Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2022

Gemeinwohlorientierte Flächenpolitik unter Zugzwang - Überblick und Einblicke in bottom-up Initiativen

In: Flächennutzungsmonitoring XIV: Beiträge zu Flächenmanagement, Daten, Methoden und Analysen, S. 13-22

Abstract

Knapp über die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Zunehmende Konkurrenz um die Fläche, die auch durch den zunehmenden Flächenbedarf anderer Sektoren angetrieben wird, spürt man im landwirtschaftlichen Sektor deutlich. Steigende Bodenpreise treiben den landwirtschaftlichen Strukturwandel an. Eine bottom-up Antwort darauf sind gemeinwohlorientierte Organisationen gemeinschaftlicher Governance für landwirtschaftliche Flächen, die dem Markt zunächst Fläche entziehen und diese langfristig zu ertragsangemessenem Marktzins meist ökologisch wirtschaftenden kleineren Betrieben wieder zur Verfügung stellen. Basierend auf einer deutschlandweiten erstmaligen empirischen Untersuchung verzeichnen diese bottom-up Initiativen zwar noch eine geringe absolute Flächenausbreitung, jedoch ein deutliches Wachstum bei der Anzahl ihrer Mitglieder, Kleininvestoren und Spender. Eine breite Ausdifferenzierung an Organisationsformen ist entstanden, diese gelten als Nukleus der sozialen Entwicklung. Betriebsleiter*innen von landwirtschaftlichen Partnerbetrieben solcher gemeinschaftlichen und gemeinwohlorientierten Organisationen, genau wie Beteiligte und Kapitalgeber*innen aus der breiten Gesellschaft, haben eine Nachfrage und einen Bedarf an gemeinsamer Verantwortung und Mitbestimmung über das Management und den Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen sowie der Ressource Boden. Die empirische Datenerhebung im Projekt "Neue Organisationsformen des gemeinschaftlichen Landeigentums" (Curtiss et al. 2022) zeigte einige positive ökonomische Vorteile für Partnerbetriebe, ohne im großen Stil den Bodenmarkt zu verzerren, und relativ stabile Rahmenbedingungen, um ökologische Zielsetzungen langfristig abzusichern. Darüber hinaus konnten als gemeinwohlstiftende Auswirkungen soziale Einflüsse auf und für die ländliche Bevölkerung verdeutlicht werden. Die landwirtschaftliche Bodengesetzgebung muss sich auf Länderebene zu diesen Organisationen positionieren. Eine gemeinwohlorientierte Flächenpolitik bezüglich des Eigentumsverkehrs landwirtschaftlicher Flächen wäre ein Novum.

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