Sampling in der Musikproduktion: Das Spannungsfeld zwischen Urheberrecht und Kreativität
20 years of dispute over one and a half seconds of copied music? The dispute in the »Metal on Metal« (German: »Metall auf Metall«) case between the music group Kraftwerk and the composer Moses Pelham even occupied the European Court of Justice in 2019. It shows that copyright has become a socially contentious issue that has pushed its way out of the niche of the artistic sphere and into the everyday lives of almost everyone. This process has not gone unnoticed by academia, and yet academia is only just beginning to understand the implications and effects of this copyright expansion in more detail. Sociologist Georg Fischer provides the first empirical study of sampling in music that explicitly examines the impact of German copyright law on creative practice. He shows the abundance and diversity of creative circumvention strategies that have spread and taken root in the shadow of copyright law – and with which artists necessarily limit their own visibility as well as the aesthetic complexity and monetary exploitation of their works. - 20 Jahre Streit um eineinhalb Sekunden kopierte Musik? Die Auseinandersetzung im Fall »Metall auf Metall« zwischen der Musikgruppe Kraftwerk und dem Komponisten Moses Pelham beschäftigte 2019 sogar den Europäischen Gerichtshof. Sie zeigt, dass das Urheberrecht zu einem gesellschaftlichen Streitthema geworden ist, das sich aus der Nische des künstlerischen Bereichs in den Alltag nahezu aller Menschen gedrängt hat. Dieser Prozess lief nicht unbemerkt von der Wissenschaft ab und dennoch ist diese gerade erst dabei, die Implikationen und Effekte dieser urheberrechtlichen Ausdehnung genauer zu verstehen. Der Soziologe Georg Fischer liefert die erste empirische Studie zum Sampling in der Musik, die explizit den Einfluss des deutschen Urheberrechts auf die kreative Praxis untersucht. Er zeigt die Fülle und Vielfalt an kreativen Umgehungsstrategien, die sich im Schatten des Urheberrechts ausgebreitet und verankert haben – und mit denen die Künstler_innen die eigene Sichtbarkeit sowie die ästhetische Komplexität und monetäre Verwertung ihrer Werke notgedrungen einschränken.