Aufsatz(elektronisch)2006

"... we simply do not know" (J.M. Keynes): systemische Unsicherheit in Wirtschaftstheorie und -politik

In: Berliner Debatte Initial: BDI, Band 17, Heft 4, S. 11-21

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Abstract

Neoklassische Modelle unterstellen eine deterministische, stochastische Welt und rationale Orientierungen, d.h. neoklassische rationale Erwartungen. Damit wird ein Typus von Ökonomie vorausgesetzt, in dem Ereignisse über die Zeit konsistent und wiederholbar sind. In diesem Fall existieren objektive Wahrscheinlichkeiten, so dass Unsicherheit in berechenbares Risiko überführt wird. Hat man die Welt erst überführt in eine sich stets wiederholende Abfolge ökonomischer Ereignisse, dann ist sie grundsätzlich für jedermann erkennbar. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass diese "Traumwelt" - sie wird bekanntlich mit einem hohen Aufwand an formaler Exaktheit modelliert - Keynes immer suspekt vorgekommen ist. Er schreibt: "Ein allzu großer Teil jüngster 'mathematischer' Wirtschaftslehren ist ein bloßes Gebräu, so ungenau wie die anfänglichen Voraussetzungen, auf denen sie beruhen und welche dem Autor erlauben, die Verwicklungen und gegenseitigen Abhängigkeiten der wirklichen Welt in einem Wust anmaßender und nutzloser Symbole aus dem Gesicht zu verlieren." Für Keynes müssen ökonomisch adäquate Theorien daher historische Zeit und Unsicherheit einbeziehen und Zeit seines wissenschaftlichen Lebens hat er sich immer wieder mit dem gesellschaftlichen Phänomen der Unsicherheit beschäftigt. In seinem ersten Hauptwerk "Vom Gelde" geht er an zahlreichen Stellen auf Erwartungen, Spekulationen, Misstrauen in Währungen usw. ein. In der "Allgemeinen Theorie" diskutiert er über mehrere Kapitel die ökonomische Bedeutung von Erwartungen unter der Bedingung von Unsicherheit. Auch später hat er dieses Thema immer wieder ins Zentrum seiner Überlegungen gerückt. (ICA2)

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