Thesis2009

Junge Menschen mit Autismus auf dem Qualifizierungsweg in die Arbeitswelt: anhand ausgewählter Interviews

In: Diplomarbeit

Abstract

Inhaltsangabe:Einleitung: Die berufliche Qualifizierbarkeit von Menschen mit Autismus steht heute außer Frage – wenn gleich dies nicht bedeuten soll, dass jeder junge Mensch mit Autismus ausgebildet und in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden kann. Die Möglichkeiten und Formen der beruflichen Förderung sind sehr von der individuellen Ausprägung der autistischen Beeinträchtigung des Jugendlichen abhängig. Im Rahmen der vorberuflichen Förderung steht neben der rein beruflichen Qualifizierung auch das Training von sozialen, lebenspraktischen und kommunikativen Kompetenzen im Vordergrund, da es nur selten die berufspraktischen Kompetenzen sind, die Personen mit Autismus daran hindern eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen. Über spezifische Förderprogramme (z.B. Sozialtraining) können Menschen mit Autismus soziale, planerische und kommunikative Defizite kompensieren und dadurch eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu einer realistischen Option ihrer Lebensplanung machen. Durch meine Erfahrungen in verschiedenen Praktika während des Studiums und Kontakte zu verschiedenen schon länger mit autistisch beeinträchtigen Menschen (vor allem Schülern) arbeitenden Personen, bin ich schon vor einiger Zeit auf dieses Thema aufmerksam geworden. Ich beschloss, mich schon im Vordiplom damit auseinander zu setzen. Während der Arbeit daran stellte ich fest, dass die Förderung von durch die autistische Störung betroffenen Menschen meist nur bis Ende der Schulzeit gewährleistet ist und sich als sehr vielseitig und überaus individuell abhängig darstellt. Bedingt durch mein Unterrichtsfach Arbeitslehre stellte sich mir die Frage der weiteren Förderung. Welche Möglichkeiten und Lebenswege stehen nach Abschluss der Schulzeit diesen, durch eine in ihrer Schwere sehr breit gefächerte und in ihrer Vielseitigkeit kaum vergleichbare Beeinträchtigung betroffenen Jugendlichen offen? Welche Maßnahmen sind nötig, um sie in der Bewältigung oder zumindest Abschwächung der einzelnen Besonderheiten hin zu einer möglichst freien Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen? In meiner Arbeit möchte ich Wege und Fördermaßnahmen aufzeigen, die es ermöglichen können, speziell autistisch beeinträchtigte Jugendliche nach Abschluss der Schule so zu fördern, dass sie vollkommen oder beinahe eigenständig, unabhängig in den allgemeinen Arbeitsmarkt integrierbar sind. Der theoretische Teil meiner Arbeit wird sich mit den Besonderheiten der autistischen Lebensbeeinträchtigung und den Möglichkeiten, die sich jungen Menschen mit Autismus auf ihrem Qualifizierungsweg zur Partizipation am ersten Arbeitsmarkt stellen, beschäftigen. Es soll speziell auf die Berufsbildungswerke und deren Möglichkeiten, eine angemessene Förderung durchzuführen, eingegangen werden, da diese sich in den letzten Jahren durch die Erfolge ihrer Arbeit mit autistischen Mitmenschen besonders ausgezeichnet haben. Im empirischen Teil sollen die dargestellten Wege zum Berufsbildungswerk und Fördermaßnahmen innerhalb eines BBW durch die Auswertung von Interviews mit im Berufsbildungswerk St. Franziskus Abensberg geförderten Autisten sowie einem Experteninterview in Hinsicht auf ihre Effektivität und Langfristigkeit untersucht werden, sowie dargestellt werden, wie sich die Betroffenen selbst in der Maßnahme wahrnehmen und welche Empfindungen sie bezüglich dieser haben. In beiden Teilen der Arbeit sollen die Ansätze aus Wissenschaft und Forschung, die Überlegungen und Theorien, der aktuellen Praxis gegenübergestellt werden. So werden im theoretischen Teil neben möglichen Fördermaßnahmen aktuelle Projekte dargestellt, welche im zweiten, empirischen Teil nochmals durch ein Experteninterview ergänzt und auf den neusten Stand gebracht werden. Die vorgestellten Maßnahmen sollen mit der Praxis exemplarisch durch Interviews mit Betroffenen verknüpft werden.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.0Einleitung1 2.0Autismus - eine Darstellung3 2.1Klassifizierung3 2.2Ursachen6 2.3Das Asperger- Syndrom8 2.3.1Qualitative Beeinträchtigungen der zwischenmenschlichen Beziehungen9 2.3.2Qualitative Beeinträchtigung der verbalen und non - verbalen Kommunikation und der Phantasie9 2.3.3Eingeschränktes Repertoire und Interessen10 2.4Häufigkeit in Deutschland11 3.0Die Arbeitswelt12 3.1Die Bedeutung der Erwerbsarbeit12 3.2Der Übergang in die Arbeitswelt13 4.0Menschen mit autistischen Lebenserschwernissen am ersten Arbeitsmarkt14 4.1Die aktuelle Situation der Autisten14 4.2Möglichkeiten zur Erreichung des allgemeinen Arbeitsmarktes für autistische junge Menschen in Deutschland.17 4.2.1Die Förderung von autistisch beeinträchtigten Menschen in Berufsbildungswerken17 4.2.2Autistisch beeinträchtigte Menschen in der WfbM20 4.2.3Rehabilitationseinrichtungen für psychisch Kranke und Berufliche Trainingszentren24 4.2.4Besondere Arbeitsplätze24 4.2.5Integrationsfachdienste25 4.3Feststellung und Vergleich der Fähigkeiten der Menschen mit Autismus26 4.4Verankerung der Rehabilitation im Sozialgesetz27 5.0Das Berufsbildungswerk St. Franziskus Abensberg28 5.0.1Das Angebot29 5.0.2Pädagogische Einheit29 5.0.3Ganzheitlichkeit29 5.0.4Abriss der Entwicklung des BBW St. Franziskus30 5.0.5Spezielle Angebote für Rehabilitanden mit autistischem Hintergrund30 5.1Das Projekt Autismus I:32 5.1.1Allgemeines32 5.1.2Ziele der Projektarbeit33 5.1.3Ergebnisse34 5.2Das Projekt Autismus II:36 5.2.1Allgemeines36 5.2.2Ziele der Projektarbeit37 5.2.3Aktueller Stand38 5.3Methodische Ansätze39 5.3.1Der TEACCH-Ansatz im Arbeitsbereich39 5.3.2Social - Skills - Training (Abensberg)45 6.0Befragung von Rehabilitanden im BBW St. Franziskus Abensberg52 6.1Untersuchungsziel52 6.2Untersuchungsmethode52 6.2.1Das episodische Interview53 6.2.2Das Experteninterview59 6.3Ergebnisse der Interviews mit den Rehabilitanden61 6.3.1Untersuchungsgegenstand- Vorstellung der Interviewpartner61 6.3.2Übersicht über die verschiedenen Erfahrungen der Befragten63 6.3.3Darstellung der individuellen Lebenswege66 6.4Ergebnisse des Experteninterviews81 6.4.1Untersuchungsgegenstand- Vorstellung des Experten81 6.4.2Fakten bzgl. des BBW St. Franziskus Abensberg81 6.4.3Ergebnisse der Projekte Autismus I und II82 6.4.4Autistische Menschen auf dem Arbeitsmarkt84 6.4.5Nachhaltigkeit der Maßnahmen im BBW Abensberg84 7.0Beispiele von Arbeitsplätzen für Autisten international85 7.1Firma Specialisterne in Dänemark85 7.2Das 'TEACCH Supported Employment Program' North Carolina/USA86 8.0Kritische Würdigung und Resümee87 9.0Literaturverzeichnis91 10.0Abbildungsnachweis97 A.AnhangVIITextprobe:Textprobe: Kapitel 4.2, Möglichkeiten zur Erreichung des allgemeinen Arbeitsmarktes für autistische junge Menschen in Deutschland: Innerhalb Deutschlands gibt es für autistische Jugendliche verschiedene Möglichkeiten eine berufliche Ausbildung wahrzunehmen. Diese sind nicht auf die Werkstatt für beeinträchtigte Menschen (WfbM) und das Berufsbildungswerk (BBW) beschränkt. Je nach Bildungsstand ist es den Klienten ebenfalls möglich durch weitere Angebote, wie z.B. länger andauernde Förderprogramme mit anschließendem Übergang in eine Ausbildung, eine Vorförderstufe zu durchlaufen oder auch unmittelbar eine Ausbildung in der freien Wirtschaft zu machen und im Anschluss daran je nach Fähigkeiten einen geschützten, teilgeschützten oder auch freien Arbeitsplatz anzutreten. Die meist genutzte Variante ist die WfbM, die Maßnahme mit den meisten Erfolgsaussichten das BBW. Die berufliche und soziale Integration kann, wie auf der vorherigen Seite ersichtlich, erlangt werden durch: - die Förderung in Berufsbildungswerken mit anschließendem Übergang in Ausbildung und Beruf. - die Förderung sowie Arbeit in Werkstätten für beeinträchtigte Menschen. - Rehabilitationseinrichtungen für psychisch kranke und beeinträchtigte Menschen, - Berufliche Trainingszentren. - die Belegung eines freien oder teilgeschützten Arbeitsplatzes auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (meist Nischenarbeitsplätze). - spezielle Formen von Arbeitsplätzen, die individuell zu besetzen wären. - Integrationsfachdienste. Die Förderung von autistisch beeinträchtigten Menschen in Berufsbildungswerken: Berufsbildungswerke sind überbetriebliche Einrichtungen zur beruflichen Erstausbildung beeinträchtigter Jugendlicher. Neben Menschen mit verschiedenen anderen Beeinträchtigungen werden in einigen BBWen schon seit 1993 vereinzelt autistisch gestörte Menschen auf die Teilnahme am Arbeitsmarkt vorbereitet. In 28 von 47 existierenden BBWen in Deutschland wurden seit 1996 insgesamt über 160 Autisten ausgebildet. Dies gestaltete sich oft sehr schwierig, da über die Störung und damit auch den Umgang mit Betroffenen noch nicht all zu viel bekannt war und die Rehabilitanden durch ihr auffälliges Verhalten zusätzliche Erschwernisse für die Trainer darstellten. Nicht selten kam es vor, dass ein BBW, welches sich an der Ausbildung eines autistisch veranlagten Menschen probierte, weitere Aufnahmen dieser Klientel ablehnte, da die gemachten Erfahrungen sehr negativ waren. Der Berufsbildungsausschuss des Bundesverbandes 'Hilfe für das autistische Kind' unterbreitete 1993 einige Vorschläge zur Verbesserung der Situation, welche in den darauffolgenden Jahren zum Großteil Anwendung fanden. Der im BBW ansässige Fachdienst wurde mit neu entwickelten Diagnostikhilfsmitteln ausgestattet, um eine differenziertere Beurteilung der Symptomatik der meist durch das Arbeitsamt und ohne klare Diagnose vermittelten Rehabilitanden vornehmen zu können. Auch heute wird noch jeder zweite Rehabilitand erst im BBW klar eingestuft und erst dort entsprechende Fördermaßnahmen seinen Bedürfnissen entsprechend festgelegt. Es ist auffallend, dass sehr viele (ca.3/4) der an der Förderung in einem BBW interessierten autistisch veranlagten Jugendlichen mittlere und höhere Schulabschlüsse vorweisen können und über einen überdurchschnittlichen Arbeitseifer verfügen. Daher können die meisten von ihnen in regulären Ausbildungsgängen ausgebildet werden, was die Vermittlung der Beeinträchtigten in eine adäquate berufliche Tätigkeit anschließt. Jene vermittelten werden seit kurzer Zeit zudem nachbetreut. Um auch die leistungsschwächeren autistischen jugendlichen Interessenten aufnehmen zu können, wurden die Lernorte differenziert und die Rahmenbedingungen sowie die sozialpädagogische Betreuung individualisiert. Parallel dazu fand eine Veränderung der Aufnahmeverfahren, die Erstellung eines individuellen Rehabilitationsplanes, die Modifizierung der Ausbildungsinhalte und –methoden und eine Intensivierung der Begleitung während und nach der Ausbildung in den BBWen statt, so dass die Rehabilitanden dort angemessen gefördert werden können. Durch die Verlängerung einer berufsvorbereitenden Maßnahme über verschiedene Zeitspannen stellt sich eine weitere Möglichkeit dar, wie man den autistisch beeinträchtigten Jugendlichen durch Veränderungen der Rahmenbedingungen, hier in Bezug auf ihre Lerngeschwindigkeit, entgegenkommen kann.

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