Der Beitrag zum Umgang mit immateriellen Ressourcen in der Unternehmenspraxis arbeitet heraus, wie eine Gender-Perspektive berücksichtigende Nachhaltigkeitsforschung aussehen könnte. Hierzu wird im ersten Schritt zunächst der Frage nachgegangen, ob und inwieweit das aus den 1970er Jahren stammende Konzept eines 'weiblichen Arbeitsvermögens' Anknüpfungspunkte für die Entwicklung einer solchen Perspektive bietet oder - etwa in Anbetracht der problematischen Engführung auf Geschlechterstereotypisierungen - nicht doch grundsätzlich zu verwerfen ist. Im zweiten Schritt wird untersucht, welche Implikationen und Konsequenzen mit der - eher betriebswirtschaftlich orientierten - Debatte über den Bedeutungszuwachs von Soft Skills verbunden sind. Der dritte Schritt liefert schließlich eine Bestandsaufnahme der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation von Frauen und geht dabei der Frage nach, ob hier eine Auflösung oder Verfestigung der Geschlechterasymmetrien zu beobachten ist. Im vierten Schritt werden konzeptuelle Bezüge zwischen Genderforschung und potentialorientierter Nachhaltigkeitsforschung aufgezeigt, die Ansätze zur Entwicklung von Analysekategorien und Bewertungsschemata für eine gendersensible Nachhaltigkeitsperspektive bieten. Im fünften Schritt wird abschließend auf die Konsequenzen für die weiterführende Debatte eingegangen. (ICG2)
Der Beitrag expliziert die These, dass soziale Ungleichheitslagen gerade im Bereich der Produktion von Sicherheit nicht nur im Produkt zum Ausdruck kommen, sondern schon im Produktionsprozess selbst reproduziert und verstärkt werden. Ein kursorischer Überblick über das private Sicherheitsgewerbe in Deutschland ("Überwachung als Lohnarbeit") und die Charakteristika der Arbeitsbedingungen in diesem Teil des Niedriglohnsektors sind Thema eines ersten Teils. Daran schließen sich im zweiten Teil Überlegungen zur gesellschaftlichen Relevanz von Sicherheit an sowie zu der Rolle, die die privaten Sicherheitsunternehmen spielen. Es zeigt sich, dass die konkrete Produktion der Ware "Sicherheit" im Rahmen von Überwachungsarbeit kaum von der gesellschaftlichen Relevanz der Idee von Sicherheit profitieren kann. Im dritten Teil werden betriebliche Strategien der Arbeitskraftnutzung vorgestellt. Diese spiegeln sich in Interviews mit Wachleuten sowie in Aussagen auf "wachleute.de" wider. Die Verfasserin zeigt, dass Überwachungspraxen nicht allein die Alltagspraxen der "Anderen" (Bürger, Konsumenten, Kunden) berühren und soziale Ungleichheitspraxen reproduzieren, sondern im Rahmen der Kommodifizierung von Sicherheit und der damit verbundenen Lohnarbeitspraxis ebenso auf die Wachleute zurückwirken. (ICE2)
Die Verfasser analysieren die Herausbildung kooperativer Sicherheitspolitik im Zusammenhang von "Safety and Security Governance" und erklären diesen Prozess anhand lokaler und kommunaler Praktiken der Gefahrenabwehr. Die Verfasser analysieren die Bedeutungsverengungen von Sicherheitspolitik im Zuge der zunehmenden Kooperation unterschiedlicher, auch nicht staatlicher Akteure. Auf der lokalen Ebene erweist sich Versicherheitlichung als ein Sprechakt, der zu einer Verengung komplexer sozialer Problemlagen als Sicherheitsproblemen führt. Das zweite Analysefeld stellt den Zusammenhang von Pluralisierung und Kooperation in den Mittelpunkt. Der Befund ist, dass die Kooperation unterschiedlicher Akteure zu einer Proliferation von Sicherheitsdefinitionen führt. Vermehrte Kooperation kann dazu führen, einen vermeintlichen Sicherheitsbedarf erst zu erzeugen oder unnötig zu verstärken. (ICE2)
Public Management wird verstanden als Gestaltung, Lenkung und Entwicklung öffentlicher Institutionen und deren Leistungserbringungsprozesse. Public Governance wird verstanden als Organisation der Willensbildung , der Entscheidungsfindung und der Erfüllung von öffentlichen Aufgaben. In dem Beitrag werden Governance-Perspektiven der Ökonomie, die neue Institutionenökonomie, das kooperative Management sowie Governance-Modelle mit ökonomischem Hintergrund dargestellt. Abschließend wird das "New Public Management" als praktische Anwendung erläutert. (GB)
In: Wählerverhalten in der Bundesrepublik Deutschland: Studien zu ausgewählten Problemen der Wahlforschung aus Anlaß der Bundestagswahl 1976, p. 327-390
Wenn die Bedeutung von Issues für das Wahlverhalten im Laufe der letzten Jahre tatsächlich größer geworden sein sollte, so läge darin eine Aufforderung an die empirische Wahlforschung, die Erklärungsgewichte in ihren Modellvorstellungen neu zu verteilen. Von daher wird gefragt, welche Wege denkbar sind, um wenigstens unter Wahlforschern größere Übereinstimmung in der Beurteilung von Issues zu erzielen. Dazu wird es als notwendig angesehen, die theoretischen Prämissen, die dem Konzept der issueorientierten Wahlentscheidung zugrundeliegen, explizit zu machen und das Verfahren für die Erhebung und Darstellung von Issueeffekten zu vereinheitlichen. Dazu wird zunächst das theoretische Kernproblem der Wahl- und Issueforschung skizziert. Anschließend wird von drei Ausgangspunkten aus das Analysekonzept des Beitrags entwickelt: (1) Der monistische Anspruch auf Allgemeingültigkeit der rationalen Entscheidung wird aufgegeben; (2) es wird diskutiert, welche Bedeutung ein geringes Ausmaß an Issueorientierung in der Wählerschaft für das pluralistische Konzept der Repräsentation hat; (3) die Möglichkeit eines konterkarierenden Einflusses der Parteiidentifikation wird mit eingeplant. Im vierten Abschnitt werden drei Aufgabenstellungen bearbeitet: (1) Es wird das theoretische Modell der Issueorientierung erläutert; (2) die Konkurrenz von Issueorientierung und Parteiidentifikation auf der Individualebene wird diskutiert; (3) bei diesem Schritt wird die Identifizierung von Projekten im Detail beschrieben. Daran schließt sich dann ein tentativer Test des Distanzmodells an. (RW2)
Auf der Grundlage theoretisch-analytischer Schwerpunkte des Agenda-Building und des Luhmannschen Ansatzes zur Karriere öffentlicher Themen befaßt sich dieser Beitrag mit dem Schicksal der Volkszählung in ausgewählten Printmedien. Die Karriere des Themas Volkszählung - ein Issue, das im Frühjahr 1983 zu einer beträchtlichen Mobilisierung in der Bevölkerung der Bundesrepublik führte - wird im wesentlichen auf der Basis einer Inhaltsanalyse überregionaler Tageszeitungen nachvollzogen. Die Untersuchung geht von der Differenzierung des Mediensystems aus, die als eine wesentliche Voraussetzung für die Diffusion neuer, nicht von politischen Institutionen initiierter Themen angesehen wird. Es werden der Thematisierungsverlauf des Themas Volkszählung, die inhaltliche Struktur der Berichterstattung und die Nachrichtenfaktoren analysiert. Der Luhmannsche Ansatz erweist sich als anwendbar. (GF)
Mit dem Aufkommen der Governance-Diskurse Ende der 1990er Jahre traten die Außenbeziehungen des öffentlichen Sektors sowie das gesellschaftliche Umfeld von Staat und Verwaltung verstärkt in den Fokus verwaltungs- und politikwissenschaftlicher Studien. Diese Neufokussierung der Modernisierungsdiskurse entspricht zum einen der Erfahrung, dass die Nachhaltigkeit von Prozessen der Verwaltungsmodernisierung eher nach den Wirkungen und weniger nach den Ergebnissen zu beurteilen ist. Zum anderen scheint sich dem Autor zufolge die Ansicht durchzusetzen, "dass weder der Staat noch eine staatliche Körperschaft oder eine einzelne Behörde allein die Erfüllung der Aufgaben des Gemeinwohls garantieren kann, sondern dass Kooperationen und Partnerschaften sowohl innerhalb des öffentlichen Sektors, als auch mit Privaten erforderlich sind". Im vorliegenden Beitrag werden - ausgehend von einer Darstellung des managerial-betriebswirtschaftlichen Modernisierungsdesigns - die Merkmale und Leistungspotenziale von Public-Governance-Konzepten für eine nachhaltige Modernisierung des öffentlichen Sektors aufgezeigt. In diesem Zusammenhang wird begründet, dass eine solide Performanzoptimierung des öffentlichen Sektors nur erwartbar ist, wenn die genutzten NPM-Modernisierungsansätze nicht verabschiedet, sondern zu einem komplexen, "innovation-focussed" Steuerungsparadigma erweitert werden. (ICI2)
Im Zuge des Public Management soll die staatliche Regelsteuerung auch im Hochschulbereich durch ein an Zielen orientiertes Steuerungsregime ersetzt werden. Mit der Einführung von Studiengebühren, dem Ausbau von Weiterbildungsstudiengängen und den Wahlmöglichkeiten für Studenten im Zuge der Einführung von Bachelor-/Masterstudiengängen werden die Universitäten zunehmend auf ein Nachfrageorientiertes Finanzierungssystem umgestellt. Nach der Vermittlung eines organisationstheoretisch reflektierten Verständnisses von Controlling wird hier untersucht, wie sich die Funktionen des Controllings in einer zum Public Management entwickelten Hochschule darstellen. Abschließend wird skizziert, welche "Controlling-Konsequenzen" sich im Hochschulbereich aus der Public Governance-Diskussion ergeben. (ICF)
Im Zuge des Public Management soll die staatliche Regelsteuerung auch im Hochschulbereich durch ein an Zielen orientiertes Steuerungsregime ersetzt werden. Mit der Einführung von Studiengebühren, dem Ausbau von Weiterbildungsstudiengängen und den Wahlmöglichkeiten für Studenten im Zuge der Einführung von Bachelor-/Masterstudiengängen werden die Universitäten zunehmend auf ein Nachfrageorientiertes Finanzierungssystem umgestellt. Nach der Vermittlung eines organisationstheoretisch reflektierten Verständnisses von Controlling wird hier untersucht, wie sich die Funktionen des Controllings in einer zum Public Management entwickelten Hochschule darstellen. Abschließend wird skizziert, welche "Controlling-Konsequenzen" sich im Hochschulbereich aus der Public Governance-Diskussion ergeben. (ICF).
"Public Diplomacy und Cultural Diplomacy sind wichtige Komponenten der US-amerikanischen Außenkommunikation, die das Denken und die Wertvorstellungen in vielen westlichen Ländern seit Ende des Zweiten Weltkrieges nachhaltig geprägt hat. Seit Beginn des US-amerikanischen Staates stellt sie ein wichtiges Element der US-amerikanischen Außenpolitik dar, vermittelt sie doch die Werte und Fundamente der US-amerikanischen Gesellschaft in der ganzen Welt. Die Soft Power, die die USA auf diese Weise aufgebaut haben, stärkte in den letzten Jahrzehnten ihre Vormachtstellung und war maßgeblich daran beteiligt, dass das 20. Jahrhundert zum Jahrhundert Amerikas wurde." (Autorenreferat)
"Die Autoren analysieren den Public Merger als Integrationsinstrument. In den kommenden (und zunehmenden) Fusionsprozessen werden organisatorische Änderungen bewegt, die durch die aktuellen Verwaltungsreformen, die eher nur die vorhandenen Organisationen reorganisieren, weit hinter sich lassen." (Verlagsangabe)
In: Public governance and leadership: political and managerial problems in making public governance changes the driver for re-constituting leadership, p. 67-94
Spätestens seit der Implementierung von Komponenten des so genannten New Public Management-Designs (NPM) in die legalistische Verwaltungskultur Kontinentaleuropas sind bestimmte Defizite dieser managerial-betriebswirtschaftlich bestimmten Modernisierungsbewegung nicht mehr zu übersehen. Inzwischen zeichnet sich ab, dass für eine "nachhaltige" Modernisierung des Staatssektors die Steuerungs- und Handlungsbeziehungen zu dessen sozialer, ökonomischer und politischer Umwelt mit in die Konzeptionalisierung und Implementierung von Reformprogrammen einzubeziehen sind. Der vorliegende Beitrag skizziert, ausgehend von den Defiziten des gegenwärtigen managerial-betriebswirtschaftlichen Modernisierungsdesigns, die Merkmale und Leistungspotentiale des Public Governance-Konzepts im Kontext einer Neuen Staatlichkeit. In diesem Zusammenhang wird gezeigt, dass eine langfristige, nachhaltige Performanzoptimierung des öffentlichen Sektors nur erwartbar ist, wenn die genutzten NPM-Modernisierungsansätze mit einem "adaptive and innovation-focused leadership"-Paradigma vernetzt werden. Wird Führung im Sinne interaktionistischer bzw. neo-institutionalistischer Ansätze verstanden, dann setzt Leadership spezifische institutionellen Rahmenbedingungen voraus und kann dann im Sinne von Public Leadership als ein Element von Good Public Governance angesehen werden. (ICA2)
Eine Besonderheit in Frankreich ist die späte Marktöffnung. Die Liberalisierung hat bisher fast immer zu den letztmöglichen Terminen im Rahmen der EU-Richtlinien stattgefunden. Hierfür ist eine Strategie verantwortlich, die ehemaligen Staatsmonopolisten auf die Konkurrenz vorzubereiten. Dies ist allerdings nicht nur eine Politik im Sinne der Konzerne, sondern erfährt zuweilen breite öffentliche Unterstützung, um etwa Beschäftigungsverhältnisse oder Rentenregelungen in den (ehemaligen) Staatsbetrieben zu sichern. Die EU-Kommission ist bei der Liberalisierung mithin die treibende Kraft. Eine über den europäischen Rahmen hinausgehende Aufgabenregulierung findet in Frankreich teilweise durch die Statuten der ehemaligen Staatsunternehmen statt. Die Bereitstellung eines Service Public ist in den Aufgaben aller großen Infrastrukturunternehmen verankert. Was dies allerdings konkret bedeutet, ist von Klauseln in den Verträgen mit dem Staat abhängig, die - wie am Beispiel von La Poste gezeigt wurde - zum Teil ungenau sind. In den Bereichen der Telekommunikation und der Energieversorgung sind durch die neu gegründeten sektoralen Regulierungsbehörden Fonds zur Finanzierung des Service Public eingerichtet worden. Für den Postsektor wird ein solcher Fonds ebenfalls diskutiert. Inwieweit die Behörden der Aufgabe einer sozial gerechten Regulierung nachkommen, bleibt fraglich, da ihre primäre Aufgabe darin liegt, den Wettbewerb zu fördern. Gleichzeitig gibt es in Frankreich - aufgrund der ausgeprägten ehemaligen Kompetenzen der Ministerien - große Schwierigkeiten, das europäische Regulierungsmodell umzusetzen. So gelang es z.B. erst im Jahr 2005, d.h. acht Jahre nach der verabschiedeten EU-Richtlinie, die vorgesehene Regulierungsbehörde für den Postdienst zu etablieren. Nur das stete Beharren der EU-Kommission auf die Einrichtung einer solchen Regulierungsbehörde führte schließlich zu deren Gründung. Wesentliche Unterschiede bestehen in Frankreich zwischen den nationalen und den lokalen/regionalen Dienstleistungen. Da auch letztere überwiegend von großen Konzernen erbracht werden, besteht zwischen ihnen und den Kommunen augenscheinlich ein Machtgefälle. Im Bereich der Wasserversorgung wurde zwar seit den frühen 1990er Jahren versucht, dieses zu verringern. Die Erfolge hierbei sind jedoch gering. (ICF2)
Das Regime des Managements hat sich als zentrale Leitsemantik zur Regulierung des Sozialen durchgesetzt. Die neue Gouvernementalität des "New Public Management" (NPM) sickert seit Anfang der 1990er Jahre fast flächendeckend in die als Reformen propagierten Umbaubemühungen der staatlichen Verwaltung in der Schweiz. Eine soziologische Auseinandersetzung mit dem Wissen der Vertreter dieser Richtung kann Licht auf die tiefer liegende Ebene der Legitimationsordnung des Wissens werfen, die von den NPM-Vertretern unbedarft als eine synoptische Traditionsgesamtheit des gut geführten Staates präsentiert wird. Hier wird deutlich, dass NPM-Advokaten nur mit hochgradig transzendenten Verweishorizonten und Metaphern operieren. Praxiserfahrungen, -anleitungen und -evaluationen fehlen weitgehend. Die Semantik des NPM weist Merkmale einer Zivilreligion auf, in der die zu Managern mutierten Priester als Zentralverweis eine Verbindung zu einer als Erhöhung kommunizierten Sphäre des NPM-geführten Staates versprechen. Die religiöse Komposition dieser Leitsemantik kaschiert die Brüchigkeit des Expertenwissens. (ICE2)
"In der akademischen Welt erfreut sich der Begriff des New Public Management (NPM) noch immer einer großen Verbreitung. Mit ihm verbindet sich seit den neunziger Jahren die Hoffnung, die öffentliche Verwaltung von ihrem bürokratischen Ruf zu befreien und einen Beitrag zu ihrer Modernisierung zu leisten. Im Kern beschäftigt sich das NPM mit einer Betriebswirtschaftslehre des öffentlichen Sektors, die auf Wirtschaftlichkeit, also auf die Optimierung des Verhältnisses von Zwecken und Mitteln abstellt. Die deutsche Übersetzung lautet Neues Steuerungsmodell' oder auch 'Wirkungsorientierte Verwaltung', womit sogleich ein Eindruck von den hohen Erwartungen an diesen Begriff vermittelt wird. Schon die Semantik lässt vermuten, dass die Steuerung der Verwaltung sowie deren Wirkungen in der Vergangenheit Erwartungen enttäuscht haben. In der Verwaltungspraxis sieht man das NPM heute nüchterner. Zwar bildet es etwa weiterhin eine Säule der Modernisierung der Bundesverwaltung, doch lassen jüngere Evaluierungen der Reformen trotz diverser Erfolge selbst über einen zehnjährigen Betrachtungszeitraum nicht zweifelsfrei auf eine höhere Wirksamkeit oder Wirtschaftlichkeit der Verwaltungsaktivitäten schließen. Stattdessen fallen vermehrt nicht-intendierte Nebenwirkungen der Wirkungsorientierung auf. Zumeist wird daraus in der akademischen Welt die Schlussfolgerung abgeleitet, dass die Instrumente des NPM nicht sachgemäß oder nur halbherzig implementiert wurden. In diesem Beitrag soll demgegenüber der Verdacht formuliert werden, dass das NPM nicht erst in seiner praktischen Anwendung, sondern bereits in seiner theoretischen Fundierung Defizite aufweist. Um diesen Gedanken zu veranschaulichen, wird die soziologische Systemtheorie in der Fassung von Niklas Luhmann bemüht, die es erlaubt, die enge Perspektive der Betriebswirtschaftslehre zu überwinden und deren Leistung in einer öffentlichen Verwaltung zur Disposition zu stellen. Bereits in einer seiner ersten Veröffentlichungen, 'Die Grenzen einer betriebswirtschaftlichen Verwaltungslehre' (1965), bespricht Luhmann eine Dissertation (Bischofsberger 1964), die eine Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung entwirft, lange bevor der Begriff des NPM aufkommt. Luhmann deckt darin Theoriedefizite einer betriebswirtschaftlich ausgerichteten Verwaltung auf. Im Grunde könnte man es bei dieser Analyse belassen, denn im Kern hat sich die Argumentation der Befürworter einer betriebswirtschaftlich ausgerichteten Verwaltung seither kaum verändert. Gleichwohl lohnt es sich, die im Rahmen des NPM vorgebrachten Argumente auf ihre Aktualität zu überprüfen und dabei auch auf jüngere Veröffentlichungen Luhmanns zurückzugreifen, die gerade Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung von sozialen Systemen - oder eben: der Bewirkung von Wirkungen - konsistent zu behandeln erlauben. Zuletzt fragt dieser Beitrag nach den Voraussetzungen eines Management- Begriffs, der sowohl für die Praxis der öffentlichen Verwaltung als auch für deren wissenschaftlich adäquate Beschreibung Relevanz beanspruchen möchte. Ein solcher Management-Begriff, so wird sich zeigen, ist zugleich voraussetzungsreicher und bescheidener als das NPM." (Verlagsangabe)