Rechtsextremismus - eine Gefahr für demokratische Stadtkultur
In: Schwerpunkt: Schrumpfende Städte, S. 149-162
"Rechtsextremismus in ostdeutschen Städten und Gemeinden hat eine spezifische Entwicklung seit der Wiedervereinigung erfahren: Er ist im Unterschied zu Westdeutschland stärker kulturell und sozial-räumlich orientiert. In den 1990er Jahren haben sich die Strategien der organisierten Rechtsextremisten 'modernisiert', und es gibt Anhaltspunkte für die Herausbildung von Orten, wo sich rechtsextreme Einstellungen, Verhaltensweisen und Organisationsstrukturen konzentrieren und eine demokratische Stadtkultur beeinträchtigen. An diesen Orten entstehen Nachbarschaften, die durch rechtsextreme Organisationen und eine rechtsextrem orientierte Jugendkultur mit spezifischen Raumaneignungspraxen beeinflusst werden. Gleichzeitig ist das Klima der sozialen Beziehungen in diesen Nachbarschaften vielfach durch Muster rassistischer Alltagsdeutung geprägt. Reaktionen kommunaler Akteure auf diese Entwicklungen waren häufig auf Verdrängung, indirekte Begünstigung oder pädagogischen Aktionismus beschränkt. Andere Strategien lokaler Akteure betrachten Rechtsextremismus als Angriff auf die demokratische Stadtkultur und nehmen die gesamte Kommune zum Ausgangspunkt ihrer Gegenstrategien. Eine nachhaltige Stärkung von demokratischen Potentialen kann demnach nicht durch viele punktuelle und voneinander losgelöste Einzelaktivitäten erreicht werden, sondern durch langfristig angelegte, integrierte lokale Handlungskonzepte. Die Erstellung von lokalen Aktionsplänen hat sich hier als ein hilfreiches Instrument herausgestellt." (Autorenreferat)