Ausgehend von einem Beitrag von Jo Reichertz zu "Qualitative Sozialforschung - Ansprüche, Prämissen, Probleme" werden in diesem eingeladenen Kommentar insbesondere Fragen der Internationalisierung qualitativer Forschung mit Blick auf derzeit stattfindende Standardisierungsbemühungen bspw. in der deutschen Soziologie und Erziehungswissenschaft kritisch diskutiert.
Die zunehmende Anerkennung und Nutzung qualitativer Methoden hat in verschiedenen Ländern zur Einrichtung von Service-Zentren für qualitative Forschung geführt. In diesem Beitrag werden insbesondere drei Arten von Dienstleistungen diskutiert, die in je spezifischer Weise online und offline vorgehalten werden können: a) Unterstützung bei der dauerhaften Archivierung von Primärdaten und bei der Nutzung von archivierten Daten für Re- und Sekundäranalysen; b) Beratung in Fragen qualitativer Forschung und Lehre, sowie c) die Unterstützung wissenschaftlicher Informations-, Kommunikations- und Publikationsprozesse. Dabei ist für Serviceeinrichtungen im Feld qualitativer Forschung angesichts deren genuin transdisziplinären Charakters die enge Zusammenarbeit über Disziplingrenzen hinweg essentiell. Zusätzlich wird – u.a. mit Blick auf knappe Ressourcen, aber auch in der Hoffnung auf mögliche Synergien – für den weiteren Ausbau internationaler Vernetzungen und für die enge Abstimmung zwischen Serviceeinrichtungen in verschiedenen Ländern plädiert.
"Am Beispiel der dreisprachigen Online-Zeitschrift 'Forum Qualitative Sozialforschung' (FQS) werden einige der Anforderungen und Potenziale elektronischen Publizierens in einem internationalem Rahmen illustriert: Fragen nach Akzeptanz, Multilingualismus, Ressourcenmanagement, technische Anforderungen und Nachhaltigkeit werden diskutiert. Die Qualität von Inhalt und Sprache, die Verknüpfung erwiesener Traditionen des wissenschaftlichen Publikationswesens mit innovativen Attributen des Internets sowie der offene Zugang zu wissenschaftlichen Informationen werden als wichtige Bedingungen betrachtet, um die internationale Anerkennung und Bedeutung deutscher Forschung zu steigern." (Autorenreferat)
In FQS 4(3) – "Doing Biographical Research" – beschäftigen sich Wissenschaftler(innen) aus unterschiedlichen disziplinären und nationalen Blickwinkeln mit dem Interview mit einer in Deutschland lebenden türkischen Arbeitsmigrantin. Neben diesen unmittelbar dem Themenschwerpunkt zugehörigen Aufsätzen enthält FQS 4(3) acht Einzelbeiträge, neun Literaturbesprechungen und zwei Tagungsberichte von Sozialwissenschaftler(inne)n aus insgesamt acht Ländern und sieben Disziplinen. Damit wurden seit Erscheinen der ersten Schwerpunktausgabe im Januar 2000 in FQS beinahe 450 Artikel veröffentlicht. In dem Beitrag werden die neue Schwerpunktausgabe und FQS als Beispiel einer dem Open Access verpflichteten sozialwissenschaftlichen Online-Zeitschrift kurz skizziert. FQS wird in das Ensemble deutscher Projekte eingeordnet, die Teil der internationalen Bemühungen um die weltweit freie Zugänglichkeit wissenschaftlicher Fachinformationen sind.
Betrachtet man die Frage des Zugangs zu qualitativen Archiven und der Wiederverwendung qualitativer Daten unter einer internationalen und interdisziplinären Perspektive, so sind in ihr Aufgaben der Organisation und Vernetzung enthalten, die über das engere Feld der Archivierung hinausgehen und INQUADA als Initiative zur weltweiten Vernetzung qualitativer Archive betreffen werden. Als Herausgeberin des Online-Journals FQS habe ich mit dieser Art von Vernetzungsarbeit seit 1999 Erfahrungen sammeln können, die ich im folgenden in der Hoffnung skizzieren möchte, hiermit auch einen Beitrag für den Bereich qualitativer Archive leisten zu können. Ich werde dies entlang zweier Fragen tun: Zunächst werde ich kurz beschreiben, was FQS war bzw. derzeit ist. Und zum zweiten werde ich einige Entwicklungsmöglichkeiten und -schwierigkeiten diskutieren, die für FQS ebenso wie für andere Vernetzungsprojekte meiner Meinung nach bestehen und – hoffentlich erfolgreich – gemeistert werden können.
In dem Band werden in ersten Teil von führenden Repräsentant_innen Analysen zum Stand der qualitativen Forschung geleistet, aus denen nicht nur deren Leistungsfähigkeit erkennbar wird, sondern auch zukünftige Entwicklungen kartiert werden. Spezielle Herausforderungen qualitativer Forschung werden im zweiten Teil in einem innovativen Format präsentiert, indem Forschende sich in Gesprächen über zentrale Fragen, Probleme und Perspektiven qualitativer Forschungspraxis austauschen. Der Inhalt - Analysen zum Stand qualitativer Forschung - Diskussionen zu Herausforderungen der qualitativen Forschung Die Zielgruppen Studierende, Promovierende, Lehrende in Soziologie, Erziehungswissenschaft, Psychologie und vielen angrenzenden Feldern aus Forschung und Praxis Die Herausgebenden Günter Mey lehrt Entwicklungspsychologie und qualitative Forschung an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Katja Mruck ist Open-Access-Beauftragte der FU Berlin. Gemeinsam leiten sie das Institut für Qualitative Forschung in der Internationalen Akademie Berlin. Sie sind Herausgebende der internationalen Open-Access-Zeitschrift FQS—Forum Qualitative Forschung / Forum: Qualitative Social Research und Ausrichter des Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung.
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Der "Grounded Theory Reader" bietet einen Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Grounded-Theory-Methodologie, die international am weitesten verbreitete qualitative Forschungsstrategie. Die Verfahrensbegründer, Barney Glaser und Anselm Strauss, sowie Kathy Charmaz, Adele Clarke und Juliet Corbin als deren "Schülerinnen" und zentrale Repräsentantinnender "zweiten Generation" stellen in Originalbeiträgen und Interviews - erstmals in deutscher Übersetzung - ihre jeweiligen Standpunkte und Arbeitsweisen vor. Zusätzlich erörtern renommierte deutschsprachige Experten und Expertinnen, neben den beiden Herausgebenden u.a. Franz Breuer, Udo Kelle, Jo Reichertz, Gerhard Riemann und Jörg Strübing, Herausforderungen derGrounded-Theory-Methodologie mit Blick sowohl auf epistemologische Voraussetzungen als auch auf deren Nutzung in der Forschungspraxis.
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