Aufsatz(elektronisch)2006

Keynes und die Rentiers: warum die Überflußgesellschaft bis heute auf sich warten läßt

In: Berliner Debatte Initial: BDI, Band 17, Heft 4, S. 22-36

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Abstract

Mit der Erwartung, dass der Vermögensrentier einen baldigen "sanften Tod" erleiden werde, stand Keynes zu seiner Zeit nicht allein. Schon Berle und Means (1932) konstatierten eine fortschreitende Zersplitterung und Atomisierung der Eigentumsverhältnisse. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass Keynes in Unternehmertum und wirtschaftlicher Innovation Phänomene sah, die unter sehr spezifischen gesellschaftlichen und historischen Voraussetzungen entstehen und mit dem Verschwinden dieser Voraussetzungen zurückgehen. Die Geschichte des Kapitalismus lässt sich nicht wie ein Film beliebig zurück- und vorspulen. Wenn die gesellschaftlichen Voraussetzungen für den Prozess "schöpferischer Zerstörung" (Schumpeter) erodieren, wie dies in keineswegs ferner Zukunft auch in China und Indien der Fall sein könnte, dann hat eine rationale Antwort darauf nur in die von Keynes angedeutete Richtung zu weisen: "Euthanasie" der Rentiers, Egalisierung der Verteilung der Einkommen und Vermögen, Stopp der Zinseszinsautomatik. Die Eigentümer und Rentiers geben sich jedoch der Utopie absoluten Reichtums hin ('wealth as such', wie Keynes es formulierte), während sie mit ihrem faktischen Handeln die sozialen und ökologischen Voraussetzungen der Reproduktion der Gesellschaft immer weiter untergraben. Die Selbstwidersprüche im Handeln der Rentiers sichtbar zu machen und dafür zu sorgen, dass sie in einer politisch möglichst kontrollierten Form bewältigt werden und sich nicht in einem "großen Knall" entladen, sind für den Autor erst noch zu bewältigende Aufgaben. (ICA2)

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