Die These, die in der Dissertation entfaltet wird, lautet, dass mit dem wissenschaftlichen Beruf heute widersprüchliche Karriereanforderungen verbunden sind: Die traditionellen Sozial- und Organisationsideen der Wissenschaft sind noch immer wirkmächtig. Die Wissenschaft soll nach wie vor Lebensform und Berufung sein. Zugleich ist die Wissenschaft aber von einem Transformationsprozess erfasst, der den wissenschaftlichen Arbeitsmarkt zu einem "Winner-take-all"-Markt und die Wissenschaft zu einem Karrierejobs mutieren lässt. Unter diesen neuen Umständen sind die einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend aufgefordert, sich als unternehmerisches Selbst zu verhalten, dessen oberstes Ziel die Mehrung des eigenen Humankapitals ist. Um die Spannungen zwischen diesen widersprüchlichen Anforderungen überbrücken zu können, braucht es sowohl im beruflichen wie auch im privaten Bereich starke Unterstützungsstrukturen. ; The academic profession today is characterized by contradictory career demands. That is the argument that this dissertation develops. The traditional ideas of the academy as a form of life and a calling are still powerful. At the same time, the academic labor market in Germany is becoming a "winner-take-all"-market and the academic profession is transformed to a career job. Under these new conditions, academics are called to act as entrepreneurial selves whose primary objective is to increase their human capital. If the individual academics are able to ease the tensions between these contradictory demands, depends on their embeddedness in social structures, especially the personal support provided by their partners and professional mentors.
Der wissenschaftliche Arbeitsmarkt in Deutschland entwickelt sich zusehends zu einem "winner-take-all"-Markt. Dieser These geht der vorliegende Beitrag anhand der Darstellung der quantitativen Veränderungen auf dem wissenschaftlichen Arbeitsmarkt und den Daten einer qualitativen, empirischen Untersuchung zu den Karriereperspektiven des wissenschaftlichen Mittelbaus nach. Es wird argumentiert, dass der Staat über die Simulation von Markteffekten und sein Nachfragemonopol auf dem wissenschaftlichen Quasi-Markt die Konzentration von Gewinnen und das Überangebot an Akteuren, die um diese Gewinne konkurrieren, wissenschaftspolitisch induziert und verschärft hat. Zudem wird gezeigt, dass die Einschätzung der individuellen Karriereperspektiven von promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ohne Professur mit den sozialen Strukturen korreliert, in welche die Akteure eingebettet sind, insbesondere mit beruflicher Förderung und Unterstützung aus dem privaten Bereich. ; Akzeptierte Manuskriptfassung (postprint) / Accepted version (postprint) ; The academic labor market in Germany is becoming a "winner-take-all"-market. That is the argument that this paper develops using data about the changes on the labor market for scientists in Germany and from a qualitative empirical analysis about the career prospects of non-tenured scientists. It is argued that the state has induced or intensified the concentration of benefits and an oversupply of actors that compete for these benefits through the simulation of market effects and a monopoly over the demand for academic output. Moreover it is shown that the assessment of individual career prospects correlates with scientists' embeddedness in social structures, especially the support provided by their partners and professional mentors.
Real-world laboratories have made their way into policy programs and corporate agendas. They are expected to foster innovation on both the local and wider societal scales through co-creative settings in the "real world". Yet little attention has been paid to how these multiple expectations affect micro-level practices and pose challenges for the heterogeneous actors involved in these settings. Two case studies show the emerging tensions relating to participation, temporality and space, and the ways in which participants perceive and deal with them.
Wirtschaft und Wissenschaft sind einem massiven Wandel unterworfen. In beiden Feldern sind die Akteure heute gefordert, ihre Arbeit als Berufung zu erleben, sie zum Teil ihrer Identität zu machen. Oft genug erweist sich diese Forderung jedoch als unvereinbar mit den herrschenden Arbeits- und Karrierebedingungen. Leitbilder und Strukturen passen nicht zusammen. In diesem Buch wird anschaulich und erstmals systematisch vergleichend herausgearbeitet, wie die Beschäftigten in den beiden Feldern auf die widersprüchlichen Karriereanforderungen in der gegenwärtigen Arbeitswelt reagieren und welche Ressourcen ihnen dabei helfen.
Geldnot und politische Vorgaben bringen deutsche Universitäten zur Schärfung ihres Profils. Hemmend wirken die Fixierung auf die Forschung und die begrenzte Macht der Universitätsleitungen. Profilschärfendes Potenzial läge in Feldern wie Internationalisierung, Wissenstransfer und natürlich der Lehre.
Geldnot und politische Vorgaben bringen deutsche Universitäten zur Schärfung ihres Profils. Hemmend wirken die Fixierung auf die Forschung und die begrenzte Macht der Universitätsleitungen. Profilschärfendes Potenzial läge in Feldern wie Internationalisierung, Wissenstransfer und natürlich der Lehre.
Die Innovationsfähigkeit moderner Gesellschaften hängt an der Wissenschaft, lautet die verbreitete Annahme. Entsprechend hoch sind die politischen und gesellschaftlichen Erwartungen. Doch folgt Wissenschaft oft eigenen Regeln und Handlungslogiken. Von großem Interesse sind für die Wissenschafts-forschung daher die mikro- und mesostrukturellen Übersetzungsprozessen externer Erwartungen, deren empirische und konzeptuelle Analyse ein Verständnis für Wandlungsprozesse im Verhältnis zwischen Wissenschaft und ihren Umwelten überhaupt erst ermöglicht. Vor allem ist zu analysieren, wie kollektive und individuelle Akteure in neuen wissenschaftspolitischen Gestaltungsprozessen und mit deren intendierten und nichtintendierten Folgen umgehen. Künftige Forschungen der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik orientieren sich daher vor allem an den Mikrostrukturen des institutionellen Wandels. Dabei geht es um die Freilegung von Orientierungsmustern, die im Handeln und Entscheiden von Wissenschaftlern in Anspruch genommen werden und damit strukturierend wirken. Wie verarbeiten und deuten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen veränderte Handlungs- und Kommunikationssituationen, welchen Sinn geben sie ihnen? Welche Deutungsmuster finden wir vor? Welche Handlungen und neue Handlungs-muster werden erzeugt? Entlang der drei Dimensionen - Organisation, Profession und Karriere - werden zentrale Ergebnisse der jüngeren Forschungsarbeiten präsentiert und die jeweiligen konzeptionellen Zugänge erläutert. ; It is widely acknowledged that the capability of modern societies to be innovative depends inter alia on science with the latter evoking great political and societal expectations. And yet, science is often following its own rules and logic of action. Against this backdrop, Social Studies of Science are interested in how external expectations are translated into the science system on a micro- and meso-structural level. In order to seize insights into the potentially changing relations between science and its environments, it is necessary to combine a convincing theoretical framework with thorough empirical analyses. First and foremost, there is the question as to how collective and individual actors cope with new processes launched by science policy-making, as well as with their intended and unintended consequences. Following this question, future analyses of the research group Science-Policy Studies are particularly geared towards the micro-structures of institutional change. This entails that those patterns of orientation employed by scientists and structuring their actions and decisions accordingly will be unfolded. In other words, how do scientists process and hence construe changing situations of action and communication imposed from the outside of science, and what meaning is conveyed to them? Which interpretive schemes can we find here, and what actions and patterns of action are generated in these translation processes? Presenting a selection of key findings, this discussion paper illustrates our conceptual approaches to the analytical core dimensions of organizations, the professions and careers, all of which are paramount in understanding the social world of science.