Der Autor stellt drei erkenntnisleitenden Vorstellungen an den Anfang seiner Untersuchung: I. Den Ausgangspunkt bildet die These, dass es in Preußen im 19. Jahrhundert zu einem unüberbrückbaren Gegensatz zwischen politischer Zentralisierung und industrieller Regionalisierung gekommen ist. Der militärische Machtstaat Preußen, besonders nach der Reichsgründung von 1870/71, ruhte zwar auf den (regionalen) ökonomischen Erfolgen der preußisch-deutschen Industrialisierung, aber die industrielle Dezentralisierung innerhalb Preußens hatte keinen mäßigenden Einfluss auf diese preußische Politik. II. Unter den zwölf preußischen Provinzen wird am Ende des Betrachtungszeitraums eine Auswahl getroffen, um eine einen gehaltvollen Vergleich der industrialisierenden Regionen zu ermöglichen: Der Autor betrachtet Regionen, die mindesten eine Gebietsgröße von 5.000 km2 und höchstens von 60.000 km2 haben sollen, als industrialisiert, wenn ihre Bevölkerungsdichte (Einwohner pro km2) den Wert 100 E/km2 übersteigt. Dann bleiben im Jahr 1910 sechs preußische Industrieregionen übrig, und zwar in der Reihenfolge 1. Das Rheinland; 2. Westfalen; 3. Brandenburg; 4. Hessen-Nassau; 5. Schlesien und 6. die Provinz Sachsen. III. Der Industrialisierungsgrad der Regionen wird gemessen an den relativen Veränderungen von Produktion (Steinkohle, Roheisen und Stahl) und Eisenbahnbau (Eisenbahnnetz und Eisenbahndichte).
Datentabellen in HISTAT: A.01a Fläche der preußischen Provinzen (1910-1910) A.01b Bevölkerung der preußischen Provinzen (1816-1910) A.02 Steinkohlenproduktion in Preußen (1815-1913) A.03 Roheisenproduktion in preußischen Provinzen (1815-1913) A.04 Stahlproduktion in preußischen Provinzen (1850-1913) A.05 Eisenbahnnetz und Eisenbahndichte in preußischen Provinzen (1843-1910)
Der Autor versucht die Industrialisierung, definiert als Ausbreitung der gewerblichen Massenproduktion, in Darmstadt nachzuzeichnen. Damit eng verbunden sieht er den zur Verfügung stehenden Aktionsradius einer Stadt, also die Verbindung des Wirtschaftsraumes Darmstadt mit der Umgebung über Verkehrswege sowie eine wechselseitige Eingliederung zentraler Märkte und Städte. Dabei ist zu berücksichtigen, das Darmstadt im 19. Jahrhundert eine Hof-, Beamten- und Militärstadt mit agrarischer Prägung ist.
Hierbei geht er im wesentlichen auf folgende Themen ein: - die Bevölkerungsbewegung - Betriebe und Beschäftigte nach Gewerbe- und Produktionszweigen in Darmstadt - Städtische Infrastruktur: Wasserversorung, Kanalisation, Stromversorgung, Straßenbahn - Entwicklung des Eisenbahnwesens - Entwicklung des Bankwesens
Dabei unterscheidet er drei unterschiedliche Zeiträume der Entwicklung Darmstadts von einer Verwaltungsstadt hin zu einer Industriestadt: - Grundlagen der Industrialisierung bis 1850 - Die Epoche 1850 – 1870 als Zeitalter der Gründung der Darmstädter Industrie - Ausbau der Darmstädter Industrie (ca. 1870 bis 1900)
Themen:
Datentabellen in HISTAT:
A. Bevölkerung A.1 Bevölkerung und Bevölkerungsbewegung in Darmstadt, 1800 - 1900
B. Ausgaben und Verbrauch der Stadt B.1 Kohleneinfuhr, 1865 - 1900 B.2 Städtische Ausgaben, 1869 - 1900
C. Verkehr, Kommunikation und Infrastruktur C.1 Betriebsausstattung der Bahngesellschaften, 1846 - 1900 C.2 Beförderungsleistung und Einnahmen der Main-Neckar-Eisenbahnlinie, 1847 - 1870 C.3 Bahnstation Darmstadt und die Verkehrsentwicklung der Hessischen Ludwigsbahn, 1846 - 1900 C.4 Bahnstation Darmstadt und die Verkehrsentwicklung der Main-Neckar-Bahn, 1850 - 1900 C.5 Entwicklung der Straßenbahn, 1898/99 - 1909/10 C.6 Postverkehr bei den Postämtern Darmstadts, 1871-1900 C.7 Infrastruktur: Trinkwasserversorgung, 1880-1909 C.8 Infrastruktur: Kanalisation, 1880-1910 C.9 Infrastruktur: Stromversorgung, 1893-1910
D. Banken D.1 Banken: Entwicklung der Spartätigkeit an der städtischen Sparkasse, 1837-1861/70 D.2 Banken: Bank für Handel und Industrie in Darmstadt, Aktiva und Passivaposten, 1853-1870 D.3 Banken: Bank für Handel und Industrie in Darmstadt, Aktiva und Passivaposten, 1875-1900 D.4 Banken: Bank für Süddeutschland in Darmstadt, 1856-1870 D.5 Banken: Bank für Süddeutschland in Darmstadt, Aktiva und Passivaposten, 1875-1900
E. Gewerbetreibende und Berufsguppen ( keine Zeitreihen, daher nicht in HISTAT. Bestellung über: http://www.gesis.org/dienstleistungen/daten/daten-historische-sozialf/querschnittsdaten )
E.1 Gewerbetreibende in ausgewählten Produktionszweigen (1819, 1850, 1870) E.2 Rückgang einzelner Gewerbe zwischen 1819 und 1850 E.3 Beschäftigte nach Gewerbegruppen auf 1000 Einwohner (Schema der dt. Reichsstatistik), 1882, 1895 E.4 Beschäftigte nach Berufsgruppen in Darmstadt und für das Deutsche Reich auf 1000 Einwohner, 1882 und 1895 E.5 Betriebe und Beschäftigte in den Betrieben nach einzelnen Industriezweigen in Darmstadt, 1882 und 1895
"Am Anfang der Forschung über die Industrialisierung Sachsens im 19.Jahrhundert stand die Frage, warum es gerade dem Königreich Sachsen nach der Teilung im Jahr 1815 gelang, den Prozess gesamtwirtschaftlichen Wachstums als erster deutscher Staat zu beginnen. Überlegungen nach den wesentlichen Faktoren dieser sozioökonomischen Umwandlung und damit nach einer Erklärung des Industrialisierungsverlaufs – auch im regionalen Maßstab – schlossen sich an. Der sächsische Weg zum Industriestaat konnte von keinem anderen deutschen Staat identisch nachgegangen oder kopiert werden. Historische Eigentümlichkeiten und gewachsene Besonderheiten erforderten jeweils spezifische Maßnahmen und Entscheidungen, je nachdem, zu welchen Zeitpunkt mit der Industrialisierung begonnen wurde. Es ergab sich jedoch bei der Erforschung dieser Zusammenhänge, daß die Intra- und interregionalen Wechselwirkungen mit anderen deutschen Staaten und Regionen zunehmend an Bedeutung gewannen und die relative Stellung Sachsens erst durch Vergleiche mit diesen verdeutlicht und erfaßt werden konnte. Industrieregionen können nach meinem theoretischen Modell sowohl deutsche Staaten als auch Teilgebiete dieser Staaten sein. Die Industrialisierung Sachsens wurde deshalb nach und nach zu einem 'Sonderfall' regionaler deutscher Industrialisierung, deren unterschiedliche Phasenverläufe in den einzelnen Staaten Ähnlichkeiten wie Verschiedenheiten aufwiesen" (Kiesewetter, H., a.a.O., S. 199. Der Autor entwickelt zunächst ein theoretisches Konzept regionaler Industrialisierung, an dem Industrialisierungsstand und –verlauf gemessen werden können. Dieses Konzept steckt den Rahmen ab, in den die quantitativen Darlegungen und regionalen Vergleiche hineingestellt werden. Als operationalisierbares Abgrenzungskriterium für Industrieregionen, die im Zentrum der Analyse stehen, werden drei einigermaßen homogene Kriterien vorgeschlagen: Gebietsgröße (größer als 5.000 Quadratkilometer), Bevölkerungszahl (größer Als 100 Einwohner pro Quadratkilometer) und potentielle Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln. Als zeitliches Ablaufschema werden drei Stadien angenommen: erstens ein vorindustrielles, zweitens ein frühindustrielles und schließlich ein Stadium, das mit Erreichen des Zustandes eines eigendynamischen Wachstums beginnt und die eigentliche Industrialisierungsphase bildet. Inhaltlich wird regionale Industrialisierung nicht auf wirtschaftliches Wachstum von Industriebranchen – oder lediglich des sekundären – Sektors – eingeengt, sondern in den Rahmen des gesamten ökonomischen und sozialen Wandlungsprozesses eingebettet. Die Untersuchung von Hubert Kiesewetter behandelt die Ursprünge der Faktoren, die diesem ökonomischen Wachstumsprozess zugrunde lagen, und die Wirkungen, die ihm im 19. Jahrhundert folgten. Aufgrund eines reichen Archivbestandes aus dem Sächsischen Staatsarchiv Dresden, das überwiegend erstmals ausgewertet wurde, und einem Faktorenmodell der (regionalen) Industrialisierung vergleicht die Untersuchung die wichtigsten Komponenten mit etwa 30 anderen deutschen Regionen ähnlicher Größe. So zeigt sich, welche Industrialisierungsfaktoren zu welchem Zeitpunkt unverzichtbar waren und welche im Laufe des 19. Jahrhunderts an Bedeutung verloren. Der empirische (zweite) Teil der Untersuchung ist wie folgt gegliedert: Ziele und Folgen der Agrarreform; Bevölkerungswachstum, Wanderungsbewegung und Erwerbstätigkeit; die Landwirtschaft; Erzbergbau und Eisenindustrie; die Baumwollindustrie; die Maschinenbauindustrie; der Steinkohlenbergbau; der Eisenbahnbau.
Datentabellen in HISTAT: Die Datentabellen sind sachlich wie folgt gegliedert: A. Ziele und Folgen der Agrarreform B. Bevölkerungswachstum, Wanderungsbewegung und Erwerbstätigkeit C. Die Landwirtschaft D. Erzbergbau und Eisenindustrie E. Die Baumwollindustrie F. Die Maschinenbauindustrie G. Der Steinkohlenbergbau H. Der Eisenbahnbau
Die Geschichte des Erfindungsschutzes in Preußen ist eng verbunden mit wirtschafts- und technikhistorischen Fragestellungen zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Das erkenntnisleitende Interesse der vorliegenden Untersuchung ist daher auf die Rolle des Patentwesens bei dem Innovationsprozeß während der Früh- und Hochindustrialisierung gerichtet und damit verbunden auf seinen Stellenwert innerhalb der staatlichen preußischen Gewerbepolitik. Dabei geht es um die Frage, welchen Beitrag der Erfindungsschutz zum technischen Fortschritt und wirtschaftlichen Wachstum geliefert hat und welche Wírkungen ihm die Wirtschaftspolitiker und –theoretiker, aber auch die Gewerbetreibenen, Erfiner und Ingenieure zugebilligt haben.
Themen:
Datentabellen in HISTAT:
A. Patenterteilung der Staaten im Vergleich A.1. Zusammenstellung der in den größeren deutschen Staaten zwischen 1815 und 1845 erteilten Patente. A.2. Zahl der Patenterteilungen im internationalen Vergleich zwischen 1850 und 1875.
B. Patenterteilung in Preußen B.1. Zahl der erteilten und aufgehobenen Patente in Preußen, 1862-1872. B.2. Dauer der in Preußen verliehenen Patente, 1845 – 1861.
C. Deutsches Reich C.1. Patentstatistik des Deutschen Reiches, 1877-1900
Die vorliegende Arbeit beschreibt die langfristigen Entwicklungen der Gesundheitsverhältnisse der Bevölkerung mit Hilfe historische Sozialindikatoren. Dabei wird an bestehende Entwürfe von Sozialindikatorensystemen zur Beschreibung der Gesundheitsverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland angeknüpft. Maßgebend für die Auswahl der Gesundheitsindikatoren war das von Christof Helberger vorgeschlagene System sozialer Indikatoren für das Gesundheitssystem der BRD (Helberger, C., 1976: Soziale Indikatoren für das Gesundheitswesen der BRD. Ansätze, Probleme, Ergebnisse, in: Allgemeines Statistisches Archiv 60 (1976), S. 29 – 63). "Die vorliegenden Indikatorensysteme bedürfen jedoch einer Modifikation aufgrund der spezifischen Datenlage. Es müssen einerseits "gröbere" Indikatoren gewählt werden, was verschärfte Interpretationsprobleme nach sich zieht, andererseits können solche Indikatoren keine Anwendung finden, für die kein geeignetes Datenmaterial existiert Der zeitliche Rahmen der Untersuchung erstreckt sich, wenn die Datenlage es ermöglicht, vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1975. Bei der Quantifizierung der Indikatoren bereitete das Fehlen einer umfassenden "Historischen Medizinalstatistik" erhebliche methodische Probleme. Zur Erstellung der Zeitreihen mußte vielfach der mühsame Weg der Datenkompilation aus periodischen Quellenwerken eingeschlagen werden. Neben dem langfristigen historischen Vergleich wird der Aspekt der sozialen Ungleichheit am Beispiel der Säuglingssterb¬lichkeit analysiert. Die schichtspezifische Säuglingssterb¬lichkeit wird sowohl im synchronen als auch im diachronen Vergleich zur Darstellung gebracht. Es wird davon ausgegangen, daß schichtspezifische Unterschiede der Säuglingssterblichkeit eine gewisse Prädiktoreigenschaft für andere Ungleichheitsstrukturen im Gesundheitsbereich besitzen. Doch dürfen hierbei Analogieschlüsse nicht überstrapaziert werden. Im zweiten Kapitel wird die Mortalitätsentwicklung dargestellt. In engem Zusammenhang damit steht der Wandel im Todesursachenspektrum. Die Darstellung der Morbiditäts- und Unfallentwicklung folgt in den Kapiteln vier und fünf. Mit Kapitel sechs - Gesundheitsverhalten - werden die Output-Indikatoren abgeschlossen. Die Kapitel sieben bis neun sind der Darstellung der Entwicklung von Input-Indikatoren gewidmet. Dazu zählen die infrastrukturelle wie personelle Gesundheitsversorgung, die Gesundheitsvorsorge und die Gesundheitskosten" Rothenbacher, F., 1982, a. a. O., S. 338f).
Datentabellen in HISTAT: A. Mortalitätsentwicklung A.01 Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung für ausgewählte vollendete Altersjahre (1871-1976) A.02 Entwicklung der Säuglingssterblichkeit in Preußen (1816-1900) A.03 Entwicklung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik Deutschland (1901-1976) A.04 Die Konzentration der Säuglingssterblichkeit auf den ersten Lebensmonat, Deutsches Reich und Bundesrepublik Deutschland (1881-1970) A.05a Entwicklung der Sterbefälle an ausgewählten Todesursachen, auf 10.000 Einwohner (1892-1975) A.05b Entwicklung der Sterbefälle an ausgewählten Todesursachen, in % aller Sterbefälle (1892-1975)
B. Morbiditätsentwicklung B.01 Entwicklung der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeitstage unter Mitgliedern der AOK (1885-1975) B.02 Entwicklung der gewerblichen Unfallhäufigkeit, Unfallversicherungsstatistik (1886-1975) B.03 Entwicklung der Straßenverkehrsunfälle und der bei Straßenverkehrsunfällen Getöteten und Verletzten (1907-1975) C. Gesundheitsverhalten C.01 Entwicklung des Tabakkonsums in Deutschland (1850-1975) C.02 Entwicklung des Alkoholkonsums in Deutschland (1875-1975) D. Infrastrukturelle Versorgung D.01 Entwicklung der Heil- und Irrenanstalten in Preußen (1822-1871) D.02 Entwicklung der Krankenhäuser in Deutschland (1877-1975) D.03 Entwicklung der Ärzte, Zahnärzte, Hebammen in Preußen, pro 10.000 Einwohner (1825-1871) D.04 Entwicklung der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Krankenschwestern und –pfleger in Deutschland, pro 10.000 Einwohner (1876-1975) E. Gesundheitsvorsorge E.01 Entwicklung der Krankenversichertenquote (1882-1975)
E.02 Entwicklung der Nicht-Krankenversichertenquote in der Bundesrepublik Deutschland (1960-1975) F. Gesundheitskosten F.01 Entwicklung der Quote der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt (1925-1974) F.02 Entwicklung der Quote der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt und an den Staatsausgaben (1913-1958)
Gegenstand der Studie Es wird der Prozeß der regionalen Industrialisierung am Beispiel des Hagener Raumes unter Verwendung des theoretischen Modells des industriellen Distrikts analysiert. Es wurde bewußt ein kleiner Untersuchungsraum gewählt, um den Vorgang der Industrialisierung aller dafür wichtigen Branchen zu erfassen.
Die Forschung zur Industrialisierung Nordwest-Deutschlands konzentriert sich auf das Ruhrgebiet, welches sich innerhalb eines knappen Jahrhunderts von einer ländlichen Region zu einem bedeutenden Industriestandort entwickelte. Die Regionen südlich des Ruhrgebietes werden oft nur am Rande betrachtet. Die Regionen um Hagen, der Grafschaft Mark und des Bergischen Landes durchliefen eine langsame Entwicklung von einer durch Klein- und Mittelbetriebe geprägten, gewerblich aktiven und für den Fernhandel bedeutsamen Region zu einer Industrieregion. Obwohl diese Regionen als Keimzelle der Industrialisierung im nordwestdeutschen Raum anzusehen sind, erfuhren sie eine im Laufe der Zeit abnehmende Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und sind somit im Vergleich zum Ruhrgebiet in Vergessenheit geraten. Somit bekommt die Industriegesellschaft in der Darstellung vieler Historiker ein Bild, das von Großbetrieben und Massenproduktion geprägt ist. Ausgelöst durch den strukturellen Wandel in der Wirtschaft erfahren seit einigen Jahrzenten gerade die durch die Montanindustrie geprägten Regionen einen Bedeutungsverlust. Industrieregionen, die anders strukturiert sind als das Ruhrgebiet und die nicht derart radikale Brüche erleiden mussten, scheinen sich nach anderen Mustern zu entwickeln. Gerade Regionen, die alte Wurzeln und eine kleinbetrieblich strukturierte, relativ flexible Produktionsorganisation besitzen, verfügen über ungleich mehr Potential für die Zukunft als das Ruhrgebiet. Die vorliegende Studie soll zum Verständnis des Vorgangs der Industrialisierung beitragen. Der spezielle Weg einer kleinen Region soll anhand detaillierter Beschreibungen der einzelnen Branchen unter Verwendung von Quellenmaterialien nachgezeichnet werden. Eine Vergleichbare Studie zur regionalen Industrialisierung ist die Dissertation von R. Banken über die Industrialisierung der Saarregion (im GESIS-Datenarchiv unter der Studiennummer ZA8148 archiviert und über das Portal histat der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht). Neben der Beschreibung der wirtschaftlichen Veränderungen soll die spezifische Entwicklung des Hagener Raumes systematisiert werden. Hierbei bezieht der Autor das Konzept des 'industriellen Distrikts' ein, das speziell weiche Faktoren hervorhebt. Dieser von A. Marshall 1920 erstmals verwendete Begriff (in: The Principles of Economics, 1922) wurde im Rahmen der folgenden Wirtschaftsforschung zu einem Konzept der flexiblen Spezialisierung regionaler Ökonomien vor allem von Piore und Sabel (1985 in: Das Ende der Massenproduktion. Studie über die Requalifizierung der Arbeit und die Rückkehr der Ökonomie in die Gesellschaft.) weiterentwickelt. Der ökonomische Erfolg in der Bewältigung des strukturellen Wandels ist laut dieser Theorie aufgrund der im historischen, sozialen und regionalpolitischen Prozess ausgebildeten räumlichen Verhältnisse von Städten und Regionen selbst beeinflußbar. Hierbei sind vor allem kleinere und mittlere, spezialisierte und untereinander gut vernetzte Unternehmen einer Region die treibende Kraft für den wirtschaftlichen Erfolg. Der Autor Andreas Berger versucht, "dieses Konzept für wirtschaftsgeschichtliche Arbeiten zum 19. Jahrhundert zu nutzen und auf eine Basis zur Vergleichbarkeit eines speziellen Typs von Regionen zu verweisen. So kann diese Studie zur regionalen Industrialisierung in größere … Zusammenhänge eingebunden werden" (S. 22). Charakteristisch für die in der Untersuchung einbezogenen Regionen ist ein langer, kontinuierlicher Prozess der Industrialisierung. Plötzlichen wirtschaftlichen Umwälzungen und Brüche haben weniger stattgefunden. Da sich die Entwicklung des Untersuchungsraumes Hagen und Bergisches Land von der Entwicklung der benachbarten Regionen des Ruhrgebietes und des Sauerlandes deutlich unterscheidet, stellt sich der Autor die Frage, ob das theoretische Modell von Pionier-Staaten und Nachfolger-Staate im Prozess der Industrialisierung überhaupt zutreffend ist.
Das Unternehmen wird als die primär zu untersuchende Einheit angesehen. Neben privat produzierenden Einzelwirtschaften stehen auch die öffentlichen produzierenden Einzelwirtschaften sowie die öffentlichen und privaten Haushalte als konsumierende Einheiten im Fokus des Interesses. Bis in das 20. Jh. lassen sich Haushalt und Unternehmen bei kleinen und mittleren Unternehmen kaum eindeutig trennen, da sie oft unter einem Dach verbunden waren. Der Autor bezieht sich im Verlauf seiner Arbeit auf die neue Institutionenökonomik, indem er an einigen Stellen Transaktionskosten zur Erklärung bestimmter Verhaltensweisen und bestimmter Organisationsformen heranzieht. Gerade die mikroanalytische Ausrichtung der Transaktionskostenökonomik sowie die Sichtweise des Unternehmens als Beherrschungssystem kommen der Untersuchung einzelner Unternehmen und einer Region sehr entgegen. (S. 68 f) Darüber hinaus müssen auch andere Faktoren wie die technischen Veränderungen, für die erste Hälfte des 19. Jh. die Transportkosten und die verwendete Produktionstechnik einbezogen werden.
Zeit und Ort der Untersuchung: Eindeutige zeitliche Abgrenzungskriterien können für den Untersuchungsraum ebenso wenig genannt werden wie für Deutschland insgesamt. Für den Untersuchungsraum stellt Berger fest: "So zeigte sich in der Textil- und Papierherstellung schon ab den 1830er Jahren ein beginnender Ausbau zur Industrie, in der Stahlproduktion und der Eisen- und Stahlwarenherstellung teilweise aber erst im Lauf der 1850er Jahre. Das Ende der Aufbruchphase begann mit der Gründerkrise. Darüber besteht in der Forschung breiter Konsens. Die Phase ab der Gründerkrise bis zum Ersten Weltkrieg wird allgemein als Hochindustrialisierung bezeichnet, in der weiterhin ein dynamisches Wachstum, das allerdings in der Zeit bis 1895 deutlich schwächer als in der vorherigen und der nachfolgenden Phase verlief, stattfand" (S. 26 f) Berger setzt den Beginn der Untersuchungsperiode mit dem Jahr 1815 fest, da sich ab diesem Zeitpunkt in der staatlichen und kommunalen Verwaltung eine Kontinuität durchgesetzt hat, die sich auf die Qualität der Quellen niederschlägt. Der 1. Weltkrieg wird als End-Zeitpunkt des Untersuchungszeitraumes gesetzt, da sich die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung – unter anderem auch durch die Umstellung auf die Kriegswirtschaft – radikal verändert haben.
Seit den 1960er Jahren finden regionale Aspekte in der deutschen Wirtschaftsgeschichte vermehrt Beachtung. Die Region bildet die wesentliche operative territoriale Einheit für die Industrialisierung und weniger der Nationalstaat. Damit ist die genauere Analyse von Regionen als Träger der Industrialisierung von Bedeutung, wobei eine genauere Definition des Begriffs Region erforderlich wird. Die Bandbreite der Abgrenzungsversuche in der Forschung kann durch zwei Standpunkte gut abgegrenzt werden: Auf der einen Seite ist der Ansatz von Kiesewetter zu nennen, der mit seiner Größendefinition in Quadratkilometern und der Forderung, daß das Gebiet sich wirtschaftlich selbst versorgen können muß, deutsche Provinzen und deutsche Einzelstaaten (z.B. das heutige Nordrhein-Westfalen) als Region betrachtet. Auf der anderen Seite ist die Forderung von Banken oder Fremdling et al. zu nennen, als Region ein möglichst kleines Gebiet zu wählen, welches unter wirtschaftlichen oder sozialen Kriterien möglichst homogen sein sollte, und in seiner Beziehung zu anderen Gebieten untersucht werden muß, da es in seiner Entwicklung nicht unabhängig von seiner Umgebung ist. (S. 31 f.) Darüber hinaus ist die interne Faktorausstattung ein kennzeichnendes Merkmal, die zwischen den Regionen extrem unterschiedlich sein kann (z.B. ob Bodenschätze wie Kohle und Erze vorliegen). Je mobiler aber die Faktoren werden (z.B. durch Transportkostenreduktion oder Migration), umso entscheidender werden Erklärungsmodelle, die von einer Interaktion zwischen Regionen ausgehen. Dabei wird die Bedeutung desjenigen Teils der regionalen Wirtschaft hervorgehoben, der nicht für den lokalen Markt produziert. "Seit den 70er Jahren wurden zunehmend außerökonomische oder schlecht messbare Faktoren wie die Existenz von Netzwerken, die sich nicht nur auf die dadurch mögliche Senkung von Kosten, sondern auch auf Traditionen oder gemeinsame Werte und Ideologien gründen, als (sogenannte weiche) Faktoren für ein regionales Wachstum betrachtet. (S. 34)
Berger wählt einen Untersuchungsraum, der ungefähr identisch ist mit der Stadt Hagen in den Grenzen von 1929. Es handelt sich hierbei mit seiner Größe von 150 Quadratkilometern um ein kleinräumiges Gebiet, welches an der unteren Grenze dessen liegt, was noch als Region bezeichnet werden kann. Die Wahl eines so kleinen Untersuchungsgebietes war für den Autor aus zwei Gründen notwendig: Zum einen liegt gerade im bergisch-märkischen Raum eine sehr kleinräumig gegliederte Wirtschaftsstruktur vor, so dass die Wahl eines kleinen Untersuchungsraums geboten scheint, um nicht zu viele unterschiedliche Entwicklungen einschließen zu müssen. Zum anderen ist es nur in einem so kleinen Maßstab möglich, die einzelnen Prozesse, die zusammen die Industrialisierung ausmachen und sowohl parallel wie auch zeitlich und räumlich versetzt verliefen, hinreichend genau zu erfassen als "operative territoriale Einheit" im Industrialisierungsprozess.
Quellenproblematik: Das Konzept der Arbeit besteht darin, aus den jeweiligen Geschichten der einzelnen Unternehmen eine Geschichte der verschiedenen Branchen zu entwickeln und letztlich die Wirtschaftsgeschichte des Untersuchungsraums zu erklären. Dabei müssen zusätzlich andere Bereiche wie die Infrastruktur, die Konjunktur oder die politische Geschichte betrachtet werden. Darüber hinaus besitzen die einzelnen Unternehmensgeschichten eine Doppelfunktion: Das Wachstum einer Branche kann als addiertes Wachstum der einzelnen Unternehmen aufgefasst werden. Zum anderen können besonders gut dokumentierte Unternehmensgeschichten als Beispiele für die Entwicklung einer Branche betrachtet werden. Darüber hinaus ermöglicht der Blick auf eine größere Anzahl von Unternehmensgeschichten das Erkennen von Mustern in der Entwicklung. Der Autor greift in seiner Studie zunächst auf zusammenfassende Darstellungen der Firmen- und Wirtschaftsgeschichte zurück, so wie sie durch die Veröffentlichungen von Ernst Voye vorliegen. Problematisch ist die Tatsache, dass durch den 2. Weltkrieg das Kammerarchiv der IHK in Hagen zerstört wurde und somit wichtige Quellen vernichtet wurden. Neben den Monographien, die von der IHK in Hagen herausgegeben wurden, bildet auch die Monatsschrift der SIHK 'Südwestfälische Wirtschaft' eine Quelle für unternehmensgeschichtliches Material. In beschränktem Umfang und nach Überprüfung der Fakten werden auch Firmenfestschriften berücksichtigt. Das von der Handelskammer und den Unternehmen veröffentliche Material wurde durch andere Quellen überprüft und ergänzt. Lokal- und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen sowie überregionale wissenschaftliche Literatur bieten hierbei eine weitere Informationsquelle. Weiterhin wurden Archivalien und auch zeitgenössische Zeitungen ausgewertet. Die Archivalien lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Unternehmensarchive; staatliches und kommunales Schriftgut; Akten der Handelskammer Hagen. Auch der Schriftverkehr der Unternehmen mit anderen Firmen bietet Informationen zu Bestellungen, Lieferungen und Beziehungen der Unternehmen untereinander, wobei aufgrund der großen Materialfülle nur eine Stichprobe der Briefe ausgewertet werden konnte. Die Briefe der Märkischen Maschinenbau-Anstalt führten zu Erkenntnissen über die Ausstattungen der Firmen im Untersuchungsraum. Aufträge, Bestellungen und Rechnungen geben gerade für die frühe Zeit Aufschluss über die Ausstattung der Unternehmen und die speziellen Umstände der Anschaffung. Amtliche Statistiken sind meist erst ab Ämterebene greifbar, so dass die aggregierten Daten nicht oder nur in speziellen Fällen auf die einzelnen Unternehmen bezogen werden können. Wichtige Zahlen über die Produktion der einzelnen Unternehmen sind ab dem 1870er Jahren durch das Oberbergamt Dortmund für die Eisen und Stahl erzeugenden Unternehmen erhoben worden. Die Auswertung der Akten der Handelskammer Hagen war aufgrund der Zerstörung im 2. WK unbefriedigend. Weiterhin wurde auch auf allgemeine statistische Quellen der Ämter zurückgreifen, die den gesamten Zeitraum in wechselnder Dichte abdecken. Neben dem Oberbergamt in Dortmund und den Statistiken auf Ämterebene sind hier auch die Gewerbezählungen zu nennen. Teilweise konnten deren Vorarbeiten auf lokaler Ebene als gedruckte Tabellen beschafft werden.
Schlussfolgerung des Primärforschers und Autors: "Der Untersuchungsraum Hagen kann schon 1815 als eine gewerblich verdichtete Region gelten. Dabei ist es nicht unangebracht, von einer protoindustriellen Region zu sprechen, weil es sich bei dem vorherrschenden Gewerbe um hoch spezialisierte Stahlerzeugung, Eisen- und Stahlwarenindustrie und Textilindustrie, die schon zentralisierte Produktionsstätten ausgebildet hatte, handelte. Diese Fertigungszweige wurden nicht im Nebengewerbe betrieben und weisen nicht die für Protoindustrien typischen Merkmale … auf. … (Es) gab in der Textilindustrie … ein Verlagssystem. Als Verleger fungierten die beiden großen Hagener Textilunternehmen, die jeweils eine zentralisierte Produktionsstätte in der Stadt Hagen unterhielten und einige Produktionsstufen … auslagerten (= Heimarbeit). … Die Produkte wurden über zwei unterschiedliche Systeme (auf dem Markt) abgesetzt. Auf der einen Seite vertrieben Wanderhändler … einen Teil der Waren. … Auf der anderen Seite wurden die Waren über Kommissionshäuser im Untersuchungsraum und der näheren Region vertrieben. … Diese waren schon im 18. Jahrhundert in der Lage, die in der Grafschaft Mark hergestellten Waren über verschiedene Absatzwege und Zwischenhändler weltweit zu vertreiben. … Daneben wurden Lieferverbindungen in der Region immer wichtiger, indem Halbfertigwaren und ab den 1860er Jahren zunehmend auch Spezialmaschinen für die Bedürfnisse der Fertigwarenindustrie des Untersuchungsraums hergestellt wurden. … Die Darstellung der einzelnen Brachen … ermöglicht … einen leichten Zugriff auf die Wirtschaftsentwicklung des Untersuchungsraums in der Industrialisierung … . Fünf Branchen … waren besonders wichtig für die Industrialisierung: die Textilindustrie, die Papierherstellung, die Stahlerzeugung, die Eisen- und Stahlverarbeitung in den unterschiedlichen Ausprägungen und die Elektroindustrie. … Gerade die Hagener Textilindustrie muss als eines der Unternehmen gesehen werden, das für die Industrialisierung der Stadt Hagen bis zum Ersten Weltkrieg extrem wichtige Impulse lieferte. Nicht nur die schon in den 1840er Jahren hohe Zahl der Beschäftigten, sondern besonders die Nachfrageimpulse nach Investitionsgütern waren von enormer Bedeutung für die nähere Region. Ebenso wichtige Impulse gingen von den Vorsterschen Papiermühlen … aus, die etwa gleichzeitig mit der Textilindustrie mechanisiert wurden. Außerhalb der Stadt Hagen waren jedoch die Stahlerzeugung und –verarbeitung wesentlich wichtiger für die Wirtschaftsentwicklung. Diese Gruppen von Branchen bildeten das Produktionscluster, dem in der Industrialisierung der Region … die größte Bedeutung zukam. … Die sogenannte zweite industrielle Revolution wurde in Hagen nicht von der chemischen Industrie, sondern von der Elektroindustrie getragen. … Die Industrialisierung Hagens nahm einen völlig anderen Weg als die des benachbarten Ruhrgebiets … . Aus einer langen gewerblichen Tradition wuchs eine klein- und mittelbetrieblich strukturierte Industrielandschaft heran, in die einige größere Unternehmen eingebunden waren. Prägend waren dabei besonders die bedeutenden Kommissionshäuser … . Dabei kam es nicht zu ausgeprägten Brüchen. Der Übergang von der vorindustriellen Fertigung zur Industrialisierung verlief weitgehend fließend. … Aus dem hohen Humankapital und den engen Beziehungen innerhalb der Region resultierte eine große Innovationskraft einzelner Unternehmen und somit der Region insgesamt. … (Es) konnte gezeigt werden, dass die Wirtschaft der Region eine funktionale Einheit bildete, die aus traditionellen Strukturen gewachsen war. … Hagen blieb ein Standort, an dem von oft hoch qualifizierten Arbeitern in kleinen und mittleren Betrieben, mit einem hohen Anteil an Handarbeit, kleine Serien oder Spezialanfertigungen produziert wurden. … Diese Untersuchung hat den Blick auf einen anderen, oft übersehenen Weg der Industrialisierung einer traditionellen Gewerberegion eröffnet. Dabei ist … über die Beschreibung der ganzen regionalen Wirtschaft die Entwicklung einer kleinen Region beschrieben worden. Dies … soll dazu dienen, … die Entstehung des Industriezeitalters, …, in ihrer … Vielfalt zu verstehen." (Berger 2009: S. 473 ff.)
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf:
A. Die einzelnen Branchen 1 Textilindustrie 2 Brauerei 3 Eisen- und Stahlindustrie
B. Fallbeispiele einzelner Maschinenfabriken 1 Proll & Lohmann 2 AFA AG
C. Der Handelskammerbezirk Hagen Der Handel in der Stadt Hagen; Produktionsmengen in Tonnen und Wert in Talern der Metalle und Metallwaren; Beschäftigte Arbeiter in der metallherstellenden und –verarbeitenden Industrie; Konkurse und Eintragungen in das Handelsregister im Handelskammerbezirk.
D. Gütertransport
E. Beschäftigte
F. Mitgliedsunternehmen in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden
Eine ausführliche Auflistung der einzelnen Datentabellen zu den einzelnen Gliederungspunkten findet sich in den Studiendetails unter 'Sachliche Untergliederung der Datentabellen'.
Die vorliegende Datensammlung verfolgt das Ziel, die Entwicklung der industriellen Arbeitszeit in Deutschland in Form von Übersichten für die Zeit von 1800 bis 2010 darzustellen. Grundlage für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bilden Daten aus wissenschaftlichen Untersuchungen: Datenmaterial aus der Dissertation von Ruth Meinert (1958), für die Zeit von 1871 bis 1913 Daten aus einer Untersuchung von W. H. Schröder (1980), der neue Schätzungen zur Entwicklung der Wochenarbeitszeit vorgelegte. Neben den o.g. Untersuchungen wird eine Studie von Günter Scharf (1987) berücksichtigt, in der insbesondere Daten zu den tariflichen Wochenarbeitszeiten berichtet werden. Regelmäßige amtliche Erhebungen der Arbeitszeit werden für das gesamte Reichsgebiet erst seit 1927 im Rahmen der Industrieberichterstattung durchgeführt. 1928 wurde der Industriebericht vom Berliner Institut für Konjunkturforschung übernommen. Berichtet wird die durchschnittlich geleistete tägliche Arbeitszeit der Arbeiter in den wichtigsten Industriebereichen. Für die Zeit ab 1950 werden wöchentliche Arbeitszeitdaten der amtlichen Statistik aus zwei verschiedenen Erhebungen dargestellt. Die amtliche Statistik unterscheidet zwischen 'objektiven' und 'subjektiven' Erhebungen. Bei ersteren ist die Berichtseinheit der Betrieb, bei letzteren die in privaten Haushalten lebenden Personen. Die nachgewiesenen Wochenarbeitszeiten in den laufenden 'objektiven' Verdiensterhebungen in Industrie und Handel sind Durchschnittsangaben je Arbeiter. Als bezahlte Arbeitszeit gelten die effektiv geleisteten Stunden. Bei der Erhebung werden keine individuellen Angaben für einzelne Arbeitnehmer erfragt, sondern die aus der betrieblichen Abrechnung anfallenden Lohn- / Gehaltsummen und die bezahlten Wochenstunden einer Lohnabrechnungsperiode für jeweils ganze Arbeitnehmergruppen (Summenmethode). Demgegenüber ist der Mikrozensus eine Zufallsstichprobe von Haushalten; im Vordergrund steht die persönliche Befragung aller Personen in den ausgewählten Haushalten in einer festen Berichtswoche (in der Regel im April). Als Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt in Deutschland liefert der Mikrozensus zu dem Thema 'Erwerbstätigkeit' u.a. die von Erwerbstätigen durchschnittlich in der Berichtswoche tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden (vorwiegende Erwerbstätigkeit) je Wirtschaftsbereich und nach der Stellung im Beruf. Die Daten aus diesen arbeitszeitrelevanten Erhebungen werden ergänzt durch Datentabellen zu den durchschnittlichen tarifvertraglichen Wochenarbeitszeiten, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das WSI – Tarifarchiv bereitstellt.
Gegenstand der Studie ist die wirtschaftliche Beurteilung des Zollvereins sowie die statistische Erfassung der wirtschaftlichen Schlüssengrößen.
Nach einer Darlegung der Stärken und Schwächen der Handelsstatistik folgt eine kritische Zusammenstellung älterer Bewertungsversuche der Handelsstatistik, dem eine Berechnung eines Handelsvolumens zu festen Preisen und die Aufstellung eines Preisindexes für den Außenhandel folgen.
Untersuchungszeitraum: Erst ab dem Jahr 1836 kann auf eine zuverlässige Quellenlage zurückgegriffen werden. Da für die Analyse des strukturellen Wandels mindestens ein Zeitraum von 20 Jahren benötigt wird, bietet sich das Jahr 1856 als Schlussjahr an.
Untersuchungsgebiet In die Untersuchung werden neben dem Zollverein auch die Nordseeküste bzw. der Anteil der norddeutschen Zollgebiete am deutschen Handel mit einbezogen. Auf diese Weise erreicht der Autor eine Vergleichbarkeit der Zahlenreihen mit dem späteren Deutschen Reich. Unter Gesamtdeutschland versteht der Autor das Territorium des Deutschen Reiches von 1870 ohne Elsaß-Lothringen und mit Luxemburg ab 1842. Zum Zollverein treten vor allem die drei Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Von den norddeutschen Flächenstaaten werden Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe, die bis 1853 den Steuerverein bilden, hinzugezählt. Die sechs wichtigen Zollgebiete Norddeutschlands werden jeweils für sich hinsichtlich des Handelswachstums, des Saldos, der strukturellen Zusammensetzung sowie Herkunft und Bestimmung des Handels analysiert. Um den gesamtdeutschen Außenhandel zu erhalten, wird der direkte Auslandshandel der Einzelstaaten addiert, der binnendeutsche Handel wird ausgelassen. Das Ergebnis wird anschließend mit den ausländischen Handelsstatistiken verglichen. Anschließend wird die Entwicklung des Aussenhandels im weiteren wirtschaftlichen Zusammenhang eingeordnet, um Wechselwirkungen zwischen Aussenhandel und Industrialisierung zu erkennen. Einbezogene Aspekte sind die Produktion, das Nettosozialprodukt sowie die konjunkturelle Entwicklung.
Der Autor verweist auf die Tatsache, dass die Arbeiten von Walter G. Hoffmann zum Außenhandel (1967: Strukturwandlungen im Außenhandel der deutschen Volkswirtschaft seit Mitte des 19. Jh; 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit Mitte des 19. Jh.) eine andere Fragestellung betrachten als der Autor in seiner Analyse verfolgt. Hoffmann untersucht ausschließlich die Strukturwandlungen des Handelsvolumens während einer sehr langen Zeitreihe von 1836 bis 1955 ohne Rücksicht auf den Wert. Deshalb beschränkt er sich ganz auf das Handelsvolumen des Zollvereins nach Preisen von 1913. Im Unterschied dazu analysiert Borries im Rahmen der Studie die ersten 20 Jahre, womit die Betrachtung des Volumens auf der Basis von 1913 ausgeschlossen ist (Borries 1970, S. 6).
Die Quellen, auf die sich der Autor hauptsächlich stützt, sind in erster Linie die veröffentlichten amtlichen Statistiken der deutschen Zollgebiete. Weiterhin werden wissenschaftliche Arbeiten mit einbezogen.
Handels- und Zollstatistik Die zeitgenössischen Statistiken erfassen den Handel nach Mengen und Werten. Bei der Wertangabe wechseln die Münzeinheiten, hinsichtlich der Mengenangaben kommen unterschiedliche Gewichts-, Hohl- und Stückmaße zur Anwendung. Um die Handelsstatistiken zu verwenden, wurde vom Autor festgelegt, nach welchen einheitlichen Mengen- und Wertangaben die unterschiedlichen Statistiken umgerechnet werden sollen. Weiterhin muß die Erfassungsmethodik der Handelsstatistik des jeweiligen Staates geklärt werden. Zwei Arten des Vollzugs (der Verzollung) sind von den Ländern umgesetzt worden und sind damit in der Handelsstatistiken zu unterscheiden: der Mengenzoll und die damit einhergehende Mengenstatistik und der Wertzoll sowie die damit zusammenhängende Wertstatistik. - Mengenzoll und –statistik Die Zolllisten des Mengenzolls erfassen die zu verzollende Ware unter einem bestimmten Posten des Zolltarifs nach Zentner oder nach Stück. Dabei wird die Warengattung, das Gewicht und bei zollpflichtigen Waren der Zollbetrag eingetragen. Aus diesen Zolllisten ist es möglich, eine reine Mengenstatistik zu erstellen, die jedoch keinerlei Auskunft über den Wert des Handels gibt. Ein weiteres Problem der Mengenstatistik ist die unterschiedlich angewendete Gliederung: je weniger Warensorten der Zolltarif unterscheidet, desto mehr verschiedene Waren müssen unter einer Position zusammengefasst werden. - Wertzoll und –statistik ('reine Wertstatistik') Der Wertzoll ist die andere Methode der Zollerhebung. Für jede Ware ist ein bestimmter Prozentsatz ihres Wertes als Zoll zu zahlen. Da der zu zahlende Anteil bei verschiedenen Waren unterschiedlich sein kann, wird auch hier ein Warenverzeichnis geführt. Die Zuverlässigkeit der Wertlisten hängt von der Zollhöhe, des jeweiligen Strafmaßes und der Ausbildung der Händler und Zöllner ab. Die Wertstatistik sellt jedoch gegenüber der Mengenstatistik einen erheblichen Fortschritt dar, da hier die Kontrollen und die Genauigkeit höher sind. - geschätzte Wertstatistik ('uneigentliche Wertstatistik') Eine zu dieser Zeit häufige Methode der Werteerhebung war die Schätzung. Hierbei geht man von der Mengenstatistik aus und multipliziert für jede Position die Menge mit einem geschätzten Druchschnittswert. Die statistischen Büros ließen die Preise meist durch Sachverständige schätzen, die sich an den Großhandels- und Börsenpreisen anlehnten, wobei entweder für einen langen Zeitraum (= permanente Werte) oder für jedes Jahr neu (laufende Werte) geschätzt wurde. Die Bildung von Jahresdurchschnittswerten ist problematisch, weil die Preise und Mengen vieler Waren im Verlauf des Jahres stark schwanken. Weiterhin ist für die Preisschätzung der Ort (Absendeort, Grenzort, Bestimmungsort) von besonderer Bedeutung, damit Fracht, Versicherung, Gewinn und Zoll einheitlich behandelt werden. Hierbei wurden überwiegend die Preise am Grenzort ohne Zoll (Einfuhr = cif Preise; Ausfuhr = fob Preise) für die Schätzung herangezogen. Das hat zur Folge, dass sich die Preise für eine Ware bei zwei Partnerländern ohne gemeinsame Grenze unterscheiden (z.B. durch die Seefracht) (Borries 1970, S. 8). Das Problem einer durch Schätzung aus der Mengenstatistik erstellten sogenannten Wertstatistik ist, dass die Exaktheit dieser Statistik von der Untergliederung der Warenliste und von der Sorgfalt der Preiserhebung abhängt. In der Praxis wurden Fertigwaren häufig überschätzt und Frankreich setzte seine Ausfuhr ca. um 20% zu hoch an.
Weitere statistische Besonderheiten
Partnerland Überwiegend sind die Wert- und/oder Mengenangaben der Statistiken nach den Partnerländern gegliedert. Hierbei muß der Begriff von 'Partnerland', sowie die Untergliederung der Länder in der jeweiligen Statistik genau beachtet werden. - eine mögliche Gliederung ist die Auflistung nach den Ländern des Grenzübertritts. Der Zollverein hat diese Auflistung nach Grenzländern erst 1845 begonnen, während der Steuerverein diese Art der Auflistung nicht angewendet hat. - die Auflistung des Herkunfts- oder Bestimmungslandes der Waren ist ein komplizierteres Vorhaben, das Herkunfts- und Bestimmungsland nicht immer identisch ist mit Einkaufs- und Verkaufsland. Die Güte einer solchen Erfassung hängt von der Genauigkeit der jeweiligen Deklaration in den Ländern ab. - weiterhin ist eine Auflistung nach Herstellungs- oder Verbrauchsland von Interesse.
Warengruppen Es können folgende Systeme der Wareneinteilung in Gruppen unterschieden werden. Alle diese Schemata geben auf verschiedene Fragen eine Antwort und richten sich entweder nach den Kategorien der volkswirtschaftlichen Aufbringungs- und Verwendungsrechnung oder orientieren sich an dem Grad der Veredelung der Handelsgüter. - Einteilung der Waren nach dem Produktionssektor in solche der Landwirtschaft und in solche des Gewerbes. Hier bildet die Einordnung der Waren des Bergbaus ein Problem. - Eine weitere Möglichkeit ist die Einteilung der Waren nach ihrer Bestimmung: Waren zum Verzehr sowie sonstigen privaten Verbrauch auf der einen Seite und Waren des öffentlichen Verbrauchs (z.B. Waffen) auf der anderen Seite. - Einteilung der Investitionsgüter in denen der Lagerhaltung und der weiteren Verarbeitung, von denen die Gruppe der eigentlichen Investitionen in Produktionsmitteln (z.B. Maschinen, Dünger) getrennt wird. - Gliederung in Waren, die für das Ausland bzw. für das Inland ein Monopol besitzten und solche, die im Inland und Ausland produziert werden. Während für die Nahrungsmittel diese Einteilung gebräuchlich ist, wird sie in den Statistiken nicht auf die Rohstoffe angewendet. - Einteilung der Waren nach der Art der Verarbeitung (Rohprodukte und Fertigwaren), üblich für Waren, die nicht für die Nahrung dienen. In der Praxis überschneiden sich oft die Einteilungskriterien.
Handelsbegriffe Spezialhandel umfaßt die zwischen dem freien Verkehr eines Landes und dem Ausland wirklich ausgetauschten Waren. Generalhandel bezeichnet den Gesamteingang und Gesamtausgang einschließlich der Durchfuhr (in der heutigen Statistik wird die Durchfuhr nicht mit hinzugezählt). Durchfuhrhandel Durchfuhr bezeichnet den Warentransport aus fremden Gebieten durch das analysierte Wirtschaftsgebiet des Zollvereins, ohne dass die Ware im Wirtschaftsgebiet des Zollvereins in den freien Warenverkehr gebracht wird. Neben der direkten Durchfuhr sowie der unverzollten Wiederausfuhr existiert noch ein unkontrollierbarer Teil der Durchfuhr, z.B. wenn bei zollfreien Gütern die Durchgangsabgabe gespart werden soll. "Dazu kommt noch ein umfangreicher Zwischenhandel. Zwischenhandel und Durchfuhr lassen sich aus dem Spezialhandel nicht ausgliedern. In den Hansestädten ist fast aller Handel Durchfuhr oder Zwischenhandel, da die eigene Produktion und der eigene Verbrauch gegenüber dem Gesamtumsatz kaum eine Rolle spielen. Die nicht in der Stadt umgesetzten Waren, die man als 'Transit' bezeichnet, sind wirtschaftlich den übrigen Waren gleichzuachten" (Borries 1970, S. 11).
Der Autor geht folgendermassen vor: "In den folgenden Untersuchungen wird die Durchfuhr getrennt gehalten, allerdings mit Ausnahme der Hansestädte. Wenn man aus dem Handel der einzelnen Zollgebiete den gesamtdeutschen Handel zusammensetzen will, muß man die Durchfuhr zu Einfuhr und Ausfuhr addieren. Oft ist die Durchfuhr eines deutschen Zollgebietes in einem anderen Spezialhandel, das gilt vor allem für die Hansestädte. Für Gesamtdeutschland lassen sich nur für den Generalhandel einigermaßen exakte Angaben machen. Erst von diesem läßt sich auf den Spezialhandel zurückschließen. (Borries 1970, S. 11)"
Für die statistische Darstellung des deutschen Aussenhandels greift der Autor nur in eingeschränktem Ausmaß auch auf ausländischen Quellen zurück. Auch von den deutschen Quellen hat der Autor nur die gedruckten Quellen für seine Datenerhebung herangezogen (also keine handschriftlichen Quellen in den Archiven). Handschriftliche Quellen enthalten keine Informationen über den gesamten Handel, sondern eher über einzelne Bereiche und Wirtschaftszweige.
Die wichtigste Frage der Studie ist die nach dem Wert des Handels. Daher müssen alle Angaben der Handelsstatistik in Werte umgerechnet werden, was jedoch auf Grund der Angaben in den Quellen nur eingeschränkt durchführbar ist.
Ein weiteres Problem stellt die Zusammensetzung des gesamtdeutschen Außenhandels aus dem Außenhandel der einzelnen Zollgebiete dar. "Solange Deutschland noch kein einheitliches Zollgebiet war, war die Freiheit des inneren Marktes nicht ganz hergestellt. Der deutsche Binnenhandel konnte, soweit er eine Zollgrenze überschritt, noch als Außenhandel aufgefaßt werden. Die Handelsstatistiken spiegeln diesen Zustand wider. Die Tatsache der Trennung durch Zollgrenzen hat den Handel sicher beeinflußt, der Binnenhandel blieb kleiner, der Außenhandel wurde größer, als dies bei einem einheitlichen Zollgebiet der Fall gewesen wäre. Die Handelsverbindungen waren durch die faktischen Zustände der Zeit bestimmt, solche Verzerrungen gegenüber dem Modell eines geschlossenen Handelsgebietes lassenn sich nachhträglich nicht korrigieren. Die Gesamtbilanz trägt also einen gewissermaßen fiktiven Charakter, da sie von den besonderen Bedingungen des Binnenhandels, den verschiedenen Zöllen in einzelnen Teilgebieten usw. abstrahiert. Insofern (…) läßt sie sich vor allem nur bedingt mit späteren Angaben für das Deutsche Reich vergleichen. Sie ist aber berechtigt, weil Deutschland gegenüber dem Ausland doch schon eine relative wirtschaftliche Einheit bildete (…). Die faktischen Einzelbilanzen sind neben der Gesamtbilanz nötig, um diese überhaupt zu errechnen, darüber hinaus geben sie auf einzelne Fragen viel genauere Antworten." (Borries 1970, S. 13). Somit stellen die Einzelbilanzen einen gewissen Schutz gegen falsche Schlüsse aus der Gesamtbilanz dar.
Vor diesem Hintergrund weist der Autor ausdrücklich darauf hin, dass die Zuverlässigkeit des Zahlenmaterials nicht überschätzt werden darf. "Für die Abschätzung der Fehlerquellen muß man systematische und zufällige Fehler unterscheiden. Bei systematischen Fehlern ergibt sich eine Fehlerneigung, so läßt der Schmuggel den Handel zu gering, die Einrechnung des Zolles die Einfuhr zu hoch, die Auslassung der Durchfuhrfracht die Generalausfuhr zu niedrig erscheinen. Zufällige Fehler heben sich im statistischen Mittel heraus, das gilt etwa für das Auf- und Abrunden oder für Berechnungs- und Druckfehler. Als zufällig können auch die Fehler angesehen werden, die durch Auslassung der Lagerbewegung usw. entstehen. Systematische Fehler setzen keineswegs immer die Zuverlässigkeit herunter. Das gilt besonders beim Vergleich mehrerer Größen mit gleichem systematischem Fehler. Zeitreihen, die auf gleicher Berechnungsmethode beruhen, sind das beste Beispiel. Selbst wenn sie mit einem erheblichen Fehler belastet sind, ist ihr Index sehr zuverlässig. Zufällige Fehler können umgekehrt im ungünstigsten Falle schwer ins Gewicht fallen (…)." Auf das Saldo können sich systematische Fehler empfindlich auswirken. Der Saldo stellt die Differenz der Aktiva und Passiva dar. "Wenn sich in Einfuhr und Ausfuhr geringe systematische Fehler eingeschlichen haben, (…), kann der Saldo schon völlig verfälscht sein. Die Entwicklung der Saldi im Vergleich mehererer Jahre ist dagegen weit zuverlässiger, falls die Preisannahmen der Jahre auf gleichartigen Quellen beruhen. Systematische Fehler können trotz aller Sorgfalt nicht sicher ausgeschlossen werden und senken die mutmaßliche Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Man kann den Verfälschungen jedoch durch den Vergleich möglichst vielseitigen Materials und mehrerer unabhängiger Methoden entgegenwirken." (…) Aus diesem Grund ist besondere Aufmerksamkeit auf den Anmerkungsteil in den Tabellen und in der Studienbeschreibung zu geben, in denen die Werte der Tabellen erläutert werden.
Borries' Ergebnisse im Vergleich zu anderen Studien (vrgl. Borries, S. 240 f.): Die älteren Schätzungen versuchen anhand der reinen Mengenstatistik des Zollvereins, den Wert des Handels anzugeben. Da sie mit unterschiedlichen Methoden arbeiten, können sie vom Autor für seine Studie nicht herangezogen werden. Borries berechnet das Handelsvolumen neu. Seine Ergebnisse weichen von denen Hoffmanns und Junghanns' erheblich ab. Der parallele Gesamtverlauf in allen drei Berechnungen bestätigt jedoch die relative Zuverlässigkeit der Werte. Über einen Preisindex wird aus dem Volumen der laufende Wert für den Durchschnitt von je drei Jahren errechnet. Die Ergebnisse des Autors weichen stark von den Ergebnissen Bondis ab. Der Autor stellt fest, dass Gerhard Bondi vor allem die Gesamtentwicklung ganz anders darstellt, weil seine Werte in den ersten Jahren über den Werten des Autors liegen, und in den letzten Jahren die Werte des Autors unterschreiten. Für die Analyse der Warenstruktur bildet Borries sieben unterschiedliche Warengruppen. Die Nahrungsmittel werden nach ihrer Herkunft in koloniale und europäische eingeteilt, die Halbwaren von den eigentlichen Rohstoffen abgetrennt. Aus den Fertigwaren kann man die Textilien im egneren Sinne ausgliedern. Dazu kommt noch ein Restposten (Sonstiges), der als untypisch nicht naher betrachtet wird. Die Quellenlage erlaubt nicht die tiefergehende Analyse nach einelnen Handelspartnern, ermöglicht aber die Einbeziehung der Durchfuhr Hoffmann hat in seinem Werk 'Das Wachstum der deutschen Wirtschaft …" die Durchfuhr nicht berücksichtigt. Ebenso hat Bondi in "Deuschlands Aussenhandel 1815-1870" die Durchfuhr ausgelassen.
Die Quellenlage der Hansestädte ist im Vergleich zum Zollgebiet Norddeutschlands weit günstiger. Die Hansestädte beginnen erst während des Untersuchungszeitraums, eine umfassende Handelsstatistik zu führen, verfügen aber schon für die Zeit davor über detaillierte Aufzeichnungen.
Zu folgenden Themen sind Zeitreihendaten und zeitreihenfähige Daten zusammengetragen worden:
A. Der Zollverein: Volumen, Werte und Indizes nach Warengruppen und nach Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr
B. Norddeutschland: Aussenhandel Hamburgs, Bremens und Schleswig-Holsteins; Volumen, Werte, Indizes nach Warengruppen und Handelspartnern
C. Gesamtdeutschland: Ein- und Ausfuhr; Generalhandel, Zwischenhandel, Spezialhandel, Handelswerte
Themen
Datentabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT (Historische Statistik) (Thema: Außenhandel)
A. Der Zollverein
A1 Zollverein: Bruttozolleinnahmen und Bevölkerung (nach Hübner und Hoffmann) (1834-1856) A2 Zollverein: Zeitgenössische Schätzungen des Handels für die Einfuhr, die Ausfuhr und die Durchfuhr in Talern nach Junghanns und Hübner (1834-1861) A3 Zollverein: Volumen nach Hoffmann und Junghanns, laufende Handelswerte nach Hübner und Bondi (in 1000 Talern) (1836-1856) A4 Zollverein: Korrigiertes Volumen nach v.Borries (1836-1856) A5 Zollverein: Index des Volumens zur Basis 1836 (1836-1856)
A6 Zollverein: Preisindizes A.6.1. Preisindex nach Jacobs-Richter (1834-1856) A.6.2. Zollverein: Preisindex der Warengruppen zur Basis 1836/38; Gewichte und Indizes nach Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr (1836-1856) A.6.3. Zollverein: Preisindex und Volumen der Warengruppen zur Basis 1836/41 nach v.Borries, Werte des Handels nach Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr (1836-1856)
A7 Zollverein: Handelswerte A.7.1. Zollverein: Werte in Dreijahresdurchschnitten (in 1000 Talern); Vergleich v. Borries und Bondi (1936-1856) A.7.2. Zollverein: Wert des Handels pro Kopf in Dreijahresdurchschnitten nach Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr (in Talern) (1836-1856)
A.8 Zollverein: Indizes der Volumina und Werte nach Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr nach v. Borries (1836/38=100) (1836-1856)
B. Norddeutschland
B1 Hamburg B1.1 Hamburg: Wert des Handels (in MkBco) auf Basis von 1848/50 nach Soetbeer B1.2 Hamburg: Einfuhr und Ausfuhr nach deutschen und ausländischen Handelspartnern nach Soetbeer (in MkBco, exkl. Contanten) B1.3 Hamburg: direkter Seehandel nach Partnerländern nach Soetbeer (in MkBco, exkl. Contanten und Altona) B1.4 Hamburg: direkter Seehandel nach Warengruppen nach Soetbeer (in MkBco, Exkl. Contanten) B1.5 Hamburg: Edelmetallverkehr (in MkBco) nach Soetbeer
B2 Bremen B2.1 Bremen: Wert des Handels (in Talern Gold) auf Basis von 1848/50 nach Rauers (Index: 1848/50 = 100) B2.2 Bremen: Ein- und Ausfuhr nach Deutschland und in das Ausland, Saldi und Wiederausfuhr nach Deutschland in Talern Gold nach Soetbeer B2.3 Bremen: Seehandel nach Partnerländern in Talern Gold nach Soetbeer
B3 Lübeck und Schleswig-Holstein B3.1 Lübeck: Wert des Handels (in MkCrt, exkl. Contanten) B3.2 Schleswig-Holstein: Offizielle Werte des Handels 1834-1856 in Rbtalern nach den Jahresbänden des Statistischen Tabellenwerkes
C. Gesamtdeutschland
C1 Gesamtdeutschland: Einfuhr und Ausfuhr der Zollgebiete (in Mio Talern) nach Berechnungen von v. Borries. C2 Gesamtdeutschland: Direkter Aussenhandel der Zollgebiete (in Mio Talern) nach v. Borries C3 Gesamtdeutschland: Generalhandel, Zwischenhandel, Spezialhandel ohne Zwischenhandel (in Mio Talern); Schätzungen von v. Borries C4 Gesamtdeutschland: Handelsumsatz im Vergleich der Handelsnationen in Mio. Talern C5 Zollverein und Deutsches Reich: Werte des Handels in Mio Talern C6 Zollverein und Deutsches Reich: Anteile der Warengruppen am Handel C7 Preußen: Ausprägung der Münsstätten (Nennwert in Talern)
Schlagwörter [Außenhandel, Warenströme, Warengruppen, Einfuhr, Ausfuhr, Import, Export, Warenstruktur, Handelsbeziehungen, deutsche Handelsstatistik, Außenhandelsstatistik, Deutscher Zollverein, deutsches Zollgebiet, Norddeutschland, Hamburg, Bremen, Deutsches Reich, deutsches Wirtschaftsgebiet, Frühindustrialisierung, Zeitreihendaten, historische Statistik ]
Gegenstand der Studie ist die Frage nach der Auswirkung zyklischer Beschäftigunsschwankungen der deutschen Wirtschaft im 19. Jahrhundert auf Vorgänge in kommunalen Verwaltungsbereichen, die für die Unterstützung von Gemeindemitgliedern ohne eigenes Einkommen oder mit zu geringen Einkommen zuständig waren. Es wird also das Verhältnis von Arbeitslosigkeit und Armut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts analysiert. Eine stadthistorische Untersuchung bietet sich an, da so der Arbeitsmarkt räumlich eingrenzbar ist. Weiterhin bietet sich die Stadt als Untersuchungsraum an, da die Prozesse der Industrialisierung zuerst in den Städten begann. Zunächst stellt der Autor mit Hilfe von Vergleichen der Beschäftigtenzahlen in Düsseldorf mit anderen regionalen Gebieten (Beschäftigtenzahlen der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, der mittleren Belegschaft in der deutschen Montanindustrie) sicher, dass die städtische Konjunkturgeschichte Düsseldorfs im 19. Jahrhundert den Konjunkturverlauf des Deutschen Reiches wiederspiegelt. In einem späteren Abschnitt werden zusätzlich die spezifisch Düsseldorfer Einkommensstruktur, das örtliche Sparverhalten und die privaten Investitionsneigungen nach ihrem Zusammenhang mit den Wechsellagen untersucht.
Zeit und Ort der Untersuchung: Die industrialisierte Produktionsweise mit ihren Schwankungen hat sich in Deutschland erst um ca. 1850 mit Beginn der Industrialisierung etabliert. Daher können die entsprechenden Auswirkungen einer industrialisierten Produktionsweise erst ab 1850 analysiert werden. Das Ende des untersuchten Zeitraums ergibt sich aus der Bildung von Gewerkschaften. Die städtischen Armenverwaltungen wurden in ihrer Bedeutung als mögliche Auffanginstanz für Arbeitslose zurückgedrängt. Daher scheint es dem Forscher angebracht, den zeitlichen Rahmen der Untersuchung um 1900 zu beenden. Düsseldorf wird als geografischer Ort gewählt, weil in Düsseldorf vor der Industrialisierung keine regional bedeutende Gewerbestruktur vorhanden war. Die Stadt erfuhr eine sprunghaften Struktur- und Größenveränderung. Dies wird deutlich an der Rate des Bevölkerungswachstums 1871 – 1905, das weit über den anderen preußischen Städten lag.
Der Autor spezifiziert seine Fragestellung wie folgt: "… ein Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Armenunterstützung ist [durch die Quellen der Gemeindeverwaltungen] hinreichend dokumentiert. Was waren die möglichen Bedingungen dafür? Nach der einen Seite: wie lange mußte ein Arbeiter von welcher 'Qualifikation arbeitslos sein, um der Armenpflege anheimzufallen? Nach der anderen Seite: war die Unterstützung arbeitswilliger und –fähiger Armer überhaupt im System kommunaler Armenpflege vorgesehen, und wenn ja, bis zu welcher Grenze?" (Balkenhol 1976: S. 15)
Quellenproblematik: Möglichst lange, kontinuierliche statistische Reihen zur Beschäftigung sind für die vorliegende Untersuchung von Bedeutung, weil sie die konjunkturellen Schwankungen des Arbeitsmarktes über dem Mengenindex (= die Beschäftigungsstatistik) und den Preisindex (= Lohnstatistik) wiedergeben. Diese beiden Indizes zur Ware Arbeitskraft bilden den Rahmen für die unmittelbaren sozialen Auswirkungen von wirtschaftlichen Wechsellagen. (Balkenhol 1976, S. 17)
Die Gewerbe- und Berufszählungen sind für Konjunkturstudien relativ unbrauchbar, da die Zählungen nur in relativ großen Zeitabständen vorgenommen werden. Daher sucht der Autor nach Quellen, die Auskunft geben über den jährlichen Beschäftigungsstand in den wichtigsten Industriebetrieben innerhalb des Untersuchungsraums Düsseldorf. Hier sind Arbeiten zu nennen, die im Auftrag vom preußischen statistischen Bureau bzw. vom statistischen Reichsamt durchgeführt wurden: - die Gewerbezählungen, die von 1849-1861 in Dreijahresabständen stattfanden, - die Berufs- und Volkszählungen vom 1.12. 1871, - die Volks- und Gewerbezählung vom 1.12.1875, - die Enquête über Frauen- und Kinderarbeit von 1876, - die Erhebung über die öffentliche Armenpflege 1882, - die Volks- und Berufszählung vom 5.6.1882, - die Berufs- und Volkszählung vom 14.6.1895 und 2.12.1895, gleichzeitig Erhebung der Arbeitslosigkeit; - die Enquête über die Beschäftigung verheirateter Frauen von 1898, - die Berufs- und Betriebsstatistik von 1907, - die Statistik über die gesetzliche Krankenversicherung von 1909. Allerdings handelt es sich hier um punktuelle, unterschiedliche Erhebungen, deren Werte in Rahmen einer statistischen Analyse nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Kontinuierlich erhobene Zeitreihendaten eignen sich daher besser. Quellen, welche diesen Anforderungen genügen, sind: - die vom Ministerium für Handel und Gewerbe herausgegebenen Berichte der Fabrikinspektoren, in Preußen vierteljährlich ab 1876, im Reich ab 1879, - die Angaben über den Mitgliederbestand in der Kranken- und Unfallversicherung des Reichsversicherungsamts, - die Angaben über Mitgliederzahlen in den Orts-, Betriebs- und eingeschriebenen Hilfskassen, nach Gemeinden und Monaten im Reichsarbeitsblatt, - die Ermittlung der Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften und Invalidenversicherungsanstalten 1909. (Balkenhol 1976, S. 18f.) Die Quellen zu dem Mitgliederstand in den Sozialversicherungen sowie die Quellen der kommunalen Arbeitslosenversicherungen reichen leider nur bis 1884 zurück.
"Die gesetzlichen Sozialversicherungen wurden zumeist in der zweiten Hälfte des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts (Beginn der Großindustrie) ins Leben gerufen. Im Jahr 1883 setzte sich Reichskanzler Bismarck über die Bedenken seiner Berater hinweg und führte gesetzliche Krankenversicherungen in Deutschland ein. Sie waren überwiegend auf die Arbeiterschaft ausgerichtet. (…) Damit sollte einerseits sozialen Unruhen und dem Sozialismus begegnet werden, andererseits sollte bereits bestehenden, freiwilligen Sozialversicherungen der Gewerkschaften und der kirchlichen Arbeiterverbände die wirtschaftliche Grundlage entzogen werden. [Die einzelnen Sozialversicherungen wurden in den folgenden Jahren eingeführt:] 1883 Krankenversicherung 1884 Unfallversicherung 1889 gesetzliche Rentenversicherung (ursprünglich Invaliditäts- und Altersversicherung) 1927 Arbeitslosenversicherung 1953 Rentenreform: Einführung der dynamischen Rente 1995 Pflegeversicherung (der Krankenversicherung angegliedert)"
(Quelle: wikipedia – die freie Enzyklopädie, http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialversicherung)
Für die kommunalen Verwaltungen erschien es in der Zeit der Umstellung auf eine öffentliche Arbeitslosenversicherung sinnvoll, die bisher privat betriebenen Arbeitsnachweise nun von den Stadtverwaltungen registrieren zu lassen. In diesem Zusammenhang gehören die Erhebungen der Städte über die Beschäftigung. Dieses statistische Material ist jedoch selten vor 1890 verfügbar (nur Stuttgart und Berlin haben vor 1890 entsprechende Zahlen erhoben). Von Gemeinden durchgeführte Erhebungen sind in folgenden Quellen zu finden: - die Erhebung 'Arbeitsvermittlung in Preußen während des Jahres 1894', - die Erhebungen in Dresden, Hamburg, Straßburg und Stuttgart über Arbeitslosigkeit, veröffentlicht 1896, - die Tätigkeitsberichte der kommunalen Arbeitsnachweise, - der Bericht über die Arbeitslosen im Winter 1908 in 50 deutschen Gemeinden.
Unter den privaten Trägern von Erhebungen zur Arbeitsmarktlage haben die Gewerkschaften die größte Bedeutung. Aber auch sie konnten ihre arbeitslos gewordenen Mitglieder erst dann erfassen, als sie über einen entsprechenden verwaltungstechnischen Apparat verfügten. Auch hier stellt sich das Problem ein, dass die Zählungen nicht weit genug zurückreichen, um für Auswertungen ergiebig zu sein.
Neben staatlichen Zählungen zum Beschäftigungsstand zu ausgewählten Stichjahren geben die Mitgliederverzeichnisse der lokalen Krankenkassen sowie amtliche Angaben zum Belegschaftsstand in den einzelnen Betrieben Auskunft über den regionalen Beschäftigungsstand, die der Autor zu einer 'Belegschaftsstatistik' zusammengestellt hat. Amtliche Angaben sind in den einzelnen Betrieben durchgeführte Zählungen, deren Ergebnisse dann an Behörden oder Körperschaften (Handelskammer- und Verwaltungsberichte, Betriebskrankenkassenlisten) weitergeleitet wurden. Eine wichtige Problematik der unterschiedlichen Zählungen besteht in der abweichenden Systematik der Zuordnung der gezählten Beschäftigten in Berufsgruppen, Gewerbezweige oder zu Handwerk oder zur Industrie. Dies führt teilweise zu erheblichen Abweichungen der Werte zwischen den einzelnen Quellen. "Die staatlichen Zählungen von Beruf und Gewerbe und die Listen der Unterstützungskassen können daher allenfalls zur Orientierung für langfristige Veränderungen der Erwerbsstruktur dienen." (Balkenhol 1976, S. 21f.)
Um zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse der Düsseldorfer Belegschaftsstatistik in den größeren Rahmen der Volkswirtschaft passt, zieht der Autor zum Vergleich die Beschäftigtenzahlen der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, der mittleren Belegschaft in der deutschen Montanindustrie sowie von 10 Düsseldorfer Betrieben der Stahl- und Eisenindustrie heran. Die in der Datentabelle A3 (bzw. im Text: Tabelle 3, S. 25) zusammengestellten Datenreihen weisen ähnliche Entwicklungstendenzen über die Zeit auf. "Weiterhin ergibt sich, daß die Beschäftigungsschwankungen desto stärker ausfallen, je kleiner das betreffende Gebiet ist. Größere Wirtschaftsräume scheinen Abschwünge leichter auffangen zu können. … Die Lage der konjunkturellen Hoch- und Tiefpunkte in Düsseldorf stimmen mit dem Bild des überörtlichen Verlaufs überein." (Balkenhol 1976, S. 25f.) Damit geht die städtische Konjunkturgeschichte Düsseldorfs im 19. Jahrhundert in ihrem Verlauf konform mit dem reichsweiten Verlauf, so dass die Resultate, die für Düsseldorf gewonnen werden, auch eine Bedeutung über diesen regionalen Rahmen hinaus haben.
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf: A. Mitgliederstand der lokalen Krankenkassen und amtliche Belegschaftsstatistik B. Beschäftigungsstatistik Düsseldorfs nach Branchen C. Durchschnittliche Guthaben und Spartätigkeit D. Steuern und Privateinkommen E. Armenstatistik Düsseldorfs
Datentabellen in HISTAT (Thema: Einkommen ):
A Mitgliederstand der lokalen Krankenkassen und amtliche Belegschaftsstatistik
A.1 Kassenmitglieder und Inspektorenberichte in Düsseldorf (1874 - 1878) A.2 Mitgliederstand der Unterstützungskassen der Metallarbeiter und die Belegschaft der Eisenbahnwaggongfabrik C. Weyer (1859 - 1891) A.3 Belegschaft der Betriebe der Metallbranche und in der dt. Hüttenindustrie (1861 - 1898)
B Beschäftigungsstatistik Düsseldorfs nach Branchen
B.1 Belegschaft ausgewählter Düsseldorfer Textilbetriebe (1852-1899) B.2 Belegschaft der Düsseldorfer Metallbetriebe (1856-1899) B.3 Bevölkerung, Erwerbstätige insgesamt, Erwerbstätige im Facharbeiterberuf, in der Montan- und Metallindustrie sowie in Groß- und mittelständischen Betrieben (1858-1897) B.4 Betriebszahlen: Eintragungen im Handelsregister Düsseldorf (1888-1898) B.5 Betriebsgrößen nach Branchen (1875-1933)
C. Durchschnittliche Guthaben und Spartätigkeit
C.1 Anteile der Kontenklassen bei der Stadtsparkasse Düsseldorf (1877-1899) C.2 Durchschnittliches Guthaben und Spartätigkeit für unterschiedliche Städte (1890-1899), PDF-Dokument C.3 Tagelohnsätze Düsseldorfer Industriebetriebe (1864-1885), PDF-Dokument
D. Steuern und Privateinkommen
D.1 Düsseldorfer Bevölkerung nach steuerpflichtige und befreite Bürger in % der Gesamtbevölkerung (1877-1891) D.2 Anteil der Bevölkerung in den jeweiligen Steuerklassen an der Bevölkerung Düsseldorfs , in Prozent (1861-1899) D.3 Anteile der Klassen- und Einkommenssteuer an den Kommunalsteuereinnahmen (1851-1900) (PDF-Dokument)
E. Armenstatistik Düsseldorfs
E.01 Zuschüsse der Stadtkasse an die Düsseldorfer Armenverwaltung in % an den Gesamteinnahmen (1850-1900) E.02 Durchschnittliche Unterstützungskosten pro Fall in der Außenarmenpflege und Gemeindesteuerbelastung pro Kopf in Mark für Düsseldorf, Elberfeld, Duisburg und Dortmund (1870-1890) E.03 Lebenshaltungskostenindex für Deutschsand auf der Basis von 1913, 1810 - 1913 E.04 Anzahl der vorübergehend und der dauernd Unterstützten in Dortmund (1881-1896) E.05 Anteil der 30 bis 50jährigen männlichen Unterstützungsempfänger an allen männlichen Unterstützungsempfängern (1881-1896) E.06 Arbeitssuchende im Verhältnis zu den offenen Stellen in Düsseldorf (1902 – 1913) E.07 Migrationsverhalten: Durchschnittlicher Fluktuationsgrad der Gesellen nach Altersgruppen (Düsseldorf) (1872-1878) E.08 Migrationsverhalten: Durchschnittlicher Fluktuationsgrad der Gesellen nach Berufsgruppen (Düsseldorf) (1872-1878) E.09 Prozentuale Verteilung der Altersklassen in Düsseldorf (1872-1878) E.10 Prozentuale Verteilung der Berufsgruppen in Düsseldorf (1872-1878) E.11a Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Büroberufe (1872-1878) E.11b Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Metall (1872-1878) E.11c Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Bau (1872-1878) E.11d Fluktuationsraten nach Altersklassen und Berufsgruppen in Düsseldorf: Fabrikarbeiter (1872-1878) E.12 Rangfolge der Etatsektoren in Düsseldorf (1850-1900), PDF-Dokument
"Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen [der von der DFG geförderten] Forschungen zur Industrialisierung im Wirtschaftsraum Berlin/Brandenburg." (S. 9) In diesem Zusammenhang hat sich die Forscherin die Aufgabe gestellt, den Zusammenhang von Industrialisierung und Literatur sowie die Rezeption des Industrialisierungsprozesses anhand seines Niederschlags in der zeitgenössischen deutschen Buchproduktion des 19. Jahrhunderts zu analysieren. "Die vorliegende Analyse der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen und Veränderungen der Buchproduktion im 19. Jahrhundert soll den materiellen Hintergrund für die inhaltliche Reflexion und Rezeption des Industrialisierungsvorgangs darstellen." (S. 9) Neben der Analyse einzelner Werke und Autoren ist auch die Produktions- und Rezeptionsweise von Literatur von Bedeutung. "Gerade hinsichtlich der Bedingungen und Veränderungen in der Herstellung von 'Literatur' und ihrem Konsum durch eine differenzierte Leserschaft mangelt es an historischen Untersuchungen." (S. 9) I. Rarisch analysiert die Buchproduktion und das Verlagswesen unter anderem auch unter Verwendung statistischer Reihen, um eine quantitative Größenbestimmung des literarischen Entwicklungsprozesses vornehmen zu können und so zu einer Aussage über das Angebot der Produzenten, der Autoren und Verlage, und damit auch über die Verbreitungschancen von Bildung durch das Buch zu kommen. "In der vorliegenden Studie werden das Buch und die Lektüre zur aussagekräftigen Quelle für eine quantifizierende Analyse der inhaltlichen Struktur von Angebot und Konsum literarischer Erzeugnisse durch die Zeitgenossen der industriellen Revolution. Zudem übernimmt die Statistik der Buchproduktion mit der Registrierung der Wachstumstendenzen im Buchgewerbe im fortschreitenden Jahrhundert als Instrument einer wie hier wahrgenommenen sozial- und wirtschaftshistorisch verpflichtenden Bildungsforschung nicht nur die Funktion eines Konjunktur-, sondern auch die eines Kulturbarometers." (S. 6) Bisher liegen Angaben zur Buchproduktion seit der Revolution von 1848 nur in schwer zugänglicher Form vor. Es ist das Verdienst der Forscherin, dieses schwer zugängliche statistische Material in ihrer Arbeit zusammenzuführen und, soweit möglich, in einer Differenzierung nach Sachgebieten aufzubereiten.
Zeit und Ort der Untersuchung:
Der Untersuchungszeitraum dieser Studie endet entsprechend der Zielsetzung der Forschungsfrage mit Beginn der Gründerjahre. Im Mittelpunkt stand die in der modernen Industrialisierungsforschung zunehmend als entscheidend empfundene Phase des beschleunigten Wirtschaftswachstums (Take-Off) nach der Fünf-Phasen-Theorie von Rostow, die in Deutschland etwa den Zeitraum von den dreißiger bzw. fünfziger Jahren bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts umfasst. Nimmt man die Statistik der Buchproduktion als Konjunkturbarometer, signalisiert sie den Start eines beschleunigten Wachstums ebenfalls seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. (S. 10) Zusammenfassend bezieht sich der Untersuchungszeitraum auf die Zeitpunkte 1740, 1770 und 1800 und schließlich in Form einer kontinuierlichen Datenreihe von 1801 bis 1900. Untersuchungsgebiet ist der Buchhandel in Deutschland in seinen jeweiligen Grenzen.
Quellenproblematik:
Methodisch gesehen, ergeben sich für eine statistische Analyse der Buchproduktion unterschiedliche Schwierigkeiten, die bereits mit der Definition dessen, was ein Buch bzw. Literatur sei, einsetzen. Unter Literatur werden prinzipiell drei Erscheinungsformen erfaßt: das Buch, die Lektüre und die Literatur im engeren Sinne. (S. 10-11) Als statistische Einheit für das Buch steht der Autorin nur der Titel und nicht das Exemplar – also nicht die Auflagenhöhe – für ihre Analyse zur Verfügung. "Sofern man aber keine Angaben über Auflagenhöhe und die Zahl der Leser pro Buch hat, muß eine statistische Analyse der Buchproduktion noch vorläufig bleiben, gerade dann, wenn man neben dem quantitativen Wachstum auch qualitative Veränderungen (z.B. den Anteil einzelner Sachgruppen an der Gesamtbuchproduktion) erfassen will … . (S. 11) Als weiteres Problem erwähnt die Autorin die unzureichenden statistischen Erhebungsmethoden im 19. Jahrhundert.
Vor diesem Hintergrund muss sich die Autorin auf die Wiedergabe der Anzahl der Titel pro Sachgebiet begnügen. Der Bezug zu den statistisch schwieriger faßbaren Vorgängen einer sich im beginnenden Industriezeitalter wandelnden Einstellung zu Bildung und Lektüre wird in der Studie aufgrund der Datenlage nur ansatzweise gestreift.
Datentabellen:
A. Die Entwicklung der Betriebe im Bereich der Buchproduktion und des Handels
A.1 Zahl der Schnellpressen im Preußischen Staat, 1819-1852
A.2 Zunahme der Schnellpressen in Preußen nach Provinzen 1819 und 1837
A.3 Zahl der zur Literaturproduktion und –verbreitung gehörigen Anstalten und Betriebe mit ihren Beschäftigten von 1801 bis 1852 in Preußen und in Berlin
A.4: Die Betriebsentwicklung des Buch-, Antiquar-, Kunst- und Landkartenhandels sowie einzelner Geschäftszweige im Gebiet des deutschen Buchhandels von 1846 bis 1885
- A.4.1 Entwicklung der Zahl der Betriebe des Buchhandels - A.4.2 Betriebe des Buchhandels nach ihrer Verteilung auf Staaten und Städte - A.4.3 Betriebe des Buchhandels nach Geschäftszweige: Verlags-, Sortiments- und Antiquariatshandel - A.4.4 Betriebe des Buchhandels nach spezialisierten Geschäftszweigen, die zum Teil als Nebengeschäft geführt werden.
A.5 Die Entwicklung der Betriebszahlen und der Beschäftigtenzahlen nach Gewerbezweigen für Preußen und für Berlin, 1852-1882
A.6 Durchschnittliche Beschäftigtenzahl in den Betrieben der Buchproduktion und des Buchhandels in Preußen und Berlin, 1852-1882
A.7 Zahl der Buchhandlungen in 14 bedeutenden Städten im Gebiet des deutschen Buchhandels, 1840, 1850 und 1860.
B. Die Entwicklung der aufgelegten und im Handel vertriebenen Titel nach Sachgebieten
B.1 Die Entwicklung der Buchproduktion nach Anzahl der aufgelegten Titel 1740, 1770 und 1800.
B.2 Die Sachgruppe "Schöne Künste und Wissenschaften" in ihrer Entwicklung nach Anzahl der aufgelegten Titel 1740, 1770 und 1800
B.3 Die Sachgruppe "Landwirtschaft, Gewerbe, usw. " in ihrer Entwicklung nach Anzahl der aufgelegten Titel 1740, 1770 und 1800
B.4 Die Entwicklung der Buch- und Kartenproduktion im Gebiet des deutschen Buchhandels nach dem codex nundinarius, 1801-1846.
B.5 Die Entwicklung der Buch- und Kartenproduktion im Gebiet des deutschen Buchhandels nach der Börsenblatt-Statistik, 1851-1900
Die Geschichte der Steuern und Staatsfinanzen wichtiger europäischer Industrienationen ergänzt und erweitert die Geschichte der Industrialisierung Europas. Der Staatshaushalt, ein Werk der Staatsbuchhalterei und des kameralistischen Rechnungswesens mit nicht immer transparenten Kalkulations- und Budgetierungstechniken, zeigt die Höhe und die Verwendung der Staatsausgaben und die zu deren Deckung verwendeten Einnahmen in Art und Umfang. In der international vergleichenden Untersuchung zu den Steuern und Staatsfinanzen während der Industrialisierung Europas bezieht Eckart Schremmer England, Frankreich, Preußen und das Deutsche Reich von 1800 bis 1914 ein. Dem unterschiedlichen Staatsaufbau der besprochenen Länder gerecht werdend erfolgt der Vergleich dabei nicht isolierend - punktuell, einzelne Zahlen und Kennziffern herausgreifend. "Der Vergleich erfasst vielmehr den gesamten Bereich "Steuern und Staatsfinanzen" in seiner Einheit. So erscheint es eher möglich, national-staatliche Besonderheiten im nationalstaatlichen Zusammenhang zu sehen und zu belassen, und die nationalstaatlichen Gesamtbereiche "Steuern und Staatsfinanzen" in ihrer Einheit vergleichend gegenüberzustellen. Dem entspricht der Aufbau der vier nationalstaatlichen Kapitel - England, Frankreich, Preußen, Deutsches Reich - nach einem einheitlichen Gliederungsablauf über die gesamte Beobachtungsperiode hinweg, sowohl im Text als auch bei den Tabellen. Jedes der vier Länderkapitel beginnt mit einem knappen Abschnitt über die historische Grundlage. Sie deuten auf die Verknüpfung des 19. mit dem 18. Jahrhundert hin, auf die 'Tradition im Wandel', die wiederum nationalstaatlich unterschiedlich war. Der analytisch - vergleichende Untersuchungsansatz ruht auf einer dichten empirisch – statistischen Grundlage von zeitgenössischer Qualität. Sie lässt Wachstums- und Strukturveränderungen gut erkennen" (Schremmer, E., 1994: Steuern und Staatsfinanzen während der Industrialisierung Europas. England, Frankreich, Preußen und das Deutsche Reich 1800 bis 1914. Berlin u. a.: Springer, S. VII f). "Die europäischen Steuersysteme des 19. Jahrhunderts entstanden im Gefolge der neuen liberalen Grundlagenphilosophie und den damit verbundenen neuen Staatsordnungen. Sie lösten die feudalen Bindungen, Abgaben und Dienste ab. Der Liberalismus bestimmte den neuen Datenkranz für Wirtschaft und Gesellschaft. Der zweite Bestimmungsgrund für die Ausgestaltung der Steuersysteme war die Struktur der damaligen Wirtschaft, bestehend aus Landwirtschaft, Handwerk und Manufakturen von unterschiedlicher Art, Größe und Anzahl; hinzu kamen Krämerei und Handel. Diese Wirtschaftsstruktur … wies auf die zu besteuernden Objekte, Einkünftequellen und steuerpflichtigen Personengruppen hin. Schließlich beeinflusste drittens der Druck der hohen Kriegskosten in den von den napoleonischen Kriegen betroffenen Ländern die Ausformung der Steuern: Teils wurden neue Steuern erfunden …, teils behielt die Regierung überkommene Steuern bei und versuchte sie ergiebiger zu nutzen" (Schremmer; A.a.O., S. VII f).
Themen:
Die Datentabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT beschränken sich auf die zusammenfassenden Tabellen mit Zeitreihen für Preußen und das Deutscher Reich.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Staat: Finanzen und Steuern):
A. Steuersystem und Staatshaushalt in Preußen A.01 Kennziffern zu den Staatsfinanzen, Preußen (1688-1807) A.02 Struktur der Einkünfte des Staatshaushalts, Preußen (1800-1812) A.03 Staatsgebiet und Bevölkerung von Preußen (1786-1867) A.04 Klassensteueraufkommen, Preußen (1822-1847) A.05 Struktur der Steuereinnahmen, Preußen (1816-1821) A.06 Staatsausgaben Preußen, netto (1821-1850) A.07 Staatseinnahmen Preußen, netto (1821-1850) A.08 Staatsschuld und Volkseinkommen, Preußen (1794-1913) A.09 Staatseinnahmen Preußen, brutto (1847-1870) A.10 Staatsausgaben Preußen, brutto (1847-1870) A.11 Staatseinnahmen Preußen, brutto (1875-1913) A.12 Staatsausgaben Preußen, brutto (1875-1913) A.13.a Männliche Schüler nach Unterrichtsanstalten in Preußen, in 1000 (1822-1911) A.13.b Öffentliche Ausgaben für Bildung nach Unterrichtsanstalten, in Millionen Mark, Preußen (1864-1911)
B. Das Finanzsystem des Deutschen Reichs und die Beziehungen zwischen Reich und Gliedstaaten B.01 Arbeits- und Kapitaleinkommen im Deutschen Reich (1874-1914) B.02 Der Finanzausgleich zwischen Reich und Gliedstaaten in Millionen Mark (1872-1919) B.03 Die Schulden des Reichs (1877-1914) B.04 Verschuldung europäischer Nationalstaaten im Vergleich in Milliarden Einheiten der jeweiligen Staatswährung (1914-1924) B.05 Die Verschuldung der Gebietskörperschaften im Deutschen Reich, in Milliarden Mark (1914-1919) B.06 Gesamtausgaben des Reichs in Millionen Mark (1876-1913) B.07 Ordentliche und außerordentliche Ausgaben des Reichs für zivile Zwecke, in Millionen Mark (1872-1912) B.08 Ordentliche Einnahmen des Reichs in Millionen Mark (1872-1913)
Thema der Studie ist die Frage nach den Ursachen für Bayerns wirtschaftlichen Erfolg im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern.
Ausgehend von der Fragestellung nach den Ursachen für den Erfolg der wirtschaftlichen Entwicklung Bayerns, eingegrenzt auf den Wirtschaftsbereich der Industrie, auf die wichtigsten Industriestädte und auf den Zeitraum von 1925 bis 1975, wird im Rahmen dieser Arbeit ein Versuch unternommen, auf komparativ-statistischem Wege Entwicklungsfaktoren auf ihren Erklärungsgehalt hin zu überprüfen. Es soll vor allem empirisch-quantitativ untersucht werden, welche Faktoren für die dynamische Industrialisierung Bayerns von Bedeutung waren.
Die Arbeit stützt sich dabei im Wesentlichen auf die Auswertung verschiedenster amtlicher Statistiken, im besonderen Maße der Statistischen Jahrbücher deutscher Gemeinden sowie der von Unternehmen zur Verfügung gestellten Betriebsdaten.
Betrachtet wurde die Entwicklung der 13 wichtigsten bayerischen Industriestädte im Verhältnis zueinander und im Verhältnis zum restlichen Bayern. Ferner wurde Bayern insgesamt dem Deutschen Reich bzw. der Bundesrepublik Deutschland und den einzelnen Bundesländern, die in Fläche und Einwohnerzahl mit Bayern vergleichbar sind, gegenübergestellt. Verglichen wurden dabei jeweils die Wirtschaftsbereiche, die Industrie insgesamt sowie die einzelnen Industriegruppen.
Analysiert wurden folgende Indikatoren: - Anzahl der Beschäftigten in den verschiedenen Industriezweigen - Anzahl der Betriebe und durchschnittliche Betriebsgrößen - erzielter Umsatz und erzielter Auslandsumsatz - zum Teil: Löhne und Gehälter
Themen
Thematische Gliederung der Datentabellen in HISTAT:
A. Allgemeine Informationen zur Beschäftigtenzahl in der Industrie und zu Einwohnerzahlen einzelner Städte
A.01 Einwohnerzahlen und Beschäftigte A.02 Bruttoinlandsprodukt nach Bundesländern
B. Strukturwandel der bayerischen Industrie zwischen 1925 und 1950
B.01 Entwicklung der Wirtschaftsbereiche 1925-1950 B.02 Entwicklung der Gewerbegruppen 1925-1950 B.03 Bedeutung der Rüstungsproduktion und Kriegszerstörung für die Industriestruktur Bayerns 1925-1950
C. Strukturwandel der bayerischen Industrie zwischen 1950 und 1975
C.01 Entwicklung der Wirtschaftsbereiche 1950-1975 C.02 Entwicklung der einzelnen Industriegruppen 1950-1975
Untersuchung intergenerationeller beruflicher und konnubialer Mobilität in Abhängigkeit von der Herkunftsfamilie; Heiratsverhalten und Plazierung.
Themen: Heiratsjahr, Beruf des Bräutigams, Angaben zur Braut und zum Bräutigam: Beruf des Vaters, Wohnort des Vaters, Alter, Leben oder Tod der Eltern, Steuergruppe des Vaters, Ehezahl, Heiratsdatum, Steuergruppe des Bräutigams.
Mit der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, die quantitativen Unterschiede in Niveau und Entwicklung der Industrieproduktion Englands, der USA, Frankreichs und Deutschlands sichtbar zu machen. Ausgangspunkt bilden die Forschungsergebnisse von Folke Hilgerdt ("Industrialization and Foreign Trade", Series of League of Nations Publications 1945.II. A.10, Genf 1945, S. 123) über die prozentuale Verteilung der Weltindustrieproduktion auf die verschiedenen Länder seit 1870. Aus den Anmerkungen Hilgerdts ist ersichtlich, dass für die Produktion der vier hier untersuchten Länder im Jahre 1913 reine 'Manufacturing'- Indizes verwendet bzw. konstruiert werden konnten. Hilgerdts Ergebnisse sind in der Folgezeit von vielen Forschern genutzt und, nur unwesentlich verändert, übernommen worden (z.B. von Walt W. Rostow1978: The World Economy, S. 52f). "Manufacturing" als Teil der Industrieproduktion (nach Thomas Kuczynski allgemeiner gefasst als "Sachgüterproduktion im nichtlandwirtschaftlichen Bereich") wird von Kyczynski mit "Produktion der verarbeitenden Industrie" übersetzt. Aus diesem Aggregat sind das Baugewerbe sowie die Gas- und Elektrizitätserzeugung ausgeschlossen. "Nichtsdestotrotz erscheint uns der Terminus weniger missverständlich als 'Produktion industrieller Fertigwaren', der vom Wort her nicht nur die Produktion von Rohstoffen, sondern auch die von Halbfabrikaten (Stufenprodukten) ausschließt, obgleich letztere Teil des 'manufacturing' sind" (Kyczynski, 1989, a. a. O., S. 185). Mit Hilfe publizierter Daten zur Industrieproduktion der vier Länder versucht der Autor eine Schätzung der Weltproduktion der verarbeitenden Industrie ("manufacturing" im Sinne Hilgerdts). "Insgesamt dürfte der Nettoproduktionswert der verarbeitenden Industrie in der Welt 1913 bei rund 20 Mrd. Dollar gelegen haben. … Entsprechend den von Hilgerdt geschätzten Anteilen können wir nun den Produktionswert der verarbeitenden Industrie in den vier Hauptländern im Jahr 1913 schätzen. Mit Hilfe der zuvor berechneten Anteile der verarbeitenden Industrie an der Gesamtindustrie können wir den Produktionswert der Gesamtindustrie für die vier Länder schätzen und – unter der Voraussetzung, dass der Anteil der verarbeitenden Industrie an der Gesamtindustrie im Weltmaßstab etwa so hoch war wie in den vier Hauptländern – eine grobe Schätzung für den Nettoproduktionswert der Weltindustrie im Jahre 1913 geben" (Kyczynski, Thomas, 1989, a. a. O., S. 192). Mit Hilfe der Produktionswerte für 1913 und den berechneten Indizes für die Industrieproduktion der einzelnen Länder berechnet Kuczynski abschließend einen Index der Industrieproduktion für die vier Länder zusammengenommen. Als Gewichte der vier Hauptländer am Gesamtindex fungieren praktisch die Dollarwerte. Die publizierten Tabellen umfassen die berechnete Industrieproduktion der einzelnen Länder und die Industrieproduktion der vier Länder insgesamt (jeweils in Millionen Dollar, in Preisen von 1913) und einen Gesamtindex (mit dem Basisjahr 1913 = 100).
Datentabellen in HISTAT: A. Tabellen aus dem Anhang A.01a Industrieproduktion, in Mill. Dollar: USA (1827-1913) A.01b Industrieproduktion, in Mill. Dollar: England (1812-1913) A.01c Industrieproduktion, in Mill. Dollar: Frankreich (1815-1913) A.01d Industrieproduktion, in Mill. Dollar: Deutschland (1823-1913) A.02 Industrieproduktion USA, England, Frankreich, Deutschland: Insgesamt (1827-1913) A.03 Industrieproduktion USA, England, Frankreich, Deutschland: Gesamtindex 1913=100 (1827-1913) B. Ergänzende Tabelle nach Folke Hilgerdt (1945) B.01 Anteil der Hauptländer an der Produktion der verarbeitenden Industrie, in Prozent (1870-1913)