projects, which were supposed to date from the time of the early Habsburgs, already have been conceived under the reign of Ottokar (choir of Heiligenkreuz, Leechkirche at Graz, reconstrucion of the main church of Wiener Neustadt). Even after the takeover of power under Rudolph I. of Habsburg, the main lines, pronounced under Ottokar, as the promotion of mendicant architecture (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), the maintenance of Babenberg traditions (fountain chapel at Heiligenkreuz, cloister Klosterneuburg), but also the introduction of new ideas in space structure (hall-churches at Tulln, Imbach) were continued. Nevertheless also uncommon solutions occured, as the monastery church of Stams. The sumptuously illustrated book contains many plans, graphic and computer-aided virtual reconstructions by the author. Das vorliegende Buch ist die erste architekturhistorische Gesamtdarstellung der Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, einer Periode bedeutender geschichtlicher Umwälzungen in den österreichischen Ländern und zugleich Übergangszeit von der Baukunst der Romanik zur Gotik. Das Buch ist Ergebnis einer über 35jährigen Forschungstätigkeit des Autors auf diesem Gebiet. Ausgehend von den Erkenntnissen, die er 1975 in seiner Dissertation dargelegt hat, ist es dem Verfasser gelungen, die Entwicklung der Baukunst durch Auswertung laufender bauhistorischer Forschungen, Einzeluntersuchungen und neu ausgewerteter historischer Quellen in ein völlig neues Gesamtbild zu bringen. Eine Reihe wichtiger Erkenntnisse wurden im Rahmen von FWF-Projekten unter der Leitung des Autors erarbeitet (Rekonstruktion der Capella Speciosa, Forschungen zur Wiener Hofburg). Die Ergebnisse korrespondieren überzeugend mit den Forschungen in den österreichischen Nachbarländern (Tschechien, Ungarn, Slowenien, Deutschland), indem sie die aktuellen überregionalen Kulturbeziehungen im Mittelalter bestätigen, die in früheren Theorien von einem stilgeschichtlichen Entwicklungsrückstand in Österreich negiert worden waren. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen des Verfassers ist, dass sich die Gleichzeitigkeit avancierter und rückständiger Stilformen nachweisen lässt, wobei die jeweilige Stilwahl von der Auftraggeberschaft abhängig war. Eingeleitet wird das Buch mit einem Überblick über die Entwicklung der Forschungslage, daran schließen drei Kapitel an, die die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert behandeln, wobei der Überblick sowohl geographisch differenziert wird (Alpenländer, Donauraum) als auch hinsichtlich der Auftraggeber (Landesfürsten, Bischöfe von Salzburg und Passau). Dabei werden wichtige Leitlinien aufgezeigt, die die weitere Entwicklung nachhaltig bestimmten (Zisterzienserarchitektur in Heiligenkreuz und Zwettl, Passauer Bautätigkeit in Göttweig, Kremsmünster, Wien, St.Pölten und Tulln, Salzburger Bautätigkeit am Dom Konrads III. in Salzburg, in Gurk, Seckau, Hartberg). Im folgenden ersten Hauptabschnitt wird für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Donauländern und der Steiermark die Rolle der Landesfürsten (Leopold VI. und Friedrich II. von Babenberg) als Stifter bedeutender Sakralbauten hervorgehoben. Mit diesen Werken gelangten hochaktuelle Errungenschaften der französischen Gotik nach Österreich (Capella Speciosa in Klosterneuburg, Klosteranlagen Lilienfeld, Heiligenkreuz). Der kirchenpolitische Machtkampf der Babenberger gegen das Bistum Passau um die Errichtung eines eigenen Landesbistums in Österreich führte zu einem baulichen Wettstreit, wobei die Passauer Bischöfe ihre Eigenkirchen in Österreich durch aufwändige Umbauten aktualisierten (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger). Im Schatten dieser stilgeschichtlich avancierten Baukunst bestand daneben noch eine nicht geringe Bautätigkeit, die von Adeligen und landesfürstlichen Ministerialen getragen wurde und in deren Klosterstiftungen und Patronatskirchen Ausdruck fand. Diese Werke wurden allerdings von lokalen Baugruppen errichtet, die noch länger an den traditionellen spätromanischen Stilformen festhielten (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). Am Ende der Babenbergerherrschaft kommt es zu einer politischen Intervention Kaiser Friedrichs II. in Österreich, auf die nach neuesten Forschungen sowohl die Initiative zum Umbau der Wiener Stephanskirche mit dem "normannischen" Riesentor als auch der Bau der Wiener Hofburg nach dem Vorbild einer staufisch-sizilianischen Kastellburg zurückgehen. Trotz der politischen Unruhen kommt es vor der Jahrhundertmitte zu bemerkenswerten Architekturschöpfungen (Umbau der Burg Starhemberg, Grenzbefestigungen, Wienertor in Hainburg, Virgilkapelle in Wien, Karner in Tulln), in denen sich unterschiedlichste stilistische und architekturikonologische Motive ("normannische" Bauplastik, Jerusalem-Bezüge) ausdrücken. In der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgt unter dem seit 1251 in Österreich regierenden Přemyslidenfürsten Ottokar II. zu einer Neuorientierung sowohl in der Politik wie in der Baukunst nach Vorbildern Böhmens, die sich in Bauten im Raum von Krems (Dominikanerkirche Krems, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkloster Imbach, Gozzoburg Krems), in Marchegg und Leoben erkennen lassen. Ottokar tritt als Städtegründer auf, setzt aber gleichzeitig aus Gründen seiner Machtpolitik die Traditionen aus der Babenbergerzeit fort, was sich in der Vollendung der Klosterbauten in Lilienfeld und Heiligenkreuz ausdrückt. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass die Entwurfsphase bedeutender Sakralbauten, dis bisher in die Regierungszeit der ersten Habsburger datiert wurden, bereits in die Herrschaftsperiode Ottokars fällt (Hallenchor Heiligenkreuz, Leechkirche Graz, Umbauten an der Liebfrauenkirche Wiener Neustadt). Auch nach dem Machtwechsel unter Rudolf I. von Habsburg werden die von Ottokar geprägten Leitlinien, wie die Förderung der Bettelordensarchitektur (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), die Kontinuität der Traditionen aus der Babenbergerzeit (Brunnenhaus Heiligenkreuz, Kreuzgang Klosterneuburg) aber auch die Aufnahme neuer Raumkonzepte (Hallenkirchen in Tulln und Imbach) ungebrochen fortgesetzt, daneben kommen vereinzelt auch ganz ungewöhnliche Gestaltungslösungen zur Ausführung (Klosterkirche Stams). Das reich bebilderte Buch enthält neben Photos zahlreiche Planzeichnungen, zeichnerische und computergraphische Rekonstruktionen des Verfassers.
Aus der Einleitung: Obwohl der Kommunikationssektor boomt, heißt das noch lange nicht, dass ein einheitliches Verständnis darüber besteht, was in diesem Betätigungsfeld überhaupt geleistet wird. Der gesamte Kommunikationsbereich – das gilt vor allem auch für die PR – leidet unter diffusen Berufsbildern und schwammigen Vorstellungen über Tätigkeitsbereiche und Aufgaben. In Zeiten, in denen es selbst bestens ausgebildeten Arbeitskräften immer schwerer fällt, zu erkennen, wen Stellenanzeigen ansprechen sollen und ob ihr eigenes vorhandenes Potential dem Gewünschten entspricht, wird es zunehmend dringlicher, Tätigkeitsbereiche zu beschreiben. Die Kommunikationsbranche macht da keine Ausnahme. Sofern einmal nicht Wirtschaft oder Politik im Mittelpunkt stehen, sondern Sport, geht es zumeist um Journalismusforschung. Dabei benötigt auch der Sportsektor den Dialog mit seinen Teilöffentlichkeiten, um selbstbestimmt über Vorgänge innerhalb der Organisation zu informieren. Der gesamte Sektor erfreut sich großer Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund der Athleten, die mittendrin stehen und zu Helden stilisiert werden. Wie aber ist es um die Leute im Hintergrund bestellt, die als Schaltstelle zur Öffentlichkeit fungieren? Welche Tätigkeiten verrichten sie und mit welchen Qualifikationen? Der Sportjournalist informiert in seinem Artikel in einer Zeitung oder einer Zeitschrift bzw. in seinem Beitrag im Fernsehen oder Radio über aktuelles Sportgeschehen. Dazu zählt in dessen beruflichen Alltag aber nicht nur die reine Ergebniswiedergabe. Wesentlich häufiger als um den Ausgang von Wettbewerben, geht es um die Vor- und Nachberichterstattung. Als Ansprechpartner dafür dienen bevorzugt die Betroffenen selbst, in diesem Fall die Sportler. Die Realität sieht aber eine Funktion dazwischen geschaltet: den Pressesprecher. An ihn wendet sich der Journalist, wenn der Athlet nicht zu erreichen ist, sich eine Geschichte aufgetan hat, der er nachgehen will oder einfach, wenn der Redakteur in der so genannten 'Sauren-Gurken-Zeit' Seiten oder Sendezeit füllen muss. Die Verfasserin der vorliegenden Arbeit war selbst jahrelang in der Situation, die Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit als Radio- und Fernsehjournalistin zu kontaktieren. An einem gewissen Punkt stellte sich dann die unbedarfte Frage: Sitzen die Ansprechpartner der einzelnen Sportorganisationen den ganzen Tag über am Telefon, um sieben Tage die Woche, 24 Stunden lang, für die Medien erreichbar zu sein oder umfasst der Beruf noch andere Tätigkeiten und wenn ja, welche? Nicht zuletzt erfüllt das zum Teil die seit Jahren existierende Forderung der Wissenschaft, zu untersuchen, 'wie sich Berufsrollen, Tätigkeitsbereiche, Macht- und Einflußgrößen, Status, Prestige und Gehälter der Public Relations bei uns entwickeln'. Forschungsstand: Der Beruf des PR-Experten oder Pressesprechers im Allgemeinen bzw. dessen Tätigkeit und die damit verbundenen Qualifikationen ist bereits mehrmals Mittelpunkt des Forschungsinteresses von Wissenschaftlern im deutschen Sprachraum gewesen. Bereits 1985 wurden die Anzahl, das Geschlecht, das Wirken, das Einkommen sowie die notwendige und vorhandene Vorbildung der im Berufsfeld Public Relations Tätigen erstmals in einer Untersuchung in Zahlen ausgedrückt. Deren Verfasserin Meta Hass gilt daher als Pionierin in Österreich. Bis heute eignet sich ihre Forschungsarbeit als klassisches Basiswerk für Vergleiche innerhalb der Public Relations, etwa bei der Untersuchung der Berufsrollen oder bei der Erhebung von Veränderungen durch das Gegenüberstellen aktuellerer Daten. Waren Mitte der 1980er Jahre noch 81 Prozent der PR-Fachleute Männer mit vorwiegend journalistischer Vorbildung, so hat sich das Blatt innerhalb von nur eineinhalb Jahrzehnten regelrecht gewendet. 15 Jahre später ist das Berufsfeld zu 70 bis 80 Prozent weiblich und rund neun von zehn Agierenden verfügen über eine höhere Ausbildung bis hin zum Studienabschluss. Die Angst, dass ein mehrheitlich von Frauen ausgeübter PR-Beruf an Status verliert, herrscht in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, nicht.Wobei nicht auszuschließen ist, dass eine derartige Diskriminierung hierzulande schlichtweg von den Betroffenen nicht wahrgenommen wird. Wieder andere Ergebnisse liefert in diesem Zusammenhang die Schweiz. Die Öffentlichkeitsarbeit unserer westlichen Nachbarn wird vor allem von Laien beherrscht. Eine Aus- oder Weiterbildung im Public Relations-Bereich haben nur wenige PR-Leute. Die Anzahl der Frauen und Männer hält sich in diesem Berufsfeld die Waage. In höheren Positionen sind Frauen, gemessen an ihrem Gesamtanteil in der Branche untervertreten und verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Intensiver mit dem Betätigungsfeld der Pressesprecher hat sich bisher einzig Günter Bentele in Deutschland beschäftigt. Vereinfacht hat ihm die Sache, dass deutsche Pressesprecher in einem Berufsverband zusammengeschlossen sind. Bentele hat diesen Berufsstand als Ganzes mittlerweile zweimal vermessen und herausgefunden, dass in diesem Bereich der PR mehr Männer als Frauen tätig sind. Zu Österreich gibt es bislang keine vergleichbaren Ergebnisse. Eine Vielzahl weiterer Autoren widmete sich dem Tätigkeitsbereich eines PR-Profis. Bei allen aber fehlt der Blick auf den Sport. Das Berufsbild eines Pressesprechers in einer Sportorganisation wird man vergeblich suchen. Lediglich die Beschreibung eines Tätigkeitsbereiches stand schon im Focus wissenschaftlicher Arbeiten. In einem Vergleich zwischen der Pressearbeit der Fußball- und Schiverbände von Österreich und der Schweiz durch Gottfried Stienen richtete sich das Augenmerk auf die Bedeutung der Tätigkeit für den davon profitierenden Journalisten und auf Verbesserungsmöglichkeiten. Weitere Aufgabengebiete der Ansprechpartner der Organisationen blieben ausgespart. Auf Grundlage dieser Untersuchung verfasste Michaela Wörndl wenige Jahre später eine Arbeit und beklagte eine '(…) spärliche, Literatur über Öffentlichkeitsarbeit im Sport bzw. in Sportorganisationen' und 'daß die Sportvereins- und -verbändeforschung in Österreich einen sehr geringen Entwicklungsstand aufweist.' Eine Klage, die nahezu ungehört blieb – mit Ausnahme von Jasmine Hötzl, die anhand des Fallbeispieles eines Fitness-Centers das Aufgabengebiet eines PR-Fachmannes im Sport skizzierte – denn auch Bernhard Beyer bekannte, 'dass es zwar jede Menge Literatur zum Thema Öffentlichkeitsarbeit (…) beziehungsweise zum Thema Sport (…) gibt. Texte, die sich sowohl mit PR als auch mit Sport (…) beschäftigen, habe ich jedoch nur sehr vereinzelt gefunden.' (Beyer 2000: 6) Er widmet sich der Bedeutung der PR für den Sport, nachdem dieser im 20. Jahrhundert enorm expandiert und sich als Wirtschaftfaktor etabliert hat. Gleichzeitig bemängelt Beyer das Fehlen einer Lobby, wie in Wirtschaft und Politik üblich. Kritik an Aufgaben und Zielen der PR einer Sportorganisation und im Detail deren für die öffentliche Ansprache einzusetzenden Mittel finden sich bei Birgit Schielin. Fragestellung: Um dem Berufsbild des Pressesprechers einer Sportorganisation auf die Spur zu kommen, sollen nachfolgende Fragestellungen beantwortet werden, deren theoretischer Fundierung sich die nachfolgenden Kapitel widmen: -Wie notwendig ist Öffentlichkeitsarbeit im Sport, etwa im Vergleich zu Wirtschaft und Politik? -Was macht den Öffentlichkeitsarbeiter einer Sportorganisation aus? -Wie nah kommt der Pressesprecher im OSV dem idealen PR-Praktiker? -Auf welche Weise/mit welchen Mitteln werden die Teilöffentlichkeiten angesprochen? -Welche Anforderungen und Erwartungen gilt es im Österreichischen Schwimmverband zu erfüllen? Welche Rolle spielt dabei das Geschlecht des Pressesprechers? -Pressearbeit gilt als die klassische Technikerarbeit. Welchen Tätigkeiten aber wird im OSV hauptsächlich nachgegangen? -Welche Berufsrolle überwiegt dadurch? Techniker oder Manager? -Welchem der vier Modelle der PR nach Grunig entspricht die Öffentlichkeitsarbeit im OSV?Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung4 1.1Forschungsinteresse4 1.2Forschungsstand5 1.3Fragestellung8 2.Public Relations / Öffentlichkeitsarbeit9 2.1Historische Entwicklung der Public Relations9 2.1.1USA10 2.1.2Deutschland11 2.1.3Österreich13 2.2Begriffsklärungen16 2.2.1Public Relations16 2.2.2Abgrenzung von Public Relations zu verwandten Begriffen20 2.2.2.1Werbung20 2.2.2.2Propaganda21 2.2.2.3Marketing22 2.2.2.4Journalismus22 2.3Ziele, Aufgaben und Instrumente der PR24 2.3.1Ziele der Öffentlichkeitsarbeit24 2.3.2Aufgaben der Public Relations25 2.3.3Instrumente der PR26 2.4Zusammenfassung30 3.Sichtweisen und Theorie der PR32 3.1Verständnis aus kommunikationstheoretischer Sicht32 3.1.1Organisationstheoretische Sicht32 3.1.2Gesellschaftstheoretische Sicht33 3.1.2.1Sport und Gesellschaft34 3.1.2.2Sport und Politik35 3.1.2.3Sport und Wirtschaft36 3.1.3Marketingtheoretische Sicht38 3.2Theorieansätze der Public Relations39 3.2.1Die 'Vier Modelle der Public Relations' nach Grunig/Hunt39 3.2.1.1Publicity Modell39 3.2.1.2Public Information40 3.2.1.3Modell der asymmetrischen Kommunikation40 3.2.1.4Modell der symmetrischen Kommunikation40 3.2.2Einordnung der Teilöffentlichkeiten42 3.3Berufsrollen der Public Relations44 3.3.1PR-Techniker44 3.3.2PR-Manager46 3.4Der ideale PR-Praktiker48 3.4.1Aus der Sicht von Edith Wienand48 3.4.2Nach dem Verständnis Albert Oeckls50 3.5Der reale Praktiker51 3.6Frauen in der PR52 3.7Zusammenfassung54 4.Berufsfeldforschung56 4.1Beruf56 4.1.1Kompetenzraster nach Szyszka57 4.2Berufsfeld58 4.3Profession58 4.3.1Exkurs: Professionalisierung der Public Relations59 4.4Berufsbild61 4.5Betätigungsfelder und Berufsbezeichnungen in der Public Relations63 4.6Pressesprecher67 4.7Zusammenfassung68 5.Grundlegendes zum Thema Sport70 5.1Institutioneller Rahmen von Sport in Österreich72 5.1.1Staatliche Seite des Sports74 5.1.2Nicht-staatliche Seite des Sports76 5.2Wozu Public Relations im Sport?78 5.2.1Aufgaben und Instrumente von Sport-PR80 5.2.2Teilöffentlichkeiten einer Sportorganisation82 5.2.3Abgrenzung zu politischen und wirtschaftlichen Organisationen83 5.3Zusammenfassung84 6.Österreichischer Schwimmverband86 6.1Organisationsstruktur des Österreichischen Schwimmverbandes86 6.2Imageträger des Österreichischen Schwimmverbandes88 6.3Feminisierung der Öffentlichkeitsarbeit in Sportorganisationen89 6.4Forschungsfragen90 6.5Zusammenfassung91 7.Empirische Untersuchung - Befragen der Teilöffentlichkeiten92 7.1Beschreibung der Untersuchungsmethode92 7.2Untersuchungszeitraum93 7.3Forschungsfragen und Interviewleitfaden93 7.4Darstellung der Untersuchung / Beantwortung der Forschungsfragen96 7.4.1Selbstbild96 7.4.2Fremdbild101 7.5Zusammenfassung der empirischen Ergebnisse107 8.Resümee und Ausblick109 8.1Resümee109 8.2Thesen112 8.3Ausblick113 9.Literaturverzeichnis114 9.1Sekundärliteratur120 10.Abbildungs- und Tabellenverzeichnis121 11.Anhang122 11.1OSV-Pressesprecherin Mag. (FH) Anja Richter am 25.6.2008122 11.2Mag. Dietmar Furthmayr / Hauptsponsor Bäckerei Ströck am 3.7.2008127 11.3OSV-Generalsekretär Thomas Gangel am 9.7.2008140 11.4Sportstaatssekretär Dr. Reinhold Lopatka am 17.6.2008148 11.5Robert Michlmayr, Schwimmtrainer am 7.7.2008156 11.6Maxim Podoprigora, Athlet, am 30.6.2008161 11.7Wolfgang Schiefer, Sport-Journalist ATV am 2.7.2008169 11.8Anton Schutti, Geschäftsführer Österreichische Sporthilfe am 24.6.2008177Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.3, Berufsrollen der Public Relations: Historisch aus den Presseabteilungen gewachsen, hat sich das Berufsfeld Public Relations in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immer breiteren Arbeitsbereich entwickelt. Die rein journalistischen Fähigkeiten reichten plötzlich nicht mehr aus und leiteten in den 1970er Jahren in den USA den Beginn der Rollenforschung ein. Je nach Art der ausgeübten Tätigkeit lassen sich nun die Berufsrollen 'PR-Techniker' und 'PR-Manager' unterscheiden. Während ein Techniker wie beiläufig als 'Spezialist für das Verfassen und Produzieren von PR- und Pressematerialien' bezeichnet wird, greift der Manager auch zu wissenschaftlichen Methoden, 'analysiert, plant, berät [und] kontrolliert (…)'. PR-Techniker: Der Ausdruck 'PR-Techniker' bezeichnet den klassischen PR-Praktiker. Nach der von Grunig getroffenen Unterscheidung der vier Modelle der Public Relations zählt er zum handwerklich-technischen Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, der die ersten beiden Modelle der Publicity und der Information umfasst. Klaudia Gründl hat sechs Tätigkeiten der PR-Techniker nach der Häufigkeit ihres Praxiseinsatzes erhoben: - Schreiben und redigieren von Texten. - Herstellung und Pflege der Medienkontakte. - Durchführung von PR-Aktionen. - Verbreitung von Meldungen. - Produktion von Druckschriften. - Herstellen von Fotos und Grafiken. Bereits aus dieser Liste geht deutlich hervor, dass Presse- und Medienarbeit in Österreich den höchsten Stellenwert in der täglichen PR-Arbeit genießt. Daran soll sich in der vergangenen Dekade nichts geändert haben. Nach der jüngsten Untersuchung der Pressesprecher in Deutschland beansprucht der Kontakt zu den Medien den größten Teil der Arbeitszeit, gefolgt von Internet-Auftritt und PR-Aktionen. Seit den ersten Untersuchungen Ende der 1970er Jahre in den USA ist das Rollenbild des Technikers in der Öffentlichkeitsarbeit vorherrschend. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland wurden geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich. Demnach ist es das von Frauen am stärksten besetzte Betätigungsfeld der Public Relations. Gleichzeitig verdienen sie auch bei gleicher Berufsausbildung und Qualifikation wie Männer, weniger als diese. In den USA wurde errechnet, dass die Einkommensdifferenz und damit der Verlust der Frauen im Laufe von rund vierzig Arbeitsjahren zwischen 300.000 und 1,5 Million Dollar beträgt. Dafür wurde der Begriff von 'The million dollar penalty' geprägt. In Österreich allerdings schwammen die Frauen schon früh gegen den Strom. Bereits in den ausgehenden 1990er Jahren zeigte sich in einer Untersuchung ein ausgewogener Anteil von Männern und Frauen unter den PR-Technikern. Gleichsam konnten auch beim Durchschnittsverdienst keine Hinweise auf eine grundsätzliche Schlechterstellung oder Diskriminierung von Frauen gefunden werden. PR-Manager: 'Als Public Relations (PR) (…) bezeichnet man das Management der Kommunikationsprozesse von Organisationen mit ihren Bezugsgruppen.' Die in dieser Definition der 'Schweizer Public Relations Gesellschaft' (SPRG) angeführte Management-Funktion findet sich auch schon in früheren Begriffserklärungen. So erfasste etwa Harlow eine 'distinctive management function' und auch Grunig/Hunt bezeichnen PR als 'management of communication'. Innerhalb der vier PR-Modelle ist der PR-Manager Vertreter der professionellen Public Relations, als die Grunig seine beiden Modelle der asymmetrischen und der symmetrischen Kommunikation bezeichnete. Das bedeutet, ihr Kommunikationsverhalten ist ein dialogisches. Auch gilt ihre PR-Eignung als höher als jene von Technikern. (Vgl. Dorer 1994: 17) 'PR-Manager sind (…) verantwortlich für die Formulierung, Abstimmung und Umsetzung der Kommunikationsstrategie. Ihr Tätigkeitsprofil ist (…) durch planende, steuernde und kontrollierende Tätigkeiten gekennzeichnet'. Nach Gründl lassen sich folgende sechs praktische Tätigkeiten gereiht nach ihrer Häufigkeit dem PR-Manager zuschreiben: - Planung und Empfehlung von PR-Maßnahmen. - Organisation von PR-Aktionen. - Entwicklung von PR-Konzepten. - kommunikationspolitische Entscheidungen treffen. - Analyse von Kommunikationsproblemen. - Erfolgskontrolle. PR-Manager sind männlich und älter als PR-Techniker. Das zeigt sich in Studien aus den USA, Deutschland und der Schweiz zu diesem Thema. In Österreich allerdings hält sich die Geschlechterverteilung diesbezüglich die Waage. Ein Männerüberhang in der Managerrolle ist nicht zu konstatieren. Rund ein Drittel aller PR-Praktiker war zur Mitte der 1990er Jahre in diesem Bereich tätig, darunter mehrheitlich Männer. Die Annahme der Wissenschaftler ist, dass die Karriereleiter bei Männern besser funktioniert als bei Frauen. Als Hintergrund dient der allgemeine Konsens darüber, dass Frauen von ihrer Anlage her die bessere kommunikative Eignung für den Techniker-Beruf mitbringen. Für Ulrike Röttger bedingt das aber auch das Erreichen der gläsernen Decke. Ein Aufstieg innerhalb des Unternehmens in eine Funktion, die strategische Fähigkeiten verlangt, scheint nicht möglich zu sein. Romy Fröhlich wiederum spricht in diesem Zusammenhang von einem Stereotyp, das sie als 'Karrierekiller' und 'Freundlichkeitsfalle' bezeichnet. Langfristig soll die Öffentlichkeitsarbeit eines Managers erfolgreicher sein als jene des Technikers. In der Praxis ist eine Verschmelzung beider Rollen feststellbar, jedoch keine Taylorisierung. Mehrheitlich lehnen die PR-Experten in Österreich zudem eine eindeutige Trennung der Berufsrollen ab. Sie bevorzugen die Bezeichnung 'Kommunikationsarchitekten'. Zusätzlich hat die Wissenschaft neben diesen beiden klassischen Rollenbildern noch ein weiteres ausgemacht: das Berater-Profil. Dieses ist gekennzeichnet durch Tätigkeiten, wie dem Kommunizieren mit Kunden, dem Bearbeiten von Korrespondenz sowie dem Pflegen von Medienkontakten und ist primär in Agenturen anzutreffen.
Für weitere Informationen zur Variablenliste siehe die Dokumentation (Codebook) des CSES Module 1-3 Harmonized Trend File. Informationen zum Inhalt können den Studiennummern ZA5179 CSES Module 1 Full Release, ZA5180 CSES Module 2 Full Release, und ZA5181 CSES Module 3 Full Release entnommen werden.
Die Corona-Pandemie wird den Schulbetrieb wahrscheinlich auch noch im Schuljahr 2020/2021 erheblich einschränken. Dabei stellen sich jenseits der Fragen zum Gesundheitsschutz zunehmend auch solche, die den Kern der Schule als Bildungsinstitution betreffen. Besondere Aufmerksamkeit muss dabei bildungsbenachteiligten Schüler*innen und solchen mit speziellen Förderbedarfen zu Teil werden, denn vieles spricht dafür, dass die Schere zwischen Kindern aus sozial privilegierten und benachteiligten Familien in Folge der Schulschließungen weiter aufgegangen ist. Diese Entwicklung wird sich im Zuge einer schrittweisen Öffnung der Schule fortsetzen, wenn nicht bewusst gegengesteuert wird. Notwendig ist deshalb eine breite bildungswissenschaftliche Diskussion über Ansätze und Maßnahmen, die zum Abbau der neu entstandenen und der schon bestehenden Bildungsungleichheiten beitragen. Im ersten Teil dieses Bandes werden Ergebnisse aus Erhebungen im Frühjahr 2020 vorgestellt, die Aufschluss darüber geben, wie Schüler*innen, Eltern und pädagogisches Personal die mit dem Fernunterricht verbundenen Herausforderungen erlebt haben. Die Beiträge des zweiten Teils widmen sich schulischen Problemfeldern. Unter besonderer Berücksichtigung der Ungleichheitsthematik fassen sie kurz den Forschungsstand zu rechtlichen, pädagogischen, didaktischen und anderen Fragen zusammen und leiten daraus Vorschläge ab, wie Schule, Unterricht und Lernen unter den voraussichtlich noch länger andauernden Einschränkungen und darüber hinaus gestaltet werden könnten. Das Beiheft richtet sich an eine bildungspolitisch interessierte Öffentlichkeit und insbesondere an diejenigen, die in der Bildungspolitik, der Bildungsadministration und natürlich in den Schulen Verantwortung für die Gestaltung des Unterrichts und für schulisches Lernen tragen. (DIPF/Orig.)
Der Focus dieser Arbeit liegt auf den strategischen Reaktionen deutscher Städte (insbesondere Stadtpolitik und Stadtverwaltung) auf den demographischen Wandel als ein gesamtdeutsches gesellschaftliches Phänomen, welches sich räumlich differenziert darstellt. Was sind vor diesem Hintergrund die wahrgenommenen Probleme und wie gehen die Städte damit um? Was sind handlungsleitende Strategien? Im Rahmen des Dissertationsvorhabens wurden 122 Städte bezüglich der Fragestellungen untersucht (Auswertung der demographischen Daten, Recherche auf den Homepages der Städte, Analyse der Neujahrsansprachen der Oberbürgermeister, Untersuchung der explizit artikulierten Strategien der Städte in Form von Stadtentwicklungs- und Integrationskonzepten). Die breite Auswahl empirischer Ergebnisse in der Art eines Surveys ergänzt die auf Fallstudien basierenden Forschungen zum demographischen Wandel in Deutschland. Die demographischen Veränderungen werden im Allgemeinen von den Städten als Herausforderung erkannt und auch thematisiert (in 50 von 104 Neujahrsansprachen explizit erwähnt). Die Städte stellen sich der Herausforderung, wollen aktiv in das Geschehen eingreifen: einerseits am Verteilungskampf um Bevölkerung teilhaben/den Trend umkehren und sich aktiv um Bevölkerungszuwanderung bemühen; andererseits die mit dem Wandel einhergehenden Probleme bewältigen und gegebenenfalls die Strukturen an die neue Situation anpassen. 60 von 122 Städten verzeichnen schon jetzt einen Rückgang ihrer Bevölkerung, 62 haben noch Bevölkerungswachstum. Wahrgenommene Probleme bezüglich des Bevölkerungsrückganges sind in erster Linie Leerstände im Wohnbereich, der geringere Anteil an jüngeren Menschen, unterausgelastete soziale und technische Infrastruktur sowie eine steigende Pro-Kopf-Verschuldung der Einwohner. Strategien der Städte im Umgang mit dem Bevölkerungsrückgang sind in erster Linie eine aktivierende Familienpolitik (z.B. Familienfreundliche Stadt, Bauland für Familien, Bündnis für Familie, Familienpass, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie), der Ausbau der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (z.B. Ganztagsschulen, Betriebskindergärten, Krippen, etc.) sowie der Stadtumbau zur Anpassung der Strukturen an die sich ändernden Rahmenbedingungen. Bei 58 von 122 Städten findet sich das Thema Alterung auf den Internetseiten der Städte wieder. In diesem Zusammenhang werden besonders die Herausforderungen im Umgang mit der Bereitstellung einer altersgerechten Infrastruktur und einer optimalen Gesundheitsversorgung herausgestellt. Bezüglich der Strategien überwiegen Ansätze zur Verbesserung der Pflegesituation und des seniorengerechten Wohnens (z.B. betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhaus), aber auch der Wissenstransfer von Alt zu Jung soll gefördert werden. Desweiteren werden in 111 von 122 Städten die Belange der älteren Mitbürger von sogenannten Seniorenbeiräten vertreten. Dass der Teilaspekt der Heterogenisierung einen zentralen Aspekt darstellt, zeigen die Ergebnisse der Interneterhebung – bei 108 von 122 Städten fanden sich Treffer zum Thema Integration. Der Ausländeranteil in den untersuchten Städten liegt zwischen 1,4 Prozent in Gera und 25,1 Prozent in Offenbach. Trotz der Integrationsbemühungen vieler Städte zeigen sich doch vielschichtige Probleme – Sprachprobleme, geringe berufliche Qualifizierung, Rückzug der Migranten in Nischenwelten (Segregation, Herausbildung von Parallelgesellschaften), hohe Arbeitslosigkeit, kein Wahrnehmen der Integrationsangebote (z.B. Integrationskurse) und auch Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Dem allen versuchen die Städte zu begegnen – in erster Linie in ihrer Sprache, indem sie sich als weltoffen und tolerant bezeichnen. Desweiteren setzen sich für die Belange der ausländischen Mitbürger in 90 Städten sogenannte Aus-länderbeiräte oder auch Integrationsbeiräte ein. In 25 Städten gibt es anstelle eines Beirates - oder zusätzlich - einen Integrationsbeauftragten. 14 von 122 Städten besitzen weder einen Beirat noch einen Integrationsbeauftragten. 50 Städte weisen schon explizit artikulierte Strategien in Form von Integrationskonzepten auf. Bei 28 weiteren Städten ist ein solches Konzept in Arbeit. Die Sprachförderung wird in den meisten Konzepten als Schlüssel zu Bildung und Integration angesehen. Weitere Strategien sind die Förderung der Arbeitsmarktintegration, die interkulturelle Öffnung und die Partizipation am öffentlichen Leben. Bei der Zusammenführung der sektoralen Strategien der Fachämter in eine übergeordnete für die Gesamtstadt geltende Strategie, leisten 'Integrierte Stadtentwicklungskonzepte' bereits in 70 Städten einen wichtigen Beitrag. Durch ein abgestimmtes Vorgehen können aufgrund der geringeren Finanzausstattung der Kommunen Prioritäten gesetzt und Handlungsschwerpunkte festgelegt werden. Nur ein solch integrierter Ansatz wird es den Städten in Zukunft ermöglichen, ihre Handlungsfähigkeit zu bewahren.:1 Einleitung 3 1.1 Demographischer Wandel und Strategien der Stadtentwicklung – Stand der Diskussion 3 1.2 Problemstellung und Forschungsfragen 8 1.3 Allgemeiner Bezugsrahmen der Arbeit 9 1.4 Empirischer Bezugsrahmen 10 1.4.1 Untersuchungsgegenstand 10 1.4.2 Erhebungsmethoden 12 1.5 Aufbau der Arbeit 16 2 Die Stadt im Kontext des demographischen Wandels 17 2.1 Die Stadt 17 2.1.1 Akteure, Akteurskonstellationen und institutioneller Rahmen 17 2.1.2 Organisation 22 2.1.3 Aufgaben 23 2.2 Der demographische Wandel und die Theorie der zweiten demographischen Transformation 25 2.3 Stadt und Bevölkerungsrückgang – "die schrumpfende Stadt baut um" 28 2.3.1 Wir werden "Weniger" 28 2.3.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 31 2.3.3 Strategien und Handlungsansätze 38 2.4 Stadt und Alterung – "die alternde Stadt zieht um" 48 2.4.1 Wir werden "Älter" 48 2.4.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 54 2.4.3 Strategien und Handlungsansätze 55 2.5 Stadt und Internationalisierung – "die bunte Stadt denkt um" 59 2.5.1 Wir werden "Bunter" 59 2.5.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 61 2.5.3 Strategien und Handlungsansätze 63 2.6 Reurbanisierung – die Lösung für die schrumpfende, alternde und weltoffene Stadt 65 3 Pläne, Strategien und der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 67 3.1 Strategische Planung oder Planung mit Strategien? 68 3.2 Strategische Planung im Umgang mit dem demographischen Wandel 73 4 Reaktionen deutscher Städte 75 4.1 Wir werden weniger, älter und bunter 76 4.2 Problemwahrnehmung der Städte – aktuelle Herausforderungen 79 4.2.1 Die Herausforderung des demographischen Wandels 81 4.2.2 Bevölkerungsrückgang ist keine Chance 81 4.2.3 Wir werden älter – ein Traum wird wahr? 84 4.2.4 Kulturelle Vielfalt ist nicht nur eine Bereicherung 86 4.3 Handlungsleitende Strategien – Pläne und Konzepte im Umgang mit dem demographischen Wandel 88 4.3.1 Die Kinder- und familienfreundliche Stadt 94 4.3.1.1 Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf 97 4.3.1.2 Attraktives Wohnen in der Stadt 100 4.3.1.3 Sprachrohre für Kinder und Familien 103 4.3.1.4 Städtische Hilfen 106 4.3.2 Die seniorenfreundliche Stadt 108 4.3.2.1 Lebenslanges Lernen, die Potentiale der Alten und das Ehrenamt 109 4.3.2.2 Wohnen im Alter 111 4.3.2.3 Sprachrohre für Senioren 113 4.3.2.4 Angebote und Hilfen für Senioren 114 4.3.3 Die ausländerfreundliche und weltoffene Stadt 117 4.3.3.1 Sprache als Schlüssel zu Bildung und Arbeit 122 4.3.3.2 Wohnen und Migranten – Integration auf Stadtteilebene 125 4.3.3.3 Sprachrohre und Hilfen für Migranten 129 4.3.4 Die Stadtumbaustadt – nicht mehr nur ein ostdeutsches Phänomen 133 4.3.4.1 Chancen für die Städte 134 4.3.4.2 Rückbau- und Anpassungstrategien – Entwicklung findet 'Innenstadt' 135 4.3.5 Strategische Stadtplanung – ein Hilfsmittel im Wandel? 140 4.3.5.1 Wir brauchen Strategien 140 4.3.5.2 Die Entwicklung von Strategien – Vorgehen nach Plan 141 4.3.5.3 Der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 146 5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen und Perspektiven 155 6 Quellenverzeichnis 167 6.1 Literatur 167 6.2 Dokumente 186 6.2.1 Reden der Oberbürgermeister/innen 186 6.2.2 Stadtentwicklungskonzepte 198 6.2.3 Integrationskonzepte 201 6.3 Internetseiten der Städte 204 6.4 Telefoninterviews 206 7 Abbildungsverzeichnis 212 ; The focus of this work lies on strategic reactions of German cities (in particular city politics and city council) to the phenomenon of demographic change, which appears spatially differentiated. What are the problems perceived in the recent past? How do cities deal with these problems? What are the strategies pursued? Answers to these questions will be given based on an empirical research of 122 mostly large and medium-sized county-free cities in Germany (analysis and interpretation of demographic data, internet research on city homepages, content analysis of New year's speeches of city mayors, content analysis of established strategies in the form of city development concepts and concepts dealing with the integration of immigrants). The broad range of empirical findings in the manner of a survey complements demographic research in Germany that is mainly based on case studies. Most of the German cities recognize demographic change as the main challenge in the near and further future and pick it out as a central theme in city development (in 50 out of 104 New Year's speeches it was explicitly mentioned). The cities rise to that challenge and are willing to do everything within their power: On the one hand they try to gain population by striving immigration (especially young families), on the other hand they want to deal with the problems that come along with populations loss, ageing and a high percentage of foreigners and adjust city structures to the new developments. 60 out of 122 cities are already affected by population loss, 62 still have a growing population. Perceived problems regarding this matter are primarily the high vacancy rates on the housing market, the small share of young people, less utilization of social and technical infrastructure and the increasing per-capita debt (fewer inhabitants lead to less income and less allocation of funds from the German federation and Länder).To become or to be child and family-friendly is one of the main pursued strategies of cities to confront population decline and ageing. In detail cities follow an activating family policy: they provide beneficial land for building for families, participate in the national program 'Alliance for Families', and give benefits concerning leisure activities. Further strategies concern the development of the urban social infrastructure as fulltime schools, day care and nursery schools to provide a better support in reconciliation of work and family life. For the adjustment of a city's social and technical infrastructure as well as the housing market, funds for urban redevelopment are widely used. On 58 out of 122 city homepages the issue of ageing has been picked out as an important theme. In this regard especially the challenges concerning an age-appropriate infrastructure and health care have been emphasized. So cities strive for a better health care provision for older people (outpatient care, home care, new forms of foster homes) as well as senior-friendly housing (e.g. assisted living, 'Multi-Generational Homes') and the knowledge transfer between different generations (e.g. the elderly and the young). Besides those strategies 111 cities have an elected advisory council for senior citizens that stand up for the concerns of older people. Looking at the aspect of integration of immigrants it can be seen that this issue really concerns city officials. Not only that issue-related hits could be found on 108 city homepages, but also the number of perceived problems and developed concepts makes integration an important aspect in dealing with the consequences of demographic change. The share of immigrants in German cities shows significant differences between East and West Germany – it varies between 1.4 percent in the City of Gera and 25.1 percent in the City of Offenbach. Despite numerous integration efforts cities are confronted with severe and complex problems – like language problems, low professional qualification levels and little career opportunities, high unemployment rates of immigrants, development of parallel societies/immigrant communities (segregation), missing acceptation of integration offers (language courses etc.) and xenophobia. Dealing with these problems cities firstly want to be seen as cosmopolitan, multi cultural and tolerant. Secondly numerous cities (90) established an advisory board for foreigners or so called integration agents (25) that regard the interests and suggestions of immigrants. Thirdly the cities developed (50) or are still working on concepts (28) dealing with the integration of immigrants. The promotion of language skills is in most concepts seen as 'the key' to education and integration. Further strategies are employment promotion and integration in the local labor market, cross-cultural communication and competence and the participation in public life. For the integration of all kinds of sectoral strategies in an overall strategy for the entire city, city development processes and concepts have been a big help in dealing with demographic change in 70 cities. Due to the financial crisis, the coordination of interests enables city officials to assign priorities and key aspects of activity. This approach will be necessary, if German cities want to keep their capacity to act in the future.:1 Einleitung 3 1.1 Demographischer Wandel und Strategien der Stadtentwicklung – Stand der Diskussion 3 1.2 Problemstellung und Forschungsfragen 8 1.3 Allgemeiner Bezugsrahmen der Arbeit 9 1.4 Empirischer Bezugsrahmen 10 1.4.1 Untersuchungsgegenstand 10 1.4.2 Erhebungsmethoden 12 1.5 Aufbau der Arbeit 16 2 Die Stadt im Kontext des demographischen Wandels 17 2.1 Die Stadt 17 2.1.1 Akteure, Akteurskonstellationen und institutioneller Rahmen 17 2.1.2 Organisation 22 2.1.3 Aufgaben 23 2.2 Der demographische Wandel und die Theorie der zweiten demographischen Transformation 25 2.3 Stadt und Bevölkerungsrückgang – "die schrumpfende Stadt baut um" 28 2.3.1 Wir werden "Weniger" 28 2.3.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 31 2.3.3 Strategien und Handlungsansätze 38 2.4 Stadt und Alterung – "die alternde Stadt zieht um" 48 2.4.1 Wir werden "Älter" 48 2.4.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 54 2.4.3 Strategien und Handlungsansätze 55 2.5 Stadt und Internationalisierung – "die bunte Stadt denkt um" 59 2.5.1 Wir werden "Bunter" 59 2.5.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 61 2.5.3 Strategien und Handlungsansätze 63 2.6 Reurbanisierung – die Lösung für die schrumpfende, alternde und weltoffene Stadt 65 3 Pläne, Strategien und der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 67 3.1 Strategische Planung oder Planung mit Strategien? 68 3.2 Strategische Planung im Umgang mit dem demographischen Wandel 73 4 Reaktionen deutscher Städte 75 4.1 Wir werden weniger, älter und bunter 76 4.2 Problemwahrnehmung der Städte – aktuelle Herausforderungen 79 4.2.1 Die Herausforderung des demographischen Wandels 81 4.2.2 Bevölkerungsrückgang ist keine Chance 81 4.2.3 Wir werden älter – ein Traum wird wahr? 84 4.2.4 Kulturelle Vielfalt ist nicht nur eine Bereicherung 86 4.3 Handlungsleitende Strategien – Pläne und Konzepte im Umgang mit dem demographischen Wandel 88 4.3.1 Die Kinder- und familienfreundliche Stadt 94 4.3.1.1 Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf 97 4.3.1.2 Attraktives Wohnen in der Stadt 100 4.3.1.3 Sprachrohre für Kinder und Familien 103 4.3.1.4 Städtische Hilfen 106 4.3.2 Die seniorenfreundliche Stadt 108 4.3.2.1 Lebenslanges Lernen, die Potentiale der Alten und das Ehrenamt 109 4.3.2.2 Wohnen im Alter 111 4.3.2.3 Sprachrohre für Senioren 113 4.3.2.4 Angebote und Hilfen für Senioren 114 4.3.3 Die ausländerfreundliche und weltoffene Stadt 117 4.3.3.1 Sprache als Schlüssel zu Bildung und Arbeit 122 4.3.3.2 Wohnen und Migranten – Integration auf Stadtteilebene 125 4.3.3.3 Sprachrohre und Hilfen für Migranten 129 4.3.4 Die Stadtumbaustadt – nicht mehr nur ein ostdeutsches Phänomen 133 4.3.4.1 Chancen für die Städte 134 4.3.4.2 Rückbau- und Anpassungstrategien – Entwicklung findet 'Innenstadt' 135 4.3.5 Strategische Stadtplanung – ein Hilfsmittel im Wandel? 140 4.3.5.1 Wir brauchen Strategien 140 4.3.5.2 Die Entwicklung von Strategien – Vorgehen nach Plan 141 4.3.5.3 Der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 146 5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen und Perspektiven 155 6 Quellenverzeichnis 167 6.1 Literatur 167 6.2 Dokumente 186 6.2.1 Reden der Oberbürgermeister/innen 186 6.2.2 Stadtentwicklungskonzepte 198 6.2.3 Integrationskonzepte 201 6.3 Internetseiten der Städte 204 6.4 Telefoninterviews 206 7 Abbildungsverzeichnis 212
Forschungskonzept Das Nachhaltigkeitsleitbild der Agenda 21 und die damit verknüpften Rollenerwartungen an die Privatwirtschaft sind ein Bezugsrahmen der vorliegenden Doktorarbeit. Die Agenda 21, ein zentrales Dokument der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED 1992), und Dokumente der Folgekonferenzen weisen der Privatwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung nachhaltiger Entwicklung zu: Wirtschaftsunternehmen sollen Wertschöpfung auf der Grundlage umweltverträglichen Umgangs mit natürlichen Res-sourcen erreichen. Als verantwortungsvolle Unternehmen sollen sie die Interessen ihrer Anspruchsgruppen berücksichtigen, und diese Gruppen sollen ihrerseits die Privatwirt-schaft bei der Realisierung nachhaltiger Entwicklung unterstützen. Regierungsunabhängige Umweltorganisationen erwarten von der Privatwirtschaft umwelt-verträglichen Umgang mit natürlichen Ressourcen und üben entsprechend Druck auf Unternehmen aus. Die Literatur dokumentiert jedoch Konflikte zwischen dem Rollenver-ständnis der Privatwirtschaft und den Erwartungen internationaler Organisationen und zivilgesellschaftlicher Anspruchsgruppen. Seitens der Unternehmen bestehen Zweifel, ob die Anforderungen dieser Akteure angemessen sind und inwieweit sie die ihnen zuge-wiesene Verantwortung übernehmen sollen. Auf diese Problematik bezieht sich die vor-liegende, 2006 bis 2008 durchgeführte qualitative empirische Untersuchung. Das Ziel der Forschungsarbeit war, den Wissensstand zum Umgang kleiner bis mittelgro-ßer Produktionsunternehmen mit ihren Rohstoff liefernden natürlichen Ressourcen zu erweitern - ihrer Rolle in Marktketten, ihrer Beziehungen zu Stakeholdern und die Berück-sichtigung natürlicher Ressourcen durch ihr Management. Als Beispiel ausgewählt wur-den Holzmöbel erzeugende Unternehmen (Möbelhersteller), eine mittelständische Bran-che der holzverarbeitenden Industrie. Da Möbelproduktion hohe Wertschöpfung aus Roh-holz ermöglicht, erschien dieses Beispiel aufschlussreich im Hinblick auf die allgemeine Annahme der Agenda 21, hohe ökonomische Wertschöpfung aus Holz lasse Impulse für nachhaltige Waldwirtschaft erwarten. Die Untersuchung wurde in Regionen mit unter-schiedlichen gesellschaftlichen, volkswirtschaftlichen und insbesondere forst- und holz-wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durchgeführt. Forschungsfragen waren: Wie stellt sich "Forst" aus der Sicht von Möbelherstellern dar? In welcher Beziehung stehen Möbelhersteller zu ihren Anspruchsgruppen und wie kom-munizieren sie "Forst" gegenüber diesen Gruppen? Wie berücksichtigen Möbelhersteller "Forst" in ihren Entscheidungen? Der Verfasser stellt diese Forschungsfragen unter den Oberbegriff "Forstrationalität". Das Konstrukt "Forstrationalität" umreißt, wie Entscheidungsträger in der Holzindustrie Wald-bewirtschaftung als ihre Rohstoffbasis wahrnehmen und in Entscheidungen einbeziehen. Es umfasst alle Aspekte der Wahrnehmung und Interpretation sowie des Verhaltens holz-verarbeitender Industrieunternehmen bezüglich ihrer Rohstoffquelle "Forst". Grundlagen hierfür sind Theorien der Ressourcenabhängigkeit (Pfeffer und Salancik 1978/2003; Steimle, 2008) und des Sensemaking (Weick 1995, 2001). Informationen zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden in drei Zentren der Möbel-industrie mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und forstlichen Rahmenbedingungen in Brasilien und in Deutschland gewonnen: in Rio Branco do Acre (RBA) im brasilianischen Amazonasgebiet; in São Bento do Sul (SBS) in Südbrasilien und in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Deutschland. Die drei Regionen in zwei Ländern vergleichende Feldforschung stellte besondere Anforderungen an die Forschungsmethodik. Vorgehen und Aufbau der Erhebungsinstrumente waren in den drei Regionen identisch: Grundlegendes empirisches Wissen vermittelten Inhaltsanalysen von Fachzeitschriften der Möbelwirtschaft (1) sowie die Auswertung von Sekundärinformationen (2). Telefonische Leitfadeninterviews mit Ex-perten (3) beleuchteten die Unternehmensumfelder und gaben allgemeine Hinweise zum Verhalten von Entscheidungsträgern der Möbelindustrie. Das Spektrum der "Forstrationa-litäten" der Entscheidungsträger erschloss sich im persönlichen Kontakt bei Betriebsbesu-chen; in jeder Region wurden zwei Hersteller von Massivholzmöbeln und ein Hersteller von Möbeln aus Holzwerkstoffen ausgewählt (4). Ergebnisse der Fachzeitschriftenanalyse Die quantitative Inhaltsanalyse von Fachzeitschriften diente dazu, das Gesamtspektrum der für den Wirtschaftszweig Möbelindustrie relevanten Fachthemen kennen zu lernen und die relative Bedeutung der Themenfelder "Umweltschutz" sowie "Waldressour-cen/Forstwirtschaft" einzuschätzen. Zusammenfassend konnten folgende Schlüsse gezo-gen werden: 1. Die Themenfelder "Umwelt" und "Forst" interessieren in der Möbelindustrie, erhalten aber in der Fachpresse weniger Raum als Themenfelder wie Wirtschaft, Technologie und Wettbewerb. 2. Im Themenfeld "Umwelt" sind in Deutschland wie in Brasilien Aspekte des eigenen Produktionsstandortes (innerbetrieblicher Umweltschutz) die bedeutendsten Themen der Möbelindustrie. 3. In der brasilianischen Möbelindustrie stehen "forst"-bezogene Aspekte stärker im Fo-kus als in Deutschland. Ergebnisse der regionalen Fallstudien Ergebnisse der Untersuchungsphasen (2) bis (4) stellt die Dissertation in Form von drei regionalen Fallstudien mit identischer Gliederung vor: a) Rahmenbedingungen der Möbel-hersteller b) Nicht-marktliche Anspruchsgruppen c) Lieferanten von Holzprodukten d) Mö-belabnehmer e) Interaktion der Möbelhersteller untereinander f) Forst- und Umweltmana-gement. Die regionalen Fallstudien bestätigen die Einsicht aus der Fachzeitschriftenanalyse, dass die spezifische Situation des gesamten regionalen Sektors "Forst- und Holzwirtschaft" die brasilianischen Möbelhersteller stärker prägt als die in NRW. So fanden in RBA in jünge-rer Zeit einschneidende forst- und umweltpolitische sowie institutionelle Veränderungen statt, die neue Rahmenbedingungen für alle holzbe- und -verarbeitenden Unternehmen gesetzt haben. In der Region SBS beschäftigt "Forst" die Möbelhersteller ebenso wie an-dere Zweige der Holzwirtschaft wegen eingetretener oder in der Zukunft erwarteter Holz-knappheiten sowie angesichts staatlicher Kontrolle der Verwendung von Holz aus legaler Waldnutzung. In NRW werden hingegen die einheimische Waldbewirtschaftung ebenso wie die Verarbeitung von Vorprodukten aus nichttropischen Holzarten als unproblematisch wahrgenommen, forstliche Themen erscheinen nicht als kritisch im Makroumfeld der Mö-belindustrie. In NRW wie in SBS dominiert die Auseinandersetzung mit gesamt- und bran-chenwirtschaftlichen Kerndaten, mit nationalen und internationalen Markttrends sowie mit technologischen Entwicklungen die Agenda der Möbelhersteller. Die Möbelhersteller unterliegen der Aufsicht von Umweltbehörden. Die Kontrolle des in-nerbetrieblichen Umweltschutzes, zum Teil verknüpft mit Arbeitsschutz, zeigte sich in al-len drei Regionen als Schwerpunkt der Aktivität dieser Behörden. Anders als in Deutsch-land unterliegt in Brasilien die Holzbeschaffung durch holzbe- und -verarbeitende Betriebe behördlicher Kontrolle. Die Fachverbände der Möbelindustrie in allen drei Fallstudienregionen definieren als ihre zentrale Aufgabe die Vertretung der Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik und Gesellschaft. In beiden brasilianischen Fallstudienregionen, in denen forstbe-zogene Probleme die Möbelindustrie intensiv beschäftigen, sehen die Möbelindustriever-bände forstbezogene Angelegenheiten auch als ihre Aufgabe. In RBA agiert der Verband mit dem Ziel, die behördliche Registrierung von Möbelproduzenten des informellen Sek-tors voranzubringen und diese zur Verarbeitung von Holz aus legaler Waldnutzung zu verpflichten. In SBS haben die Möbelfachverbände in Perioden der Holzknappheit der Entwicklung der regionalen Forstwirtschaft und der Holzversorgung der Möbelindustrie große Aufmerksamkeit gewidmet; zur Zeit der Untersuchung drängten andere wirtschaftli-che Probleme die Waldthematik in den Hintergrund. Die durch die Forschungsarbeit erfassten Möbelhersteller stehen selten in direktem Kon-takt mit privaten Umweltorganisationen. Sie nehmen jedoch wahr, dass diese Organisa-tionen die Rahmenbedingungen der Möbelindustrie durch Verbraucherkampagnen, An-forderungen an die ersten Stufen der Forst-Holz-Wertschöpfungsketten und durch politi-sches Lobbying indirekt beeinflussen. Die Abhängigkeit der Möbelhersteller von Holzproduktlieferanten variiert in den drei Un-tersuchungsregionen. In NRW ist diese Abhängigkeit schwach ausgeprägt, weil die Mö-belhersteller Vorprodukte regional wie überregional problemlos einkaufen können und weil auch große Holzlieferanten Ansprüche der Möbelindustrie etwa bezüglich der Qualität, Abmessungen und Vorfertigung von Schnittholz und Holzwerkstoffen berücksichtigen. In Brasilien stellt sich die Situation anders dar. In SBS haben große bis mittelgroße Möbel-hersteller wegen der Unsicherheit der Holzversorgung und der Qualität von Vorprodukten aus Holz Schritte zur Rückwärtsintegration unternommen (eigene Sägewerke, vereinzelt eigene Bewirtschaftung von Kiefern-Plantagen) oder alternative Vorproduktquellen ge-sucht. In RBA stellt die behördlich kontrollierte Forderung, nur Holz aus "ordentlicher Waldwirtschaft" zu verarbeiten, die zu einem großen Teil staatlich geförderten Möbelher-steller des formellen Sektors vor Probleme. Denn ein hoher Anteil des entsprechenden regional verfügbaren Tropenholzes wird in Form von Holzhalbwaren in andere Regionen Brasiliens verkauft oder exportiert. Für die Möbelhersteller in RBA sind die Einkaufspreise hochwertiger Holzvorprodukte, insbesondere wenn diese aus zertifiziertem Holz erzeugt werden, deshalb in den letzten Jahren stark gestiegen, während die Möbelpreise aufgrund der Konkurrenz zahlreicher kleiner informeller Produzenten, aber auch durch das Angebot kostengünstig produzierter Serienmöbel aus Südbrasilien unter Druck stehen. Nur wenige gut organisierte Möbelhersteller in RBA scheinen bislang tragfähige Strategien zu verfol-gen, um diesem Dilemma zu begegnen. Die Beziehung von Möbelherstellern zu ihren Abnehmern ist in allen drei Fallstudienregio-nen durch Abhängigkeiten der Möbelhersteller geprägt. In RBA hängen formell registrierte Möbelhersteller stark von öffentlichen Aufträgen ab. In SBS sind Möbelhersteller von der Serienproduktion für den Exportmarkt abhängig; vielfach geben Auslandskunden die Mo-delle vor und haben großen Einfluss auf die Möbelpreisbestimmung. Beim Möbelabsatz im Inland stehen die Hersteller in NRW wie in SBS großen Einkaufsverbänden oder Kon-zernunternehmen des Möbeleinzelhandels gegenüber. In allen drei Regionen erhält die Möbelindustrie von ihren unmittelbaren Möbelabnehmern wie von Endverbrauchern nur schwache "Forst"-Signale - die Herkunft des für die angebo-tenen Möbel verarbeiteten Holzes aus "legaler" oder "nachhaltiger" Waldbewirtschaftung ist allenfalls ein nachrangiges Einkaufskriterium bzw. ist sie nur in Marktnischen relevant. Eine Ausnahme bilden die öffentlichen Auftraggeber in RBA, deren Möbelbeschaffung explizit den Aufbau nachhaltiger regionaler Forst-Holz-Wertschöpfungsketten in Acre stüt-zen soll. Experten der drei Untersuchungsregionen bezeichneten die Interaktion von Möbelherstel-lern untereinander als wenig kollegial, sondern wettbewerbsgeprägt. Unternehmen koope-rierten primär in für den Wettbewerb wenig relevanten Bereichen (z.B. gemeinsame Mes-sebesuche im Ausland). Die Initiative zu intensiverer Kooperation gehe häufig von Ver-bänden oder staatlichen Organisationen aus. Die Unternehmensbesichtigungen und Gespräche mit Experten zeigten, dass die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller nicht über ein systematisch aufgebautes Umweltmanagement verfügen. Die Beschäftigung mit Umweltproblemen orientiere sich vorwiegend an den für sie relevanten umweltrechtlichen Vorschriften. In NRW befolgen die Möbelhersteller nach Experteneinschätzung durchweg die Umweltauflagen; ihre Pro-duktionsbetriebe unterliegen strengen Kontrollen der Umweltbehörden. In Brasilien um-fassen behördliche Umweltschutzanforderungen für Möbelhersteller zusätzlich zum inner-betrieblichen Umweltschutz auch die Auflage, die Holzherkunft aus legaler Waldnutzung nachzuweisen. Bezüglich der Umsetzung der Umweltschutzanforderungen auf betriebli-cher Ebene ergab sich in beiden brasilianischen Regionen ein differenziertes Bild. Theoriebezogene Ergebnisinterpretation Der Verfasser versuchte zu verstehen, wie Unternehmer und Manager in der holzverar-beitenden Industrie das eigene Umfeld wahrnehmen und deuten, wie sie Entscheidungen treffen und begründen. Im Fokus stand die Forstrationalität von Entscheidungsträgern in möbelerzeugenden Unternehmen. Von ihm verfolgte Interpretationsansätze waren: 1. die Unterscheidung von Anlässen forstbezogenen Verhaltens der Möbelhersteller; 2. die Unterscheidung von Verhaltensbezugsebenen und Zeithorizonten; 3. die Prüfung, inwieweit das spezifische Verhalten bezüglich der für die Möbelher-stellung beanspruchten natürlichen Ressource Wald generellen Verhaltensmu-stern von Entscheidungsträgern in Produktionsunternehmen entspricht. Zu (1) Anlässe forstbezogenen Verhaltens Gefragt werden kann nach der wahrgenommenen Dringlichkeit forstbezogener Signale, die ein Möbelhersteller aus seinem Umfeld erhält: Können Anspruchsgruppen aus seiner Sicht ein bestimmtes forstbezogenes Verhalten verlangen bzw. erzwingen? Die Fallstudi-en legen den Schluss nahe, dass Möbelhersteller Einflüsse von Produktketten-externen Anspruchsgruppen wahrnehmen und reflektieren. Die Intensität wahrgenommener An-sprüche ist jedoch offenbar nur selten so hoch, dass sie Reaktionen der Möbelhersteller auslöst. In der Untersuchung erkennbar waren aber Verhaltensänderungen brasilianischer Möbelhersteller nach Einführung der DOF-Dokumentation zum Nachweis der Beschaffung von Holz aus legalen Quellen. Im Umkehrschluss lässt sich vermuten, dass Möbelherstel-ler forstbezogene Themen aus ihren Umfeldern vorwiegend als Signale wahrnehmen, die sie ihrem Selbstverständnis entsprechend individuell bewertet mit ihren Strategien ver-knüpfen, die sie aber auch ignorieren können. Die Art der für die Herstellung eines Möbelstücks verwendeten Holzvorprodukte bzw. die Materialkombination lenkt die Aufmerksamkeit von Möbelkäufern mehr oder minder stark auf den Bezug zum "Forst", wodurch auch die Forstrationalität der Möbelhersteller beein-flusst wird. In der Untersuchung ergaben sich diesbezüglich Unterschiede des Selbstver-ständnisses und der Marketingkommunikation zwischen Herstellern von Möbeln aus Holzwerkstoffen und aus Massivholz, bei den letzteren wiederum bezüglich der Möbelher-stellung aus Tropenholz oder nicht-tropischen Holzarten. Hersteller von Massivholzmö-beln stellten häufig einen Bezug ihrer Möbel zur Natur oder zum Wald her. Dabei betonten Hersteller von Tropenholzmöbeln die Individualität einzigartiger Holzarten aus artenrei-chen Naturwäldern; Hersteller von Möbeln aus nicht-tropischen Holzarten hingegen hoben die Herkunft der Möbelhölzer aus nachhaltig bewirtschafteten "nicht-tropischen" Wäldern hervor. Hersteller von Holzwerkstoffmöbeln argumentierten "ökologisch" mit den Vorteilen hoher Holzausbeute bei der Herstellung und Verarbeitung von Holzwerkstoffen, wodurch Waldressourcen geschont würden. Die brasilianischen Möbelhersteller sehen sich mit Ungewissheiten der Holzversorgung konfrontiert; sie interpretieren diese unterschiedlich, auch innerhalb der beiden Fallstudi-enregionen. In allen drei Untersuchungsregionen bekannten sich die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller zur Verarbeitung von Holz aus unbedenklichen Quellen. Sie erwarten Absatzrisiken für den Fall diesbezüglicher Zweifel ihrer Abnehmer. Gegen-wärtig sei kritisches Hinterfragen der Herkunft von Möbelhölzern seitens der Möbelab-nehmer jedoch selten und beziehe sich vorwiegend auf Tropenholz. Zu (2) Verhaltensbezugsebenen und Zeithorizonte Waldbewirtschaftung ist nur in wenigen Fällen ein eigenes Tätigkeitsfeld von Möbelher-stellern. Mit ihrem forstbezogenen Verhalten ergreifen Möbelhersteller folglich in der Re-gel nicht unmittelbar forstwirtschaftliche Maßnahmen, sondern beeinflussen diese indirekt oder reagieren auf die von anderen Akteuren gesetzten Forstthemen. Dies erfolgt zum einen durch Auswahl der für die Möbelproduktion eingesetzten Materialien und deren Be-schaffung, also durch ein direkt an die Möbelproduktion gebundenes Verhalten. Zum an-deren geschieht dies durch den Umgang und die Kommunikation mit Anspruchsgruppen im unmittelbaren Umfeld und im Makroumfeld. Materialorientiertes Verhalten und die Be-ziehungen zu Anspruchsgruppen stehen jedoch nicht isoliert nebeneinander, sondern können miteinander verknüpft sein, etwa weil bei Materialwahl-Entscheidungen das Ver-trauen zu Lieferanten und Abnehmerpräferenzen berücksichtigt werden. Mit Blick auf die Zeithorizonte der Entscheidungen von Möbelherstellern machte die Ana-lyse deutlich, dass in deren Kurzfristperspektive Forstrationalität von untergeordneter Be-deutung ist und andere Aspekte der Unternehmensumfelder im Vordergrund stehen (z.B. Holzversorgung für das aktuelle Produktionsprogramm und Wettbewerb). In der mittel- und langfristigen Zeitperspektive hingegen erhalten forstbezogene Überlegungen und Maßnahmen (wie Einsatz alternativer Holzvorprodukte oder Verwendung von Holz aus zertifizierter Waldbewirtschaftung) größeres Gewicht. Zu (3) Spiegelt Forstrationalität generelle Verhaltensmuster? Etliche der in der Forschungsarbeit registrierten Ausprägungen von Forstrationalität der Möbelhersteller lassen sich allgemeinen Verhaltensmustern von Entscheidungsträgern in Wirtschaftsunternehmen zuordnen: Legitimation: Die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller in allen drei Unter-suchungsregionen hoben hervor, ihr eigenes forstbezogenes Verhalten, insbesondere die Wahl der verarbeiteten Holzvorprodukte, sei gesetzeskonform und ökologisch unbedenk-lich. Diesen Standpunkt vertraten sie unabhängig von ihren jeweiligen Möglichkeiten, die Rohstoffquellen der beschafften Materialien zu beurteilen und zu beeinflussen. Anpassung: Die Möbelhersteller reagieren auf Anforderungen aus ihren Umfeldern, etwa auf behördliche Vorschriften und Kontrollen, Kritik von Umweltschutzverbänden, Nachfra-ge von Verbrauchern oder veränderte Wettbewerbsbedingungen. Solche Reaktionen schließen auch das forstbezogene Verhalten ein, wobei Vermeidung (zum Beispiel Ver-zicht auf die Verarbeitung von Tropenholz) ein alternatives oder komplementäres Verhal-ten sein kann. Antizipation: Unternehmen entwickeln Antizipationsstrategien, um sich auf erwartete zu-künftige Herausforderungen, Risiken und Chancen frühzeitig einzustellen. Dieses Verhal-ten zeigten Möbelhersteller in allen drei Untersuchungsregionen, etwa in ihrem Umgang mit der Forst-Holz-Produktketten-Zertifizierung oder der Erprobung neuer Holzarten und Holzwerkstoffe. Innovation: Sie ist eine Form der Umsetzung von Anpassung und Antizipation, ist aber für die Massivholz-Möbelhersteller auch eine eigenständige Verhaltensform. Zum Teil haben sie dabei Aspekte der Waldbewirtschaftung (besonders deutlich bei den Möbelherstellern in SBS, die Plantagenbewirtschaftung als neues Geschäftsfeld integriert haben) und der Weiterentwicklung ihrer Rohstoffbasis von vornherein im Blick, zum Teil ergeben sich se-kundäre Effekte für die Forstwirtschaft. Die vorliegende Untersuchung zur "Forstrationalität" holzverarbeitender Unternehmen hat gezeigt, dass Möbelhersteller Stärken und Schwächen der Waldnutzung in ihrer Standort-region wahrnehmen und forstbezogene Entscheidungen reflektiert treffen. Wie sie ent-scheiden, hängt von den Rahmenbedingungen der Industrie, dem Verhalten ihrer An-spruchsgruppen, von den spezifischen Unternehmensstrategien, auch von Wertvorstel-lungen der Eigentümer und Manager ab. Ihnen stehen bestimmte staatliche und private Anspruchsgruppen mit Erwartungen gegenüber, die dem Konzept nachhaltiger Entwick-lung der Agenda 21 entsprechen. Die Unternehmensbeispiele der Fallstudien zeigen ein-zelne Ansatzpunkte für die Verwirklichung nachhaltiger Entwicklung in waldreichen Re-gionen durch die Herstellung von Möbeln. Jedoch erscheint das gegenwärtige forstbezo-gene Verhalten der Möbelhersteller nicht umfassend nachhaltigkeitsorientiert, sondern pragmatisch selektiv abgestimmt auf die Erfordernisse, Interessen und Handlungsmög-lichkeiten der Unternehmen. Potenzial der Möbelindustrie, höhere Wertschöpfung durch immaterielle Phasen der Produktion (ihr Marketing, speziell die Produktgestaltung) zu erreichen, ist vorhanden. Auf der Grundlage neutraler Nachhaltigkeitsüberprüfung in der Holzwertschöpfungskette durch anerkannte Forstzertifizierungs-Systeme könnten von Holzmöbelherstellern durchaus stärkere Impulse für die Entwicklung und Aufrechterhal-tung nachhaltiger Forstwirtschaft ausgehen. Abschließend seien die theoretischen Erklärungsansätze Ressourcenabhängigkeit und Sensemaking angesprochen, denen in dieser Forschungsarbeit gefolgt wurde. Der Zu-sammenhang zwischen beiden ist bereits aus Pfeffer (1978) ableitbar. Steimle (2008) stellt diesen Zusammenhang explizit her, um das Nachhaltigkeitsverhalten von Unter-nehmen theoretisch zu erklären. Auch der Verfasser kombinierte beide Ansätze: Das Konzept der Ressourcenabhängigkeit war hilfreich bei der Analyse der Umfeldeinbettung der Möbelhersteller und bei der Interpretation ihrer Beziehungen zu bestimmten An-spruchsgruppen; der Sensemaking-Ansatz erleichterte es, die Umfeldwahrnehmung aus Sicht der Entscheidungsträger in der Möbelindustrie und ihr forstbezogenes Verhalten zu verstehen. ; Research concept The guideline to sustainability provided by Agenda 21, and the associated expectations of private enterprise with respect to their role in sustainability, represent a frame of reference for the study presented in this Ph.D. thesis. Agenda 21, a central document of the United Nations Conference on Climate and Development (UNCED 1992), and documents pro-duced by the following conferences attribute a central role to private enterprise in the real-isation of sustainable development. Commercial enterprises are expected to create value on the basis of an environmentally acceptable use of natural resources. Responsible en-terprises should accommodate the interests of the respective stakeholder groups, and these groups should in turn support private enterprise in the achievement of sustainable development. Non-governmental environmental organisations' expectations of private enterprise revolve around the environmentally appropriate use of natural resources and, accordingly, they exert pressure on businesses to do so. Nevertheless, the literature documents conflicts between commercial enterprise's understanding of its role and the expectations of interna-tional organisations and civil stakeholder groups. From the perspective of enterprise, doubts exist over whether the demands of these actors are reasonable and over the ex-tent to which commercial enterprise should assume the responsibility attributed to it. The objective of this study was to deepen the knowledge of the use by small and medium sized enterprises (SMEs) of the natural resources providing the raw materials necessary for their production activities – their role in market chains, their relationships with stake-holders and the consideration given to the management of natural resources. Enterprises manufacturing wood furniture were chosen for the study, as a representative example of an SME branch within the wood processing industry. As furniture production facilitates high value creation from raw wood, this example was deemed to be revealing with respect to the general assumption of Agenda 21 that high economic value creation from wood generates impulses for sustainable forestry. The investigation was carried out in regions with contrasting social, economic and especially forest and wood industry framework con-ditions. The research questions were: How do furniture manufacturers perceive 'forestry'? What is the relationship between furniture producers and the corresponding stakeholder groups, and how do they communicate 'forestry' to these groups? How do furniture producers ac-count for 'forestry' in their decisions? The author posed these questions under the overarching concept 'forest rationality.' The 'forest rationality' construct outlines how decision makers in the wood industry perceive forest management as the basis of their raw material supply, and how they account for it within decision making. It incorporates all aspects of the perception and interpretation, as well as the behaviour of wood processing enterprises with respect to the source of their raw material, 'forestry.' The basis for this is theories relating to resource dependence (Pfeffer and Salancik 1978, 2003; Steimle, 2008) and 'sensemaking' (Weick 1995, 2001). The information used to answer the research questions was obtained from three centres of the furniture industry in Brazil and in Germany, each with different social and forestry framework conditions. The three centres were in Rio Branco do Acre (RBA) in the Bra-zilian Amazon, in São Bento do Sul (SBS) in southern Brazil and in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Germany. The comparative data collection carried out in the three regions posed particular demands in terms of the research methods. The approach chosen and the design of the data collection instruments were identical in the three regions. Funda-mental empirical knowledge was provided by means of a content analysis of furniture in-dustry journals (1) and the evaluation of secondary information (2). Guided telephone interviews with experts (3) illuminated the environments in which the enterprises operate and provided general insights into the behaviour of decision makers in the furniture in-dustry. The spectrum of forestry reasoning of the decision makers was further developed through personal contact made during visits to companies. In each region two producers of solid wood furniture and a producer of furniture from derived timber products were se-lected (4). Results of the journal analysis The quantitative content analysis of industry journals served to provide information about the overall spectrum of issues relevant for the furniture industry, and allowed for an as-sessment of the relative significance of the issues 'environmental protection' and 'forest resources/forestry.' The conclusions may be summarised as follows: 1. The issues 'environment' and 'forestry' are of interest within the furniture sector, but receive less attention in the industry press than topics such as economics, technology and competition. 2. In the furniture industry in both Germany and Brazil, the most important themes under the heading 'environment' are aspects concerning the local production site (enterprise-internal environmental protection). 3. 'Forestry'-related aspects are the focus of greater attention within the Brazilian fur-niture industry than the German. Results of the regional case studies The results of the research phases (2) to (4) are presented in the dissertation in the form of three regional case studies with an identical structure, namely a) the framework condi-tions affecting furniture manufacturers, b) non-market stakeholder groups, c) suppliers of wood products, d) furniture consumers, e) interaction between furniture manufacturers, f) forest and environmental management. The regional case studies confirmed the view provided by the analysis of the industry press that the specific situation of the entire regional 'forestry and wood industry' affects the Brazilian furniture manufacturers more so than those in NRW. In RBA there have re-cently been drastic changes in forestry and environmental policy, as well as institutional changes, which have generated new framework conditions for all wood producing and processing enterprises. In the SBS region 'forestry' occupies furniture manufacturers as much as other branches of the wood sector due to existing or expected future shortages of wood, and as a consequence of state control over the use of wood from legitimate forestry. In NRW, on the other hand, native forest management and the processing of materials derived from non-tropical tree species are considered to be unproblematic, and forestry-related themes do not appear to be critical in the macro-environment of the furni-ture industry. In NRW and in SBS the issue of core economic data for the sector as a whole, and branches within the sector, of national and international market trends and of technological developments dominate the agenda of the furniture manufacturers. The furniture manufacturers are subject to restrictions imposed by environmental authori-ties. The control of enterprise-internal environmental protection, linked in part with work safety, was identified as a focus of the activities of these authorities in all three regions. Unlike in Germany, in Brazil the sourcing of wood by wood processing enterprises is sub-ject to official control. The representative associations within the furniture industry in all three case study regions define as their central task the representation of the interests of their member organisa-tions to policy makers and society. In both Brazilian case study regions, in which forestry-related problems greatly occupy the furniture industry, the furniture industry associations also view forestry-related matters as being within their remit. In RBA the responsible as-sociation is seeking to advance the official registration of furniture manufacturers within the informal sector and to oblige them to process only wood obtained from legal sources. In SBS the furniture associations have focused considerable attention on the development of regional forestry and the supply of wood to the furniture industry in periods of wood shortage. At the time of this study, however, other economic problems had pushed the issue of forestry into the background. It was observed that the furniture producers studied as part of the research are rarely in direct contact with private environmental organisations. However, they are aware that these organisations indirectly influence the framework conditions affecting the furniture industry through consumer campaigns, by placing demands on the first links of the forest-wood value chain and through political lobbying. The dependence of the furniture producers on the suppliers of wood products varies be-tween the three study regions. This dependency is weak in NRW because the furniture manufacturers can source materials regionally and beyond without any difficulties, and because large wood suppliers take into consideration the demands of the furniture in-dustry with respect to quality, dimensions and the preparation of sawn wood and derived timber materials. This contrasts with the situation in Brazil. In SBS large to moderately large furniture manufacturers have taken a number of steps towards backward vertical integration (establishment of own sawmills, in some cases resorting to the management of pine plantations) or have sought alternative sources of pre-finished materials. The rea-sons for this are the uncertainty of the wood supply and the quality of the pre-finished wood products. In RBA the statutory requirement that only wood derived from 'legitimate sources' be used in manufacturing poses problems for the largely state-sponsored furni-ture manufacturers in the formal sector. A large proportion of the regionally available tropical wood is sold in or exported to other regions of Brazil in the form of part-wood goods. The prices paid by furniture manufacturers for high quality pre-finished wood pro-ducts, particularly those made of certified wood, have increased considerably in recent years, whereas furniture prices are under great pressure due to competition from numer-ous small, informal manufacturers and as a result of the supply of cheaply manufactured, mass produced furniture from southern Brazil. As yet, only a few well-organised furniture manufacturers in RBA appear to have adopted a strategy capable of countering this di-lemma. In all three regions the relationship between furniture manufacturers and their customers is characterised by dependencies of the furniture manufacturers. In RBA formally regis-tered furniture manufacturers are greatly dependent upon public contracts. In SBS furni-ture manufacturers are dependent upon mass production for the export market, with inter-national customers often specifying the models and exerting a considerable influence on price setting. In terms of national sales, the manufacturers in NRW and in SBS are pitted against the large purchasing associations and groups within the furniture retail industry. In all three regions the furniture industry receives only weak 'forestry' signals from its di-rect costumers and end users – that the wood used in the furniture provided is sourced from 'legal' or 'sustainable' forest management is, at best, a subordinate purchase cri-terion, or is only relevant in niches within the market. The public clients in RBA are an exception as their furniture acquisitions are explicitly intended to support the development of sustainable regional forest-wood value chains in Acre. Experts from the three research regions characterised the interaction between furniture manufacturers as competitive, with little cooperation evident. Any cooperation between the enterprises occurs primarily in those areas that are of little relevance for competition (e.g., visits to exhibitions abroad). Initiatives prompting intensive cooperation often stem from associations or governmental organisations. The visits to the enterprises in the three regions and discussions with the experts revealed that the furniture manufacturers involved in the study do not possess a systematically de-veloped system of environmental management. Consideration of environmental problems is oriented primarily towards the relevant environmental regulations. According to the ex-perts, in NRW the furniture manufacturers adhere to the rules. Their production facilities are subject to strict controls by the environmental authorities. In Brazil the statutory envi-ronmental regulations for furniture manufacturers include not only the enterprise-internal environmental protection stipulations but also the means to demonstrate that the wood used stems from legal sources. The implementation of the environmental protection re-quirements at operational level was found to be variable in the two Brazilian regions. Interpretation of the results in a theoretical context The author sought to understand how entrepreneurs and managers in the wood process-ing industry perceive and interpret their own environment; how they make and justify deci-sions. The focus was on the forestry reasoning exhibited by decision makers in furniture manufacturing enterprises. The interpretative approaches followed were: 1. The differentiation of motives for forestry-relevant behaviour displayed by furniture manufacturers; 2. The differentiation of behavioural planes of reference and time horizons; 3. The examination of the extent to which the specific behaviour with respect to the forest resource, as the principal source of the raw material used in the manufac-ture of furniture, corresponds to the general behavioural patterns of decision mak-ers in manufacturing enterprises. On (1) motives for forestry-related behaviour One might enquire as to the perceived urgency of the forestry-related signals that a furni-ture manufacturer receives from his environment: can, as far as the manufacturer is con-cerned, stakeholder groups demand or even force a certain forestry-related behaviour? The case studies suggest that furniture manufacturers perceive and take into consider-ation influences exerted by stakeholder groups external to the product chain. It would ap-pear, however, that the intensity of the perceived demands is rarely so high as to cause a reaction on the part of the manufacturers. Changes in the behaviour of Brazilian manufac-turers did become evident in the study after the introduction of the DOF documentation requiring that they be able to prove the wood they use is sourced legally. Conversely, it can be assumed that furniture manufacturers predominantly perceive forestry-related themes within their environment as signals, which they assess individually on the basis of their own beliefs and either integrate within their strategies or ignore. The type of pre-finished wood product – or combination of materials – used in the manu-facture of a piece of furniture serves to focus the attention of furniture buyers onto the relationship with 'forestry' to a greater or lesser extent, through which the forestry reason-ing of the manufacturers is also influenced. The investigation revealed differences in understanding and in marketing approaches between the manufacturers of furniture made of derived timber products and those of furniture made from solid wood; and in the latter case there was a further distinction between users of tropical and non-tropical tree spe-cies. The manufacturers of solid wood furniture often draw a link between their furniture and nature or the forest. Manufacturers of furniture made with tropical wood emphasise the individuality of unique types of wood stemming from natural forests rich in species. The manufacturers of furniture using non-tropical species, alternatively, accentuate the fact that their wood stems from sustainably managed 'non-tropical' forests. Manufacturers using derived timber products base their 'ecological' arguments on the advantages of the low levels of waste in the production and processing of derived timber products, as a re-sult of which forest resources are used more efficiently. The Brazilian furniture manufacturers are concerned by the uncertainties surrounding the supply of wood. The associated problems are perceived differently by different manufac-turers, even within the two case study regions. In all three study regions the furniture manufacturers involved in the study avowed the use of wood from legitimate sources, and expect risks to their sales if their customers were to have doubts in this regard. At present there is little critical scrutiny of the origins of the wood used in furniture by the consumer, however, and that which exists focuses predominantly on the use of tropical wood. On (2) behavioural planes of reference and time horizons In only very few cases is forest management an activity undertaken by furniture manufac-turers. The forestry-related behaviour of the furniture manufacturers does not involve di-rect participation in forest management operations, but rather in influencing these indi-rectly, or in reacting to the forest issues taken up by other actors. This is expressed in the choice of the materials used in furniture manufacture, and in their procurement; that is, through behaviour linked directly to furniture manufacture. It is also expressed in the communication with stakeholder groups situated in the enterprises' immediate surround-ings and in their macro-environment. Material-oriented behaviour and the relationship with stakeholder groups are not independent issues but may be linked; for example, because in decisions concerning material selection the manufacturer's trust in the supplier and the preferences of the consumers are taken into consideration. In terms of the time horizons of the decisions made by furniture manufacturers, the analy-sis made clear that forestry reasoning plays a subordinate role in their short term perspec-tive, and that other aspects are of greater importance for the enterprises in question (e.g., wood supply for the current production programme and competition). Forestry-related considerations and measures (e.g., the use of alternative pre-finished wood products or the use of certified wood) are afforded greater weighting in the medium to long term. On (3) whether forest rationality reflects general patterns of behaviour Many of the forms of forest rationality of the furniture manufacturers identified in the re-search can be matched to general behavioural patterns of decision makers in commercial enterprises: Legitimacy: The furniture manufacturers from all three regions involved in the study em-phasised that their own forestry-related behaviour complies with the law and is ecologi-cally sound, particularly the choice of pre-finished wood products. They adopted this posi-tion irrespective of their abilities to judge or influence the sources of the raw materials pro-cured. Adaptation: The furniture manufactures react to demands from their environment, such as statutory regulations and controls, criticism from environmental protection associations, requests from customers and altered competition conditions. Such reactions also incorpo-rate their forestry-related behaviour, with avoidance (e.g., avoiding the use of tropical wood) a possible alternative or complementary behaviour. Anticipation: Enterprises develop anticipation strategies in order to prepare in advance for expected future challenges, risks and opportunities. This behaviour was exhibited by furni-ture manufacturers in all three study areas; for example, in their manner of dealing with forest-wood product chain certification and in the testing of new wood types and derived timber products. Innovation: Innovation is a form of manifestation of adaptation and anticipation, but is also a distinct form of behaviour in the case of the manufacturers of solid wood furniture. They have, to a certain extent, aspects of forest management (particularly evident in the case of the furniture manufacturers in SBS that have integrated plantation management as a new area of operations) and the further development of their raw material base firmly in focus from the outset. There are also secondary effects for forestry. This study of the 'forest rationality' of wood processing enterprises shows that furniture manufacturers perceive the strengths and weaknesses associated with forest utilisation in their regions, and that they reflect carefully on forestry-related decisions. The decisions they make depend on the framework conditions within the industry, the behaviour of the associated stakeholder groups, the strategy of the specific enterprise and on the ideals of the owners and managers. They are confronted by the expectations of certain state and private stakeholder groups; expectations that correspond with the concept of sustainable development espoused by Agenda 21. The enterprises included in the case studies re-vealed individual starting points for the achievement of sustainable development in forest-rich regions through the production of furniture. However, the current forestry-related be-haviour of the manufacturers is not comprehensively geared towards sustainability. Rather it is pragmatically selective, tailored to the needs, interests and possible courses of action available to the respective enterprise. The potential for furniture manufacturers to achieve greater value creation in the non-material phases of the production process (marketing, and especially product design) exists. On the basis of neutral sustainability assessments in the wood value creation chain, carried out by recognised forestry certification systems, it is certainly possible for manufacturers of wood furniture to create greater impulses for the development and maintenance of sustainable forestry. Finally, to the theoretical approaches offering a potential explanation considered in the study, namely resource dependence and 'sensemaking.' The connection between the two could already be inferred from Pfeffer (1978). Steimle (2008) revealed the link between the two explicitly, in order to explain theoretically the sustainability behaviour of enter-prises. The author of this study also combined both approaches. The concept of resource dependence was helpful in the analysis of how embedded manufacturers are in their envi-ronment, and in the interpretation of their relationship with certain stakeholder groups. The 'sensemaking' approach rendered it easier to understand the perception by decision mak-ers in the industry of their business environment and their forestry-related behaviour.