Gesellschaftliche Probleme des Alter(n)s zwischen Mikro- und Makroebene — zur Methodologie alter(n)ssoziologischer Erklärungen
In: Zur Konstruktion sozialer Ordnungen des Alter(n)s, S. 65-79
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In: Zur Konstruktion sozialer Ordnungen des Alter(n)s, S. 65-79
In: Historical social research: HSR-Retrospective (HSR-Retro) = Historische Sozialforschung, Band 30, Heft 1, S. 95-117
ISSN: 2366-6846
Der Beitrag argumentiert für eine Beendigung methodologischen Lagerdenkens und für eine Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der Sozialforschung. Zu diesem Zweck wird zuerst kurz der Diskussionsstand über Methodenintegration referiert, wobei besonderes Gewicht auf den Begriff der 'Triangulation' gelegt wird, welcher oft als eine grundlegende Kategorie für Strategien der Methodenkombination dient. Es zeigt sich, dass dieser Begriff zumindest dann, wenn er auf den Bereich der Integration qualitativer und quantitativer Methoden bezogen wird, kein einzelnes methodologisches Konzept, sondern eher eine Metapher mit einem breiten Bedeutungsfeld repräsentiert. Es werden drei verschiedene Bedeutungen dieser Metapher diskutiert: Triangulation als gegenseitige Validierung von Forschungsergebnissen, Triangulation als die Integration von verschiedenen Perspektiven auf denselben Untersuchungsgegenstand und Triangulation in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung. Diese verschiedenen Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs werden mit empirischen Forschungsergebnissen kontrastiert, die aus Projekten der empirischen Lebenslaufforschung stammen, in denen qualitative und quantitative Paneluntersuchungen integriert wurden. Diese Beispiele machen deutlich, dass jede der drei Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs zwar einen beschränkten Wert zur Darstellung und Beschreibung von Kombinationsmöglichkeiten für qualitative und quantitative Forschungsmethoden besitzt, dass aber keines der verschiedenen Triangulationskonzepte als ein allgemeines methodologisches Modell für die Integration qualitativer und quantitativer Verfahren brauchbar ist. Im Schlusskapitel des Beitrags wird die These vorgestellt und begründet, dass das grundlegende Problem bisheriger methodologischer Diskussionen über die Integration qualitativer und quantitativer Methoden darin besteht, dass hier epistemologische und methodologische Konzepte nicht genügend verknüpft werden mit theoretischen Überlegungen über die Natur der untersuchten sozialen Strukturen und sozialen Prozesse. Abschließend werden einige Möglichkeiten skizziert, um sowohl die dargestellten Beispiele aus der soziologischen und sozialpsychologischen Lebenslaufforschung als auch die referierten Diskussionsbeiträge über Triangulation in einen allgemeineren theoretischen Rahmen zu integrieren. Hierzu wird einerseits die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Beschreibung herangezogen und andererseits aktuelle Diskussionen über Individualisierungsprozesse in sich modernisierenden Gesellschaften. Es lässt sich zeigen, dass der Triangulationsbegriff in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung zwar nicht als alleinige Grundlage für ein allgemeines Modell der Methodenintegration dienen kann, wohl aber sehr hilfreich sein mag, um eine vertiefte Einsicht in das Verhältnis von Fragen der Methodenintegration zu theoretischen Grundlagenproblemen der Sozialwissenschaften zu gewinnen.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 2, Heft 1
ISSN: 1438-5627
Der Beitrag argumentiert für eine Beendigung methodologischen Lagerdenkens und für eine Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der Sozialforschung. Zu diesem Zweck wird zuerst kurz der Diskussionsstand über Methodenintegration referiert, wobei besonderes Gewicht auf den Begriff der "Triangulation" gelegt wird, welcher oft als eine grundlegende Kategorie für Strategien der Methodenkombination dient. Es zeigt sich, dass dieser Begriff zumindest dann, wenn er auf den Bereich der Integration qualitativer und quantitativer Methoden bezogen wird, kein einzelnes methodologisches Konzept, sondern eher eine Metapher mit einem breiten Bedeutungsfeld repräsentiert. Es werden drei verschiedene Bedeutungen dieser Metapher diskutiert: Triangulation als gegenseitige Validierung von Forschungsergebnissen, Triangulation als die Integration von verschiedenen Perspektiven auf denselben Untersuchungsgegenstand und Triangulation in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung. Diese verschiedenen Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs werden mit empirischen Forschungsergebnissen kontrastiert, die aus Projekten der empirischen Lebenslaufforschung stammen, in denen qualitative und quantitative Paneluntersuchungen integriert wurden. Diese Beispiele machen deutlich, dass jede der drei Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs zwar einen beschränkten Wert zur Darstellung und Beschreibung von Kombinationsmöglichkeiten für qualitative und quantitative Forschungsmethoden besitzt, dass aber keines der verschiedenen Triangulationskonzepte als ein allgemeines methodologisches Modell für die Integration qualitativer und quantitativer Verfahren brauchbar ist. Im Schlusskapitel des Beitrags wird die These vorgestellt und begründet, dass das grundlegende Problem bisheriger methodologischer Diskussionen über die Integration qualitativer und quantitativer Methoden darin besteht, dass hier epistemologische und methodologische Konzepte nicht genügend verknüpft werden mit theoretischen Überlegungen über die Natur der untersuchten sozialen Strukturen und sozialen Prozesse. Abschließend werden einige Möglichkeiten skizziert, um sowohl die dargestellten Beispiele aus der soziologischen und sozialpsychologischen Lebenslaufforschung als auch die referierten Diskussionsbeiträge über Triangulation in einen allgemeineren theoretischen Rahmen zu integrieren. Hierzu wird einerseits die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Beschreibung herangezogen und andererseits aktuelle Diskussionen über Individualisierungsprozesse in sich modernisierenden Gesellschaften. Es lässt sich zeigen, dass der Triangulationsbegriff in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung zwar nicht als alleinige Grundlage für ein allgemeines Modell der Methodenintegration dienen kann, wohl aber sehr hilfreich sein mag, um eine vertiefte Einsicht in das Verhältnis von Fragen der Methodenintegration zu theoretischen Grundlagenproblemen der Sozial
Das Problemfeld Doping ist im Diskurs zu sportlichen Ereignissen ebenso präsent, wie die sportlichen Leistungen selbst. Doping als eine Form abweichenden Verhaltens ist somit unmittelbar mit dem Sport verbunden, wird jedoch meistens negativ bewertet und stellt somit im Rahmen des sportlichen Geschehens ein "soziales Problem" dar. Eine derart populäre Thematik ist nicht davor gefeit, dass sich Meinungen und Vorstellungen verfestigen, denen an vielen Stellen empirische Befunde entgegen stehen oder auch gänzlich fehlen. An dieser Stelle setzt die kumulative Arbeit an, in der fünf "Mythen" zum Problem- und Geschäftsfeld Doping einer genaueren oder erstmaligen empirischen Prüfung unterzogen werden. Diese Mythen betreffen Argumente für eine Ausweitung der Anti-Doping-Politik bzgl. Strafen und zum Schutz der Athletengesundheit, die Perspektive der Zuschauer und Medien, die Verbindung zwischen Einkommenschancen und Doping ebenso wie die Verbreitung des "Problems" im Breitensport. Die zugrunde liegenden Studien sind in ein größeres Forschungsnetzwerk eingebettet, in dem interdisziplinär und auf unterschiedlichen Ebenen das Thema beleuchtet wird. Ein Schwerpunkt stellt dabei die sozioökonomischen Perspektive da und hierbei die grundlegenden Annahmen rational handelnder Akteure sowie Kosten-Nutzen-Kalkuationen zur Erreichung eines Optimums. ; The problem field doping is present in the discourse on sporting events as well as the sporting performances themselves. Doping as a form of deviant behavior is thus directly linked to sport, but is usually negatively evaluated and in this way represents a "social problem" within the scope of sporting events. Such a popular subject is not immune from the fact that opinions and notions which are often contradicted by empirical findings or are completely lacking are solidified. At this point the cumulative work begins, in which five "myths" about the problem and business field doping are subjected to a more precise or first empirical examination. These "myths" relate to the expansion of ...
BASE
In: International vergleichende Organisationsforschung: Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse ausgewählter Untersuchungen, S. 91-105
Der Verfasser thematisiert die dem Paradigma moderner Industriegesellschaften zugrundeliegende "Annahme einer impliziten Kontinuität von (gesellschaftlicher) Makroebene und (organisatorischen) Mikroebenen". Vor dem Hintergrund von Diskontinuitäten, Ressourcenverknappung und systemischen Ungleichgewichten als Zukunftsprobleme moderner Gesellschaften werden neue theoretische und methodische Herausforderungen an die Sozialwissenschaften diskutiert, die "eine erneute systematische Thematisierung des Spannungsfeldes von Mikroebene und Makroebene" erfordern. In diesem Zusammenhang "können Vergleiche zwischen modernen Industriegesellschaften einen wichtigen Beitrag leisten, da so systematisch die Bedingungen auf der gesellschaftlichen Makroebene variiert und ihre Wechselwirkungen mit der betrieblichen Mikroebene untersucht werden können". Der in den siebziger Jahren entstandene Ansatz des "gesellschaftlichen Effekts" erweist sich in Hinblick auf eine Theorie der gesellschaftlichen Steuerung als unzureichend, da er bei der Konstruktion unvergleichbarer gesellschaftlicher Totalitäten stehenbleibt. Hier schlägt der Verfasser "die Untersuchung und den Vergleich der Dynamiken und Mechanismen gesellschaftlicher Entwicklung" vor. (ICE)
Intro -- Inhaltsverzeichnis -- Tabellenverzeichnis -- Abbildungsverzeichnis -- Danksagung -- 1 Einleitung -- 1.1 Konkretisierung der Fragestellung -- 1.2 Aufbau der Arbeit -- 2 Was heißt Blut spenden? Formen und Organisation der Blutspende in Deutschland -- 3 Einflussgrößen der wiederholten Blutspendebereitschaft -- 3.1 Wer beginnt eine Spenderkarriere und warum? Charakteristika und Motive von Erstspendern (Mikroebene) -- 3.2 Wo werden Spenderkarrieren begonnen? Regionale Unterschiede im Erstspenderaufkommen (Makroebene) -- 3.3 Wer setzt eine Spenderkarriere fort? Individuelle Einflussgrößen der wiederholten Blutspendebereitschaft (Mikroebene) -- 3.4 Wo werden Spenderkarrieren fortgesetzt? Wohnumfeld und wiederholte Blutspendebereitschaft (Mikro- und Makroebene) -- 3.5 Zusammenfassung und Charakterisierung des Mehrebenenansatzes -- 4 Datenbasis und Auswertungsmethodik -- 4.1 Datenbasis -- 4.1.1 Primärdatenerhebung - Schriftliche Spenderbefragung von Erstspendern des Jahres 2005 -- 4.1.2 Prozess- und Sekundärdaten -- 4.2 Operationalisierungen und Auswertungsmethodik -- 4.2.1 Beschreibung von Erstspendern und ihren Motiven (Mikroebene) -- 4.2.2 Modelle zur Erklärung der regionalen Unterschiede im Spenderaufkommen (Makroebene) -- 4.2.3 Modelle zur Bestimmung von individuellen Prädiktoren der wiederholten Blutspendebereitschaft (Mikroebene) -- 4.2.4 Modelle zur Bestimmung von aggregierten Prädiktoren der wiederholten Blutspendebereitschaft (Mikro- und Makroebene) -- 5 Ergebnisse der Auswertungen -- 5.1 Charakteristika und Motive von Erstspendern (Mikroebene) -- 5.2 Regionale Unterschiede im Erstspenderaufkommen (Makroebene) -- 5.3 Individuelle Einflussgrößen der wiederholten Blutspendebereitschaft (Mikroebene) -- 5.4 Wohnumfeld und wiederholte Blutspendebereitschaft (Mikro- und Makroebene) -- 6 Diskussion der Ergebnisse.
In: Essentials Series
1 Einleitung -- 2 Antisemitismus und Individuum: die Mikroebene -- 3 Antisemitismus in der Vermittlung zwischen Individuum und Struktur: die Mesoebene -- 4 Antisemitismus und Gesellschaft: die Makroebene -- 5 Moderner Antisemitismus: die Integration der Mikro-, Meso- und Makroebene
In: International vergleichende Organisationsforschung: Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse ausgewählter Untersuchungen, S. 82-90
Der Verfasser stellt zunächst den "transnationalen" Untersuchungsansatz in der international vergleichenden Forschung dar. Hier gründet sich der Vergleich zweier Länder auf die Gegenüberstellung unterschiedlicher Ausprägungen bestimmter Variablen. Die verwendeten Variablen basieren auf Konzepten und Indikatoren, "deren formaler und allgemeiner Charakter ihnen faktisch den Rang universeller Kategorien einräumt und die jeden Bezug zu der Gesellschaft, der die untersuchten Organisationen und Akteure angehören, leugnen". Dieser Forschungsrichtung wird der Ansatz des "gesellschaftlichen Effekts" gegenübergestellt, der durch die "Hervorhebung der Beziehungen zwischen Mikro- und Makroebene" gekennzeichnet ist. In diesem Ansatz wird daher "eigentlich die Gesamtheit, die Totalität der beobachteten Interdependenzen auf Mikro- und Makroebene miteinander verglichen". (ICE)
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 43, Heft 2, S. 291-301
ISSN: 0023-2653
Der Aufsatz liefert ein Erklärungsmodell für die Revolution in der DDR mittels eines strukturell-individualistischen Ansatzes. Es wird festgestellt, daß Ereignisse auf der Makroebene nicht unmittelbar andere Ereignisse auf dieser Ebene nach sich ziehen. "Vielmehr müssen dem strukturell-individualistischen Ansatz zufolge Einflüsse beachtet werden, die von der Makroebene (etwa Gorbatschows Kursänderung...) auf die Mikroebene (die Handlungsaussichten der DDR-Bürger) wirken. Dies führt zu bestimmten Verhaltensweisen (die DDR-Bürger wählen Protest), die wiederum einen Rückkopplungseffekt auf die Makroebene (Revolution und Regierungssturz) ausüben." Dabei spielen die Verknüpfungsregeln von Präferenzen eine wesentliche Rolle: es genügt nicht, die individuellen Präferenzen der Akteure zur Vorhersage kollektiver Ereignisse zu addieren. Diese Aussagen werden belegt, indem zunächst mittels eines nutzentheoretischen Modells die Entscheidungssituation der Akteure abgebildet wird. In einem zweiten Schritt wird die Frage nach geeigneten Verknüpfungsregeln der Präferenzen anhand des Schwellenwertmodells erörtert. (pag)
In: Zeitschrift für vergleichende Politikwissenschaft: ZfVP = Comparative governance and politics, Band 7, Heft 1, S. 137-157
ISSN: 1865-2646
Der Artikel untersucht den Einfluss von Korruption auf die Einstellung von Individuen hinsichtlich ihrer Bewertung des Demokratiegrades ihrer Länder. Hierbei unterscheiden wir zwischen der individuellen Wahrnehmung von Korruption auf der Mikroebene sowie Korruptionsphänomenen auf der Makroebene und fragen danach, welcher dieser beiden Indikatoren die Regimebewertung durch die Bürger beeinflusst. Unsere Mehrebenenanalyse überprüft zehn Faktoren der Mikroebene (individuelle Zufriedenheit mit der Regierung, Wirtschaft, dem Bildungssystem, ihrer Beteiligung an sozialen Aktivitäten, das Empfinden öffentlicher Sicherheit, und ihre Einschätzung, ob sie bezüglich der vier demographischen Merkmale Geschlecht, Alter, Bildung und Einkommen diskriminiert werden) und vier Kontextfaktoren (Entwicklung, Wirtschaftswachstum, Demokratisierungsgrad und Einkommensungleichheit). Die Analyse bietet dabei ein differenziertes Ergebnis: Erstens stellen wir fest, dass die individuelle Einschätzung, ob Richter oder die Polizei korrupt sind, die Zufriedenheit mit der Demokratie beeinflusst. Zweitens legt unsere Analyse nahe, dass ein ähnliches Ergebnis bezüglich Korruption auf der Makroebene nicht gibt. Korruption auf der Makroebene steht in keinem Zusammenhang mit der individuellen Bewertung der demokratischen Qualität eines Landes durch dessen Bürger.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 12, Heft 2
ISSN: 1438-5627
Im Beitrag wird am Beispiel der Untersuchung von Bildungsaufsteiger(inne)n dem Zusammenhang von politischer Gelegenheitsstruktur und habituellen Praxen nachgegangen. Die theoretische Konzeption der Biografie ermöglicht es hier, die Makroebene gesellschaftlicher Rahmenbedingungen mit der Mesoebene administrativer Entscheidungen und der Mikroebene individueller Handlungspraxen zu verbinden. Um in der biografischen Analyse möglichst nah an der auf eine Makroebene fokussierenden theoretischen Konzeption der politischen Gelegenheitsstruktur zu verbleiben, wird ein methodisches Verfahren vorgestellt, das als theorieorientierte Fallrekonstruktion bezeichnet werden kann. Dieses ermöglicht es, die Grundlogik fallrekonstruktiven Arbeitens weitestgehend aufrechtzuerhalten und trotzdem ein größeres Sampling in die Analyse einzubeziehen.
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 38, Heft 1, S. 32-54
ISSN: 0023-2653
Der Aufsatz fragt nach dem Menschenbild der verschiedenen soziologischen Ansätze und bemüht sich um die Entwicklung eines Menschenbildes, das als heuristischer Wegweiser für die Formulierung erklärungskräftiger Theorien dienen kann. Die Kritik an dem passiven homo sociologicus wird als berechtigt akzeptiert und den individualistischen Programmen in der Soziologie Priorität eingeräumt. Doch führt die völlige Verhaltensfreiheit des homo oeconomicus zu Transformationsproblemen zwischen Mikro- und Makroebene. Mit Hilfe des hier vorgeschlagenen Konzepts der "constrained choice" lassen sich diese Schwierigkeiten und die Einseitigkeiten der o. g. Menschenbilder überwinden. Dieses Konzept geht von subjektiven Wahlmöglichkeiten aus und davon, daß die Präferenzen der Entscheidungsprozedur empirisch bestimmt werden müssen und wandelbar sind. Aufgegeben wird also das einseitig an stabilen monetären Kalkülen orientierte Präferenzdenken der Ökonomie. Es wird im einzelnen dargelegt, daß und wie dieser Ansatz geeignet ist, die Transformations- und Rückkopplungsprobleme zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Theorienbildung zu lösen. (MH)
In: Governance von Profit- und Nonprofit-Organisationen in gesellschaftlicher Verantwortung, S. 1-13
Nach einer Begriffsklärung von Governance befasst sich der Autor mit der Mikro- und Makroebene von Governance. Als Erkenntnisobjekt auf der Mikroebene bezieht sich Governance auf die internen und externen Wirkungen der aus den zur Anwendung gebrachten Verfahren, Strukturen und Instrumenten resultierenden Aktivitäten auf die Organisation selbst und auf deren Umfeld. Governance kann als Fortsetzung der Reformentwicklung für die Analyse und die Steuerung von Mikroeinheiten im privaten und öffentlichen Sektor unter Integration und Weiterentwicklung der bisherigen Managementkonzepte angesehen werden, bei gleichzeitiger Neudefinierung und Einbeziehung der Perspektiven und Problemfelder im gesellschaftlichen Umfeld. Auf der Makroebene bezieht sich das Erkenntnisobjekt Governance auf die Steuerung des Gesamtsystems mit seinen einzelnen institutionellen Arrangements als Subsysteme. Transparenz ist die Voraussetzung für die Analyse des Zusammenhangs von Government und gesellschaftlicher Verantwortung. Deshalb liegt ein Schwerpunkt auf den Instrumenten zur Schaffung von Transparenz über die Aktivitäten institutioneller Arrangements und deren Wirkungen. (ICF)
In: Politische Theorie und Regierungslehre: eine Einführung in die politikwissenschaftliche Institutionenforschung, S. 219-238
Wahlsysteme und Wahlverhalten werden im Artikel getrennt voneinander behandelt. Diese Trennung reflektiert die Tatsache, dass die Wahlsystemforschung und die Wahlsoziologie bislang nur lose miteinander verkoppelt waren. Die Wahlsystemforschung beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit den mechanischen Effekten des Wahlsystems auf die Struktur des Parteiensystems. Bei den in ihrem Rahmen durchgeführten empirischen Analysen handelte es sich demzufolge in der Regel um reine Aggregatanalysen ohne Berücksichtigung der Mikroebene des einzelnen Wählers. Die Wahlsoziologie hingegen unterstellt das Wahlsystem häufig als exogen gegebene Variable, die dem individuellen Wahlverhalten Restriktionen auferlegt, ohne aber systematisch den psychologischen Effekten des Wahlsystems auf das individuelle Wählerverhalten nachzugehen. Im Rahmen von wahlsoziologischen Analysen, die sich auf ein einziges Land beschränken, ist dies auch gar nicht möglich, da in diesem Fall auf der Makroebene keine Varianz der Institutionenordnung existiert. Bei den im Rahmen der Wahlsoziologie vorgenommenen Analysen handelt es sich folglich in der Regel um reine Individualanalysen ohne adäquate Berücksichtigung der Makroebene des Wahlsystems. Eines der wichtigsten Desiderata der Wahlforschung besteht vor diesem Hintergrund darin, die wechselseitige Abschottung der beiden in diesem Aufsatz beschriebenen Forschungsfelder zu überwinden. Wenn die Wirkung von Wahlsystemen in hohem Maße kontextabhängig ist und einer der wichtigsten der hierbei relevanten Kontextfaktoren das Wählerverhalten ist, dann kann die Wirkung von Wahlsystemen nur angemessen unter Berücksichtigung des individuellen Wahlverhaltens untersucht werden. Umgekehrt legt das Wahlsystem dem individuellen Wahlverhalten Restriktionen auf, die in der Wahlforschung bisher nur unsystematisch und kasuistisch untersucht wurden. Hier wäre eine sowohl theoretisch als auch methodisch-statistisch angemessene Berücksichtigung der psychologischen Effekte von Wahlsystemen notwendig. Die stärkere Verschränkung der auf die Makroebene bezogenen Wahlsystemforschung und der auf der Mikroebene des einzelnen Wählers operierenden Wahlsoziologie ist in forschungspraktischer Hinsicht allerdings nicht voraussetzungsfrei. Sie erfordert zum einen die Existenz einer Vielzahl international standardisierter Wahlstudien, da ansonsten auf der Makroebene keine hinreichende institutionelle Variation zur Verfugung steht, die mit dem individuellen Wählerverhalten in Beziehung gesetzt werden kann. Darüber hinaus müssen komplexe statistische Analyseverfahren existieren, die Variablen unterschiedlicher Aggregationsstufen sinnvoll miteinander in Beziehung setzen können. Beide Bedingungen können mittlerweile aber als gegeben betrachtet werden: Mit der "Comparative Study of Electoral Systems (CSES)" stehen die erforderlichen international vergleichenden Daten zur Verfügung und mit dem Verfahren der Mehrebenenanalyse seit längerem auch das notwendige statistische Instrumentarium für deren adäquate Auswertung. Der wissenschaftliche Fortschritt innerhalb der Wahlforschung, die methodologisch sicherlich eine der am weitesten entwickelten Teildisziplinen der Politikwissenschaft darstellt, erweist sich damit einmal mehr als abhängig von der Verfügbarkeit angemessener Daten und komplexer Analyseverfahren. (ICG)