Volkskultur im Absolutismus - Zerstörte oder eigenständige Lebensweise?
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 12, Heft 4, S. 238-245
Abstract
Das Interesse an einer "Geschichte von unten" hat sich seit einigen Jahren den Veränderungen in der Lebensweise der breiten Masse der Bevölkerung zugewandt, die der Absolutismus bewirkt hat. Der Autor stellt diesen Zweig der historiographischen Forschung vor, der vor allem von französischen Historikern (Foucault u.a.) beeinflußt wurde. Für die Interpretation des kulturellen Wandels im 15. und 16. Jahrhundert werden vor allem zwei Erklärungsmodelle benutzt: 1. Das Modell der Reformen von oben und der erzwungenen Akkulturation an die Elitekultur und 2. das Modell der Veränderungen durch sozialen und wirtschaftlichen Wandel. Die meisten Untersuchungen kranken nach Auffassung des Autors daran, daß sie der Vorstellung einer stabilen und immobilen bäuerlichen Welt der vorabsolutistischen Zeit anhängen. Der Autor kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem R. Muchembled, dessen Interpretation auf der Konfrontation zwischen einer "farbigen und sinnlichen" Volkskultur und der Ratio absolutistischer Herrschaft beruhen. Die neue Volkskultur-Forschung sollte die Erkenntnisse der älteren Sozial- und Wirtschaftsgeschichte stärker berücksichtigen. (KA)
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Deutsch
ISSN: 0340-2304
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