Aufsatz(gedruckt)1985

Welternährung zwischen Mangel und Überfluß

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band B 36, S. 3-18

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Abstract

"Von ca. 4,5 Mrd. Menschen, die heute auf der Erde leben, leiden etwa 1 Mrd. unter Mangelernährung unterschiedlichen Ausmaßes. Andererseits wächst die Agrarproduktion der EG-Länder doppelt so schnell wie ihre Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Trotz der entstandenen 'Butter- und anderen Nahrungsmittelberge' in den westlichen Industrieländern ist die Welt weit davon entfernt, das auf der Welternährungskonferenz von 1974 proklamierte Grundrecht eines jeden Menschen auf ausreichende Ernährung zu verwirklichen. Die erheblichen regionalen Ungleichgewichte der Welternährungsszene werden sich noch verschärfen. Im System sind keine nivellierenden Kräfte erkennbar, und es existiert auch kein automatischer Trend in Richtung Ausgleich von regionalem Überfluß und regionalem Mangel an Nahrungsmitteln. Bei dem raschen Bevölkerungszuwachs in den Entwicklungsländern sind eine weitere Steigerung des Bedarfes und der Nachfrage nach Nahrungsmitteln und damit auch die Vergrößerung der Nahrungsmitteldefizite vieler dieser Länder bis zum Jahr 2000 zu erwarten. Die Erfahrung zeigt, daß eine wirkliche Entlastung der Welternährungsszene nur von einer spektakulären Steigerung der Produktion in den Entwicklungsländern selbst erwartet werden kann, die ihrerseits eng mit der dortigen Einkommensverteilung, den politischen Rahmenbedingungen und der Agrarpolitik verknüpft ist. Die Ausweitung der kommerziellen Importe der Entwicklungsländer, aber auch der Nahrungsmittelhilfe der westlichen Welt stößt an wirtschaftliche (Finanzierung), technische (Transport, Verteilung) und politische (Abhängigkeit) Grenzen. Eine wohlüberlegte und gezielt eingesetzte Nahrungsmittelhilfe trägt in vielfacher Form zur Lösung des Welternährungsprobleme bei. Ihr Beitrag kann jedoch reduziert werden durch negative Auswirkungen auf die lokale Produktion von Nahrungsmitteln und eine mögliche politische Abhängigkeit. Als entscheidend erweist sich hier die Politik der Regierung des Empfängerlandes, die diesen Auswirkungen entgegentreten muß." (Autorenreferat)

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