Aufsatz(gedruckt)1984

Christianisierung und Kolonialismus: Bemerkungen zur Rolle der Religion im westlichen Expansionismus der Neuzeit

In: Zeitschrift für Kultur-Austausch, Band 34, Heft 3, S. 257-266

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Abstract

In dem Beitrag wird von der Überlegung ausgegangen, daß während die Mission unter dem Patronat der spanischen bzw. portugiesischen Krone stand, Kolonialausbreitung und Kolonialkrieg mit dem Missionsauftrag der Kirche religiös und ethisch begründet wurden. Dabei diente der religiöse Auftrag der nachträglichen Rechtfertigung eines primär kommerziellen Unternehmens. Mit vielen Beispielen wird nachgezeichnet, daß nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Afrika und Asien die Missionare als Agens und Partner der europäischen Kolonialeroberung auftraten. Es wird herausgearbeitet, daß die christliche Mission nicht allein Nutznießer der europäischen Kolonialexpansion, sondern gleichzeitig integraler und intergrierender Teil der Kolonialbewegung selbst gewesen ist. Sie hat der kolonialen Ausbreitung nicht nur zeitlich vorgearbeitet, sondern sich mit der Kolonialbewegung in der Heimat und an der Kolonialfront verbündet und sie ideologisch und publizistisch vorangetrieben und abgestützt und damit ein wesentliches Element für die innere Sicherheit kolonialer Herrschaft gebildet. Zugleich wird deutlich gemacht, daß der christliche Auftrag des einzelnen Missionars und die politischen Einflußmöglichkeiten der Missionsgesellschaften ein nicht gänzlich unwirksames Regulativ der Methoden kolonialer Befriedung und Verwaltung darstellten. Abschließend wird noch auf die zentrale gesellschaftliche Funktion der Missionsschulen eingegangen, der nicht nur eine systemimmanente sondern auch eine systemüberwindende Funktion zukam. (RW)

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