Open Access BASE2021

Lohn- und Tarifpolitik zwischen 2010 und 2020: Robuster Arbeitsmarkt schafft Spielraum ; Wage and collective bargaining policy between 2010 and 2020: Robust labour market provides some leeway

Abstract

Nach der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 folgte in Deutschland ein anhaltendender Wirtschaftsaufschwung, der auch den Arbeitsmarkt positiv beeinflusste. Im Zuge des Abbaus der Arbeitslosigkeit kam es zu einer dynamischen Lohnentwicklung. Dabei blieb das Wachstum der Tariflöhne hinter dem der Effektivlöhne zurück. Die Tarifpolitik ließ Raum für betriebliche Lohnprämien, die es den Unternehmen erleichtert haben, besser auf Fachkräfteengpässe zu reagieren. Eine Unterscheidung nach Sektoren zeigt allerdings, dass dies nur für den Dienstleistungssektor galt. Hier stiegen die Effektivlöhne zwischen 2010 und 2020 um 37,0 Prozent, während die Tariflöhne um 26,6 Prozent wuchsen. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) nahmen die Tariflöhne mit 29,2 Prozent nur etwas stärker zu als die Effektivlöhne, die um 26,8 Prozent zulegten. In beiden Sektoren - und damit auch in der Gesamtwirtschaft - stiegen die Arbeitskosten deutlich stärker an als die Produktivität. Diese Lohndynamik stärkte einerseits die Kaufkraft der Arbeitnehmer. Die Effektivlöhne stiegen preisbereinigt um 19,1 Prozent. Andererseits nahmen die Lohnstückkosten der Unternehmen gesamtwirtschaftlich um 22,6 Prozent zu. Da sich preisbereinigt ein Zuwachs von 3,8 Prozent ergab, konnte ein Teil des Lohndrucks durch Preisüberwälzungen abgefedert werden. Angesichts des aktuell beschleunigten Preisauftriebs ist von der Lohnpolitik ein besonderes Augenmaß gefragt, um eine Lohn-Preis-Spirale mit negativen Wirkungen für Investitionen und Wachstum zu vermeiden. ; The global financial crisis of 2008/2009 was followed in Germany by a sustained economic upswing. This had a positive impact on the labour market and wages rose as unemployment declined. However, a closer analysis reveals a more differentiated picture. In the service sector, the growth of collectively agreed wages lagged behind that of effective wages, as collective bargaining policy left room for a positive wage drift at the establishment level, thus allowing companies to respond better to bottlenecks in skilled labour. Between 2010 and 2020 effective pay in this sector grew by 37.0 per cent, compared with an increase of only 26.6 per cent in collectively agreed wages. In the manufacturing sector (excluding construction), on the other hand, collectively agreed wages increased by 29.2 per cent, somewhat more than the growth of 26.8 per cent in effective pay. In both sectors - and thus also in the economy as a whole - labour costs rose significantly more than productivity. On the one hand, this wage growth enhanced employees' purchasing power, with effective wages increasing by 19.1 per cent in price-adjusted terms. On the other hand, unit labour costs of the whole economy rose by 22.6 per cent. However, the fact that the price-adjusted increase was only 3.8 per cent shows that wage pressure was to some extent cushioned by price pass-through. With inflation currently accelerating, wage policy needs to be particularly cautious if a wage-price spiral, with all its negative consequences for investment and growth, should be avoided.

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