The Decision Trap questions a dogma of our time: the assumption that genetic education empowers citizens and increases their autonomy. It argues that professional instructions about genes, genetic risks, and genetic test options convey a genetic worldview which destroys self-confidence and makes clients dependent on genetic experts and technologies. Part one of the book introduces the reader to the idea of genetic education. It clarifies the notion of the ""gene"" as it is commonly understood
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In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie: ARSP = Archives for philosophy of law and social philosophy = Archives de philosophie du droit et de philosophie sociale = Archivo de filosofía jurídica y social, Volume 101, Issue 4, p. 565-576
"Insbesondere im Medizinbereich hat sich professioneller Entscheidungsunterricht etabliert, durch den Patienten in mündige Bürger verwandelt werden sollen, die informierte Entscheidungen treffen. Das Entscheiden wird dadurch jedoch professionell vereinnahmt. Mitte des 20. Jahrhunderts deuteten neue Management- und Steuerungswissenschaften 'Entscheidung' in einen formalisierbaren Wahlakt um, der gelenkt und optimiert werden kann. Am Beispiel einer medizinischen Beratungssitzung wird gezeigt, wie Patienten zu solchen kalkulierten Wahlakten aufgefordert werden und wie professioneller Entscheidungsunterricht als neue Sozialtechnologie funktioniert." (Autorenreferat)
Die Autorin beschreibt am Beispiel einer schwangeren Frau die Entscheidungszwänge, eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu lassen oder nicht, die der bevormundeten Patientin als Eigenverantwortung und Selbstbestimmung verkauft werden. "Selbst bestimmt" können nach Meinung der Autorin aber nur diejenigen sein, die ihrer Intuition und Erfahrung abgeschworen haben. Ziel der Beratung ist nicht mehr normgerechtes Verhalten sondern options-gesteuertes Entscheiden. Der genetische Berater legt der Frau eine Bürde auf, die historisch einzigartig ist: sie soll sich dafür verantwortlich fühlen, wie ihre Schwangerschaft ausgeht. Die Aufklärung über Chancen und Risiken erzeugt die Illusion, durch das Management statistischer Wahrscheinlichkeiten könnte der Beratene sich der Zukunft bemächtigen. Beratung zur "Selbstbestimmung" zwingt die Beratenen dazu, sich verantwortlich zu fühlen für das, was ihnen angetan wird. (ICF)
Le développement de la médecine prédictive, qui peut définir des risques potentiels pour chacun, change profondément notre rapport à la santé. Faut-il apprendre à vivre avec ces risques abstraits ou repenser un autre rapport à notre futur et à notre santé ?
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 5976-5984
"Professionelle Beratung dient heute in erster Linie dazu, Klienten zu sogenannten 'informierten' oder 'eigenverantwortlichen' Entscheidungen zu befähigen. Ob bei der Anlageberatung der Deutschen Bank, bei der Gesundheitsberatung der Krankenkasse oder der Erziehungsberatung beim Psychologen: Experten verstehen es als ihre Aufgabe, durch Aufklärung und Information den Rahmen vorzugeben, innerhalb dessen Klienten in eigener Verantwortung entscheiden sollen. Ein besonders krasses Beispiel für diese neue Form des Entscheidungsunterrichts ist die genetische Beratung schwangerer Frauen. Nach einer anderthalbstündigen Belehrung über allgemeine Risiken des Schwangergehens, mögliche Chromosomenaberrationen und verschiedene Erkrankungswahrscheinlichkeiten soll eine werdende Mutter entscheiden, ob sie sich einer Fruchtwasseruntersuchung unterzieht oder nicht. Diese Entscheidung, zu der sie der genetische Berater drängt, ist historisch einzigartig: Ist das Ergebnis des Chromosomenchecks auffällig, dann muss sie überlegen, ob sie ihre Schwangerschaft angesichts der verringerten Entwicklungschancen des Ungeborenen abbricht oder nicht. Die genetische Beratung verlangt also von Frauen, auf der Grundlage von Laborbefunden und Risikokalkulationen über das Kommen des Kindes zu entscheiden. Bei Sinnen bleiben kann die schwangere Frau nicht: Den Anforderungen an eine verantwortungsbewusste Schwangere entspricht nur diejenige, die Herz und Verstand dem Risikokalkül unterwirft. Die genetische Beratung ist daher paradigmatisch für den Verlust von 'common sense' durch das Eindringen von Experten in den Bereich persönlicher Überlegung und Entscheidung. Als mündig gilt heute nur noch derjenige, der gelernt hat, sich nicht mehr auf die eigenen Sinne zu verlassen, sondern abstrakte Werte und statistische Zahlen gegeneinander abzuwägen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 558-568
Die Autorinnen untersuchen in einem Projekt das "Unwesen", das das Wörtchen "Gen" in der Umgangssprache anrichtet. Sie nennen es das "Alltags-Gen" und konzentrieren sich auf die semantischen und praxeologischen Umrisse von "Gen", wenn es in der Umgangssprache vorkommt. Im ersten Teil wird knapp und stichwortartig das bisherige körpergeschichtliche Themenfeld absteckt und die Methodik der soziosomatischen Semantik erklärt, das Projekt der Körpergeschichte als "Bedeutungskunde der epochenspezifischen Prägung der Wahrnehmung" vorgestellt. Der zweite Teil macht folgende Punkte plausibel: Erstens wird klargestellt, dass es nicht eine wissenschaftliche Tatsache, sondern ein Irrglaube ist anzunehmen, die eigene Zukunft würde in Form eines genetischen Programms oder eines genetischen Fehlers bereits in einem stecken. Zweitens wird auf die Folgen dieser Hypostasierung statistischer Konstrukte als körperliches Etwas aufmerksam gemacht: Der eigene Leib wird zum Genträger, zum "statistischen Risikoprofil", und damit zur Ressource für das Management von Populationen (Biopolitik). (ICA2)